Queens- oder Mittelbett-Grundrisse kommen hierzulande erst langsam in Tritt, obwohl sie doch eigentlich dem heimischen Schlafzimmer der meisten Paare am nächsten kommen. Großzügiges Raumgefühl, einfacher Bettenzugang für beide und trotzdem nebeneinanderschlafen – das ist nur bei dieser Bettanordnung möglich. Soll die Liegelänge, aber auch das Bad, die Küche und die Sitzgruppe nicht zu knapp ausfallen, sind 7,50 Meter Fahrzeuglänge schnell verplant – mit entsprechenden Folgen für die Handlichkeit beim Rangieren und für das Gewicht. Das klassische Queensbett ist außerdem nicht mit einer Heckgarage vereinbar – viele wollen darauf aber nicht verzichten.
Queensbett und Heckgarage – welcher Mittelklasse-Integrierte gewinnt?
Clevere Lösungen und gute Kompromisse sind also gefragt, um Wünsche und Wirklichkeit zusammenzubringen. Carthago und Rapido sind angetreten komfortable Queensbett-Grundrisse auf unter sieben Meter Länge zu verwirklichen und haben sich dafür einiges einfallen lassen.
Auf Augenhöhe treffen sich beide Marken in der Integrierten-Mittelklasse zwischen 70.000 und 80.000 Euro. Die deutsche Marke frischte jüngst ihre preiswerte Integriertenreihe C-Tourer I optisch auf. Davon abgeleitet ist die noch günstigere Sport-Serie mit dem neuesten von drei Modellen, der Queensbett-Version I 144.
Der französische Hersteller wiederum hat in den letzten Jahren seine Aufbautechnik modernisiert und aus der 8er Einsteigerserie die 80er-Modelle mit Doppelboden entwickelt. Hier nennt sich der Queensbett-Grundriss 8080 dF.
Wohnen
Beide Kontrahenten setzen auf die gleiche Idee bei der Queensbett-Konstruktion: Für mehr Bewegungsraum rund um Bett und Bad lässt sich die Liegefläche um zirka 20 Zentimeter zusammenschieben, gleichzeitig stellt sich der Kopfteil automatisch auf. Das lässt sich bei beiden mit vertretbarem Kraftaufwand ausführen – im Carthago etwas einfacher, weil ein solider Griff vorhanden ist. Beim Ausziehen muss man hier das Bett etwas anheben, um die Fixierung der Endposition zu überwinden.
Dies hat den Vorteil, dass das Bett mit aufgestelltem Kopfteil auch als bequemes Lesesofa genutzt werden kann. Außerdem profitieren die Durchgänge am Fußende des Carthago-Betts mehr davon als beim Rapido, wo der Bettrost zwar zurückweicht, dafür aber die Ecken des Bettunterbaus zum Vorschein kommen. Außerdem gestaltet Carthago Bad und Dusche gezielt so, dass man sie für den Durchgang mitnutzen kann: Die Gliederschiebetür am Bad lässt man einfach offen, genau wie die breite Falttür an der Duschkabine. Der Aufstieg zum, hoch eingebauten Bett (1,06 m) gelingt so dennoch recht komfortabel. An einer Stufe stört jedoch die seltsam doppelt ausgeführte Kante. Matratze und Unterfederung sind bequem, die Maße für ein Queensbett ganz passabel.
Besonders geschickt sind die geräumigen Fächer links und rechts am Kopfende. Solch praktische Ablagen finden sich am Rapido-Bett nicht. Die Liegemaße sind etwas knapper, die Ecken am Fußende stärker abgeschrägt und die Matratze dünner, aber ebenfalls aus hochwertigem Schaum. Das Deckenlicht lässt sich vom Gang und vom Kopfende des Betts schalten.
Der größte Vorzug des Rapido-Betts ist die serienmäßige Höhenverstellung. Mittels Kurbeltrieb unter dem aufstellbaren Fußende lässt sich die Liegefläche von 110 auf 80 Zentimeter Höhe absenken. Das wirkt sich sehr positiv auf den Raumeindruck, die Bewegungsfreiheit und besonders den Betteinstieg aus. Der Heckstauraum ist dann aber nicht mehr fahrradtauglich.
Weitere Schlafplätze finden sich jeweils auf den soliden Hubbetten vorn. Das Rapido-Exemplar tut sich durch eine Leiter und eine Dachhaube hervor, die Carthago-Version kontert mit einem großen Ablagebord und 20 Zentimeter mehr Liegebreite.
Ganz ähnlich geschnitten sind die Sitzgruppen mit Eckbänken und kleinen Seitensitzen gegenüber. Diese erfüllen ihre Aufgabe als Notplatz oder Beinauflage beim Fernsehen.
Der Carthago-Sitz ist dabei ein spürbares Quäntchen breiter, ebenso wie die Querbank, die Tischplatte lässt sich nicht nur verschieben, sondern auch drehen, und die Beleuchtung ist noch etwas stimmungvoller und heller.
Wer gerne kocht, kann sich hier wie da in einer kompakten Winkelküche mit ausgelagertem Kühlschrank tummeln. Rapido platziert den Kocher längs an der Wand und lässt davor noch etwas echte Arbeitsfläche frei. Zum Gemüseschneiden muss im Carthago der Kocher oder die Spüle zumindest teilweise geschlossen bleiben – das gelingt aber gut, weil beide asymmetrisch geteilte Abdeckungen haben.
Die Kombüse im Rapido tut sich durch eine sehr solide Haushaltsarmatur, ein Gewürzbord und eine Halterung für Küchentuchrollen hervor. Die Dunstabzugshaube zeigt allerdings wenig Wirkung – da ist die Dachhaube über der Carthago-Küche beim Entlüften effektiver. Attraktive Option hier: die Kapsel-Kaffeemaschine auf einem passenden Abstellbord über der Ecke.
Im Unterschrank der Carthago-Küche stehen sechs relativ große Schubladen für allerlei Kochgeräte und Vorräte bereit. Ein großer Besteckkasten und ein Mülleimer finden sich ebenfalls. Beim Rapido gibt es drei Schubladen – davon eine mit Besteckmulden –, die sogar zentral verriegelbar sind. Unter der Spüle ist der Stauraum dagegen auf einen Auszug und zwei Flaschenhalter beschränkt, weil sich im Unterschrank auch noch die Kombi-Heizung breitmacht.
Als Ausgleich gibt es gegenüber, oberhalb des Kühlschranks, noch zwei größere Fächer – eins kann wahlweise für einen Backofen genutzt werden. Carthago baut das identische 134-Liter-Kühlaggregat dagegen höher ein, und erleichtert so den Zugriff.
Stufenfrei geht’s weiter von der Küche ins Bad. Bei beiden Kontrahenten kann dazwischen eine hölzerne Schiebetür zugezogen werden. Eine solide, gebogene Tür mit Klinke und Einsteckschloss führt ins Rapido-Bad. Bei Nacht geht dann die Sucherei nach dem kleinen Lichtschalter los, der oben an der Decke im Hängeschrank versteckt ist.
Neben drei Schränken gibt es reichlich offene Ablagen sowie einige Accessoires wie Zahnputzbecher und Handtuchstange. Gleiches muss man auch im Carthago-Bad nicht missen. Offene Ablagen sind jedoch weniger zahlreich, dafür wirkt das Bad nicht so zerklüftet. Klasse ist hier die Beleuchtung mit speziellem Schminkspiegellicht.
Zum Duschen entfernt man die beiden Holzroste aus der flachen Bodenwanne, die vorsorglich mit zwei Abläufen ausgerüstet ist. Die Ellenbogen- und Kopffreiheit in der Duschkabine ist passabel, am Boden stört jedoch der Radkasten. Gleiches gilt auch für die Rapido-Dusche. Besonders praktisch hier: der serienmäßige Wäscheständer. Eine kurze Kleiderstange im Dachhaubenrahmen bietet immerhin auch der Carthago.
Der Carthago bietet in allen Wohnbereichen stets ein Quäntchen mehr an Komfort – obwohl der Rapido gut dagegen hält. Auch das Carthago-Mobiliar hinterlässt einen etwas solideren Eindruck.
Fazit
Das Duell Carthago gegen Rapido wird auf Augenhöhe geführt: Wer hier früher vielleicht den sprichwörtlichen Vergleich von Äpfeln mit Birnen bemüht hätte, reibt sich heute verwundert die Augen. Der C-Tourer Sport I 144 ist ein geschickt auf wesentliche Markentugenden, wie hochwertigen Aufbau und übersichtliches Fahrerhaus, reduzierter Carthago-Integrierter. Der Rapido 8080 dF dagegen bietet moderne Aufbau- und Bordtechnik nebst echtem Doppelboden auf einem Alko-Tiefrahmen – zu einem attraktiven Preis. Schwere Entscheidung: Die beiden sind sich – nicht nur im Grundriss – näher als man denkt.