Test: Frankia I 8400 GD Platin / Laika Kreos 8809
Wer ist näher an der luxuriösen Oberklasse?

Wenn sich zwei ambitionierte Mittelklassemarken mit ihren Spitzenmodellen duellieren, dann geht es zur Sache. Wer pocht stärker an die Tür zur luxuriösen Oberklasse – Frankia oder Laika?

Vergleichstest Frankia Laika
Foto: Ingolf Pompe

Was sind die Insignien der Oberklasse? Ein hochwertiger Aufbau mit Aluminium beidseitig und Doppelboden etwa. Ein tragfähiges Chassis mit Heckantrieb, großem Motor und Automatik – okay. Eine ausgeklügelte Bordtechnik mit Warmwasserheizung und üppigen Wasser- und Stromreserven – auch das. Und nicht zuletzt das hochgesetzte Fahrerhaus.

Integrierte Wohnmobile

Die integrierten Topmodelle von Frankia und Laika

Mal abgesehen vom letzten Punkt können die beiden Integrierten, die in der oberen Mittelklasse beheimatet sind, hinter fast alle anderen Anforderungen einen Haken machen. Damit schleichen sich der Frankia I 8400 GD Platin und der Laika Kreos 8099 ziemlich nah an typische Oberklassemodelle von Concorde, Morelo, Niesmann + Bischoff und Co. heran. Allerdings setzen beide auf ganz unterschiedliche Wege und Philosophien. Nicht unbedingt bei den Grundrissen, denn die sind sehr ähnlich. Aber beim Basisfahrzeug – hier der prestigeträchtige Mercedes, dort der tragfähige Iveco –, bei der Doppelboden-Bauweise und nicht zuletzt im Ausbaustil.

Auch bei der Preisgestaltung ist die Vorgehensweise verschieden. Frankia packt in seine Platin-Topmodelle schon serienmäßig beinahe alles, was sonst die Aufpreislisten bevölkert – bis hin zu Aufbauklimaanlage, Solaranlage, Wechselrichter und vielem mehr.

Laika setzt den Grundpreis tiefer an. Die Serienausstattung ist ebenfalls umfangreich, aber nicht ganz so üppig wie beim Frankia. Am Ende liegen beide Testwagen auf ähnlichem Preisniveau. Worin unterscheiden sich also die beiden Spitzenmodelle und welches ist für wen der bessere Kauf?

Beide Modelle im Überblick

Vergleichstest Frankia Laika
Ingolf Pompe
Der Frankia hat in der Serienausstattung bereits einiges zu bieten - Dafür muss man tiefer in die Tasche greifen.

Modell: Frankia I 8400 GD Platin
Basisfahrzeug: Mercedes Sprinter 519 CDI, Heckantrieb, 140 kW/190 PS bei 3800/min, Siebengang-Automatikgetriebe
Testverbrauch: 15,2 L/100 km
Gurt-/Schlafplätze: 4/4
Zulässiges Gesamtgewicht: 5300 kg
Leergewicht 4380 kg*
Zuladung gesamt: 920 kg*
Länge: 8,59 m
Grundpreis: 155.900 Euro
Testwagenpreis: 155.900 Euro

Vergleichstest Laika
Ingolf Pompe
Laikas Grundpreis ist niedriger, allerdings muss man für nützliche Extras dazu bezahlen.

Modell: Laika Kreos 8009
Basisfahrzeug: Iveco Daily 65 C 21, Heckantrieb, 150 kW/205 PS bei 3050/min, Achtgang-Automatikgetriebe
Testverbrauch: 14,9 L/100 km
Gurt-/Schlafplätze: 4/4
Zulässiges Gesamtgewicht: 6500 kg
Leergewicht: 4670 kg*
Zuladung gesamt: 1830 kg*
Länge: 8,29 m
Grundpreis: 138.000 Euro
Testwagenpreis: 158.996 Euro

* für das promobil-Leergewicht wurde das Testmobil mit 100 % Kraftstoff, Frischwasser und Gas sowie Extras mit rund kg radweise gewogen.

Wohnen

Vergleichstest Frankia Tisch und Sitz
Ingolf Pompe
Etwas wacklig, aber geräumig: Die Sitzecke im Frankia

Bei geselligen Reisemobilisten hinterlässt der Frankia dank seiner großzügigeren Sitzgruppe sofort einen positiven Eindruck. Ein Teil der um 30 Zentimeter größeren Außenlänge steckt in den Seitenbänken. Die im Vergleich zum Laika stärker angeschrägten Rückenlehnen und das kuschelig-abgerundete Eckpolster erhöhen die Attraktivität weiter. Um die Cockpitsessel in die Sitzgruppe zu integrieren, müssen sie jedoch mit aufwendigen Hubkonsolen auf das gut 20 Zentimeter höhere Wohnraumniveau geliftet werden. Dadurch gelingt die Anbindung an den speziellen Frankia-Tisch.

Seine Platte lässt sich durch eine Schiebemechanik vergrößern und der kastenförmige Fuß mit zwei integrierten Flaschenhaltern kann in Bodenschienen verschoben werden. Das Ergebnis ist allerdings wackeliger als das einfachere Laika-Pendant mit feststehendem Fuß, einer mittelgroßen, nicht erweiterbaren Platte und einem Dreh-Schiebebeschlag, der die Tischfläche an alle Plätze heranführt oder auch Platz schafft im Gang. Die beigen Mikrofaserbezüge der Polster lassen die gemütliche Runde heller erscheinen als im Frankia, dazu trägt am Abend auch die stärkere Beleuchtung bei.

Beide Modelle zeichnen sich durch aufwendige, teils auch dimmbare Lampen aus, die eine stimmungsvolle Atmosphäre zaubern. Das Spiel auf der, nicht immer logisch platzierten, Schalterklaviatur will allerdings gelernt sein.

Vergleichstest Laika Fernseher
Ingolf Pompe
Ein schickes Extra: Der 32-Zoll-TV lässt sich im Laika aus der Lehne rausfahren.

Auch für den Fernsehabend findet sich die passende Lichtstimmung, bevor man die, im Frankia serienmäßige, Sat-TV-Anlage aktiviert. Der 22-Zoll-Bildschirm, der am Einstieg platziert ist, wirkt von den Fahrerhaussesseln aus jedoch arg klein. Da kann der Laika – gegen Aufpreis – deutlich mehr bieten. Sein 32-Zöller verbirgt sich hinter der aufgedoppelten Seitenbanklehne und ist damit nicht nur größer, sondern auch näher dran an den besten Plätzen. Allerdings sollte der Ausziehmechanismus des TV optimiert werden, denn er verhakt sich mit dem Fensterrollo.

Schlafplätze

Spätestens wenn das Spätprogramm nichts mehr bietet, lohnt es sich, die Betten aufzusuchen. Das Hubbett vorn bewegt sich im Frankia schon serienmäßig elektrisch. Im Laika muss dafür extra bezahlt werden. Darüber hinaus gibt es für beide noch eine weitere interessante Option: eine ausziehbare Bettverlängerung, die Längsschlafen ermöglicht.

So oder so sind beide Hubbetten leicht zugänglich, bequem gefedert und mit Schwanenhalslampen und mehreren Ablagen ausgestattet. Insbesondere beim Frankia lässt sich auf dem Ablagebord vorn eine halbe Bibliothek mitführen. Für kleine Kinder besser geeignet ist das Laika-Hubbett mit solidem Herausfallschutz und Vorhang zum Wohnraum.

Vergleichstest Frankia Einzelbetten
Ingolf Pompe
Das Kopfende des Bettes im Frankia ist elegant gewählt, zum Querschlafen reicht die Breite allerdings nicht aus.

Feine Schlafzimmer warten jeweils im Achterdeck auf müde Reisende. Zwei breite Stufen führen zu den Einzelbetten hinauf. Kleine Personen tun sich mit der Frankia-Treppe leichter, weil die obere Stufe größerund höher eingebaut ist. Während die Laika-Liegeflächen links und rechts unterschiedlich lang sind, unterbindet der Frankia mit identischen Maßen Streitereien.

Gravierender ist aber, dass sich die Laika-Betten am Fußende auf 64 und 54 Zentimeter verjüngen, weshalb die Bettdecke schon mal über die Kante rutschen kann. Andererseits stoßen die Laika-Matratzen auf 1,30 Meter Länge mittig aneinander – das ermöglicht Querschlafen ohne Umstände. Im Frankia ist die Querbettbreite nur etwa ein Meter – eine Erweiterung gibt es als Extra.

Aufstellbare Kopfteile und Tellerfedern statt Lattenrosten machen die Laika-Betten noch komfortabler. Praktisch: das dezente Nachtlicht, das nicht nur von den Einzelbetten, sondern auch vom Hubbett und vom Einstieg aus schaltbar ist. Geschickt sind auch die großen offenen Hängeschrank-Ecken, die als großzügige Ablagen dienen. Im Frankia sind hier nur je zwei Stofftaschen vorhanden.

Bad und Küche

Vergleichstest Laika Bad
Ingolf Pompe
Das Bad im Laika ist etwas enger, weshalb man es als Raumbad nutzen sollte.

Dafür punktet der Frankia mit rundum in schaumkaschierten Stoff gekleideten Wänden, der größeren Kopffreiheit und den langen Schwanenhalslampen mit USB-Ladebuchsen am Sockel. Das Schlafzimmer lässt sich jeweils mit einer Schiebetür vom Bad abtrennen. Zudem kann die, hier wie da, gebogene Badtür mit Klinkengriff und Knebelschloss über den Gang hinweg geschlossen werden, so dass ein Raumbad entsteht. Dann ist die Bewegungsfreiheit üppig. Will man das Bad aber solo benutzen, wird es auf der Toilette und am Waschtisch unbequem. Im Laika noch mehr als im Frankia, denn hier stört zudem eine Bodenstufe, und die Toilette ist für große Personen zu niedrig eingebaut.

Das Frankia-Bad gibt sich betont modern. Der Wasserhahn sprießt aus der Wand und das Waschbecken ist schüsselförmig auf den Unterschrank gesetzt.Nachteile: Rund um das Becken lässt sich schlecht putzen und es gibt keine Abstellfläche. Abhilfe für Letzteres schafft ein Brettchen im Unterschrank, das sich seitlich neben dem Waschbecken einstecken lässt – pfiffig. Die Ausstattung ist umfangreich: Handtuchstange, Seifenspender, Klorollenhalter, zwei Steckdosen und ein Sprossenheizkörper gehören dazu. Ein Fenster oder eine Dachhaube fehlt dagegen – auch in der Dusche. Zum Abziehen der feuchten Luft kann allenfalls die Klimaanlage bemüht werden, die im Dach über dem Gang installiert ist.

Das Laika-Bad hat sowohl ein Fenster als auch zwei Dachhauben. Ansonsten ist die Ausstattung etwas einfacher gehalten. Dafür trumpft die Dusche gegenüber mit praktischen Details auf. Nicht nur vier Ablageschalen für Duschgel und Shampoo hat sie dem Frankia-Pendant voraus, sondern auch zwei einlegbare Zwischenböden, die aus der Duschkabine flugs einen großen Schrank machen. Dazu kommen noch zwei Kleiderhaken und eine klappbare Kleiderstange. Letztere findet sich auch im Frankia – in edler Ausführung, wie auch der Rest der Einrichtung inklusive der Echtglastüren.

Wenn der Hunger kommt, fällt der Blick auf die Küche. Frankia gönnt der Kombüse ein gutes Stück mehr Platz – echte Arbeitsfläche gibt es dennoch nicht viel. Dafür vier Abdeckplatten, die äußerst variabel einsetzbar sind, etwa als Teil einer schubladenartigen Arbeitsplattenerweiterung.

Vergleichstest Frankia Hubbett
Ingolf Pompe
Mehr als ein Notbehelf ist das Hubbett im Frankia vorn. Es zeichnet sich besonders durch große Ablagen auf dem Frontbord und in den Seitenregalen aus.

Ungewöhnlich ist auch die Aufteilung in einen auftisch-montierten Zweiflammkocher und einen versenkt platzierten, großen Einzelbrenner. Ein Ablagebord mit Steckdose bietet sich als Kaffeemaschinen-Platz an. Reichlich Schubladen und Auszüge machen den Stauraum gut nutzbar. Ergänzt durch den Kühlschrank gegenüber mit 160 Liter Inhalt und Gas-Backofen obendrüber.

Die kleinere Laika-Pantry lockt mit Kunststein-Oberfläche und hinterleuchtetem Display als Wandverkleidung. Auf der Spülenabdeckung kann man gut arbeiten, denn in der Ecke gibt es noch ein separates Ausgussbecken, sogar mit einem Rost, um gespülte Teller abtropfen zu lassen. Unten aus dem Hängeschrank lässt sich ein Kaffeemaschinenlift ausziehen. Die Mechanik arbeitet allerdings etwas widerspenstig und eine integrierte Steckdose fehlt. Der Laika-Backofen ist mit dem Dreiflammkocher kombiniert. Über dem ebenfalls 160 Liter großen Kühlschrank findet sich hier noch eine 230-Volt-Mikrowelle.

Beladen

Schon aufgrund der Fahrzeuglängen erwartet man in diesen Modellen reichlich Stauraum – und den bekommt man auch. Im Laika-Heck steht eine geräumige Garage mit großen Seitentüren, Verzurrschienen, Beleuchtung und Beheizung bereit – lediglich abgeteilte Fächer für Kleinteile sucht man hier vergeblich. Dafür gibt es links an der Decke eine Besonderheit: eine Zurrschiene mit speziellen Kunststoffösen, die zum Aufhängen von Sportkleidung wie Skijacken oder Neoprenanzügen gut geeignet ist.

Vergleichstest Laika Heckgarage
Ingolf Pompe
Laikas Heckgarage ist größer, optional kann man auch eine Roller-Ladehilfe dazukaufen.

Die Frankia-Garage ist schmaler geschnitten, bis zu vier Fahrräder kann man aber auch hier unterbringen. Neben einer Seitentür gibt es noch eine besonders große Heckklappe, die einfachen Zugang zum Sichern der Ladung schafft. Drei weitere Außenstaufächer nehmen Kleinzubehör auf – in einem davon steht eine serienmäßige Ersatztoilettenkassette bereit.

Auch im Laika sind noch drei Außenstauräume verfügbar, sie sind aber als Schürzenfächer mit unisoliertem Blechkorpus konstruiert. Über dem Leiterrahmen gehen sie in ein flaches Durchladefach im Doppelboden über. Insgesamt ist dieser Stauraum allerdings ziemlich verschachtelt.

Große Kleiderschränke stehen bei beiden Kontrahenten im Wohnraum zur Verfügung. Im Frankia sind es ein stattliches Exemplar zwischen Kühlschrank und Bad sowie zwei weitere unter den Bettenden, die mit weit ausziehbaren Kleiderstangen ausgestattet sind.

Der Laika stellt den Reisenden je einen raumhohen Kleiderschrank vor und je zwei Schubladen unter jedem Einzelbett bereit. Beim Hängeschrankraum liegt der längere Frankia etwas vorn. Und nur er hat drei von innen zugängliche Doppelbodenfächer.

Getrübt wird der positive Stauraumbefund aber durch eine kritische Gewichtssituation an der Vorderachse des Frankia. Räder und Achse des Sprinter haben eine deutlich geringere Tragfähigkeit als die des Daily unter dem Laika. Hier sollte dringend an einer Verbesserung der Gewichtsverteilung gearbeitet werden. Denn die Hinterachse hat noch Luft und auch insgesamt reicht es gut. Der Laika ist dagegen über nahezu jeden Zuladungszweifel erhaben. Insgesamt sind noch 1830 Kilo übrig.

Technik

Beim Frankia in Platin-Ausführung ist die Thermo-Guard-Plus genannte Bauweise bereits serienmäßig: Der außen komplett in GfK gehüllte und mit XPS-Schaum isolierte Aufbau ist zudem inwändig mit Mikrofaser-bezogenem Aluminium beplankt und damit komplett holzfrei gebaut. Auch der Laika verzichtet auf tragende Holzelemente, die Innenwand besteht jedoch ganz konventionell aus foliertem Sperrholz.

Unterschiede zeigen sich auch bei der Doppelboden-Konstruktion. Während Frankia auf der Sandwich-Bodenplatte aus Holzelementen einen flachen Keller aufbaut, sitzt beim Laika die Isolierschicht in der Fußbodenplatte. Der ähnlich hohe Zwischenboden ist nur mechanisch, aber nur teilweise thermisch von der Umgebung abgetrennt.

Vergleichstest Laika Eingang
Ingolf Pompe
Praktisch: Sogar für den Beifahrer gibt's im Laika eine Tür mit Trittbrett..

Hochwertige Strauraumtüren und -klappen, meist mit praktischer Vorschließfunktion, gibt es hier wie da. Der Frankia setzt auf Alu-, der Laika auf PU-Rahmenfenster. Beide haben hochwertige Aufbautüren – im Laika ist sie angenehme zehn Zentimeter breiter. Der Kreos ist außerdem einer der wenigen Integrierten, die eine echte Beifahrertür haben, in diesem Fall sogar mit automatisch ausfahrender Trittstufe.

Die Cockpit-Scheiben des Laika lassen sich mit etwas fummelig bedienbaren, aber gut isolierenden Hohlkammer-Faltvorhängen verdunkeln. Bequemer haben es die Frankia-Nutzer mit einem elektrisch absenkbaren Rollladen an der Frontscheibe. Die Seitenfenster sind sogar doppelt verglast und zusätzlich gibt es auch noch Hohlkammer-Faltvorhänge.

Damit kann der Frankia mit einer besseren Rundumdämmung für den Wintereinsatz aufwarten. Beheizt werden beide mit Alde-Warmwasser-Öfen. Der Frankia erwärmt die Frontscheibe mittels eines Boosters, der Luft durch Konvektoren hindurch in ein Rohr mit mehreren Auslässen bläst.

Der Laika platziert einfach zwei Konvektoren unterhalb der Scheibe. Mit gleich zwei Boostern, die in den Fahrersitzkonsolen eingebaut sind, bekämpft erden fast immer schlecht isolierten und darum kalten Fußraum unter dem Armaturenbrett. Reichlich Konvektoren erwärmen hier wie da die Sitzgruppe. Der Frankia verlegt zudem Heizschlangen im Fußboden – sehr angenehm. Fein ist auch der Sprossenheizkörper im Bad. Zudem kann die Schlafzimmerschleife mittels Absperrventil abgekoppelt werden. Im Laika geht das noch kommoder mit Hilfe eines separaten Thermostats.

Vergleichstest Frankia Schlau und Kabel
Ingolf Pompe
Völlig von der Rolle: Den Wasserschlauch und das Stromkabel kann man im Frankia ganz einfach über die Rolle rausziehen.

Bei der Bordtechnik trumpft der Frankia groß auf. Seit Jahren verfolgt die Marke die Idee der zentralen Ver- und Entsorgung und optimiert sie immer weiter. Hinter der großen Serviceklappe links finden sich nicht nur die Ablasshähne für den Abwassertank und die Wasserleitungen sowie der Frostwächter für die Heizung, sondern auch fest installierte Rollen mit Stromkabel und Wasserschlauch, die das Versorgen sehr vereinfachen. Der Laika kann damit kontern, dass er die Schalter für die zwei elektrischen Schieber der Abwassertanks und das Ablassventil des Frischwasserreservoirs in der Heckgarage zusammenführt.

Das zweite große Plus des Platin-Frankia ist seine umfassende Elektroabteilung. Zwei Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien mit 220 Ah, ein 90-A-Ladebooster, vier 100-W-Solarzellen und ein 1700-W-Wechselrichter sind Serie. Damit kann die ebenfalls aufpreisfreie Dachklimaanlage sogar eine gewisse Zeit autark betrieben werden.

Der Laika ist da serienmäßig konventioneller unterwegs mit einer 100-Ah-AGM-Batterie – immerhin, der Platz für einen Zweitakku ist vorbereitet.

Preis & Service

Vergleichstest Frankia Küche
Ingolf Pompe
Die Küche im Frankia gewährt viel Platz zum Kochen.

Von der All-inklusive-Preisgestaltung des Platin-Frankia war schon anfangs die Rede. Sie sorgt dafür, dass der Preis des sehr üppig bestückten Testwagens mit dem Grundpreis identisch ist. Wer denkt, auch ohne Dachklimaanlage, Wechselrichter und Dolby-Surround-Lautsprechersystem ganz gut auskommen zu können, und lieber gezielt seine Extras aussuchen möchte, kann alternativ aber auch zum "normalen" Modell I 8400 GD aus der M-Line greifen. Den gibt es ab rund 130 000 Euro und er kommt auch in dieser Basisversion keineswegs kärglich daher.

Kauft man die Platin-Variante, hat man vom Fleck weg ein top ausgestattetes Spitzenmodell, das insbesondere im Bereich der Stromversorgung, aber auch beim Wasservorrat mit einer außergewöhnlichen Autarkie glänzen kann. Trotz des hohen Einstiegspreises ist das Verhältnis zur gebotenen Leistung attraktiv.

Vergleichstest Laika Küche
Ingolf Pompe
Deutlich kompakter: In der Laika-Kombüse kann man sich weniger ausbreiten, praktisch ist sie trotzdem.

Auch Laika packt schon in die Serienausstattung sehr viel hinein. Weder für die Achtgangautomatik, die Hinterachsluftfeder noch das 6,5-Tonnen-Chassis muss tiefer in die Tasche gegriffen werden.

Es bleiben aber dennoch ein paar sinn- und reizvolle Extras wie etwa die Zweitbatterie, das große TV-Gerät, die Kocher-Backofen-Kombi oder das elektrisch absenkbare Hubbett, die den Preis dann noch weiter nach oben treiben.

Leicht nach vorn bringt am Ende den Frankia in diesem Kapitel zudem die zehn Jahre währende Dichtigkeitsgarantie – vier mehr als beim Laika.

Fahren

Seit der letzten Überarbeitung hat das Iveco-Daily-Cockpit ein gutes Stück seines Nutzfahrzeugcharakters abgelegt. Das gilt auch für den Fahrkomfort, seit es die moderne Achtgang-Wandlerautomatik gibt, die beim Laika sogar serienmäßig ist. Für den 205-PS-Topmotor fallen dagegen Extrakosten an, doch auch mit dem 180-PS-Serienaggregat sollte man vernünftig vorankommen.

Ohne Aufpreis ist dagegen die Hinterachse mit Vollluftfedern ausgestattet. Das tut gut – so feinfühlig wie die Sprinter-Federung spricht sie aber trotzdem nicht ganz an.

Vergleichstest Laika Fahrerhaus
Ingolf Pompe
Der Laika punktet im Fahrverhalten vor allem mit einer stabilen Straßenlage.

Der Mercedes besticht zudem mit seinem einzigartigen Sechszylindermotor, der mit Drehfreude gefällt und – ebenso wie die Siebengang-Wandlerautomatik – beim I 8400 GD keinen Cent extra kostet. Am Volant des mit 5,3 Tonnen Gesamtgewicht komplett ausgereizten Sprinter-Fahrgestells wird aber auch spürbar, dass speziell die Vorderachse mit dem besonders üppig ausgestatteten Platin-Integrierten ihre liebe Mühe hat. Auf kurvigen Landstraßen, womöglich mit Lkw-Gegenverkehr, ist erhöhte Aufmerksamkeit beim Lenken erforderlich. Der Laika steht nicht nur optisch stämmiger auf seinen großen Rädern, sondern liegt auch stabiler auf der Straße. Unzeitgemäß: die fehlenden Airbags im Daily-Integrierten.


Test-Wertung der beiden Modelle

(maximal 5 Punkte möglich)

Wohnen – Frankia: 3,9 Laika: 3,9

Frankia und Laika liefern sich im Wohnkapitel ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Auch in den Unterpunkten kann sich keiner spürbar absetzen. Bei Küche und Bad hat der Frankia leicht die Nase vorn. Der Laika punktet dafür etwas mehr bei den Betten und im Möbelbau.

Beladen – Frankia: 3,5 Laika: 3,9

Der Laika hat zwar die größere Garage, insgesamt steht im längeren Frankia außen und innen aber mehr Platz zur Verfügung. Problematisch ist aber dessen Gewichtssituation an der Vorderachse – beim Laika dagegen fast alles im grünen Bereich.

Technik – Frankia: 4,3 Laika: 4,0

Das Technik-Kapitel entscheidet der Frankia für sich. Sein Aufbau ist etwas wertiger, die Bordtechnik äußerst üppig bestückt. Der Laika liegt bei Sicherheit und Beleuchtung vorn.

Preis & Service – Frankia: 3,3 Laika: 3,2

Beide kosten und bieten viel – der Frankia noch etwas mehr. Zudem gewährt er vier Jahre mehr Dichtigkeitsgarantie.

Fahren – Frankia: 3.5 Laika: 3,8

Der Laika schwächelt bei der Fahrsicherheit aufgrund der fehlenden Airbags. Dafür punktet er mit seiner stabilen Straßenlage gegenüber dem wankelmütigen Frankia auf Mercedes.

Fazit

Was knapp unter der Linerklasse geht, zeigen die beiden Topmodelle von Frankia und Laika mit jeweils ganz eigenem Temperament. Der Frankia punktet mit dem höherwertigen Aufbau und vor allem der konsequent auf Autarkie ausgelegten Bordtechnik. Sein Mehr an Länge steckt er in eine größere Küche und Sitzgruppe. Reine Geschmackssache ist die Wahl zwischen dem eher nüchtern-modernen Stil des Frankia und dem gemütlich-edlen Laika-Interieur. Beim Fahren und Beladen hat Letzterer die Nase vorn. Das liegt vor allem an der tragfähigen und jetzt auch komfortablen Iveco-Daily-Basis, die gegenüber dem Mercedes Sprinter aufgeholt hat.

Die aktuelle Ausgabe
Promobil 06 / 2023

Erscheinungsdatum 03.05.2023

148 Seiten