Grundrisse mit Einzelbetten längs im Heck sind aus dem Modellangebot der ausgebauten Ducato und Konsorten nicht mehr wegzudenken. Dafür ist die längste Karosserievariante des Fiat-Transporters mit 6,36 Metern wie gemacht – mit Platz für bequeme Betten, aber noch akzeptabler Gesamtlänge.
Zum Anspruch an den Schlafkomfort wünschten sich allerdings nicht wenige auch ein Basisfahrzeug, das mehr ist als ein zwar solider, aber ansonsten ziemlich rauer Geselle, besonders in Sachen Federung. Wie wäre es etwa mit dem Mercedes Sprinter oder dem VW Crafter respektive dem baugleichen MAN TGE? Beide hängen den Ducato beim Fahrkomfort um Längen ab und können zudem mit modernen Komfort- und Sicherheitsfeatures glänzen. Freilich legt der Fiat-Bestseller aktuell gerade in Letzterem ein gutes Stück nach. Doch was die Grundveranlagung anbelangt – Stichwort Fahrwerk –, ändert sich nichts Wesentliches.
Wenn man allerdings den Markt nach Modellen auf Mercedes oder VW/MAN mit Längseinzelbetten durchforstet, bleibt das Ergebnis zahlenmäßig ziemlich ernüchternd.
Der Grund für die magere Auswahl liegt offenkundig im Karosserielängenangebot der beiden Basisfahrzeughersteller begründet. Über das typische Sechs-Meter-Modell hinaus, das üblicherweise für Querbett-Busse genutzt wird, legt Mercedes für die nächste Längenvariante gleich einen ganzen Meter drauf. VW/MAN belassen es zwar bei einem Plus von 85 Zentimetern, strecken den Radstand aber auf stolze 4,49 Meter, was das Rangieren mit den mächtigen Bussen nicht gerade erleichtert. Eine ziemliche Hürde für den Einstieg in diese Buskategorie. Die Frage ist: Kann das Mehr an Fahr- und Wohnkomfort die Nachteile der stattlichen Länge überkompensieren?
Am Start für diesen Vergleichstest steht der VW-eigene Crafter-Ausbau Grand California 680. Die Langversion segelt zwar etwas im Schatten des Hochdachmodells Grand California 600, setzt aber auf den gleichen modernen Ausbaustil. Knaus nutzt für sein Campingbus-Topmodell den Crafter-Zwilling TGE. Seine Lockmittel sind das Variobad und das flexible Heckbett.
Basisinformationen zu den Test-Fahrzeugen
Knaus Boxdrive 680 ME
Gurt-/Schlafplätze: 4/2–3
Zul. Gesamtgewicht: ab 3500 kg
Länge: 6,84 m
Grundpreis: ab 65.290 Euro
Testwagenpreis: 86.501 Euro
VW Grand California 680
Gurt-/Schlafplätze: 4/2
Zul. Gesamtgewicht: ab 3500 kg
Länge: 6,84 m
Grundpreis: ab 62.154 Euro
Testwagenpreis: 88.318 Euro
Wohnen
Der Knackpunkt sind die Betten – also starten wir doch einfach direkt damit. Beide Kontrahenten setzen auf eine Kombination aus Einzel- und Doppelbett – am Fußende mit kleinem Einschnitt für den einfacheren Zugang, der Rest bis zu den Hecktüren ist eine große verbundene Liegefläche. Da kann ohne Probleme auch mal noch ein Kind in der Mitte schlafen.
Betten im VW Grand California und Knaus im Vergleich
Das VW-Bett wirkt besonders luftig und großzügig. Was zum einen der freien Blickachse über die Küche hinweg zu verdanken ist, zum anderen der üppigen, sechsfachen Befensterung ringsum – zwei davon kosten allerdings Aufpreis.Wer gerne auch tagsüber auf dem Bett liegt, um was zu lesen oder die Aussicht zu genießen, wird sich an dieser luftigen Liegewiese erfreuen. Misst man die Länge der Betten, beginnt sich das Bild jedoch zu wandeln. Mit 1,87 Meter links und 1,97 rechts sind die VW-Matratzen zwar okay, aber auch nicht übermäßig üppig – angesichts dieser Fahrzeuglänge.

Der Knaus kann mit 1,94 Meter links und 2,06 rechts großgewachsene Paare besser überzeugen. Die Matratzenbreite erreicht beim VW 1,68 Meter. Beim Knaus sind es zwar nur 1,57 Meter, durch gepolsterte Seitenwangen kommt die real nutzbare Liegebreite aber auf 1,72 Meter. Außerdem umschmeichelt der Boxdrive die SchläferInnen mit textilen Wandverkleidungen und einer schmuseweichen, allerdings aufpreispflichtigen Evopore-Matratze auf flexiblen Lattenrosten.
Der VW kontert mit punktelastischen Tellerfedern und einer ebenfalls angenehm weichen, aber fünf Zentimeter dünneren Matratze. Mehr noch konterkarieren jedoch zwei andere Punkte den Komfortanspruch an die Betten: Es gibt keinerlei Aufstiegshilfe, um auf die gut 90 Zentimeter über dem Fußboden eingebaute Liegefläche zu klettern. Außerdem ist die Matratze längs in drei Stücke geteilt. Was beim Aufstellen des Bettrosts für Transportzwecke hilfreich ist, stört die eigentliche Aufgabe, nämlich den komfortablen Schlaf. Die unfixierten Matratzenteile rutschen leicht auseinander und öffnen einen bis zu fünf Zentimeter breiten Spalt.
Die Knaus-Matratze ist einteilig und kennt darum solche Probleme nicht. Die Einstiegshöhe von 79 Zentimetern lässt sich hier in der Regel ohne Hilfe bewerkstelligen, oder man zieht die zweistufige Treppe aus dem rechten Möbelstollen heraus. Unbedingt nötig wird die Treppe, wenn das Bett für Transportaufgaben in die obere Position gebracht wird. Dann schrumpft die Kopffreiheit allerdings in der Mitte auf 65,5 und unter den Hängeschränken auf 30 Zentimeter – da kann man sich nachts beim Umdrehen schon mal anstoßen, aber es geht noch.

Kochen in den extralangen Campingbussen
Bei den Küchen punktet die lange VW-Zeile durch relativ viel Arbeits- und Abstellfläche. Möglich wird dies, weil der Kühlschrank als Schublade in die Stirnseite der Küche eingebaut ist. Weiterer Vorteil dieser Anordnung: Kühle Getränke sind bei geöffneter Schiebetür von außen mindestens ebenso gut erreichbar wie von innen. Kehrseite der Medaille ist aber, dass der verbleibende Platz im Küchenunterschrank nur noch für vier mittelgroße Schubladen reicht. Die Knaus-Kombüse hält mit drei großen und zwei kleineren Schubladen deutlich mehr Stauraum für Lebensmittel und Kochgeräte bereit. Als Spülenabdeckung gibt es ein praktisches Schneidebrett. Der Kühlschrank arbeitet ebenfalls nach dem Kompressorprinzip, ist aber in griffgünstiger Höhe eingebaut und kann mit 14 Litern mehr Inhalt aufwarten.
Besondere Bad-Konzepte in beiden Campern
Ganz unterschiedliche Ansätze verfolgen die beiden Sanitärräume. Das VW-Bad ist mit festen Wänden und konventioneller Schwenktür konzipiert. Ein großes Klappwaschbecken hilft effektiv Platz zu sparen, sodass auch zum Duschen ziemlich viel Bewegungsfreiheit bleibt. Die Inneneinrichtung ist komplett aus weißen, rundum verfugten Kunststoffteilen, die Wasserspritzer problemlos abkönnen. Mindestens den Spiegel – eventuell auch mehr – muss man hinterher aber trotzdem trockenreiben, sonst machen sich überall unschöne Wasserflecken breit. Selbstredend, dass man auch das Handtuch und die Wechselkleidung während des Duschens im Gang lagern muss.
Knaus setzt auf das Variobad-Prinzip, sprich im Ruhezustand macht sich das Bad ganz klein. Erst zur Benutzung zieht man die beiden runden Schiebetüren um sich herum und nutzt ein gutes Stück des Gangs mit. So entsteht eine bemerkenswert große Duschkabine, die sich noch mittels Rollo vom übrigen Bad mit Holzeinrichtung abtrennen lässt.

Im Restbad drängen sich die Toilette mit Drehschüssel, ein Spiegelschrank und ein Mini-Handwaschbecken zusammen. Doch dabei gibt es einen Kniff. Zieht man das Waschbecken nach oben und klappt es über die Toilette, kommt ein zweites, großes Becken zum Vorschein. Allerdings läuft dieses rechts so flach aus, dass man eigentlich nur die linke Hälfte wirklich nutzen kann. Schwerer wiegt jedoch ein Nachteil des gesamten Konzepts: Während eine Person das Bad benutzt, ist nicht nur der Gang, sondern auch nahezu die ganze Küche blockiert.
Ein fußloser Tisch ist die Besonderheit der Knaus-Sitzgruppe – die Platte stützt sich per Diagonalstrebe an der Wand ab. Schwenkt man die Verlängerungsplatte noch aus, ist es mit der Stabilität allerdings nicht mehr so weit her. Der Tisch im VW ist da simpler, aber stabiler. Straff gepolstert und mit Isofix-Ösen präsentiert sich seine Sitzbank, die für zwei Erwachsene auf Dauer aber zu schmal ist. Letzteres gilt auch für die Knaus-Bank. Hier kann der rechte Platz aber um zwölf Zentimeter in den Gang gerückt werden. Die Polster bleiben dennoch schmal.
Der Möbelstil des Knaus ist sicher konsensfähiger als der komplett weiße Ausbau des VW. Hier scheiden sich die Geister. Der eine findet es modern, der andere steril.
Beladen: Bieten die langen Camper auch genug Stauraum?

Große Busse haben auch viel Stauraum. Die Vermutung wird hier Realität – zwei Reisende sollten keine Platzprobleme bekommen. Dennoch gibt es Unterschiede. Beispiel Hängeschränke. Über dem Heckbett machen sich im VW fünf, im Knaus gar sechs Dachschränke breit. Die VW-Exemplare haben dabei ein Ober- und ein Unterfach mit jeweils eigener Klappe, die, an hochwertigen Scharnieren geführt, ganz elegant aufschwingt. Doch das Stauvolumen, das dahinter zum Vorschein kommt, ist enttäuschend klein. Für Unterwäsche und Kleinkram passt das, doch kaum jemand hat soviel davon dabei, um all die kleinen Schränkchen zu füllen.
Und wo sind die großen Fächer, in denen man Hemden und Hosen auch ohne Origami-Falttechnik lagern kann? Der raumhohe Kleiderschrank zwischen Bad und Bett lässt den NutzerInnen ebenso ratlos zurück. In den beiden großen Fächern gibt es weder Kleiderstangen noch Zwischenböden. Auch die vier großen Staufächer rechts und links unter dem Bett lassen jegliche Einrichtung oder Unterteilung vermissen. VW geht offenbar davon aus, dass CamperInnen stets versierte HeimwerkerInnen sind und sich diese Räume selbst urbar machen.
Ganz anders legt sich Knaus ins Zeug. Alle Hängeschränke sind mit Zwischenböden ausgestattet, die sich in drei Stufen höhenverstellen lassen. Der schlanke, raumhohe Kleiderschrank hält unter einem festen Hutfach eine Kleiderstange parat, und weiter unten findet sich noch ein, in fünf Höhen einsetzbarer Zwischenboden.
So große Fächer wie im VW finden sich in den Möbelzeilen unter dem Knaus-Bett zwar nicht, was aber vor allem daran liegt, dass die Stollen schmaler gehalten sind, um einen breiteren Heckstauraum zu ermöglichen. Trotzdem sind überall noch Fächer für Kleinzubehör integriert, selbst in den Stufen der ausziehbaren Betttreppe.
Wie gut lässt sich der Stauraum im Heck nutzen?

Im VW reicht der Heckstauraum ganz hinten zwar bis zur linken Seitenwand hinüber, im Hauptteil ist er aber rund 30 Zentimeter schmaler als im Knaus. Beim verfügbaren Stauvolumen liegt Letzterer mit rund 970 Litern auch vor dem VW mit 815 Litern. Der Unterschied ist aber kleiner als gedacht, was am rund zehn Zentimeter höher eingebauten VW-Bett liegt. Doch das lässt sich im Knaus noch ändern, wenn man die optionale Betthöhenverstellung ordert. Mit Hilfe einer federunterstützten Scherenmechanik kann dann der Rost um rund 50 Zentimeter nach oben gehievt und vorn an zwei Gurten, hinten mit zwei Riegeln fixiert werden. Für eine Person ist der Vorgang jedoch mit Krafteinsatz und Mühe verbunden – Konkurrenten mit elektrischem Bettantrieb erledigen das bequemer.
Der Stauraum wächst so auf rund 1765 Liter, und mit 1,07 Meter Höhe passen dann normal hohe Fahrräder unters Bett. Im VW lässt sich der mittlere Rostteil aufstellen und fixieren, dann können ebenso zwei Bikes transportiert und an den – hier wie da – vorhandenen Zurrschienen gesichert werden.
Beim Blick auf die Waage macht sich eine gewisse Ernüchterung breit. 265 Kilo insgesamt reichen im Knaus selbst für zwei Personen kaum aus – schon gar nicht angesichts der üppigen Stauräume. VW gibt dem Testwagen gleich die aufpreispflichtige Auflastung mit zusätzlich verstärkter Hinterachse mit auf den Weg – eine weise Entscheidung, die bei beiden Modellen angebracht ist. Wer partout mit 3,5 Tonnen auskommen möchte, muss bei Extras, Gepäck und Wasservorrat sehr knauserig sein.
Technik im Check

Erst auf den zweiten Blick entdeckt man die Unterschiede in der Karosserieform der beiden Busse. Während der Knaus auf das typische Original-Blechhochdach setzt, greift VW zum – ebenfalls ab Werk erhältlichen – Superhochdach aus Kunststoff. Da es etwas schmaler baut als die Blechkarosserie, lässt sich daran gut die Markise montieren und so die 16 Zentimeter mehr Höhe elegant kaschieren. Im Fahrzeug resultiert die andere Dachform in einer Stehhöhe von 2,03 Metern und einem durchgängig ebenen Boden mit XPS-Dämmschicht von 40 Millimetern. Knaus baut dagegen ein Sitzgruppenpodest ein und kommt im Gang auf eine Innenhöhe von 1,92 Metern bei einer XPS-Schaumdicke von 25 Millimetern. Hochwertige Alu-Rahmenfenster sind hier wie da ins Blech eingesetzt. Der VW hat zwei mehr im Schlafzimmer, die allerdings extra kosten. Der Knaus kontert mit einem serienmäßigen Badfenster, der VW wiederum liefert zwei statt ein Panorama-Dachfenster aufpreisfrei mit.
Die Wände verkleidet VW mit aufwendigen, stoffbezogenen Formteilen, während Knaus auf einfachere, aber nicht weniger anschmiegsame, schaumkaschierte Stoffblenden setzt. Die Fliegengittertür ist bei beiden Serie, die elektrische Trittstufe nur beim VW.
Moderne Technik bei der Bordelektrik
Für die Bordelektrik setzen die Kontrahenten auf moderne Bustechnik – bunte Touchscreen-Kontrollbords zeugen davon. Das optionale Knaus-Exemplar nervt allerdings mit zu kleinen Symbolen und Schriftgrößen. Lediglich für die Lichtsteuerung gibt es noch ein detailliertes Untermenü, wo alle Lampengruppen einzeln schaltbar sind. Die Heizung muss am separaten Truma-Bedienteil gesteuert werden.

Das VW-Pendant hat die Steuerung des Ofens integriert und kann auch sonst durch klarere Struktur, bessere Lesbarkeit und insgesamt größeren Funktionsumfang überzeugen. Von hier aus lässt sich auch die Ambientebeleuchtung entlang der Hängeschränke dimmen und in der Lichtfarbe wechseln. Ähnliches bietet aber auch der Knaus mit einer farblich einstellbaren indirekten Beleuchtung im Deckenkranz der Duschkabine im Gang. Hier wie da kosten diese Stimmungsmacher aber Aufpreis. Serienmäßig sind im Knaus dagegen die praktischen Vierfach-Lichtschalter, die von mehreren Stellen im Ausbau aus die Steuerung der verschiedenen Lampengruppen ermöglichen.
Mit Strom gefüttert werden die Lampen aus AGM-Batterien mit ähnlicher Kapazität. Der Knaus hat gleich zwei davon, die platzsparend übereinander in einem Kasten hinten links untergebracht sind. Die zweite ist allerdings optional. An ähnlicher Stelle finden sich im VW – falls eine Taschenlampe zur Hand ist – in einem finsteren Staufach die wichtigsten Elemente der Bordelektrik: Batteriehauptschalter, 12-Volt- und Netzsicherungen, Laderegler für das optionale Solarpanel und ein Ladebooster.
Die Bordbatterie sucht man hier allerdings vergeblich, die ist vorn im Motorraum untergebracht. Wie sinnvoll es ist, den Strom der Lichtmaschine während der Fahrt zunächst ins Heck zu leiten, um ihn – boostertransformiert – dann wieder in den Motorraum zur Aufbaubatterie zu schicken, bleibt dahingestellt. Die Problematik der mangelhaften Batterieladung bei Euro-6-Motoren hat man bei VW aber offenkundig begriffen, denn nicht nur der Booster ist serienmäßig, sondern auch noch ein Schalter im Armaturenbrett, der die Lichtmaschine gezielt einschaltet. Auch der Knaus ist mit einem Ladebooster bestückt.
Kleine Gasanlage bei Knaus, größerer Vorrat bei VW

Bei der Gasanlage setzt Knaus konsequent darauf, dass nur der Kocher versorgt werden muss – darum gibt es nur einen Mini-Gaskasten für eine 2,8-Kilo-Flasche hinten rechts in der Möbelzeile. Der VW heizt dagegen serienmäßig mit Gas und muss dafür einen größeren Vorrat horten – zwei Elf-Kilo-Flaschen passen hier in den Kasten, der sich ebenfalls rechts hinten findet. Die 6000-Watt-Truma-Kombiheizungen – in beiden Testwagen mit Dieselbrenner – sind in den Querbanksitztruhen installiert und können damit bei Bedarf den Wohnbereich über kurze Leitungswege auf Temperatur bringen. Sollte mal ein Service nötig sein, wird die Rechnung des Truma-Technikers beim VW allerdings höher ausfallen, denn um an das Aggregat zu kommen, muss zunächst relativ umständlich das Deckelbrett abgeschraubt werden.
Der Frischwassertank des VW fasst 100 Liter und ist im rechten Möbelstollen im Heck eingebaut. Gleiches gilt auch für das Reservoir im Knaus, das nominell aber zehn Liter mehr fassen kann. Nahezu Gleichstand herrscht bei den Abwassersammlern – 85 Liter beim Knaus, 90 Liter beim VW. Isoliert und beheizt bekommt man den Unterflurtank – zwar gegen Aufpreis – aber nur beim Knaus. Zusammen mit seinem etwas aufwendigeren Warmluftverteilnetz erarbeitet er sich damit ein paar Vorteile bei der Wintertauglichkeit.
In Sachen Verarbeitung liegen beide insgesamt auf gutem Niveau. Wer vom VW-Campingbus eine Perfektion wie in VW-Pkw erwartet, wird aber enttäuscht. Aufwendige Formteile für die Innenverkleidung sind schön und gut, wenn sie aber teils so windschief angebracht sind wie im Testwagen über der Schiebetür, fällt das einfach auf. Seltsam hemdsärmelig zusammengespaxt ist auch die Innenverkleidung des Dachstaufachs über dem Cockpit. Auch der Knaus ist nicht frei von Nachlässigkeiten: So lassen sich etwa die Schiebetüren der Dusche am Ende nur mit Nachdruck schließen.
Preis, Pakete und Service bei Knaus und VW

Der VW erscheint mit rund 3000 Euro niedrigerem Grundpreis und serienmäßigem Topmotor plus Automatikgetriebe als deutlich günstigeres Angebot. Wer seinen Bus aber rundherum komfortabel ausstatten möchte – etwa so wie die Testwagen–, merkt spätestens beim Saldo, dass sich das auch wieder ausgleichen kann.
Ein Grund dafür ist die Paketpreispolitik von Knaus – allein 13
stehen beim Boxdrive zur Auswahl. Wer sich darauf einlässt, profitiert von den Preisvorteilen, wird aber auch leicht verführt, mehr zu bestellen, als er wollte. Beim VW muss fast alles einzeln geordert werden. Die vielen kleinen Posten summieren sich dann leicht zu Größenordnungen, die man kaum erwartet. So kostet der VW-Testwagen am Ende sogar fast 2000 Euro mehr als der Knaus-Campingbus.Bei Letzterem sind das TGE- und das Boxdrive-Paket praktisch als unverzichtbare Grundausstattung zu sehen. Zumindest das Fahrerassistenz-Paket 2 werden die meisten ebenfalls mitordern, da hier der gern genommene Abstandsregeltempomat inbegriffen ist. Addiert man noch das Energy-Plus-Paket, unter anderem mit dem Touchscreen-Kontrollbord, das es als Einzelposten gar nicht gibt, das höhenverstellbare Heckbett sowie den Topmotor, die Automatik und die kaum verzichtbare Auflastung auf 3,85 Tonnen, landet man bei knapp 80.000 Euro.
Nötig und empfohlen sind beim VW deutlich weniger Posten. Neben der Auflastung auf 3,88 Tonnen sind da vor allem das umfangreiche Fahrassistenzpaket 3 sowie das Campingmöbel-Set zu nennen. Mit etwas Bescheidenheit kommt man so unter 70.000 Euro weg, hat aber manches an Komfortausstattung nicht dabei, was Knaus mit in die Pakete packt.

Während VW gegen Aufpreis Anschlussgarantien von ein bis drei Jahren anbietet, versucht Knaus mit einer Dichtigkeitsgarantie von zehn Jahrenzu punkten. Beim Servicenetz schneiden beide gut ab, auch wenn VW mit über 1500 Werkstätten in Deutschland natürlich einsame Spitze ist.
Wie fahren sich MAN und VW?
Ob MAN oder VW – beim Fahren ist da kein Unterschied festzustellen. Zumal jeweils 177-PS-Topmotor und Automatikgetriebe die Testwagen antrieben. Gesamtlänge und 4,5MeterRadstand erfordern beim Rangieren manchen Extrazug. Auf Schnellstraßenziehen die stattlichen Busse aber stoisch ihre Bahn, zumal aktive Spurhalteassistenten im Zweifelsfall gegenlenken.
Die rund 15 Zentimeter mehr Höhe des Superhochdachs beim VW machen sich in der Praxis kaum bemerkbar – allenfalls bei entsprechenden Höhenbeschränkungen. Mehr stören die deutlicheren Klappergeräusche im Knaus, die aus dem Fliegengittertür-Küchen-Bereich ans Ohr der Besatzung dringen, sowie die relativ lauten Falken-Reifen. Wer ab und an Kleinkinder mit auf Reisen nimmt, freut sich – falls entsprechender Sitz vorhanden – über die serienmäßigen Isofix-Ösen an den beiden Plätzen auf der VW-Rückbank.
Wertung
(maximal 5 Punkte möglich)
Wohnen
Mit dem sehr komfortablen Heckbett kann der Knaus punkten. Hier leistet sich der VW ein paar Nachlässigkeiten. Bei Sitzgruppe, Küche und Bad liegt der Knaus jeweils nur knapp vorn. Der Möbelbau des VW besticht durch moderne Technik und hochwertige Scharniere. Der Ausbaustil bleibt – unbewertete – Geschmacksache.
- Knaus: 3,8 Punkte
- VW: 3,5 Punkte
Beladen
Der Knaus punktet nicht nur mit seinem variableren Heckstauraum, sondern auch mit den sinnvoll eingerichteten Schränken und Fächern. Der VW kann dafür mit den besseren Zuladungswerten aufholen – dank seiner optionalen Auflastung.
- Knaus: 3,3 Punkte
- VW: 3,3 Punkte
Technik
Der VW hat mehr Stehhöhe und einen stufenfreien Fußboden, bei der Bordtechnik gleichen sich Vor- und Nachteile gegeneinander aus, bei Beleuchtung und Wintertauglichkeit liegt der Knaus vorn.
- Knaus: 3,6 Punkte
- VW: 3,6 Punkte
Preis & Service
VW mit günstigerem Grundpreis, der sich mit Komfortausstattung aber relativiert. Knaus gibt 10 Jahre Dichtheitsgarantie.
- Knaus: 2,6 Punkte
- VW: 2,7 Punkte
Fahren
Nahezu identisch sind die Basisfahrzeuge und so auch das Fahrverhalten. Weniger Geräusche und die Isofix-Ösen bringen den VW knapp nach vorn.
- Knaus: 3,7 Punkte
- VW: 3,8 Punkte
Knaus BOXDRIVE | |
Grundpreis | 73.630,00 € |
Aufbau | Campervan |
Maße | 684 x 204 x 268 mm |
Leistung | 103 kW / 140 PS |
Motor | Euro 6d |
Sitze mit Gurt | 2 bis 4 |
Schlafplätze | 3 bis 3 |