„Die sind doch sowieso alle gleich“ – wer sich in der Brot-und Butter-Klasse der Querbett-Campingbusse umschaut, könnte leicht diesen Eindruck gewinnen. Viele Marken wollen heute an der Erfolgsgeschichte teilhaben, die vor mehr als zehn Jahren mit dem Pössl 2Win begann. Die große Konkurrenz sorgt dabei für spitz kalkulierte Preise. Also, einfach den billigsten nehmen? Wer das Modell herausfinden möchte, das wirklich am besten zu einem passt, muss schon etwas genauer hinschauen, denn Unterschiede gibt es durchaus – wie dieser Ratgeber zeigt.
Gibt es Alternativen zum Fiat-Ducato-Basisfahrzeug?
Als Ausbaubasis kommt in dieser Klasse fast ausschließlich der Fiat Ducato zum Einsatz. Neben dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis ist seine unerreichte Raumökonomie ein wichtiger Pluspunkt. Der gedrungene Vorderwagen und die relativ geraden Wände ermöglichen trotz kompakter Gesamtabmessungen so viel Wohnraum wie bei keinem vergleichbaren Kastenwagen. Darum kommt die einzige Konkurrenz in dieser Übersicht vom weitgehend baugleichen Citroën Jumper. Die Schwestermarken Pössl, Globecar und Clever bieten beide Transporter wahlweise an und locken für die französische Varianten mit über 1000 Euro Preisvorteil – was spricht dagegen, diesen Nachlass mitzuehmen?
Die wesentlichen Unterschiede liegen bei den Motoren. Außer dem identischen Top-Aggregat mit 177 PS setzt Citroën auf einen eigenen 2,2-Liter-HDi-Motor in drei Leistungsstufen mit 110, 130 und 150 PS. Der HDi läuft nach dem Kaltstart zwar etwa rauer und bevorzugt eher die höheren Drehzahlbereiche, ist ansonsten aber sehr vergleichbar mit dem 2,3-Liter-Multijet-Motor, den Fiat in den mittleren beiden Leistungsklassen verwendet.
Als Basismotor kommt im Ducato dagegen ein 2,0-Liter-Aggregat mit 115 PS zum Einsatz. Wer aus Kostengründen über diese Einstiegsmotorisierung nachdenkt, sollte sich hier nicht von den fünf Mehr-PS des Fiat blenden lassen. Der etwas größere Hubraum des Citroën-Motors, aber vor allem sein generell sechs- statt fünfgängiges Getriebe versüßen hier den Griff zur günstigeren Basis zusätzlich. Für die stärkeren Motorvarianten spricht – hier wie da – neben mehr Fahrkomfort auch ein mutmaßlich einfacherer Wiederverkauf.
Letzterer ist neben dem deutlich engmaschigeren und spezialisierten Servicenetz auch ein weiteres Argument zugunsten des, bei den genannten Marken zwar teureren, aber eben auch deutlich gängigeren Fiat Ducato. Unabhängig vom Fiat- oder Citroën-Emblem am Kühlergrill stellt sich die Frage, welche Chassis-Variante man wählen soll, und damit, wie viel Zuladung verfügbar ist. Die reisefertigen Leergewichte der zehn Kandidaten liegen zwischen 2740 und 2892 Kilogramm – das sind immerhin rund 150 Kilo Differenz.
Gewicht je nach Innenausstattung
Die Gewichtsunterschiede sind aber nicht nur einer schwereren oder leichteren Ausbaukonstruktion und verschiedenen Ausstattungsniveaus zuzuschreiben, zu beachten ist auch, dass die Wassertanks bis zu 40 Liter im Fassungsvermögen differieren und der Gewichtsangabe teils eine Fahrstellung von 20 Liter zugrunde liegt.
Alle Marken setzen zum Grundpreis auf das Fahrgestell mit 3,3 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Spürbar mehr Luft verschafft das empfehlenswerte 3,5-Tonnen-Chassis. Aber Achtung, es kostet zwischen 300 und stolzen 800 Euro Aufpreis oder ist bei manchen Marken in die stärkeren Motorisierungen eingepreist. Das noch weiter auflastbare, generell mit den größeren 16„-Rädern ausgestattete Heavy-Chassis ist vor allem ein Fall für vollausgestattete Fahrzeuge und wenn die Nutzer zusätzlich noch einen Motorroller auf einem Heckträger mitnehmen, oder einen größeren Anhänger ziehen wollen.
Der Ausbaustil in der Einsteigerklasse ist nicht zwangsläufig von schlichter Natur. Schränke mit geraden Fronten ohne viel Zierrat sind hier zwar nach wie vor zu finden, aber auch schon aufwendigere zweifarbige Möbel, teils mit gefälligen Rundungen und elegant integrierten indirekten Beleuchtungen – wie bei Adria und Hobby, die mit ihren Modellen aber nur noch knapp unter 40 000 Euro bleiben.
Interieur je nach Vorlieben
Was gefällt, ist immer auch Geschmacksache. Da ist es gut zu wissen, dass neben verschiedenen Polsterdekoren teils auch unterschiedliche Möbeloberflächen zur Wahl stehen, teils sogar aufpreisfrei wie bei Hobby. Andere bieten Alternativmöbel als Sonderausstattung, wie die grau-silbernen Titan-Möbel bei Adria oder die drei alternativen Holz- und Uni-Dekore bei Clever.
Variationsmöglichkeiten ergeben sich aber auch daraus, dass mehrere Marken oft zu einer Gruppe gehören oder als Lohnauftrag in der gleichen Produktion entstehen und dadurch die mehr oder weniger gleiche Ausbaukonstruktion in unterschiedlichen Interieurstilen angeboten wird. Karmann und Roller Team etwa gehören zur französischen Trigano-Gruppe, die in einem auf Campingbusse sepzialisierten Werk in Italien außer den genannten auch Parallelmodelle für die Marken Chausson und Challenger fertigt.
Wo kommen die günstigen Camper her?
Die Fahrzeuge von Pössl und der Schwestermarke Globecar werden mehrheitlich bei Dethleffs in Isny produziert. Im Angebot sind jeweils dieselben Grundrisse mit unterschiedlichen Ausbaustilen und etwas abweichender Ausstattung. Zu Pössl gehört seit einiger Zeit außerdem die junge Marke Clever, deren Ausbauten allerdings in einem eigenen Werk in Ungarn entstehen.
Auch die Knaus-Tabbert-Gruppe hat ein Werk in Ungarn, wo Campingbusse für die eigene Marke Knaus und die Tochtermarke Weinsberg gefertigt werden, aber auch für die Hausmarken Van-Tourer des Intercaravaning-Händlerverbunds und Orangecamp für Brinkmann Caravan. In Slowenien ist Adria ansässig. Neben den eigenen, bewährten Twin-Modellen werden dort auch die beiden günstigen Flexo-Busse der Tochtermarke Sun Living produziert, die sich als leicht abgespeckte, aber mit kräftigen Polsterfarben junge, frische Alternativen anbieten.
Hobby Vantana ist der Neue in der Gruppe
Und schließlich der jüngste Zugang der Klasse, der Hobby Vantana, der als Solitär am Stammsitz der Marke im schleswig-holsteinischen Fockbek ausgebaut wird.
Der Newcomer aus dem Norden hat sich die erfolgreichen Konkurrenzmodelle offenkundig genau angeschaut, Gutes übernommen und wo möglich sogar getoppt. Sein Heckdopppelbett etwa setzt sich mit 1,60 Meter Breite an die Spitze des Feldes. Es hilft auch dabei, den mit rund 1020 Liter größten Stauraum darunter anbieten zu können. Immerhin zwei Drittel der Matratzenfläche liegen auf einem Lattenrost auf, und die Wände sind sauber mit gummierten Kunststoff-Formteilen verkleidet.
Schlaf- und Stauraum in den kompakten Campern
Mit schaumkaschiertem Stoff sogar noch etwas kuscheliger ausgeschlagen sind die Wände im Van-Tourer und im Weinsberg. Ähnliche Breite erreicht das Bett zumindest auf einer Seite im Pössl 2Win R, der bei Globecar Campscout R heißt. Ohne “R„ in der Modellbezeichnung der beiden, sind die Betten allerdings nur 1,30 bis 1,40 Meter breit und gehören somit zu den schmalsten in dieser Übersicht.
Mindestens zwei Drittel der Matratzenfläche liegen bei Adria, Globecar, Hobby, Pössl und Sun Living auf einem Lattenrost auf, bei den anderen teils nicht mal die Hälfte – ein Nachteil für Komfort und Unterlüftung. Die niedrigsten Einstiegshöhen ins Bett findet man bei Karmann und Roller Team, die für den Stauraum darunter allerdings eine Abtrennung zum Gang hin vermissen lassen. Die kleinsten Gepäckabteile stellen Van-Tourer und Weinsberg bereit, die größten, wie erwähnt Hobby, gefolgt von Pössl und Globecar. Alle bieten die Möglichkeit, für umfangreichere Transportaufgaben, die Betten zur Seite zu räumen oder ganz herauszunehmen.
Wer gerne mit Jackett und gebügeltem Hemd auf Reisen geht, legt Wert auf einen entsprechend geräumigen, gut nutzbaren Kleiderschrank. Die größten Exemplare finden sich dort, wo er unter dem Kühlschrank seinen Platz findet, wie im Adria, Hobby, Pössl und Weinsberg. Besseren Zugriff hat man aber natürlich bei Einbau in Augenhöhe. Dann hilft eine quer angebrachte Stange wie im Globecar und Van-Tourer, damit Kleiderbügel auch vernünftig hineinpassen. Zwischen Kühlschrank und Heckbett quetscht der Clever seinen Minikleiderschrank – er ist eher ein Fall für Träger knautschunempfindlicher Freizeitkleidung. Einzig der Adria bietet sogar noch einen zweiten schlanken Kleiderschrank zwischen dem Bad und der Sitzbank.
Im “Bad„ wird's bei allen eng
Am Badkonzept scheiden sich die Geister. Alle Marken haben das klassische Kompaktbad im Programm, das den Gang nicht mit beansprucht, aber mit dem Bewegungsraum ziemlich haushalten muss. Zum Duschen wird’s dabei meist eng, und als Abtrennung muss ein herkömmlicher Vorhang reichen. Mit einem verschiebbaren Waschbecken sorgen Karmann, Roller Team und Sun Living für mehr Platz beim Abbrausen. Van-Tourer und Weinsberg halten den Vorhang durch einen eingenähten, aufpumpbaren Fahrradschlauch auf Abstand zum Körper.
Einen beachtlichen Zuwachs an Bewegungsfreiheit, besonders zum Duschen, bieten sogenannte Raumbäder. Bei diesem Konzept ist der Sanitärraum erst dann nutzbar, wenn man die als Gliederschiebetüren ausgeführten Abtrennungen in den Gang hinein um sich herumzieht. So entstehen richtige Duschkabinen und nebenbei ein Sichtschutz für den Heckteil, etwa zum Umziehen, oder wenn einer früher schlafen gehen möchte. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass während der Badbenutzung der Gang nach hinten und meist auch der Zugriff auf Kleider- und Kühlschrank für den Partner blockiert ist. Paralleles Duschen und Kochen ist somit schwierig. Adria, Globecar, Hobby und Pössl bieten die Raumbadoption.
Kühlschranke und Heizungen – heiß und cool?
Wer auf viel Kühlraum Wert legt, findet die größten serienmäßigen Exemplare bei Van-Tourer, Roller Team, Karmann und Clever. Pössl und Adria kontern dagegen optional mit 140 oder gar 145 Liter großen Kühlschränken. Manche setzen dabei auf die Kompressor-, andere auf die Absorbertechnik. Der Absorber läuft leiser und sowohl mit Strom als auch mit Gas. Der Kompressor kühlt dagegen auch bei höheren Außentemperaturen und bei Schräglage noch zuverlässig weiter. Je nach Reisegewohnheiten ist das eine oder andere geschickter. Gegen Aufpreis ist meist auch die alternative Kühltechnik verfügbar.
Ganz ähnlich ist die Sache bei der Heizung gelagert. Die meisten Modelle dieser Auswahl setzen auf Gasöfen, Karmann und Roller Team heizen serienmäßig mit Diesel. Viele Marken bieten die andere Variante aber auch wahlweise an. Wer häufig Passagiere mitnimmt, goutiert eine bequeme Rückbank. Clever lockt bereits serienmäßig mit einer fein ausgeformten Bank und gegen Aufpreis sogar mit Einzelsitzen. Ähnliches bekommt man bei Hobby, Pössl und Globecar. Adria und Sun-Living glänzen mit der Option für Isofix-Kindersitze.
Die große Preisfrage
Bleibt am Ende noch der Preis: 32.490 Euro für den Clever sind eine starke Ansage, und dabei bietet er mit der besonderen Sitzbank, einem 90-Liter-Kühlschrank und den Rahmenfenstern schon eine beachtliche Serienausstattung. Der Roller Team ist das zweitgünstigste Modell dieser Übersicht. Mit 1699 Euro Nebenkosten ist er aber auch ein Beispiel dafür, dass der Listenpreis allein noch nicht alles aussagt – wichtig ist der Preisvergleich mit allen Kosten in der persönlichen Wunschausstattung.
Wenn es nicht ganz auf den letzten Cent ankommt, lohnt sich auch ein Blick auf die Marken und Modelle die etwas über 40.000 Euro liegen. So oder so sollte die Auswahl aber auf jeden Fall groß genug sein, um einen passenden “Traumbus„ für die eigenen Wünsche und Ansprüche zu finden.