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Trigano-Zwillinge - Challenger 240
Trigano-Zwillinge - Chausson 660
Gehobene Busse? - Eura Mobil V 635 HB 29 Bilder

Plattformstrategie bei Wohnmobilen und Campervans

Plattformstrategie bei Wohnmobilen und Campervans Warum sehen alle Fahrzeuge gleich aus?

Bekannt ist das schon aus der Pkw-Branche: Durch sogenannte Plattformstrategien lassen sich Fahrzeuge deutlich effizienter produzieren. Auch bei den Freizeitfahrzeugen. Doch sehen deswegen alle Campervans und Wohnmobile gleich aus? Und welche Modelle teilen sich eine DNA? promobil gibt einen Überblick.

Die Idee, unterschiedliche Fahrzeugmodelle auf einer einheitlichen Plattform zu bauen, ist nicht neu. Ende der 1990er Jahre entwickelte etwa VW eine Plattform für den Golf IV, die nachfolgend auch für einige andere Pkw-Modelle eingesetzt wurde – Bora, New Beetle, Skoda Octavia, Seat Leon und Toledo, Audi A3 und TT. Aktuell nutzen die Wolfsburger den "Modularen Querbaukasten" von 2012, bei dem es sich um einen Unterbau handelt, der vom Kleinwagen bis zum Minibus beinahe sämtliche Fahrzeuggattungen abdeckt. Mehr als 32 Millionen Fahrzeuge wurden bisher auf Basis des flexiblen Systems gefertigt.

Die Unternehmen setzen selbstredend auf diese Strategie, um Synergien zu nutzen und Kosten zu minimieren, die bei der Fahrzeugkonstruktion und -produktion anfallen. Wer weniger unterschiedliche Teile benötigt, kann Fertigungsstraßen vereinheitlichen und steigert so die Effizienz. Verschiedene Produkte laufen dann von ein und demselben Band.

Auch Fiat und PSA – heute Stellantis – sind mit dieser Strategie bei den Transportern erfolgreich. Ducato, Jumper und Boxer werden schon lange gemeinsam und weitgehend baugleich produziert – inzwischen kommt auch noch der Opel Movano hinzu. Aber nicht nur bei den Basisfahrzeugen ist die Plattformstrategie interessant, sondern auch im Freizeitfahrzeugsektor, wo die Anzahl an Marken, Baureihen und Modellen extrem hoch ist. Dafür alles immer neu zu konstruieren und unabhängig zu produzieren, wäre nicht nur finanziell, sondern auch für Qualität und Entwicklungszeiten nachteilig.

Längst verfolgen daher große Herstellergruppen, wie die Erwin Hymer Group (EHG), die Pössl-Gruppe oder der französische Trigano-Konzern, mit ihren vielen Marken und Modellen die Plattformstrategie – wenn auch von Fall zu Fall in ganz unterschiedlichem Maß. Doch welchen Einfluss hat das auf die Modellauswahl? Gibt es überhaupt noch echte Unterschiede oder wird inzwischen alles mehr und mehr gleich?

1. Trigano-Zwillinge: Challenger 240 und Chausson 660

Trigano-Zwillinge - Challenger 240
Großhans
Trigano-Zwillinge - Challenger 240 Trigano-Zwillinge - Chausson 660 Trigano-Zwillinge - Sitzgruppe Trigano-Zwillinge - Sitzgruppe 6 Bilder

Die Schwestermarken sind bekannt für Modelle mit teils sehr ungewöhnlichen Raumlösungen. Der spektakuläre Grundriss mit Queens-Hubbett und darunterliegendem Doppelwaschbecken ging zwar nicht in Serie, doch die hier gezeigten Modellzwillinge sind einmalig auf dem Markt. Sie verfügen über eine zweite Eingangstür, links hinten, die in den raumhohen Heckstauraum führt – gedacht als Schmutzschleuse, wenn man vom Gassigehen oder der Mountainbiketour zurückkommt. Im Wohnraum ermöglicht das Hubbett, eine großzügige Sitzgruppe mit flexiblen Hockern unterzubringen. Die Modelle beider Marken unterscheiden sich lediglich in den Dekors; Ausstattung und Preise sind identisch.

2. Gehobene Busse: Eura Mobil V 635 HB und Mobilvetta Admiral K 6.5

Gehobene Busse? - Eura Mobil V 635 HB
Ingolf Pompe
Gehobene Busse? - Eura Mobil V 635 HB Gehobene Busse? - Mobilvetta Admiral K 6.5 Gehobene Busse? - Möbel Gehobene Busse? - Oberflächen 8 Bilder

Beide Hersteller lassen ihre Campingbusse in Süditalien in einem neuen Werk der Trigano-Gruppe bauen. Die Modellpalette umfasst dabei jeweils zwei Fahrzeuglängen (5,99 und 6,36 Meter) und drei Grundrisse. Die Unterschiede im Grundpreis – 70.700 Euro für den Eura Mobil V 635 EB, 74.125 Euro für den Mobilvetta Admiral K 6.5 – erklären sich teils mit Ausstattungsdifferenzen. So hat der Admiral gleich die Truma Combi 6 an Bord, während sich der Eura-Van mit der Combi 4 begnügt. Andererseits hat der Mobilvetta-Bus teils noch aufwendigere Detaillösungen wie die ausziehbare Küchenarbeitsplatte. Im Heck besitzen beide ein flexibles Hubbett, das bei Bedarf Platz macht für eine große Garage.

3. In Slowenien gebaut: Adria Mobil Compact SL und Sun Living C655 SL

In Slowenien gebaut - Adria Mobil Compact SL
Adria Mobil
In Slowenien gebaut - Adria Mobil Compact SL In Slowenien gebaut - Sun Living C65SL In Slowenien gebaut - Möbelbau In Slowenien gebaut - Möbelbau 6 Bilder

Sun Living bedient als günstige Tochtermarke von Adria vor allem das Einsteigersegment. Die Modelle nutzen bei den Grundrissen und vielen Lösungen aber bewährte Konstruktionen der Muttermarke. Die Dekore, Detailausführungen und Ausstattungen differieren dagegen teils deutlich, zumal bei Adria – je nach Modell – bis zu vier verschiedene Linien wählbar sind. Wer die höchste Stufe kauft, zahlt bei dem, hier als Beispiel gewählten schlanken Teilintegrierten Adria Compact SL rund 21.400 Euro mehr als für das entsprechende Sun- Living-Modell C 65 SL. Technisch hat der Adria dem Sun Living einen holzfreien Boden mit GfK-Haut voraus.

4. Italo-Quartett. Challenger, Chausson, Karmann, Roller Team

Italo-Quartett - Challenger
Challenger
Italo-Quartett - Challenger Italo-Quartett - Challenger V 144 Max Italo-Quartett - Chausson V 594 Max Italo-Quartett - Karmann Davis 591 9 Bilder

Challenger V 144 Max, Chausson V594 Max, Karmann Mobil Davis 591 und Roller Team Livingstone S – Dass diese vier ausgebauten Kastenwagen aus einer Hand stammen, erkennt man schnell. Kein Wunder, denn die Marken lassen ihre Campingbusse gemeinsam im älteren von zwei Trigano-Werken im italienischen Atessa bauen. Beim Preis zeigen sich allerdings teils dennoch Unterschiede. Während Chausson und Challenger wie üblich identische 49.790 Euro kosten, ist der Roller Team etwas günstiger (49.751 Euro). Am teuersten ist mit 57.600 Euro der Karmann, was unter anderem mit unterschiedlichen Ausstattungslinien zusammenhängt. In der höherpreisigen Linie – bei Karmann Lifestyle genannt – sind etwa hochwertige Rahmenfenster an Bord. Bei den anderen drei gibt es diese Aufwertungsmöglichkeit ebenfalls, etwa im Premium-Paket von Chausson. Zudem ist für alle vier optional ein Aufstelldach verfügbar. Als Basis dient jeweils der Fiat Ducato, entweder mit 120- oder mit 140-PS-Motor. In der gehobenen Linie ändern sich Grundrissdetails, so wandert etwa der Kühlschrank im Küchenblock von vorn nach hinten und der Tisch ist teilbar.

5. Fiat-Alternativ-Busse: Bürstner Lineo C 590, Etrusco CV 600 DF, LMC Innovan 590

Die Fiat-Alternativ-Busse - Bürstner Lineo C 590
Bürstner
Die Fiat-Alternativ-Busse - Bürstner Lineo C 590 Die Fiat-Alternativ-Busse - Etrusco CV 600 DF Die Fiat-Alternativ-Busse - LMC Innovan 590 Die Fiat-Alternativ-Busse - Bürstner Lineo C 590 9 Bilder

Fünf Marken der Erwin Hymer Group präsentierten dieses Jahr ihre ersten Ausbauten des Ford Transit – hier sind drei davon. Mit 49.999 Euro ist der Etrusco CV 600 DF besonders günstig. Trotz gleichem Grundriss zeigen sich im Detail Parallelen und Unterschiede. Beispielsweise finden sich im Bad die gleichen Wandverkleidungen und Schrankstrukturen. Nur der Bürstner-Waschtisch ist auf andere Art gestaltet als die fast identischen Exemplare von Etrusco und der LMC Innovan 590. Generell ist der Bürstner Lineo C 590 besser ausgestattet und kostet mehr.

6. Nasenbären-Trio: Carado A 464, Etrusco A 7300 DB, Sunlight A 70

Nasenbären-Trio - Carado A 464
Carado
Nasenbären-Trio - Carado A 464 Nasenbären-Trio - Etrusco A 7300 DB Nasenbären-Trio - Sunlight A 70 Nasenbären-Trio - Carado A 464 6 Bilder

Bis auf wenige Ausnahmen ist das Modellangebot der drei Marken identisch. Bei den Alkoven bedeutet das etwa, dass Carado und Sunlight drei Grundrisse anbieten, bei Etrusco aber nur zwei davon verfügbar sind. Generell gleichen sich Carado und Sunlight relativ stark, während Etrusco mehr eigene Wege geht, etwa beim Möbeldesign. Das gilt übrigens auch für die Produktionsstätte: Carado und Sunlight werden im sächsischen Neustadt gebaut, die Etrusco-Fahrzeuge entstehen im Laika-Werk in der Toskana. So ergeben sich auch kleinere Preisunterschiede, der Etrusco A 7300 DB kostet 250 Euro mehr als die anderen beiden.

7. Bus-Connection: Globecar Roadscout R und Pössl Roadcamp R

Bus-Connection - Globecar Roadscout R
Globecar
Bus-Connection - Globecar Roadscout R Bus-Connection - Pössl Roadcamp R Bus-Connection - Globecar Roadscout R Bus-Connection - Globecar Roadscout R 8 Bilder

Zwei Marken, zwei Händlernetze, insgesamt mehr Verkäufe. Auf Basis dieser Vertriebslogik sind schon manche Parallelmarken entstanden, so auch Globecar als Schwester des Campingbus-Pioniers Pössl. Waren die Modelle anfangs bis auf die Dekors völlig identisch, finden sich heute deutlichere Unterschiede. Ein Beispiel für zwei Parallelmodelle mit gleichem Grundriss sind etwa der Globecar Roadscout R und der Pössl Roadcamp R. Beide Camper besitzen ein schmales Heckquerbett, davor liegt das flexible Raumbad und gegenüber die Küchenzeile. Der Wohnraum besteht aus einer Halbdinette und den Fahrerhaussitzen. Beim Basisfahrzeug haben Kunden jeweils die Wahl zwischen Fiat Ducato, Citroën Jumper und Peugeot Boxer. Preislich liegen zwischen dem Globecar und dem Pössl in der Grundausstattung maximal 3.600 Euro, je nach Motorisierung. Dabei zeigt sich der Globecar etwas gediegener gestaltet, bringt serienmäßig schon Rahmenfenster mit, die man im Pössl optional statt der vorgehängten Serienfenster bekommt. Ansonsten ist die Technik weitgehend identisch.

8. Kompaktes aus Isny: Campster und Crosscamp

Kompaktes aus Isny - Vanline Campster
Ingolf Pompe
Kompaktes aus Isny - Vanline Campster Kompaktes aus Isny - Crosscamp Kompaktes aus Isny - Vanline Campster Kompaktes aus Isny - Crosscamp 4 Bilder

Es ist schon ein paar Jahre her, als Pössl erstmals mit dem Campster bei den Kompakt-Campern mit Aufstelldach eingestiegen ist. Aus dem Citroën-Spacetourer-Ausbau ist inzwischen eine kleine Produktfamilie entstanden, mit Mercedes-V-Klasse und Vito als Basisalternative, die in der Tochtermarke "Vanline" zusammengefasst wurden. Die wachsenden Verkäufe in diesem Segment ließen auch die Erwin Hymer Group hellhörig werden. Da der Pössl Campster bei Dethleffs in Isny gebaut wird, lag es nahe, das Fahrzeug auch unter einem eigenen, neuen Label zu vermarkten. Dafür gründete die EHG eigens die Marke Crosscamp, mit zunächst einem Modell, das sich vom Campster nur durch ein eigenes Möbeldekor unterscheidet. Als Grundlage dient hier ein Toyota Pro-Ace oder Opel Zafira, die wiederum Geschwister des Citroën Spacetourer sind. Also Plattformstrategie bei Basis und Ausbau.

9. Aulendorfer-Paar: Carthago C-Tourer I 141 LE und Malibu I 441 LE

Aulendorfer-Paar - Carthago C-Tourer I 141 LE
Carthago
Aulendorfer-Paar - Carthago C-Tourer I 141 LE Aulendorfer-Paar - Malibu I 441 LE Aulendorfer-Paar - Carthago C-Tourer I 141 LE Aulendorfer-Paar - Malibu I 441 LE 6 Bilder

Auch beim Oberklassehersteller Carthago hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass eine etwas günstiger angesiedelte Tochtermarke sinnvoll ist. Malibu soll ein eher jüngeres Publikum ansprechen und hat dafür auch ausgebaute Kastenwagen im Programm, die es bei der Muttermarke nicht gibt. Die Teil- und Vollintegrierten sind dagegen eng verwandt mit der günstigsten Carthago-Baureihe, dem C-Tourer. Der hochwertige, holzfreie Aufbau mit an den Dachkanten elegant umgebogenen Seitenwänden ist bei beiden identisch konstruiert. Allerdings findet sich nur beim C-Tourer auch Aluminium auf der Innenseite. Beim Doppelboden hat der Malibu inzwischen zur Carthago-Variante aufgeschlossen und bietet ebenfalls einen Keller mit Außenzugängen, dieser ist aber etwas flacher. Das liegt an unterschiedlichen Fahrgestellvarianten – beim Carthago ein Alko-Tiefrahmen, beim Malibu der Fiat-Flachrahmen. Die Grundpreise liegen bei 108.430 Euro für den Carthago, der Malibu kostet 95.330 Euro.

10. Pilote-Projekt: Mooveo Van 63 XL, Pilote V633 M, Yucon 63 H

Pilote-Projekt - Mooveo Van 63 XL
Kohstall
Pilote-Projekt - Mooveo Van 63 XL Pilote-Projekt - Pilote V 633 M Pilote-Projekt - Yucon 63 H Pilote-Projekt - Mooveo Van 63 XL 9 Bilder

Die Liste der identischen Grundrisse bei Mooveo und Pilote ist lang, denn sie bezieht sich auf drei Aufbauformen und insgesamt 13 Modelle. Sechs Teilintegrierte, fünf Campingbusse und zwei Integrierte sind hier sehr eng verwandt. Bei den ausgebauten Kastenwagen kommen dazu noch zwei Modelle von Yucon, der jungen Tochtermarke von Frankia. Eines davon ist der Yucon 63 H, dessen Mooveo-Pendant Van 63 XL heißt und bei Pilote V 633 M. Das Superhochdach des Citroën Jumper oder Fiat Ducato bringt den Fahrzeugen eine luftige Stehhöhe, die selbst im Heck unter dem Hubbett noch 1,92 Meter erreicht. Auch in Schlafposition bleibt darunter noch ein fahrradtauglicher Stauraum, zum Erklettern der Liegefläche ist dann aber eine Leiter nötig. Im Bad macht eine verschiebbare Toilette Platz zum Duschen. Die gegenüberliegende Küchenzeile sowie die Halbdinette vorn komplettieren den Innenraum.

Mit 75.190 Euro liegt der besser ausgestattete Mooveo Van ein Stück über dem Grundpreis des Pilote (72.700 Euro) und des Yucon (72.800 Euro). Gebaut werden die Kastenwagen bei Pilote im französischen La Membrolle-sur-Longuenée, Nähe Angers.

11. VW-Teilintegrierte: Knaus Tourer Van 500 MQ und Weinsberg X-Cursion 500 MQ

Aufgebaut auf VW - Tourer Van 500 MQ
Vierneisel
Aufgebaut auf VW - Tourer Van 500 MQ Aufgebaut auf VW - X-Cursion 500 MQ Aufgebaut auf VW - Tourer Van 500 MQ Aufgebaut auf VW - X-Cursion 500 MQ 4 Bilder

Die Knaus-Tabbert-Gruppe baut die Kooperation mit Volkswagen weiter aus. Aktuelles Beispiel sind die Teilintegrierten, die auf dem VW-Bus T6.1 aufbauen. Beide Marken bieten die zwei gleichen Grundrisse an (mit Heckquerbett oder Dachbett über der Sitzgruppe). Zudem offerieren die Hersteller ihre Reisemobile jeweils mit einem optionalen Hochdach. Der Grundpreis für den Tourer Van liegt bei 65.990 Euro, 1.000 Euro weniger sind es beim Weinsberg-VW X-Cursion. Das Konzept und der Möbelbau beider Modelle sind grundrissübergreifend gleich.

12. Bad-Verwandte: Itineo CS660 und Rapido 654F

Bad-Verwandte - Itineo CS660
Itineo
Bad-Verwandte - Itineo CS660 Bad-Verwandte - Rapido 854F Bad-Verwandte - Itineo CS660 Bad-Verwandte - Rapido 854F 4 Bilder

Keine identischen Modelle, aber gleich konstruierte Baugruppen finden sich bei den Integrierten der französischen Marke Rapido und ihrer Tochtermarke Itineo. Durch unterschiedliche Farben, Dekore und Komponenten wie etwa das Waschbecken fällt es kaum auf, aber die Schwenkwandkonstruktion sowie die Schränke und Verkleidungsteile sind im Grunde gleichartig konstruiert. Und das, obwohl sich die Modelle Itineo CS 660 und Rapido 854 F ansonsten im Grundriss, in der Länge und in vielem anderen total unterscheiden. So können aber wenigstens in Teilbereichen Synergien genutzt und Kosten gespart werden.

13. Länder-Spiele: Giottiline Siena 330 und Itineo PF 600

Länder-Spiele? - Giottiline Siena 330
Giottiline
Länder-Spiele? - Giottiline Siena 330 Länder-Spiele? - Itineo PF 600 Länder-Spiele? - Giottiline Siena 330 Länder-Spiele? - Itineo PF 600 6 Bilder

Nach der Übernahme des italienischen Herstellers Giottiline durch die französische Rapido-Gruppe zeigt sich die länderübergreifende Zusammenarbeit inzwischen auch konkret im Produktbereich. Die Marke aus der Toskana ist vor allem bei den Teilintegrierten stark, während die französische Marke Itineo den Fokus fast ausschließlich auf günstige Integrierte legt. Um hier auch Teilintegrierte mit ins Portfolio aufnehmen zu können, liegt es eigentlich nahe, sich einfach von der "eingeheirateten italienischen Verwandtschaft" ein paar Modelle mitbauen zu lassen – im Interieur farblich angepasst an die integrierten Itineo. Drei Modelle der Giottiline-Siena-Baureihe tauchen deshalb inzwischen auch im Itineo-Programm auf. Weitgehend baugleich sind beispielsweise die kompakten Modelle Siena 330 und Itineo PF 600 (beide 5,99 Meter) mit französischem Bett. Auch Aufbau und Bordtechnik sind identisch.

14. Chassis für Zwei: Hymer B-ML I und Bürstner Elegance

Chassis für Zwei?
Ingolf Pompe
Chassis für Zwei? Chassis für Zwei? Chassis für Zwei?

Anfang 2018 stellte Hymer das Superlight-Chassis (SLC) vor, das zusammen mit Alko entwickelt wurde. Mittlerweile baut man es in der eigenen Fertigung in Bad Waldsee. Es kommt aber nicht nur in der Hymer-Palette zum Einsatz, auch Bürstner darf es nutzen für seine Top-Integrierten-Baureihe Elegance. Beide Marken profitieren damit von dieser intelligenten Konstruktion, die das Fahrwerk und den 36 Zentimeter hohen Doppelboden, in dem die Bordtechnik und mehrere Staufächer unterkommen, sehr geschickt miteinander kombiniert.

Vorreiter der Plattformstrategie

Als Vorreiter dieser Taktik kann im Reisemobilbereich die Trigano-Gruppe mit den Marken Chausson und Challenger gelten. Als Chausson im Jahr 1980 sein erstes Reisemobil – einen ausgebauten Kastenwagen auf Peugeot J9 – vorstellte, wollte man die bis dato exklusive Urlaubsform einem breiteren Publikum zugänglich machen. Ein Gedanke, den der damals neue Geschäftsführer von Trigano, François Feuillet, teilte. 1985 gründete man schließlich die Einsteiger-Marke Challenger. Deren Fahrzeuge ließ man von Chausson im französischen Tournon bauen. Credo und Werbeslogan war die "Demokratisierung des Reisemobils".

Hersteller Wohnmobile
Werkstatt

Als Trigano Mitte 1994 Chausson übernahm, wurden die Unterschiede zwischen den Modellen noch kleiner. Trigano betreibt bei den Marken das sogenannte Badge-Engineering – ein bekanntes Konzept aus der Automobilbranche. Beschrieben wird damit die Strategie, einfach unterschiedliche Markenembleme auf das gleiche Produkt zu kleben. Eine etwas ironische Bezeichnung für vermeintliche Ingenieursleistungen (Engineering). So ist das Modellprogramm von Challenger und Chausson heute – bis auf die Außen- und Polsterdekors – identisch.

Trigano-Gruppe vereint 25 Marken

Mittlerweile besitzt die Trigano-Gruppe mehr als 25 Reisemobilmarken – nicht alle davon werden in Deutschland vertrieben. Trotzdem sind manche Modelle unter anderem Label hierzulande erhältlich. Ein Beispiel sind die Produkte der früher auch in Deutschland erfolgreichen, italienischen Einsteigermarke McLouis. Unter der Ägide von Eura Mobil und Karmann, die ebenfalls zur Trigano-Gruppe gehören, wurde vor ein paar Jahren die Marke Forster gegründet, die nun für den hiesigen Markt angepasste Versionen der McLouis-Produkte hierzulande vertreibt.

Reportage: So entsteht ein Campingbus
Neuheiten

Besonders bei den ausgebauten Kastenwagen wird in der Branche viel gemeinsame Sache gemacht. Trigano betreibt mehrere Kastenwagenwerke, unter anderem zwei im süditalienischen Atessa. In einem werden die Campingbusse für Chausson, Challenger, CI, Roller Team, Forster, McLouis und Karmann Mobil gebaut. Am zweiten, neueren Standort entstehen gehobenere Ausbauvarianten wie etwa der Eura Mobil Van und der Mobilvetta Admiral. Klar, dass die Fahrzeugen da manche Gemeinsamkeiten haben.

Reisemobil-Zwillinge kommen allerdings nicht nur aus Italien oder Frankreich. Auch manche Modelle von Adria und der Tochtermarke Sun Living sind sich sehr ähnlich und entstehen auf gemeinsamen Produktionsbändern an zwei Standorten in Slowenien. Auch in Deutschland werden Fahrzeuge gebaut, die sich nur in wenige Details voneinander unterscheiden.

Konkurrenzfähig dank Badge-Engineering

In der Erwin Hymer Group erkannte man die Vorteile des Badge-Engineering, um insbesondere im Einsteigersegment preislich konkurrenzfähige Produkte anbieten zu können. Nachdem Dethleffs mit dem Günstig-Ableger Sunlight bereits Vorarbeit geleistet hatte, mündeten die gemeinsamen Überlegungen in der Gruppe in der Gründung der Produktionsfirma Capron, die im sächsischen Neustadt in einer ehemaligen Landmaschinenproduktion eine neue Fertigung aufbaute. Dort entstehen seitdem vor allem die Fahrzeuge von Carado und Sunlight.

Schaut man sich die Modelle der beiden Marken an, ist deren enge Verwandtschaft unübersehbar. Größere Unterschiede gibt es dagegen im Marketing und in der Zielgruppenansprache. Während Carado eine gediegene Käuferschaft und Familien anspricht, setzt Sunlight auf Abenteuer und Erlebnis, um junge, sportive Kunden zu gewinnen. Das Produktprogramm selbst ist nahezu identisch – aktuelle Ausnahme: der Allrad-Campingbus Cliff 4 x 4 auf Ford-Transit-Basis, den es bislang nicht im Carado-Programm gibt.

Herstellergruppen
Fahrzeuge

Eine interessante Variante der Plattformstrategie zeigt sich auch mit der später gegründeten Einsteigermarke Etrusco. Während deren Fahrzeuge in der Grundkonstruktion ebenso identisch sind mit den Produkten aus dem Capron-Werk, unterscheiden sie sich aber durch ein eigenständiges, eher südländisches Ausbaudesign. Hintergrund: Die Fahrzeuge werden in Italien, genauer in San Casciano in der Toskana, gebaut, im gleichen Werk wie die Fahrzeuge der EHG-Marke Laika.

Eine besondere Rolle bei der EHG kommt dem Hersteller LMC zu. Das Traditionsunternehmen baut am Standort Sassenberg bei Warendorf in Westfalen einen Großteil der Wohnwagen für die Gruppe – nicht nur die eigenen Caravans, sondern auch für Bürstner und Dethleffs. Hinzu kommen neben den eigenen Reisemobilen auch einzelne Modelle für Bürstner und Sunlight.

Gruppensynergie

Nach der EHG-Verkündung einer strategischen Partnerschaft mit Basisfahrzeughersteller Ford Anfang 2022 zeigte sich exemplarisch, wie schnell einzelne Marken durch die Gruppensynergien daraus Produkte für die eigene Palette entwickeln konnten. Etrusco präsentierte bald darauf den CV 600 DF, Bürstner den Lineo C 590 und LMC den Innovan 590 – jeweils Ausbauten des Sechs-Meter-Transit mit Querbett und manchen Ähnlichkeiten, aber auch markenspezifischen Unterschieden.

Etrusco CV 600 DF im Test
Fahrzeuge

Nicht nur innerhalb einzelner Herstellergruppen wird die Plattformstrategie genutzt. Es gibt auch Beispiele für kooperative Produktionen mit einheitlicher Plattform über die Gruppengrenzen hinweg – etwa zwischen der EHG und der Pössl-Gruppe. Bis vor ein paar Jahren entstanden die Fahrzeuge der Pössl-Günstigmarke Roadcar im Capron-Werk in Sachsen. Und am Dethleffs-Standort in Isny, wo seit vielen Jahren ein mehr oder weniger großer Teil der Pössl-Produkte entsteht, wird parallel zum Aufstelldach-Campingbus Campster ein Schwestermodell für die eigens dafür gegründete EHG-Marke Crosscamp gebaut.

Inzwischen gibt es keine Gruppe mehr, die nicht mit der Plattformstrategie in der ein oder anderen Ausprägung arbeitet. Bei Carthago schauen sich Modelle der Tochtermarke Malibu manches von der C-Tourer-Baureihe ab. Grundrisse und Baugruppen wie bestimmte Badvarianten von Knaus finden sich auch bei Weinsberg wieder. Ähnliche Synergien nutzen auch die Schwestermarken Rapido, Itineo und Giottiline oder Pilote, Mooveo und Frankia/Yucon.

Fazit

Gleiches hat auch Vorteile: Die Sorge, dass nur Einheitsbrei entsteht, wenn Modelle verschiedener Marken vom gleichen Band laufen, ist nur teilweise begründet. Zwar sind die Unterschiede zwischen Schwesterprodukten besonders im Einsteigerbereich tatsächlich oftmals nur marginal. Doch wenn dadurch günstige Preise und eine höhere Fertigungsqualität entstehen, freut das doch den Käufer. Auch wenn sich dadurch ein dichteres Händlernetz aufbauen lässt, ist das für den Kunden vorteilhaft. Gleiches gilt für technische Entwicklungen innerhalb der Gruppe, die sich die Einzelmarke nie leisten könnte. Wichtig bleibt dabei aber, dass jede Marke einen eigenen Charakter behält, denn neben rationalen spielen auch emotionale Faktoren beim Kauf eine Rolle.

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