Seit bald 30 Jahren gehört der Ecovip zum rollenden Inventar der Marke Laika. Aktuell steht die Leib-und-Magen-Baureihe des italienischen Herstellers in einer völlig neu konstruierten Generation am Start. Nachdem die Teilintegrierten bereits im Frühsommer präsentiert wurden, ist der promobil-Testwagen das erste integrierte Exemplar, das hierzulande auftritt. Los geht’s zum spannenden Test des Einzelbettenmodells.
Der neue Look des Ecovip 2021
Die neue Ecovip-Front orientiert sich optisch am 2019 eingeführten Integrierten der Kosmo-Einsteigerbaureihe. Allerdings macht er auch deutlich, etwa durch die Tagfahrlicht-Reihen seitlich am Spoiler, dass hier ein eigenständiges, höherwertiges Modell vorfährt.
Die größte konstruktive Neuerung ist dagegen nicht so offensichtlich. Erstmals verfügt der Ecovip über einen durchgängigen Doppelboden. Der fällt mit 16 Zentimetern lichter Höhe zwar nicht übermäßig üppig aus, durch abgesenkte Wannen und Fächer können aber trotzdem auch höhere Gepäckstücke sowie ein oder zwei Bordbatterien und die Wassertanks darin untergebracht werden. Isoliert und beheizt ist damit die Wasseranlage in jedem Fall. Wer sich noch mehr Komfort für Einsätze im Schnee gönnen möchte, kann die optionale Warmwasserheizung statt der serienmäßigen Truma Combi 6 hinzuordern.
Moderne Bordtechnik
Die Zeichen der Zeit erkannt hat Laika auch bei der übrigen Bordtechnik. Man muss sich heute die Hände nicht mehr schmutzig machen, um den Abwassertank zu entleeren – über einen Wippschalter in der Heckgarage öffnet sich hier elegant das elektrische Ventil. Weiteres Beispiel ist die in BUS-Technik ausgeführte Elektrik, die im Display-Kontrollbord alle wesentlichen Füll- und Betriebszustände freundlich-bunt und übersichtlich darstellt – und auch so nützliche Infos wie Uhrzeit, Datum, Außen- und Innentemperatur bereithält.

Ähnliches gilt für die USB-Ladebuchsen. Sage und schreibe zwölf Anschlüsse für stromhungrige Smartphones und Tablets finden sich vom Fahrerhaus bis ins Heck, davon alleine sechs im Schlafzimmer. Die Beispiele zeigen exemplarisch, dass die Ecovip-Modernisierung vor allem pragmatisch angegangen wurde.
Auch die Beleuchtungsausstattung mit vielen direkten und indirekten Leuchtkörpern ist fein eingerichtet, auch wenn die Schalterzuordnung nicht immer ganz leicht fällt. Das praktische Nachtlicht kann nicht nur von den Einzelbetten, sondern auch am Hubbett geschaltet werden. Lediglich das Deckenlicht im Schlafzimmer, das man am Fußende der Betten aktiviert, hätte noch einen Wechselschalter am Kopfende verdient.
Kleiner Punktabzug im Schlafzimmer
Und wenn wir schon bei den Betten sind: Mit 1,95 und 2,00 Meter erreichen sie eine passable Länge. Die elf Zentimeter dicken Matratzen auf relativ simplen Lattenrosten sind okay, Tellerfedern als Option wären aber noch eine schöne Ergänzung. Der Aufstieg über zwei Treppenstufen gelingt gut. Die erste Stufe muss dafür erst ausgezogen werden und steht dann zwar arretiert, aber nicht ganz wackelfrei.
Das Schlafzimmer ist modern, aber trotzdem gemütlich eingerichtet mit gepolsterten Wänden. Die Hängeschränke rundum sind so flach, dass sie die Kopffreiheit beim Aufsetzen im Bett nicht beeinträchtigen. Andererseits fragt man sich, was man darin unterbringen soll. Unterwäsche geht, okay, aber für T-Shirts und Hosen braucht es Origami-Kenntnisse. Gut, dass da die beiden Auszüge unter dem linken Bett zuhilfe kommen, in deren fünf flachen Fächern Kleidung in normaler Falttechnik gestapelt werden kann.

Gegenüber ist ein großer Kleiderschrank zu finden, der dank heller, automatischer Beleuchtung und ausziehbarer Kleiderstange seinen Inhalt bereitwillig offenlegt. Kleinteile, die weiter hinten oder auf den seitlich eingezogenen Ablageborden verstaut sind, erreicht man allerdings nur mühsam, weil die Tür relativ schmal und der Deckel nicht klappbar ist.
Duschkabine mit guter Raumgröße
Als Raumteiler kann die Sanitärraumtür dienen, wenn man sie über den Gang hinweg schließt. Sichtschutz für das Bad ermöglicht dann eine zweiteilige Kunststoff-Falttür, die innen auf dem eigentlichen Türblatt aufgesetzt ist. Die Badaufteilung ist für Laika-Modelle recht typisch: rechts die Toilette mit Drehschüssel, leicht versetzt dahinter, mittig an der Wand mit Fenster das Waschbecken und links die Duschecke, deren Platz im Normaleinsatz mitgenutzt wird. Zum Ausgleich der Duschtassenvertiefung ist ein zweiteiliger Holzrost eingelegt, der je nach Belastungsstelle allerdings unangenehm kippelt.
Die Duschkabine entsteht aus zwei zweiteiligen Faltwänden, die einen angemessen großen Raum entstehen lassen, der gut 1,95 Meter Stehhöhe bietet. Fein ist die Ausstattung mit zwei Ablageschalen, einem Duschkopf mit verstellbarem Strahl, heller Beleuchtung, einer Klarglasdachhaube und einer Kleiderstange zum Trocknen feuchter Jacken.
Clevere Konstruktionen
Der Absatz, der auf halber Höhe aus der Wand neben der Toilette herausragt, findet sich auf der anderen Seite an der Sitzgruppe in umgekehrter Form – nämlich als TV-Nische. Wem diese Konstruktion bekannt vorkommt, hat sie wahrscheinlich schon in Hymer-Modellen aus der B-Klasse-MC-Baureihe gesehen – kleiner Ideentransfer innerhalb der Erwin-Hymer-Gruppe, zu der auch Laika gehört. Und warum nicht, wenn man dadurch ein stattliches 32-Zoll-Gerät so elegant unterbringen kann.
Eine Eigenkreation ist wiederum die Sitzbank, deren Rückwand am Gang umgebogen ist und die Polster förmlich umschmiegt. An der Kante wird dabei die mehrlagige Holzstruktur sichtbar – eigentlich ein schickes Stilelement, das es verdient hätte, noch an weiteren Stellen aufzutauchen.
Moderne Gemütlichkeit strahlen die zweifarbigen Polsterstoffe aus mit beigem Kunstleder und den magnetischen, an den Hauptlehnenpolstern haftenden Zusatzpolstern mit grünen Textilbezügen. Der Tisch steht stabil, und die Platte ist groß genug, damit auch mal vier Personen darauf tafeln können.

Für die Speisenzubereitung bietet die Küche ganz gute Voraussetzungen. Zumindest solange die Abdeckung mit Schneidebrett-Rückseite noch auf der tiefen Spüle liegt, kann man hier gut arbeiten. Sind das Becken und der Kocher mit Elektrozündung aufgedeckt, wird es aber knapp, zumal es keine klappbare Verlängerungsplatte gibt. Der Stauraum in dem sehr großen Hängeschrank, einem Oberschrank und drei Schubladen reicht gut aus. Clever: die Beschläge an den Schubladen, die gleichzeitig als Drucktastenschloss und Griffschale fungieren.
Smart zeigen sich Konstruktion und Zuschnitt des Aufbaus, der weitgehend auf Holz verzichtet und mit auf 2,25 Meter reduzierter Breite und 3,80 Meter Radstand relativ handlich wirkt. Dazu trägt auch die passable Rundumsicht vom Fahrerplatz des Integrierten auf Ducato-Basis bei.
Infos und Preise Laika Ecovip H 3109
- Gurte/Schlafplätze: 4–5/4–5
- Zul. Gesamtgewicht: 3.500–4.400 kg
- Länge/Breite/Höhe: 6,99/2,25/2,96 m
- Grundpreis: 82.902 Euro (Fiat Ducato 35 L, Motor 88 kW/120 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II
- Testwagenpreis: 97.765 Euro
Ausstattung des Testwagens (Auszug):
- 160-/177-PS-Motor (0/15 kg): 2.892/4.677 Euro
- Auflastung 3,65/4,25/4,40 t (0/40 kg): 259/1.440/1.696 Euro (nicht im Testwagen enthalten)
- Automatikgetr./90-L-Dieseltank (18/27 kg): 3.390/99 Euro (nicht im Testwagen enthalten)
- Chassispaket: Tempomat, Start-Stopp, Alufelgen, Klimaautomatik, Beifahrerairbag, Lederlenkrad u. a. 3.399 Euro (empfohlen)
- Komfortpaket: Badfenster, Holzrost Dusche, el. Abwasserventil, Truma CP-Plus u. iNet u. a. (20 kg) 999 Euro (empfohlen)
- Warmwasserheizung/Markise (57/42 kg): 2.654/1.279 Euro (nicht im Testwagen enthalten)
- 32"-TV inkl. Halterung/Sat-Anl. (7/17 kg): 1.399/2.321 Euro
Das fiel uns auf
Isolierter und beheizter Abwassertank als Serie. Die Kunststoffblattfeder (grau) spart Gewicht.
Relativ guter Zugang zu den Servicepunkten, aber kein Dämmmaterial an der Motorraumdecke.
Die Hängeschränke im Schlafabteil sind wenig tief (12 cm). Da passt nur Unterwäsche rein.
Daten und Messwerte:
- Auf- und Ausbau: Sandwich-Bauweise, Alu-Verstärkungen, außen Wände Alu, Dach/Boden GfK, innen Sperrholz, Dach Sperrholz/Stoff, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden XPS/XPS/XPS + PU, Wandstärke Wand/Dach/Boden 34/39/42 + 10 mm, Doppelboden, Höhe 160/300 mm, 6 Kunststoff-Isolierfenster mit PU-Rahmen, 4 Dachhauben, 1 Dachfenster.
- Bordtechnik: Gas-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 6, 13 Ausströmer (4 x Fahrerhaus, Sitzgruppe, Küche, Bad, hinterer Gang, 2 x Einzelbetten, Garage, 2 x Wassertanks), Wasseranlage: Frisch- und Abwasserrohre, Druckpumpe.
- Basisfahrzeug: Fiat Ducato, Flachrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2287 cm3, Leistung 118 kW/160 PS bei 3500/min, Drehmoment 380 Nm bei 1500/min, Sechsgang-Schaltgetr.
- Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 7,0/14,6/21,6 s; Elastizität 60–80/100 km/h (4.//5. Gang) 5,8/12,3//7,8/18,1 s, Testverbrauch 11,1 L/100 km.
Wertung
- Wohnen: 3,6 von 5 Punkten
- Beladen: 3,1 von 5 Punkten
- Technik: 3,8 von 5 Punkten
- Fahren: 3,3 von 5 Punkten
- Preis & Service: 2,8 von 5 Punkten
Fazit
Der neue Ecovip ist weder der große Innovationsträger noch ein mutiger Designvorreiter, dafür aber ein praxisnah modernisierter Mittelklasse-Integrierter mit Niveau – auch wegen des neuen Doppelbodens. Mit solider Technik und einem Schuss italienischem Flair bietet er sich als Alternative zu manch deutschem Integrierten an. Toll ist die Auswahl an neun Grundrissen, gehoben allerdings auch der Preis.