Steigt man mit verbundenen Augen in den Voyager XS und schaut sich dann um, der erste Eindruck würde wohl lauten: „Das ist ein Teilintegrierter.“ Von innen verrät eigentlich nur die seitliche Schiebetür, dass man sich in einem ausgebauten Kastenwagen befindet. Mit Ausnahme dieser Tür ist im kompletten Ausbau auch kein bisschen nacktes Blech zu finden, und der Grundriss mit Doppellängsbett und schmalem Sanitärraum daneben lässt umso mehr auf ein T-Modell schließen. Obendrein ist die Stehhöhe ungewöhnlich groß für einen Campingbus.

Wie kommmt dieser besonders üppige Raumeindruck zu Stande? Die aufwendigen Umbaumaßnahmen sind erst bei genauerem Hinsehen zu durchschauen. Grundlage des Voyager XS ist ein Fiat Ducato mit sechs Meter Länge und Superhochdach. Die vordere Dachhälfte wird aufgeschnitten und ein großes GfK-Formteil darauf gesetzt. Das ermöglicht nicht nur den Einbau eines Dachbetts, sondern gestaltet auch die Außenoptik deutlich attraktiver als das kantige Original-Superhochdach.
Raffinierte Bauweise des Globe-Traveller Modells
Die zweite große Veränderung betrifft das Heck. Globe-Traveller entfernt die Hecktüren und die Stoßfängerverkleidung und ersetzt sie durch eigene GfK-Teile – ohne dass dabei das Fahrzeug länger oder die Beleuchtung verändert wird. So bleibt alles im Rahmen der Ducato-Homologation, doch die verfügbare Ausbaulänge wächst um gut zehn Zentimeter und die im Schlafbereich oft unschön wirkenden und teils schlecht schließenden Hecktüren sind passé.

Ein Vorteil, nicht nur für Wintercamper. Dach- und Heckanbauteil werden zudem mit zwei dekorativen Längsholmen verbunden, so dass auf der hinteren Original-Dachhälfte eine Mulde für die geschützte Montage von Dachhaube, Solarpanel und Sat-Antenne entsteht. Diese aufwendige Bauweise lässt schon erahnen, dass der Voyager preislich nicht in der Günstigklasse mitmischen kann. Doch dafür ist auch die sonstige Machart überwiegend hochwertig und die Verarbeitungsqualität überzeugend.
Nicht alltäglich für einen Campingbus ist der 15 Zentimeter hohe, beheizte Doppelboden, in dem der stattliche 130 Liter fassende Abwassertank sowie die Bordtechnikinstallationen unterkommen – der Karosserieunterboden bleibt deshalb völlig frei davon. Zwei beinahe unsichtbare Luken im Laufboden ermöglichen den Zugang zum Abwassertank. Eine dritte Öffnung führt zu einer kleinen Pumpe, die dafür sorgt, dass das Wasser aus der Duschtasse auch bei leichter Schräglage des Fahrzeugs zuverlässig im Sammeltank landet. Der Ablasshahn ist durchein kleines Türchen im Schiebetürausschnitt erreichbar.
Wohn- und Esszimmer
Zusätzlichen Stauraum offeriert der Doppelboden allerdings nicht, und der ist auch sonst rund um die Sitzgruppe ziemlich Mangelware. Die Sitztruhe wird vom Frischwassertank eingenommen, Hängeschränke gibt es wegen des Dachbetts keine und auch mit offenen Ablagen sieht es mau aus. Über dem Einstieg ist ein kleines Fach integriert und die Polsterfläche der Bettverlängerung kann als Ablage dienen – aber sonst? Wer nur zu zweit unterwegs ist und das Dachbett nicht braucht, ist deshalb mit dem alternativ erhältlichen Schrankausbau für 179 Euro besser bedient.
Die Sitzgruppe ist großzügig geschnitten, die Wandverkleidung wohnlich gestaltet. Sie bildet eine angenehme Armauflage. Die Größe des Tischs passt für zwei. Eine Verlängungsplatte gibt es aber nicht – so bleibt der Beifahrersitz etwas abseits. Optional werden edle Lederbezüge aufgezogen, empfehlenswert ist dann, auch die Sitzheizung für die Cockpitsessel zu ordern.
Optional setzt Globe-Traveller hier die Fiat-Sitze mit integriertem Gurt ein, die eigentlich für Integrierte gedacht sind. Vorteil: die tiefere Sitzposition dank der flachen Original-Drehkonsolen. Ob damit die Nachteile der umständlicheren Einstellung des Sitzes aufgewogen werden, bleibt dabei Geschmacksache.
Küche- und Schlafzimmer

Mit vier Handgriffen lässt sich das Dachbett herunterklappen und ausziehen. Länge, Liegekomfort und Kopffreiheit prädestinieren es aber eher für Kinder oder einen Erwachsenen. Die Koje für das Eignerpaar liegt dagegen längs im Heck. Ein gut zugängliches, bequem gepolstertes Doppelbett mit knapp zwei Meter Länge in einem Sechs-Meter-Bus – das ist ein Wort. Die Breite ist mit 1,20 Meter – grundrissbedingt – dagegen sehr knapp und im Kopfbereich zudem durch die Ecksäule der Karosserie eingeschränkt. Die kuschelige Wandverkleidung, viele Ablagen, Steckdosen und die angenehme Beleuchtung heben die Betten-Note wieder ein Stück.
Stauraum offerieren die vier großen Hängeschränke über dem Bett. Auch der Kleiderschrank am Fußende ist für Campingbusverhältnisse beachtlich groß – aber tief eingebaut. Ohne sich zu bücken, erreicht man den 90 Liter fassenden Kompressor-Kühlschrank obendrüber. Gut: Ein spezieller Nachtmodus verringert dessen Betriebsgeräusche. Die Küche steht vis-à-vis und liefert mit stabilen Schubladen, elektrogezündetem Zweiflammkocher und gut nutzbarer Spüle eine solide Leistung ab. Echte Arbeitsfläche gibt es auf dem Küchenblock aber keine und auch die oft übliche klappbare Verlängerungsplatte fehlt.
Im Anschluss an die Küche folgt der offene Waschtisch mit halbkugelförmigem Edelstahlwaschbecken, Spiegel, offenen Ablagen und Unterschrank. Parallel dazu nutzbar sind die Toilette und die Dusche in der Nasszelle im Eck, die ganz in weißem Kunststoff ausgekleidet ist. Die Bewegungsfreiheit ist überraschend großzügig. LED-Leisten erhellen den fensterlosen Raum, und eine Mini-Ventilatordachhaube sorgt für Dampfabzug. Toilettenpapierhalter, Seifenschale oder Handtuchstange? Leider nein.
Heck und Fahrkomfort

Eine Heckklappe führt zum größten Ladeabteil, von wo aus ebenso die Gasflasche, die nur den Kocher versorgt, die Batterien und Sicherungen, die Dieselheizung und die Toilettenkassette erreichbar sind. Zurrösen zur Ladungssicherung wären allerdings noch hilfreich.
Zum guten Fahrkomfort tragen sowohl der optionale 150-PS-Motor als auch die Zusatzluftfeder an der Hinterachse bei. Angenehm ist zudem die geringe Geräuschentwicklung aus dem Ausbau, die auch der Verarbeitungsqualität ein gutes Zeugnis ausstellt.
Infos und Preise
Gurte/Schlafplätze: 4/2–4
Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg
Länge/Breite/Höhe: 5,99/2,06/2,95 m
Grundpreis: ab 54.770 Euro
Testwagenpreis 71.635 Euro
150-PS-Motor/Maxi-Chassis (0/40 kg): 1057/528 Euro
To-go-Paket: Seitenfenster Bett, Ventilator-Dachhaube Bad, Markise m. Beleuchtung, Faltverdunkelung, Naviceiver, Tempomat, autom. Klima, el. Spiegel (68 kg): 5058 Euro
Premiumpaket: Komfort-Fahrerhaussitze mit Sitzheizung und Leder-Stoff-Bezügen, Außendusche (22 kg): 2975 Euro
Power-Paket: 120-Ah-Gel-Batterie, Solaranlage 3 x 50 W, 3 x Extra-Steckdosen (21 kg): 803 Euro
Zusatz-Luftfederung Hinterachse (16 kg): 1026 Euro
Beladungstipps: Eine Zwei-Personen-Besatzung sollte mit der Zuladung zurechtkommen. Für die gelegentliche Mitnahme von Kindern kann es auch noch reichen. Wer den Voyager XS aber tatsächlich als echtes Vier-Personen-Mobil einsetzen möchte, denkt besser gleich über die angebotene Auflastung auf 3,82 t oder das Maxi-Chassis nach. Letzteres schafft auch mehr Luft an der Vorderachse.
Testergebnis (max. 5 Punkte)
- Wohnen: 3,6
- Beladen: 2,9
- Technik: 3,8
- Fahren: 3,4
- Preis & Service: 2,8
Fazit
In Sachen Reisemobilbau ist Polen ein unbeschriebenes Blatt. Umso mehr überrascht der Globe-Traveller mit schicker Optik, guten Ideen, aufwendigen Lösungen und solider Verarbeitung – eine echte Bereicherung unter den Campingbussen mit Anspruch.