Mehr als sechs Jahre ist es nun schon her, als Pössl den Revolution vorstellte. Sein Grundriss mit dem bis an die Decke fahrenden Bett im Heck macht dem Namen bis heute alle Ehre. Kein anderes Konzept hat auf Knopfdruck so viel Stauraum zu bieten, ohne dass man dabei grundsätzliche Abstriche in Sachen Wohnlichkeit in Kauf nehmen muss. Dennoch scheint die Zeit reif für eine Weiterentwicklung, eine Evolution. Nicht jeder wünscht und braucht die beim Revolution gewählte maximale Dachhöhe, die den Citroën Jumper oder Fiat Ducato doch sehr mächtig wirken lässt.
Der neue Roadcruiser Evolution kommt mit dem gängigen mittelhohen Dach aus und beherrscht dennoch alle Hecktricks des Revolution. Auch hier lässt sich das hintere Längsbett schnell und einfach in der Höhe verstellen: von einer unteren Position – die einen besseren Zugang erlaubt als die meisten Einzelbettenmodelle – bis hin zur höchsten Stellung unter den Hängeschränken. Dann entsteht eine maximal 1,70 Meter lange Heckgarage mit 1,30 Meter Luft nach oben. Respektabel, doch wer zwei Fahrräder im Wagen unzerlegt mitnehmen und darüber noch schlafen will, muss weiterhin zum Revolution greifen. Dafür reicht der Platz im Evolution nicht aus.
Ungewöhnlich viel Stauraum
Andererseits bringt der neue Grundriss – auch gegenüber dem Revolution – einen anderen Raumvorteil mit, der beim Transport oder einer langen Reise sehr willkommen ist: Sein Stauraum nutzt praktisch die gesamte Breite zwischen den überbauten Radkästen. Das ergibt gut 1,30 Meter. Ein bisschen revolutionär ist das auch, denn fast alle Campingbusse dieser Art müssen im Gepäckraum auch Gas und Wasser bunkern. Pössl geht beim Evolution einen anderen Weg, montiert den (optional isolierten) Frischwassertank unterflur und baut eine Dieselheizung und einen Kompressorkühlschrank ein. Dadurch beschränkt sich der Gasverbrauch allein aufs Kochen, wofür eine kleine Campingaz-Flasche im Küchenblock ausreichen sollte.

Ausreichend Platz zum Schlafen
Somit passen Klappstühle und Co. auch unter das Bett, wenn es in niedrigster Position verharrt. Das wiederum erlaubt dem Evolution eine weitere Einsatzmöglichkeit als Familienmobil für vier Personen. Bestellt man ein (leicht herausnehmbares) Zusatzbett mit, wird die serienmäßige Liegefläche zum Etagenbett. Die Innenhöhe reicht dafür allemal aus und verglichen mit Sechs-Meter-Modellen, die vier Liegeplätze quer im Heck unterbringen, ist der längere Evolution hinsichtlich Bettgröße und -zugang eine Klasse für sich.
Auch für Paare ist das Hubbett nicht zu unterschätzen. Ein Matratzenmaß von 1,87 x 1,57 Meter erinnert zwar an die Abmessungen von Querbetten, stellt sich in der Praxis aber ganz anders dar. In allen Richtungen hat die Fläche einige Zentimeter Luft, so dass sich eher gefühlte Abmessungen von zwei Meter Länge und 1,80 Meter Breite ergeben. Dass die Fläche auf der Fahrerseite etwas kürzer ausfällt, merkt man übrigens kaum. Gegenüber den bei 6,36 Meter langen Campingbussen üblichen Einzelbetten verzichtet die Evolution-Matratze auf einen Einschnitt am Zustieg, was hier nicht weiter stört und den Kuschelfaktor entscheidend erhöht.

Warum an dieser Stelle so viel von Betten zu lesen ist? Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich die Weiterentwicklung der übrigen Einrichtung in Grenzen hält. Dem hier gezeigten Exemplar sieht man das allerdings gar nicht so an, denn mit den optionalen Elegance-Möbeln ist der Pössl optisch auf der Höhe der Zeit. Als Mitglied der D-Line, die bei Dethleffs gebaut wird, kommt der Roadcruiser Evolution in der Serienausstattung dagegen recht klassisch daher. Auch der bei Campingbussen inzwischen so beliebte Dachausschnitt über dem Fahrerhaus – für bessere Bewegungsfreiheit und ein Panoramadach – bleibt dem Evolution vorenthalten. Er würde etwas mehr Weite in den sonst gut ausgenutzten Raum bringen. Zumindest für Paare wäre das eine gute Option. Beim Einsatz als Familienfahrzeug freut man sich unverändert über das offene Staufach über dem Cockpit. Ein Kleiderschrank ist zwar vorhanden, aber nur durch Bücken erreichbar und wäre mit der Garderobe von vier Personen überfordert.
Kleine Küche mit wenig Arbeitsfläche
Die Küche kommt bei einer größeren Besatzung zwangsläufig an ihre Grenzen, schlägt sich aber wacker. Gut gefällt der Kühlschrank, der gut einsehbar ist und sich deshalb auch effizient bis auf den letzten Kubikzentimeter befüllen lässt. Das gilt ebenso für die breiten Auszüge im Küchenblock. Knapp wird es dagegen mit der Fläche. Für handfeste Küchenarbeiten kommt vor allem die abgedeckte Spüle in Frage, zum Abstellen die ausklappbare Zusatzfläche.

Die oft diskutierte Frage, ob nun ein Kompressor- oder Absorberkühlschrank die bessere Wahl ist, lässt Pössl offen und bietet ein größeres Absorbermodell (auf Kosten des Kleiderschranks) als Option an. Im Evolution passt das aber nicht richtig ins Konzept, denn sonst muss man die kleine Gasflasche im Sommer häufig tauschen. Besser investiert man in eine zweite Bordbatterie, um sich mit dem Serienkühlschrank mehr Unabhängigkeit vom Landstrom zu erkaufen.
Badaufbau mit Vor- und Nachteilen
Keine Optionen lässt Pössl den Evolution-Käufern beim Bad. Der in den Gang erweiterbare Sanitärraum ist inzwischen seit Jahren bekannt, polarisiert aber nach wie vor. Wird das Bad in voller Größe genutzt, blockiert es für alle anderen Mitreisenden den Durchgang vom Schlafzimmer zum Wohnraum sowie den Zugriff auf Kühl- und Kleiderschrank. Braucht man das Bad nicht, machen die Bodenstufe durch die abgedeckte Duschwanne und die zurückgeschobenen Faltwände nicht unbedingt einen aufgeräumten Eindruck. Auf der anderen Seite gewinnt man durch die Schiebetüren unbestritten an Sanitärkomfort. Besonders das Duschen gelingt viel entspannter als in Kombibädern. Allerdings fehlt hier eine Dachluke. Außerdem muss man das Fahrzeug exakt waagerecht abstellen, denn die Bodenwanne ist flach. Der Platzvorteil macht sich ebenso auf dem WC oder bei einer Verbeugung vor dem Waschbecken bemerkbar.
Wählerisch dürfen Evolution-Kunden wiederum beim Basisfahrzeug sein. Wie bei Pössl üblich, kommen Citroën Jumper oder Fiat Ducato in Frage. Beide haben zur Saison 2020 hinzugewonnen: der Citroën durch einen hubraumstärkeren Motor, der mit dem früher von Ford übernommenen 2,2-Liter-Turbodiesel nichts zu tun hat; der Fiat durch ein optionales Automatikgetriebe, das der Citroën nicht bieten kann.

Seit kurzem gehören beide Marken zum gleichen Konzern. Wer weiß, wie lange die Franzosen noch durch attraktive Preise ihre Marktanteile ausbauen dürfen? Im Moment ist der Citroën jedenfalls die günstigere Alternative. Und auch für sich betrachtet stimmt der Preis – obwohl noch ein Pflichtpaket für rund 2000 Euro hinzukommt. Mit einem Grundpreis von unter 45.000 Euro ist der Evolution sogar nur unwesentlich teurer als der erste Revolution vor über sechs Jahren. Und genau wie damals muss auch der neue Hubbett-Pössl kaum Wettbewerber fürchten.
Basisinformationen Pössl Roadcruiser Evolution (2020)

Gurte/Schlafplätze: 4/2–5
Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg
Länge/Breite/Höhe: 6,36/2,05/2,61 m
Grundpreis ab: 45.599 Euro
Wertung
(Maximal 5 Punkte möglich)
Sitzgruppe: 3 Punkte
Möbelbau: 3 Punkte
Schlafen: 4,5 Punkte
Sanitär: 3,5 Punkte
Küche: 3,5 Punkte
Pössl D-Line | |
Grundpreis | 46.299,00 € |
Aufbau | Campervan |
Maße | 636 x 205 x 283 mm |
Leistung | 102 kW / 140 PS |
Motor | 2.2 BlueHDi |
Sitze mit Gurt | 4 bis 4 |
Schlafplätze | 2 bis 5 |