Maritimes Erlebnis zwischen Oste und Ostsee
Fähren, Brücken oder Tunnel: Konzentriert zu erleben sind sie an Oste, Elbe und dem Nord-Ostsee-Kanal – an der Deutschen Fährstraße.
Man mag es nicht glauben, aber es ist eine erfreuliche Wahrheit: Was Kaiser Wilhelm II. anno 1895 verfügte, als der Nord-Ostsee-Kanal in Betrieb genommen wurde, gilt noch heute: Der Fährbetrieb auf den rund 99 Kilometern zwischen Kieler Förde und Brunsbüttel bleibt für Personen, Güter und Fahrzeuge kostenlos.
Die 14 Fähren dienen dem kleinen Verkehr zwischen den Anliegerortschaften oder mildern die Teilung der zerschnittenen Ortschaft Sehestedt. Der große Straßen- und Eisenbahnverkehr rollt über zehn Hochbrücken. Bei Rendsburg unterqueren ein Straßen- und ein Fußgängertunnel die 15 Meter breite Seeschifffahrtsstraße. Ein reger Schiffsverkehr wird zum Augenschmaus schaulustiger Reisemobilfahrer.
Radwege links und rechts des NOK erlauben intensives Erleben des Schiffsverkehrs.
Viel zu sehen gibt es auch an den beiden Enden des Kanals, in Kiel schon von einem naheliegenden Stellplatz oder der Aussichtsplattform an der Schleuse aus. Die größere Schleusenanlage in Brunsbüttel lädt Interessierte auf zwei Plattformen ein und informiert auf Thementafeln entlang einer Schleusenkammer. Wer den Kanal ständig im Auge behalten möchte, lasse das Mobil einmal stehen und nutze die Radwege, die sich direkt am Ufer hinziehen.
Historische Schwebefähre
Die längste mögliche Fährfahrt führt über die Elbe von Glückstadt nach Wischhafen und vermittelt schon Seefahrergefühle. Auf der linkselbischen Seite setzt dann die Fährstraße über das imposante Sperrwerk Neuhaus, um dem Fluss Oste folgend in Bremervörde zu enden. Auf diesem Wege, in der Gemeinde Osten, liegt auch die Quelle für ihre Idee. Dort quert seit 1909 eine Schwebefähre den Elbenebenfluss. Sie wird den Gezeiten besser gerecht als eine auf dem Wasser fahrende Fähre. Eine nahe Straßenbrücke machte das Schweben 1974 überflüssig. Nach einem touristischen Einsatz bis 2001 setzte der TÜV das Signal auf Rot. Und für eine Sanierung fehlte wie so oft das Geld.
Basis für die Fährstraße: Tourismus rund um die Schwebefähre in Osten mit Demonstrationsfahrten für Fußgänger, Rad- und Motorradfahrer sowie Oldtimer mit H-Kennzeichen.
Zu ihm verhalf indirekt der spanische König Juan Carlos I., der zu dieser Zeit Ehrenvorsitzender des frisch gegründeten Weltverbandes der Schwebefähren wurde. Mit königlichem Rückenwind sprangen die Medien auf das Thema an – und am Ende war die Fähre förderwürdig. Sie wurde damit Basis der 2004 ins Leben gerufenen "Deutschen Fährstraße". Oste aufwärts bringt die Fähre Brobergen sogar noch Reisemobile übers Wasser, während die einzige handbetriebene Fähre Gräpel zwar für fünf Tonnen zugelassen, für die Freizeitfahrzeuge aber zu klein ist. Ein Gespräch mit Fährfrau und Chefin von "Plates Osteblick" verdeutlicht, dass die drei Rest-Fähren − von ehemals 30 − an der Oste eine Herzensangelegenheit der Einheimischen sind, die mit großem Engagement ein technisches Erbe pflegen.
Sehenswertes auf und neben dem Wasser
Auf dem Weg von Kiel nach Bremervörde lohnen sich Besuche anliegender Städte. Rendsburg zeichnet mit einer "Blauen Linie" vor, wo es langgeht, wenn man die Altstadt erleben möchte. In Sehestedt lohnt ein Rundgang über den erlebenswerten Friedhof. Glückstadt verdankt seinen Reiz König Christian IV., der die Stadt auf dem Reißbrett entwarf. Sie ist auch im wahren Wortsinn genießbar, vor allem jedes Jahr ab dem zweiten Juni-Donnerstag während der berühmten Matjeswochen.
Der Altstädter Markt in Rendsburg, eine von vielen Sehenswürdigkeiten im historischen Zentrum der Stadt am Nord-Ostsee-Kanal.
Freunde ausgefallener geografischer Orte finden, einmal in dieser Gegend unterwegs, bei Wilster den tiefsten Punkt Deutschlands. Auf dem Weg dahin lauert eine Kuriosität: "Klein Amerika" bei Steenfeld. An der Elbe-Mündung der Oste bei Neuhaus die Spur flussaufwärts aufnehmend, lädt zu einem Rundgang das großflächige und mit zahlreichen Ausstellungsgebäuden bestückte Natureum ein, das weder kaiserlichen noch königlichen Beistands bedurfte. Dafür aber Eintritt verlangt.
Stellplatz-Tipps an der deutschen Fährstraße
Fazit
Schiffe gucken und Flusslandschaft erleben. Diesen Anspruch erfüllen fast alle gezeigten Plätze gut oder sehr gut, einige mit Spitzenausstattung. Die Kanalufer bieten zudem weitere Plätze zum Gucken ohne Übernachtung. Enttäuschend ist die Stellplatzsituation in Wischhafen. Sie wird sich allein mit den erbetenen Spendengeldern nicht verbessern. Die Plätze entlang der Oste zeugen vom Bemühen der regionalen Touristik, das Projekt Fährstraße zu unterstützen. Damit kann man leben.
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