Als die Fähre am Abend den Hafen von Olbia erreicht, geht gerade die Sonne hinter den Bergen unter und leuchtet orange hinter den schwarzen Umrissen der Insel hervor. Aufgeregt und voller Vorfreude fahren wir mit unserem Campingbus von der Fähre. Es ist bereits dunkel, als wir am Strand von Porto Taverna parken.

Am Morgen können wir es kaum erwarten, endlich in das kristallklare Wasser zu springen. Ein Schwarm Flamingos fliegt direkt über unsere Köpfe hinweg und landet im Stagno hinter dem Strand. Gespannt folgen wir ihnen und beobachten die exotischen, pinken Vögel. Wir fahren weiter entlang der Ostküste und durch das Supramonte-Gebirge. Mit einer traumhaften Aussicht geht es in abenteuerlichen Serpentinen wieder runter bis zur Küste nach Tancau, wo wir ein paar Tage auf dem Stellplatz direkt am Meer verbringen.
Eine gute Gelegenheit, um unser neues SUP-Board auszuprobieren. Und das ist erst der Anfang: Wir mieten ein Boot und fahren den 30 Kilometer langen Küstenabschnitt am Naturschutzgebiet Golfo di Orosei entlang. Die weiße Felsenküste ragt mehrere hundert Meter aus dem türkisblauen Meer empor. Vorbei an Grotten und Höhlen, ankern wir vor dem einsamen Strand Cala Galoritze. Die letzten 50 Meter bis zur Bucht müssen wir schwimmen, da man nicht an den Stränden im Naturschutzgebiet ankern darf. Das Wasser ist ein Traum, ideal zum Schnorcheln.
Auch vor dem Cala di Luna ankern wir. Der Strand ist bekannt für seine Höhlen und die riesigen Felsen. Weil man das Ufer an dieser Küste nur mit dem Boot oder einer Wanderung erreichen kann, trifft man hier nicht auf das typische Strandpublikum. Kletterer laufen samt ihrer Ausrüstung am Strand entlang.
Atemberaubendes Kalkmassiv

Zur Abwechslung und Abkühlung fahren wir am nächsten Tag in die Berge. Das Dorf Jerzu liegt in einem der größten Weinbaugebiete Sardiniens. Wir halten bei der Winzerkooperative und lassen uns den leckeren Landwein frisch abfüllen. Weiter führen uns die Serpentinen mit einer beeindruckenden Aussicht nach Ulassai. Das Dorf liegt malerisch eingebettet in einem Kalkmassiv. Am Straßenrand entdecken wir die Beschilderung zur Grotta su Marmuri und folgen ihr weiter den Berg hinauf bis zu einem großen Parkplatz. Die Aussicht zurück auf das Kalkmassiv ist atemberaubend. Mit einem Guide steigen wir durch ein riesiges Loch in der Felswand 200 Stufen hinab in die 10 Grad kühle Grotte. Überwältigt von der Naturkunst, erfahren wir, dass wir in der größten Höhle Italiens stehen und sie zu den wichtigsten und beeindruckendsten Europas gehört. Nach knapp zwei Stunden verlassen wir die faszinierende Welt aus Stalaktiten und Stalagmiten wieder.
Weit im Inselinneren verbringen wir die Nacht mit einem unvergesslichen Schlafzimmerblick auf die Bergwelt. Wieder zurück an der Ostküste, bewegen wir uns auf Nebenstraßen, die oft nur Schotterpisten sind. Wir folgen ihnen und verbringen ein paar Tage unter Pinien am fast menschenleeren, kilometerlangen Strand. Vorbei an der Costa Rei und der Inselhauptstadt Cagliari, umrunden wir Sardinien im Süden entlang der Costa del Sud.
Am Straßenrand legen wir an einem der typisch sardischen Frucht- und Gemüsestände einen Halt ein. Hier werden nicht nur Produkte aus dem angrenzenden Gemüsegarten verkauft, sondern auch selbst gemachtes Olivenöl, der Insellikör Mirto und der sardische Schafskäse Pecorino. Wir ziehen die Stände den Supermärkten vor und füllen unsere Vorräte auf, bevor wir die Westküste erreichen.
Stellplatz zwischen Pinienwäldern und Sandstränden
Sie empfängt uns mit einer abenteuerlichen Küstenstraße und der einmaligen Aussicht auf den 133 Meter aus dem Meer ragenden Felsen Pan di Zucchero. Immer wieder müssen wir anhalten, um Fotos zu machen. Außerhalb von Buggeru finden wir einen wunderschönen, naturbelassenen Strand. Wir parken oberhalb der Klippen auf dem Stellplatz mit Panoramablick über den Strand und den dahinterliegenden Pinienwald. Die grün bewachsenen Berge der Costa Verde ragen weit hinten am Horizont hervor. Erst nach ein paar Tagen fahren wir weiter.
Am Capo Pécora werden wir zur Begrüßung von einer Herde Ziegen umzingelt. Wir klettern auf die Felsen des Kaps und können ganz weit hinten noch den Strand von Buggeru entdecken. Weiter geht es durch große Korkeichenwälder. Die frisch geschälten Stämme der uralten Bäume leuchten orangerot. Es wird bergiger.

Die Straße führt uns durch verlassene Orte und an gespenstischen Bergwerksruinen vorbei. Der Asphalt wechselt zu Schotter und geht schließlich in eine Sandpiste über. Dann liegen die bis zu 60 Meter hohen Dünen von Piscinas direkt vor uns. Ein paar verrostete Bahngleise und Güterwaggons stehen mitten in den Dünen und erinnern auf mystische Weise an die ehemalige Endstation der Bergwerksbahn. Nach einem ebenso beeindruckenden wie anstrengenden Spaziergang durch die Sandlandschaft führt uns die abenteuerliche Schotterpiste gleich zweimal durch ein Flussbett, bevor wir endlich wieder auf Asphalt rollen. Zurück an der Küste, finden wir unseren absoluten Lieblingsplatz mit einer fantastischen Aussicht auf die Felsen und das türkis glitzernde Meer. Unsere Hündin Maya freut sich über die Gräser vor der Wohnmobiltür und drückt ihre Nase fest in die hohe Vegetation. Beim Weiterfahren entscheiden wir uns wieder einmal für Berge statt Küste.
Es nieselt fast den ganzen Tag, was die Fahrt zum Lago del Temo aber nur noch abenteuerlicher macht. Von der Straße aus können wir immer wieder einen Blick auf den wunderschön gelegenen See werfen. Der Straßenrand ist dicht mit Farnen bewachsen, und wir fühlen uns ein bisschen wie im Regenwald.
Zurück ans Meer
Wieder am Meer, steuern wir den Naturpark Porto Conte an. Darin liegt der Campingplatz Torre del Porticciolo. Obwohl der große Platz trotz Nebensaison fast ausgebucht ist, finden wir es angenehm ruhig. Viele Camper sind mit dem Rad im Naturpark unterwegs, wandern oder machen Ausflüge zu den nahen Grotten. Wir begnügen uns mit einem Spaziergang zum Turm, dem die Anlage ihren Namen verdankt, und genießen am Abend die entspannte Atmosphäre auf dem Platz.

Im Norden Sardiniens lässt die Küstenstraße einen kurzen Blick auf die Stadt Castelsardo zu, die auf den Klippen thront. Danach statten wir der wohl bekanntesten sardischen Felsformation einen Besuch ab: Der fünf Meter hohe Elefantenfelsen steht etwas außerhalb von Castelsardo direkt an der Straße. Passend zum Sonnenuntergang kommen wir am Strand von Rena Majore an, wo bereits einige Wohnmobile stehen.
Vorbei an Palau, müssen wir am Capo d’Orso eine Vollbremsung hinlegen. Eine Schildkröte überquert die Straße. Wir steigen aus, und nach einem kurzen Fotoshooting bringen wir sie sicher auf die andere Seite. Mit traumhaften Ausblicken führt uns die Route wieder zurück zur Ostküste.
An unserem letzten Inseltag packen wir bei Capo Coda Cavallo noch einmal unsere Schnorchel aus und freuen uns nach vielen Tagen inmitten schroffer Felsen wieder über das kristallklare Meer und den weißen Sand. Die vorgelagerte Insel Tavolara ragt bildschön aus dem Wasser empor. Ein Junge hat mit seinem Kescher gerade einen Tintenfisch gefangen, der zur Attraktion unter den wenigen Strandbesuchern wird. Am Tag darauf schließt sich unsere Route rund um Sardinien. Nach drei abenteuerlichen Wochen erreichen wir wieder den Fährhafen von Olbia.
Reise-Tipps
Fähren
Mehrere Fähren pendeln täglich von den italienischen Hafenstädten Genua, Livorno, Piombino und Civitavecchia hinüber nach Olbia, Golfo Aranci, Arbatax und Cagliari auf Sardinien. Die größten Fährlinien sind Moby Lines, Sardinia Ferries und Tirrenia. Je nach Fährverbindung dauert die Überfahrt 5 bis 9 Stunden am Tag und 9 bis 12 Stunden in der Nacht. Für 2 Personen und 1 Wohnmobil (bis 6 m Länge) bezahlt man zwischen 70 und 200 Euro. Eine Kabine kostet zusätzlich. Es empfiehlt sich, vorab die Preise zu vergleichen und in der Hauptsaison vorher zu buchen. Eine gute Übersicht bieten www.directferries.de und www.aferry.de. Hunde dürfen, mit Ausnahme der Restaurants, angeleint in alle Bereiche der Fähre. Ein Maulkorb muss mitgeführt werden.
Camping- und Stellplätze
Auf Sardinien gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Camping- und Wohnmobilstellplätzen. Die meisten liegen direkt an der Küste. In der Hauptsaison empfiehlt es sich, unbedingt vorab zu buchen, wenn man auf einem bestimmten Camping- oder Stellplatz übernachten möchte. In der Nebensaison findet sich meist immer ein freier Platz für einen spontanen Aufenthalt. Hunde sind fast überall erlaubt und oft sogar kostenfrei.