Mit dem Campingbus ans Nordkap
Schnee und Polarlichter im eisigen Norden

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Mitten im Winter wollen wir zum Nordkap, Polarlichter jagen, nach der Sauna ins Eisloch hüpfen, Elche und Rentiere beobachten. Doch es wird kälter, die Strecke glatter und alles viel abenteuerlicher, als wir es uns vorgestellt haben.

zur einmaligen Verwendung Nordcap Campingbus
Foto: Manu und Steffi Thier

Gespannt warten wir in Puttgarden am Hafen auf die Fähre nach Rødby. Schon oft haben wir hier gestanden, um nach Dänemark überzusetzen. Doch heute ist es kälter als sonst. Es ist Februar. Dänemark empfängt uns mit Schneechaos.

Über die Øresundbrücke fahren wir nach Schweden bis zum Vätternsee. Hier liegt bereits viel Schnee und die Temperaturen halten sich im zweistelligen Minusbereich. Da unser Campingbus nicht winterfest ist, haben wir ihn von innen isoliert. Bis jetzt funktioniert das wunderbar und auch Hündin Maya hat mit der Kälte kein Problem. Sie wälzt sich im Schnee und flitzt am vereisten Strand vor den Wellen des Vättern davon.

Über Lappland zum Polarkreis

Wir fahren durch die verschneiten Wälder Schwedens Richtung Lappland. Straßen und Bäume werden immer weißer. So viel Schnee haben wir noch nie gesehen. Die Sonne strahlt und der blaue Himmel bildet einen wunderschönen Kontrast zu den roten Häuschen. Im Abendrot der Sonne kreuzt eine große Herde Rentiere die Straße. Es ist unbeschreiblich, den wunderschönen, wilden Tieren so nah zu sein.

zur einmaligen Verwendung Nordcap Campingbus
Manu und Steffi Thier
Da der Campingbus Vantasticamper nicht winterfest ist, wurde er vor der Reise von innen isoliert.

Wir überqueren den Polarkreis. Um diese Jahreszeit werden hier wohl keine Touristen erwartet. Der Platz ist nicht geräumt, der Souvenirshop im Schnee versunken. Also fahren wir weiter nach Jokkmokk. Es ist schon dunkel, als wir durch das verschneite Örtchen spazieren. Alles ist so gemütlich beleuchtet. Uns kommen Leute mit Rollatoren ebenso wie Eltern mit Kinderwagen auf Kufen entgegen. Wir müssen schmunzeln. Zurück am Wohnmobil stellen wir fest, dass der Kühlschrank aus ist. Unsere Gasheizung läuft Tag und Nacht, wenn wir nicht fahren, aber Temperaturen von minus 25 Grad lassen die Gasleitungen gefrieren. Wie jetzt die Lebensmittel kühlen? Wir haben eine Idee: Im Supermarkt kaufen wir kurzerhand eine Kühlbox und packen zwischen die Lebensmittel kleine Tüten mit Schnee, Problem gelöst.

Die Weiterfahrt gestaltet sich immer schwieriger. Räumfahrzeuge befreien die Straßen vom Schnee, pures Eis bleibt zurück. Auch Schneeketten helfen nicht weiter. Autos überholen uns mit hohem Tempo, sie sind mit Spikereifen sicher unterwegs. Wir schaffen es noch bis nach Kiruna und steuern einen Campingplatz an. Beim Glühwein nach der Sauna überlegen wir, ob die Reise bereits zu Ende ist.

Spikereifen für den hohen Norden

Sicherheit geht vor, und so fahren wir am nächsten Morgen zu einem Reifenhändler. Eine Stunde später rollen wir stolz mit Spikereifen aus der Werkstatt. Was für ein Fahrgefühl. Manu kriegt das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Unsere Winterreifen passen in den Stauraum unter dem Bett und wir fahren nach Jukkasjärvi zum Icehotel. Wahnsinn, was die Künstler hier geschaffen haben. Wir tauchen einen ganzen Tag ein in eine Welt aus Eis bei angenehmen minus sechs Grad. Jedes Zimmer wurde zu einem anderen Thema mit Skulpturen aus Schnee und Eis gestaltet.

Als wir nach Finnland in den Pallas-Yllästunturi-Nationalpark fahren, wird die Nacht sehr kalt, fast minus 40 Grad. Die Heizung läuft, aber Fenster und Schiebetür sind trotzdem von innen gefroren. Auch das Wasser in Mayas Trinknapf und unser Wassertank. Zu alledem lässt sich das Wohnmobil nicht mehr starten. Manu läuft zur Straße und kommt mit zwei netten Finnen zurück, die unsere Batterie überbrücken. Der Motor springt an. Zum Glück.

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Manu und Steffi Thier
Am See im finnischen Lappajärvi gelingt es uns, ein Loch ins Eis zu sägen – zur Abkühlung nach der Sauna.

In Leppäjärvi besuchen wir Familie Laulumaa auf ihrem Hof Kelotin Rantamajat. Sie vermieten Hütten am See. Wir haben hier auf einer früheren Tour im Herbst mit dem Wohnmobil übernachtet und freuen uns auf ein Wiedersehen. Wir wohnen die nächsten drei Tage in einer Hütte mit Blick auf den zugefrorenen See – und die Ufersauna. Wie wäre es mit einem Eisloch? Wir arbeiten stundenlang mit Kettensäge, Brechstange und Axt an der einen Meter dicken Eisschicht. Abends kocht Helli Rentier mit Kartoffeln, danach geht es in die Ufersauna. Aus dem Fenster beobachten wir das Flackern der Kerze neben unserem Eisloch, in das es zur Abkühlung geht. Spät abends sehen wir dann endlich unsere ersten Polarlichter. Unbeschreiblich schön tanzen sie grün über uns am Himmel.

Polarlichter und eine Husky-Schlittentour

Am nächsten Morgen fahren wir für eine Husky-Schlittentour in den Nachbarort. Wir dürfen beim Einspannen der Hunde ins Geschirr helfen. Unser Guide fährt mit seinem Schlitten voraus. Manu steuert unseren, ich sitze mit einem Rentierfell zugedeckt darin und genieße die Stille der unberührten Natur. Auf halber Strecke tauschen wir. Nach fast vier Stunden Fahrt bei minus 30 Grad sind Manus Haare und der Bart weiß gefroren.

zur einmaligen Verwendung Nordcap Campingbus
Manu und Steffi Thier
Mehr als einmal haben wir das Glück, die faszinierenden Nordlichter zu sehen, wie vor Honningsvåg auf dem Weg zum Kap.

Am nächsten Morgen verabschieden wir uns schweren Herzens und überqueren bald die norwegische Grenze. Die Landschaft wird bergiger, der Schnee weniger und die Temperaturen werden milder. An den Felsen am Straßenrand sieht man immer wieder gefrorene Wasserfälle. Es ist bereits dunkel, als wir durch den Nordkap-Tunnel rollen. Kurz vor Honnigsvåg folgen uns Polarlichter auf dem Weg zum Kap. Wir können sie ganz deutlich durch die Windschutzscheibe beobachten, ein wirklich magischer Moment.

Am nächsten Morgen startet der Konvoi hoch zum Nordkap. Mit anderen Autos fahren wir die letzten Kilometer in Kolonne hinter dem Schneepflug her. Der Wind peitscht über die Straße und wirbelt den Schnee auf. Alles wird weiß und die Autos vor uns verschwinden im dichten Nebel. Dann liegt es vor uns, das Nordkap.

Am Eintrittshäuschen zeigen wir unsere Royal-North-Cape-Karte vor, mit der wir freien Eintritt haben. "Welcome back", werden wir begrüßt. Im Sommer haben wir die Midsommar-Sonne hier gesehen. Jetzt sind wir gespannt, wie das Kap im Winter aussieht. Drei Stunden verbringen wir auf dem weißen Plateau am Globus, bevor wir wieder mit dem Konvoi runterfahren müssen.

Im Konvoi zum Nordkap

Doch wir schließen uns auch dem Abendkonvoi an und kommen zurück, was im Dunkeln noch abenteuerlicher ist. Oben hat der Wind in den letzten Stunden gewütet und nicht nur die Wege, sondern auch die Tür zur Nordkap-Halle mit Schneemassen bedeckt. Die nächsten Stunden genießen wir es, das Nordkap fast allein für uns zu haben. Auf einmal klart der Himmel auf und wir sehen erneut Polarlichter. Etwa eine halbe Stunde dauert der Zauber und macht den Abend für uns unvergesslich. Die Männer vom Konvoi warten bereits auf uns und ich frage, ob ich im Schneepflug mitfahren darf. "Ja klar!" Ich klettere hoch auf den Beifahrersitz, der Schneeschieber senkt sich und wir fahren los. Zurück unten am Konvoitreff steige ich um ins Wohnmobil und wir feiern bis in den frühen Morgen unsere Erlebnisse vom Nordkap.

Zurück geht es über Alta. Boote und Landschaft spiegeln sich wunderschön im Fjord. Die Berge rahmen das überwältigende Panorama ein. Über die Tjeldsundbrücke fahren wir auf die Lofoten bis zum Ort Å. Maya tobt über den Strand, wir bestaunen das türkise Meer. Mit der Fähre fahren wir nach Bodø ans Festland und dann über Schweden in den finnischen Hafen Kemi für ein einmaliges Erlebnis.

zur einmaligen Verwendung Nordcap Campingbus
Manu und Steffi Thier
Am vorletzten Tag fahren wir mit dem Eisbrecher Sampo auf der zugefrorenen Ostsee. Beeindruckend, wie das fast einen Meter dicke Eis am Bug des Schiffes bricht.

Am nächsten Tag fahren mit dem Eisbrecher Sampo auf der zugefrorenen Ostsee. Beeindruckend, wie das fast einen Meter dicke Eis am Bug des Schiffes bricht. Wir stoppen unterwegs und lassen uns in Survival Suits neben den Eisschollen im Schatten der Sampo auf dem Wasser treiben. Nach vier Stunden endet die abenteuerliche Schiffsfahrt und wir machen uns auf den Rückweg durch Schweden. Die Nacht verbringen wir im Storforsen-Nationalpark. Wir spazieren durch die unberührte Schneelandschaft zu den größten Stromschnellen Skandinaviens und treffen unterwegs keine Menschenseele, nur zwei Rentiere. Je südlicher wir kommen, desto grüner wird die Landschaft; die grauen Straßen kommen uns plötzlich ganz fremd vor. Dann bringt uns die Fähre von Rødby wieder zurück nach Puttgarden, wo unser Abenteuer begann.

Reise-Tipps für eine Wintertour ans Nordkap

  • Wintercampingplätze: Nicht alle Plätze, die im Winter geöffnet haben, bieten geräumte Stellplätze für Wohnmobile an. Viele vermieten nur Hütten.
  • Gas: Unbedingt vor der Reise über Stationen informieren, die deutsche Gasflaschen füllen oder tauschen. Wenn man mit Gas heizt, reicht eine 11-Kilo-Gasflasche höchstens drei Tage lang.
  • Bereifung: Gute Winterreifen und Schneeketten sind Pflicht. Sicherer unterwegs ist man wie die Einheimischen mit Spikereifen, die man in Skandinavien auch leihen kann. In Deutschland ist es allerdings verboten, damit zu fahren.
  • Isolierung: Wer kein winterfestes Wohnmobil hat, kann selber mit Dämmmatten und Schaumfolie Boden und Fenster isolieren. Beim Kastenwagen hilft es, vor Schiebe- und Hecktür zusätzlich eine Isolationsdecke zu hängen. Für den Kühlschrank gibt es spezielle Winterabdeckungen für die Lüftungsöffnungen von den Kühlschrankherstellern.
  • Frisch- und Abwasser: Frostschutz im Abwassertank verhindert das Gefrieren bei Temperaturen bis etwa minus 20 Grad. Falls die Tanks vereisen, helfen eine Camping-Gießkanne, aus der man sich mit Wasser versorgen kann, und eine Schüssel im Waschbecken, um das Grauwasser aufzufangen.
  • Ver- und Entsorgung: Die meisten Stationen auf den Rastplätzen sind selbst im Winter geräumt, sauber und sogar beheizt. Frischwasser bekommt man sonst auch an jeder Tankstelle.
  • Fahrzeug: Unbedingt 0W-40 Motoröl verwenden, das ist für Temperaturen bis minus 40 Grad geeignet, und die Starterbatterie überprüfen.

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Im Sommer waren die Drei auf den Kanaren unterwegs:


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