Der VW California gehört zu den ersten Reisemobilen, die bereits ab Werk mit einem Navigationssystem ausgestattet werden können – einer VW-Adaption des Travelpilot von Blaupunkt. Im Dauertest gefiel das große, leicht schwenkbare Display in der Mitte des Armaturenbretts. Fast zu viel des Guten ist dagegen die zusätzliche Anzeige des Navigationssystems im Tachobereich. Der Hauptnachteil: Bei aktivierter Zielführung entfällt der gerne genutzte Bordcomputer. Außerdem hilft die Sprachansage ohne Bedienungsprobleme ans Ziel. Lästig auf Europatouren: Die Zielführung endet exakt jeweils an der Grenzstation. Bevor es weitergeht, muss dort zuerst die länderspezifische CD gewechselt werden.
VW California Exclusive im Überblick
(Stand: April 2003)
Hersteller: Volkswagen; Modell: California Exclusive; Basisfahrzeug: VW T4; Typ: Campingbus; Preis: ab 42.299 EUR; Sitze mit Gurt: 4; Schlafplätze: 4; Zul. Gesamtgewicht: 2480 kg; Länge: 5189 mm; Breite: 1840 mm; Höhe: 2599 mm; Basismotor: Diesel; KW: 111; PS: 150
Fahrbericht
Der größte California trägt seinen Beinamen Exclusive wahrlich zu Recht: Die Verbindung aus betont schlanker Außenlinie, exzellenten Fahrleistungen und Reisemobileinrichtung mit Waschraum ist tatsächlich einmalig. Voraussichtlich wird sie es noch eine Weile bleiben, denn im Rahmen des aktuellen VW-Modellwechsels kommt vorerst kein direkter Nachfolger. Die Kombination aus einem über 170 km/h schnellen Dienstwagen für eilige Termine und Urlaubsgefährt war es auch, die den besonderen Reiz des Exclusive als Dauertestwagen ausmachte. In der Rolle des Hotel California erwies er sich dabei als alter Bekannter. Während das Basisfahrzeug im Laufe der langen Produktionszeit immer wieder aufgewertet wurde, blieb hinter den Frontsitzen praktisch alles beim Alten: Oberflächen, Farben und Stoffe gleichen jenen des ersten Modells im promobil-Supercheck von 1995. So konserviert der California Exclusive nicht nur Werte, sondern auch Stärken und Schwächen.
Zu den Stärken gehört die hohe Qualität des Westfalia-Ausbaus. Mehr als eine verlorene Führungsrolle am ausziehbaren Dachbett, ein loses Fliegengitter an der Dachluke und ein abgefallenes Eckprofil am Rahmen des linken Dachfensters waren während der knapp zwei Jahre Testbetrieb nicht im Fahrtenbuch vermerkt. Selbst als der California Material für den promobil-Messestand zum Caravan-Salon transportierte, steckten die etwas kühl wirkenden, aber robusten Kunststoffoberflächen das locker weg. Das separate Bad mit Toilette im Heck bringt prinzipiell Sympathien. Dennoch bleiben vor allem zwei Wünsche unerfüllt: Ein Warmwasserbereiter fehlt ebenso wie eine Duscheinrichtung. VW entschuldigt diesen Umstand mit den kleinen Tankvolumina und verweist auf das zusätzliche Gewicht von Boiler und größeren Tanks. Wie nötig dieser Hinweis ist, zeigte der Testwagen: 2480 Kilogramm wog er mit Kraftstoff, Frischwasser und Gas.
Nach dem Wechsel zu Sommerreifen bei Kilometerstand 17.568 zeigten die Winterreifen Dunlop SP Winter Sport M2 in der Größe 205/60 R 16 deutlichen Verschleiß: Das Profil war vorn von neun auf fünf, hinten auf 6,5 Millimeter abgefahren. Die anschließend montierten Dunlop SP Sport 2000 in der Dimension 215/65 R 16 wurden zudem überdurchschnittlich an den Außenflanken beansprucht. Nach Testende ergab die VW-Inspektion, dass die Vorspur an der Vorderachse offenbar verstellt war. Das erklärte die unangenehm starke Rückstellneigung der Vorderräder und die häufigen Hinweise auf starke Unruhe in der Lenkung bei Kurvenfahrt. Eine korrekte Einstellung hätte die Gesamtlaufleistung der Reifen wohl nicht verlängert: Auch promobil-Leser bemängeln in ihren Erfahrungsberichten den raschen Reifenverschleiß.
Schneeketten sind übrigens nur auf den schmaleren 205ern zulässig, für die Montage auf 215er-Räder fehlt der Platz in den Radkästen. Aus demselben Grund begrenzte VW auch den Einschlagwinkel der Vorderräder. In Kombination mit dem langen Radstand kommt es so zu einem fürs Wagenformat unhandlichen Wendekreis von 14,4 Metern. Rangieren ist mit dem Exclusive ohnehin nicht einfach. Die Übersicht nach hinten ist schlecht und der Rückwärtsgang eine Spur zu lang übersetzt. Knapp 20.000 Kilometer nach der Standheizung war es die Zentralverriegelung, die ein reges Eigenleben entwickelte. Normalerweise verschließt sich der California nur von selbst wieder, wenn nach dem Entriegeln per Fernbedienung keine Tür geöffnet wird. Als jedoch eines Tages ein Testfahrer den Exclusive kurz verließ, trennte der ihn hinterlistig vom steckenden Zündschlüssel und seinen Siebensachen. Erst der Zweitschlüssel half dem Tester aus der Patsche. Im Rahmen der ersten Inspektion bei 30.000 Kilometer tauschte die Werkstatt sämtliche Stellmotoren der Zentralverriegelung. Das tat sie auch noch ein zweites Mal. Aber wieder ohne Erfolg.
Aus dem Fahrtenbuch
2199 km
Übernahme des VW California Exclusive von Volkswagen Nutzfahrzeuge in Hannover.
4534 km
Beschädigung durch ein unbekanntes Fahrzeug. Kratzer und Beule links hinten.
8736 km
Die Schiebetür schließt schlecht.
9995 km
Die Standheizung startet selbständig und lässt sich nicht mehr abschalten.
10.572 km
Steinschlag beschädigt die Windschutzscheibe.
14.256 km
Reparatur des Unfallschadens. Ausbeulen und lackieren (552 Euro). Schiebetür justiert.
21.328 km
Starke Pfeifgeräusche der Vordertüren über 160 km/h. Schiebetür schließt wieder schlecht.
22.112 km
Auswuchten der Räder vorne und hinten.
27.749 km
Erneut Unwucht vorn.
29.857 km
Dreipunktgurt hinten links in die Klappbank eingeklemmt und beschädigt. Die Zentralverriegelung schließt selbständig.
29.939 km
Wartungsdienst (340 Euro), Überprüfung/Austausch der Stellmotoren der Zentralverriegelung (Gewährleistung).
30.053 km
Austausch des Gurts hinten links inklusive Aus- und Einbau von Küche, Wandverkleidung, Sitzbank (809 Euro).