Wohl denen, die eins haben: Das Aufstelldach im Campervan und Campingbus leistet einfach sehr gute Dienste. Einfach aufstellen und mal eben über mehr Platz, Licht und zwei zusätzliche Schlafplätze verfügen. Wir verraten Ihnen, wie Sie dafür sorgen, damit die Konstruktion und der Zeltbalg lange mitmachen.
Das fängt an bei ganz einfachen Maßnahmen im täglichen Gebrauch: Wer beim Auf- und Einklappen sowie beim Lüften schon alles richtig macht, tut einiges für die Langlebigkeit. Mit der richtigen Pflege von Zeltstoff und Gummidichtungen kann dem Dach noch mehr Gutes tun.
Aufstelldach richtig öffnen und schließen
Egal, ob ab Werk oder nachträglich eingebaut und auch wenn es banal klingt: Richtiges Öffnen und Schließen des Aufstelldachs ist schon die halbe Miete. Hektik ist dabei kontraproduktiv, doch wer nur wenige Dinge beachtet, kann hier schon die Weichen für eine lange Haltbarkeit stellen.
- Das Fahrzeug sollte beim Öffnen so stehen, dass eventueller Wind von hinten auf das Dach trifft (bei Öffnung des Dachs nach vorn). Zu starker Wind von vorn oder von den Seiten kann beim aufgestellten Dach Schäden verursachen. Allgemein raten die Hersteller, ab Windstärke 7 bzw. einer Windgeschwindigkeit ab 50 km/h und bei einzelnen Böen dieser Stärke das Dach zu schließen.
- Ein wichtiger Tipp vorneweg: Beim Öffnen entsteht ein Unterdruck, beim Schließen ein Überdruck. Damit der Druck ausgeglichen werden kann, immer eine Schiebetür oder mindestens ein Fenster öffnen, dann geht es gleich viel leichter.
- Nach dem Entriegeln wird das Dach langsam und gleichmäßig an den Griffen oder am Bügel nach oben gedrückt. Beim letzten Stück helfen die Gasdruckfedern schon ordentlich mit.
- Dann kann die Liegefläche hoch unters Dach geschoben werden, wenn sie noch nicht gebraucht wird. Grundsätzlich sollte man diese auch immer nur hochschieben, wenn alles im Stoffbalg geschlossen ist, damit man nicht versehentlich beispielsweise eine aufgerollte Fensterabdeckung beschädigt.
- Vor dem Schließen des Dachs sollten alle Fenster und alle Reißverschlüsse am Stoffbalg geschlossen und die Liegefläche nach unten gezogen sein. Natürlich sollte auch kein Bettzeug oder Ähnliches auf der Auflage liegen, damit das Dach später richtig schließen kann. Außer man hat eine Dachschale, die dafür ausgelegt ist.
- Bei geöffneter Tür wird das Dach dann mit beiden Händen gleichzeitig an den Griffen oder am Bügel nach unten gezogen. Dabei achtet man darauf, dass der Stoffbalg gleichmäßig nach innen faltet und nirgendwo einklemmt. Wenn das Dach fast geschlossen ist, kann man noch mal überprüfen, ob sich der gesamte Stoffbalg wirklich innen befindet.
- Vor dem finalen Verriegeln schadet ein zusätzlicher Blick von außen nicht. Dann wird der innen liegende Stoffbalg aufgerollt und verriegelt bzw. festgezurrt.
Das Aufstelldach richtig lüften
Das zweite wichtige Augenmerk sollte auf der Belüftung des Dachs liegen. Egal, ob Reimo, SCA, VW oder Westfalia: Alle Hersteller weisen auf die regelmäßige Lüftung hin, um Schimmelbildung und Stockflecken zu vermeiden.
Aufstelldächer können auch längerem Regen trotzen. Wichtig ist nur, dass das feucht eingepackte Dach bei nächster Gelegenheit wieder aufgestellt wird. Selbst wenn es auf dem kommenden Campingplatz wieder regnet: Hoch mit dem Dach, damit Luft zirkulieren kann! Und sobald das Wetter passt: Das Dach wieder richtig durchtrocknen lassen.
Zeltbalg und Dichtungen pflegen
Der Stoff des Zeltbalgs sollte alle zwei bis drei Jahre oder je nach Nutzung, spätestens wenn Wasser nicht mehr abperlt, imprägniert werden. Vor dem Imprägnieren empfiehlt sich eine vorsichtige Reinigung mit lauwarmem Wasser und einem weichen Tuch. Bitte keinesfalls aggressive Reinigungsmittel oder den Hochdruckreiniger verwenden. Nach dem Trocknen den Stoff mit einem für Zelte geeigneten Imprägnierspray behandeln und danach entsprechend ausreichend auslüften lassen.
Hat man festgestellt, dass an den Nähten Wasser eintritt, kann man diese zusätzlich mit einem Nahtdichter für Zelte behandeln. Damit auch die Reißverschlüsse leichtgängig bleiben, können diese mit einem Gleitspray gepflegt werden.
Auch die Gummidichtungen am Dach danken ein wenig Aufmerksamkeit mit längerer Haltbarkeit. Einfach ein- bis zweimal jährlich nach dem Reinigen mit einer Gummipflege behandeln.
Aufstellscheren und Gasdruckfedern checken
Bei der Gelegenheit kann man auch die Aufstellscheren und Gasdruckfedern einer Sichtkontrolle unterziehen. Sind die Aufstellscheren lackiert, kann eventuell Farbe abblättern und Korrosion entstehen. Bei Scheren aus unlackiertem Edelstahl ist das kein Problem. Bei sachgemäßem Handling sollten die Scheren auch keinen Schaden nehmen, können aber nachjustiert werden. Die Gasdruckfedern können mit der Zeit nachlassen oder zum Beispiel durch feinen Sand schwergängiger werden. Ein Blick zeigt, ob beispielsweise die Schmierung nicht mehr funktioniert.
Bei einigen Reimo-Modellen schützt ein darüber befindliches Kunststoffrohr den Federmechanismus. Generell gilt: Bewegung ist gut. War das Dach länger nicht mehr aufgestellt, können die Federn schon mal etwas schwergängiger sein.
Was tun, wenn das Aufstelldach Mängel aufweist?
Was, wenn nun trotz aller guten Pflege und Vorsicht Schäden am Aufstelldach auftreten oder Teile ausgetauscht werden müssen? Keine Panik, denn vieles lässt sich je nach Geschick selbst reparieren.
- Für kleine Risse oder Löcher am Stoffbalg oder im Moskitonetz gibt es entsprechende Reparatursets. Idealerweise klebt man die Patches für den Stoffbalg von beiden Seiten über den beschädigten Stoff.
- Sollte ein größerer Schaden am Stoffbalg aufgetreten sein, bleibt aber nur der Austausch. Zwar kann man die Bälge für die entsprechenden Dachtypen der einzelnen Hersteller auch einzeln kaufen (ab 500 Euro aufwärts, ohne Montage), aber für die meisten dürfte in diesem Fall nur der Weg zum Fachbetrieb bleiben. Je nach Aufwand (geschraubt und/oder mit Keder befestigt) muss man für einen Komplettaustausch grob zwischen 1000 und 1500 Euro inklusive Montage rechnen.
- Einfacher ist der Austausch von Aufstellscheren (paarweise um die 300 Euro), wenn sich diese beispielsweise nicht mehr nachstellen lassen, und Gasdruckfedern, die ebenfalls für alle Modelle im Zubehör erhältlich sind (ein Set aus zwei Gasfedern etwa 150 Euro). Je nach handwerklichem Geschick können auch die selbst eingebaut werden.
- Zudem sind die Gummidichtungen in unterschiedlichen Ausführungen als Meterware erhältlich und können nach dem Entfernen der alten Dichtungen und ggf. Klebereste selbst wieder verklebt oder gesteckt werden.
- Bleibt noch die Dachschale. Kleine Schäden können mit entsprechenden Produkten, beispielsweise Gelcoat oder Polyesterspachtel, ausgebessert werden – alles auch im Zubehör erhältlich. Größere Schäden, z.B. verursacht durch herabfallende Äste oder eine zu geringe Durchfahrtshöhe, sollte man in einem Campingbus-Fachbetrieb beseitigen lassen. Alle Pflegeprodukte sind im Zubehörhandel erhältlich.
Tipp: SCA bietet für seine Dächer eine eigene Pflegeserie aus fünf Produkten an (als Set 64 Euro). Wer auf Nummer sicher gehen will und sein Dach professionell kontrollieren, nachjustieren und reinigen lassen will, kann einen SCA-Dachcheck für 190 Euro buchen.