Mit neuem Augenaufschlag will der Chic E-Line von Carthago Kunden betören. Wie steht es um die inneren Werte?
Mit neuem Augenaufschlag will der Chic E-Line von Carthago Kunden betören. Wie steht es um die inneren Werte?
Carthagos neuer Chic sieht die Welt mit anderen Augen. Halt! Nicht so schnell. Denn Chic ist nicht gleich Chic. Nach dem Vorbild großer Autohersteller übt Carthago Diversifizierung, baut die Chic-Reihe mit neuen Varianten und Ausstattungslinien weiter aus. Korrekt haben wir es hier mit dem E-Line zu tun.
Der grenzt sich vom günstigeren C-Line durch seine ernstere Mine und eine bessere Ausstattung ab, ist tendenziell länger und auf jeden Fall schwerer. Auch die preisliche Differenz ist keine Kleinigkeit. Die dritte Stufe in der Chic-Hierarchie verkörpert der S-Plus. Jenseits von 100.000 Euro kommen Iveco Daily oder Mercedes Sprinter ins Spiel. Das Programm gipfelt in der Schwergewichtsvariante High-Line.
Wer in den E-Line einsteigt, ist also schon ein Chic-Aufsteiger. Er heizt beispielsweise oberklassegerecht mit Warmwasser, fährt im höheren Doppelboden größere Tanks und mehr Batterien durch die Gegend und hat auf jeden Fall einen alten 3er- oder einen neuen Klasse-C-1-Führerschein.
Der finanzielle Hintergrund sollte natürlich stimmen. Doch zu bemängeln gibt es wenig am Chic E-Line. Er ist solide gebaut und kann auch funktional überzeugen. Ein Raumbad-Grundriss ist ein Muss, die Regenbrause allerdings verzichtbar. Wer viel frei steht, sollte über eine Solaranlage nachdenken.
Wer‘s gediegen mag, fühlt sich im E-Line bestens aufgehoben. Einen bequemen Durchstieg erlauben die jeweils um 3,5 Zentimeter nach außen versetzten Aguti-Sitze. An der gezogenen Handbremse lässt sich der Fahrersitz gerade so vorbeidrehen, allerdings sollte man auf seine Finger aufpassen. Der Rest ist Schwelgen in großen, bequemen und hervorragend ausgeformten Sitzpolstern, die mit Wildleder-ähnlicher Mikrofaser bezogen sind.
Eine Stufe führt hinauf in den hinteren Wohnbereich, in dem unter anderem die Küche untergebracht ist. Wer auf Reisen gerne kocht, fühlt sich im E-Line sicher bestens bedient. Der durch Auszüge gut zugängliche, individuell einteilbare Stauraum lässt keine Wünsche offen. An einer ausgeklügelten Mechanik fährt optional sogar eine 230-Volt-Kaffeemaschine aus dem Oberschrank. Beim Auffüllen des Wasserreservoirs erweist sich die Auszieharmatur als nützlich. Aufpreis kostet sonst nur noch der Backofen, der das kulinarische Angebot unterwegs jedoch auch deutlich erweitern kann.
Die funktionalen Details überzeugen. Die Arbeitsplatte ist rundum sauber verfugt und mit einem Schwallrand versehen. Angrenzende senkrechte Verkleidungen aus pflegeleichtem Material erleichtern die Reinigung bei Spritzern. Beleuchtung, Belüftung? Passt.
Als kleinster E-Line verfügt der getestete I 49 über ein sogenanntes Raumbad. Duschkabine und Toilettenraum stehen sich einzeln gegenüber und lassen sich durch einen Schwenk der Badtür über den Gang hinweg miteinander verbinden. Die Bewegungsfreiheit kann jedoch auch schon allein im Waschraum gefallen. Auch das Stauraumangebot geht in Ordnung. Die nahezu vollständige Ausstattung weist sogar WCbürste und Seifenspender auf. Einzig ein oder zwei Haken für Handtücher fehlen. Der Waschtisch-Kunststoff und die Armatur wirken in diesem noblen Ambiente etwas einfach.
In die Dusche steigt der Benutzer über den weit nach oben gezogenen Rand der Duschwanne. Ein solider Unterbau verhindert, dass sie sich beim Betreten verzieht, was andernfalls zu Rissen im Material führen könnte. Wasser fließt durch zwei Abläufe auch dann ab, wenn das Reisemobil schräg steht. Großgewachsene müssen unter der serienmäßigen Regendusche den Kopf einziehen; Carthago bietet für 50 Euro die Abwahl an. Wer die verbrauchsintensive Überkopfbrause ausgiebig nutzt, saugt sich den Tank schnell leer.
Vier Schlafplätze sind im E-Line immer an Bord. Am Hubbett im Bug gefällt besonders die solide, sichere Mechanik. Es schwingt weit herunter, was für lichte Kopffreiheit und einen bequemen Einstieg über den Seitensitz sorgt. Die vorderen 20 von beeindruckenden 153 Zentimeter Breite taugen jedoch nur als Ablagefläche, da sie weit unter den oberen Scheibenrahmen ragen. Der Komfort der dünnen Matratze ist etwas straff.
Vor allem im Vergleich mit dem butterweichen Heckbett, das man über zwei ausreichend dimensionierte seitliche Tritte erklimmt. Licht und Luft durchfluten die Kajüte im Heck. Unpraktischerweise lassen sich die Leselampen nicht getrennt schalten. Cremeweiße Ablagefächer in den Ecken nehmen Kleinkram auf. Neben dem Kopfende steht ein fast raumhohes Regal.
Viel Stauraum verlockt zum Ausreizen der hohen Nutzlast. Überhaupt meint Carthago es gut mit Stauraum. Neben acht Dachstaukästen wollen gleich zwei beleuchtete Kleiderschränke bestückt werden. Da scheint es fast überflüssig, die Tiefe desjenigen unter dem Bett durch Verschieben der Rückwand in die Garage hinein noch vergrößern zu können.
Die Möbel selbst werden solide verzapft und verschraubt. Auch die Beschläge machen einen robusten und langlebigen Eindruck. Manches Spaltmaß wirkt jedoch ebenso wenig standesgemäß wie die schlichten Umleimer an den Klappen. In Anbetracht der Preisklasse könnte man auch Soft-Einzüge an den Schubladen erwarten.
Zum guten Ton bei Carthago gehört eine Heckgarage. Die des I 49 nimmt es sogar mit einem Motorroller auf. Für Kabeltrommel, Auffahrkeile und Ähnliches bieten sich zwei extrahohe Fächer links und rechts hinter den Schürzen an. Angesichts der Möglichkeiten beruhigt die stattliche Nutzlast. Eine Freigabe durch Alko erlaubt 4,5 Tonnen Gesamtgewicht, was trotz einiger Extras 910 Kilo Zuladung entspricht.
Kabinenbau und Installationen können überzeugen. Hohen Ansprüchen genügt auch der Kabinenbau. Die elegant um die Dachkante gewölbten Aufbauwände sind mit der Dachplatte auf Stoß und somit wärmebrückenfrei verklebt. Metallprofile auf der Innenseite versteifen die Verbindung. Eine außen aufgeklebte Funktionsschiene leitet Regenwasser weg vom Einstieg, den eine Tür mit stabilem Rahmen sicher verschließt. Dach und Boden sind mit GfK beplankt, was den Aufbau sowohl gegen Hagel als auch Spritzwasser unempfindlich macht.
Zum Winterurlaub lädt der Chic mit Warmwasserheizung, Doppelboden und zweifach verglastem Fahrerhaus ein. Dank neuem Kontrollbord lässt sich die Alde-Heizung auch endlich gut bedienen. Etwas unausgewogen ist das Verhältnis der Tankvolumina; der Abwassertank läuft deutlich schneller voll als das große Frischwasserreservoir leer. Dicke Ablaufrohre machen die Entsorgung zur Blitzaktion. Für die zahlreichen Verbraucher sind 160 Amperestunden Batteriekapazität angemessen.
Der Gegenwert für die hohen Anschaffungskosten stimmt. Gut 14000 Euro mehr sind für einen E- gegenüber einem halbwegs vergleichbaren C-Line auszugeben. Das ist bei näherer Betrachtung durchaus reell. Mit dem E-Line I 49 liefert Carthago insgesamt ein solides und ordentlich ausgestattetes Stück Reisemobilbau ab, das nicht zuletzt mit seiner schon serienmäßig stattlichen Zuladung überzeugen kann. Unbestritten sind fast 96000 Euro Grund- und gut 107000 Euro Testwagenpreis richtig viel Geld. Doch mit vergleichbarer Ausstattung stoßen mittlerweile auch andere Wettbewerber in diese Regionen vor.
Käufer des E-Line-Integrierten dürfen sich zwischen vier Quer- und zwei Einzelbett-varianten entscheiden. Die beiden längsten sind optional auch mit Tandemachse und noch mehr Zuladung bestückt.
Preis:100.000 bis 150.000 €Typ:IntegrierteSchlafplätze:4
Carthago chic e-line I | |
Grundpreis | 103.950,00 € |
Aufbau | Integriert |
Maße | 739 x 227 x 305 mm |
Leistung | 96 kW / 130 PS |
Motor | 2,3 l Multijet |
Schlafplätze | 5 bis – |