Aufstelldächer haben eine lange Tradition bei Freizeitfahrzeugen. Bereits in den 1950er Jahren rollte der legendäre Lieferwagen Bedford CA vom britischen Autobauer Vauxhall mit Aufstelldach über die Straßen. Hierzulande geht eines der ersten dieser Dächer auf Westfalia zurück, die Mitte der 1960er Jahre ihre Campingbusse damit ausstatteten. Auch bei Anbietern wie SCA, Reimo oder Polyroof haben die flexiblen Dächer schon eine teils mehr als 50-jährige Vergangenheit.
Anders als beim Hubdach hebt sich beim Aufstelldach nur eine Seite. Das Dach gerät dabei im wahrsten Wortsinne in Schieflage. Denkbar ist die Ausrichtung nach vorne, zur Seite oder nach hinten, wobei dies letztlich vom Grundriss, also dem Bedarf an Kopf- und Bewegungsfreiheit im Wohnraum, abhängt. Mobile mit Heckküche benötigen die Stehhöhe hinten. Befindet sich die Kochzeile – wie häufig – vorn, ist ein Aufstelldach, das am Bug öffnet, sinnvoller. Seitlich öffnende Dächer waren früher sehr verbreitet – heute machen sie sich rar, auch weil dabei der Zeltbalg viel stärker der Witterung ausgesetzt ist.

Generell bringt ein Aufstelldach viele Vorteile, nicht nur die gewonnene Stehhöhe, über die sich großgewachsene Camper besonders freuen. Dank der Einklappmöglichkeit wird die Fahrzeughöhe durch das aufgesetzte Dach nur um ein paar Zentimeter erhöht, sodass der Campingbus weitgehend alltagstauglich bleibt und oft trotzdem in Tiefgaragen passt. Das größte Plus des Klappdachs sind jedoch die zusätzlichen Schlafplätze; wobei es bei deren Bequemlichkeit durchaus Unterschiede gibt. Wichtig ist hier der Unterbau. Von einer einfachen, dünnen Schaummatratze, die auf einem Brett liegt, bis hin zur Mehrzonen-Kaltschaummatratze auf einem punktelastischen Tellerfederrost ist die Bandbreite groß.
Das Dachaufsetzen ist bei kompakten Campingbussen etwa auf Basis des VW-Busses oder des Renault Trafic mit einigem Aufwand verbunden. Denn um tatsächlich Stehhöhe zu bieten, muss das Original-Blechdach erst ausgeschnitten werden. Um diese konstruktive Schwächung der Karosserie auszugleichen, baut man einen speziellen Dachrahmen ein, bevor schließlich das Aufstelldach aufgesetzt werden kann. Bei den großen Kastenwagen wie dem Fiat Ducato, die es auch immer häufiger mit Aufstelldach gibt, wird dagegen nur eine entsprechende Durchstiegsöffnung aus dem Dach geschnitten. Denn Stehhöhe haben diese Busse ja ohnehin.

Doch Aufstelldächer sind nicht für jeden Zweck gut geeignet. Da die zeltartigen Wände (Balg) nur aus wasserabweisendem Stoff bestehen und kaum gegen Kälte isolieren, sind sie eher nichts für die kalte Jahreszeit. Angenehm im Sommer ist dagegen, dass sich die Zeltwände häufig komplett öffnen lassen, um für Durchlüftung und Ausblick zu sorgen.
Geöffnet werden die meisten Dächer mit Muskelkraft. Gasdruckfedern helfen dabei und halten das Dach oben. Die einstmals simplen Scharniere sind inzwischen aufwendigen Scherensystemen gewichen, die am Fußende des Dachbetts mehr Beinfreiheit ermöglichen. Wer es bequem haben möchte, findet immer häufiger optional auch elektrische Antriebe, die das Dach wie von Geisterhand nach oben stemmen.