Die neue Generation des Flowcamper versprüht weniger Flower-Power-Feeling als der Vorgänger. Stattdessen setzt der Ausbauer auf moderne Echtholz-Möbel. Überzeugt der Imagewandel?
Die neue Generation des Flowcamper versprüht weniger Flower-Power-Feeling als der Vorgänger. Stattdessen setzt der Ausbauer auf moderne Echtholz-Möbel. Überzeugt der Imagewandel?
Als Einsteigerreihe des Herstellers Vanufaktur, der auch Campingbusse unter den Markennamen Terra- und Dogscamper vertreibt, war Flowcamper einst gestartet. Inzwischen haben sich die VW-T6-Ausbauten weiterentwickelt und dabei unter anderem eine vollwertige Möblierung bekommen. Dass wir zum Test das Messefahrzeug bekommen würden, wussten wir. Egal – her damit.
Ordentlich aufgemotzt rollt das neue Modell zum Test an: mit Sonderlackierung, Tieferlegung, großem Frontspoiler, einer neuartigen Solar-Außendusche und einem Dachträger für ein Stand-up-Paddling-Board. Zugaben, die teils gar nicht in der Preisliste stehen. „Wir wollten die Teile erstmal selbst ausprobieren“, erklärt uns Vanufaktur-Chef Martin Hemp auf Nachfrage. Spätere Aufnahme in die Optionsliste nicht ausgeschlossen. Bei einigen Teilen hilft Hemp immerhin bei der Vermittlung. Wir denken uns die Gadgets einfach weg. Richtig überrascht hat uns allerdings, dass unter der umgebauten Haube des Flowcamper Classic, der schwer nach T6 aussieht, im Kern das ältere VW-Modell T5 steckt – mit über 400.000 Kilometern auf der Uhr; Respekt! „Der T6 wurde nicht rechtzeitig für unseren Messeauftritt geliefert.“
Kunden bekommen ihre Busse natürlich ausschließlich auf neuen T6. Deren Innenausbau entspricht jedoch haargenau unserem Testwagen. Also probieren wir ihn doch mal aus.
Die erste Flowcamper-Generation zeichnete sich innen durch eine einfache Ausstattung und außen durch die einzig verfügbare Orange-Weiß-Lackierung aus. Jetzt wählen Kunden zwischen einer Uni- oder einer Zweifarblackierung. Verfügbare Farben sind Orange, Grün, Lila oder Grau. Der Ausbauer hat dieses Bicolor-Konzept auf den Innenausbau ausgeweitet. So bestimmen Kunden auch die Farben der Polster, der Gardinen und der Möbelfronten. Die Kombinationen sind frei wählbar: Ein Bus mit lila Außenlackierung, oranger Polsterung und grauen Vorhängen ist genauso denkbar wie eine einfarbige Kombi. Unser Testwagen ist innen mit grünen Gardinen und einer passenden grau-grünen Zweierschlafsitzbank ausgestattet. Die Küchenfront ist grau.
Gefertigt ist die Möbelzeile aus geölten Tischlerplatten aus Fichtenholz. Auf den ersten Blick sehr schick; kleinere Kratzer und Dellen beweisen aber auch, dass das Material empfindlich ist. Der Möbelblock ist L-förmig und reicht vom Heck, an der Sitzbank vorbei, vor bis zur Rückenlehne des Fahrersitzes. Mit 73 Zentimetern Höhe verläuft er unterhalb der Fenster und bietet links sitzenden Mitfahrern hinten eine Armlehne. Die Küche beherbergt neben einem 45-Liter-Kompressorkühlschrank ein kleines Spülbecken mit Tauchpumpe und einen mobilen Zweiflammkocher.
Der Kocher, die fest eingebaute Gasanlage, der Gasfernschalter und der Gaskasten kosten 1200 Euro extra. In der Serie ist der Flowcamper Classic mit einem einflammigen Gaskartuschenkocher ausgestattet. Wer gerne kocht, sollte sich das Upgrade überlegen: Passende Gaskartuschen beinhalten 220 Gramm und sind natürlich schneller leer als eine 5-Kilo-Gasflasche. Zudem lässt sich der Zweiflammkocher auch außen nutzen. Zum Essen wird der schwenkbare Tisch an der B-Säule auf der Beifahrerseite in die installierte Halterung eingesetzt. Der Tisch ist flexibel schwenkbar und mit Rändelschrauben zum Feststellen innen und auch außen nutzbar – bei gutem Wetter ideal.
Übrigens: Wegen der L-förmigen Möbelzeile verzichtet Flowcamper auf einen drehbaren Fahrersitz. Es gibt also eine Dreiersitzgruppe; wobei die Entfernung zwischen Sitzbank und Tisch relativ groß ist. Neben der Möbelzeile bietet eine große, herausnehmbare, aber optionale Schublade unter der Schlafsitzbank weiteren Stauraum. Künftig will die Vanufaktur für den Flowcamper Classic optional einen weiteren hohen Heckschrank für die Möbelzeile anbieten. Dieser sitzt dann über dem Wassertank und soll das obere Staufach mit einbeziehen. Außerdem will der Ausbauer in der Hochdachversion noch einen weiteren Stauschrank einbauen. Gute Ansätze für die Serie, da der Campingbus aufgrund der in der Möbelkonsole integrierten Frisch- und Abwassertanks sowie der Gasanlage für zwei Camper zwar ausreichend, aber auch nicht üppig Stauraum bereithält.
In der Basisversion ist der Flowcamper Classic mit Blechdach ausgestattet. Auf Wunsch bietet der Ausbauer entweder ein Aufstelldach mit Doppelbett oder zwei unterschiedliche Hochdachvarianten. Zur Wahl stehen das getestete oder ein noch höheres mit Dachbett. In unserem Testwagen schläft man ausschließlich auf der ausgeklappten Schlafsitzbank. Praktisch: Zum Aufbau ist kein weiteres Hin- und Hergeschiebe der Sitzbank nötig. Ausgeklappt passt es genau bis zum in den Innenraum ragenden L-Block, wodurch alle Funktionen bei gebautem Bett erhalten bleiben. Nettes Gimmick ist der schräg aufstellbare Kopfteil der Matratze. Neben Fahr- und Schlafposition bietet die Bank so auch eine Sofa-Funktion.
Das Möbeldesign ist modern minimalistisch. Bei der Technik versucht der Hersteller diese Einfachheit ebenso zu bieten. Gut platziert sind Bedienpanel und Hauptstromschalter unter dem Beifahrersitz. Statt fester Lampenspots gibt es nur einen zwei Meter langen LED-Lichtstreifen, der über eine der zehn USB-Steckdosen betrieben wird. Die Lichtquelle ist bewusst nicht fest installiert, damit sie versetzbar bleibt. Zumindest bei der Küche wäre eine feste, weitere Lichtquelle aber wünschenswert. Für die kältere Jahreszeit bietet der Ausbauer eine optionale Standheizung, die je nach gewähltem Motor mit Diesel oder Benzin betrieben wird.
Auf- und Ausbau
Stahlblechkarosserie, Gfk-Hochdach, FEF-Isolierung, Wandstärke Wand/Dach/Boden 30/30/30 mm, Innenverkleidung aus Spannfilz und Holz, Fichtenholzboden, 2 Dachhauben.
Bordtechnik
Optionale Diesel-/Benzin-heizung, Wasseranlage: Frisch- und Abwasserschläuche, Tauchpumpe, 10 USB-Steckdosen, 1 x 12 Volt-Steckdose, variable LED-Beleuchtung.
Basisfahrzeug
VW T6 2 TDI, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 1968 cm3, Leistung 110 kW/150 PS bei 3250–3750/min, Drehmoment 340 Nm bei 1500–3000/min, Sechsganggetriebe.
Fahrleistungen
Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 5,2/11,5/18,3 s; Elastizität 60–80/100 km/h (4.//5. Gang) 5,2/11,8//8,0/16,3 s, Testverbrauch 9,2 L/100 km.
Imagewandel geglückt! Bereits das Vorserienmodell zeigt genau, worauf sich Kunden der Serienfahrzeuge des Flowcamper Classic freuen können: genaue Manufakturarbeit, clevere Details und dabei optionale Ausstattungsvarianten wie bei großen Herstellern. Ich finde die Variabilität beim Farbschema super, würde aber die Außenoptik eine Nummer unauffälliger wählen. Wer innen Echtholz schätzt, kann sich beim neuen Flowcamper ebenso auf angenehmen Holzgeruch freuen.