Der Herstellerverband CIVD hat es exakt berechnet: Ein neues Wohnmobil wird heute für durchschnittlich 65.385 Euro verkauft. Eine Menge Geld – und ein Wert, der stolze 4,3 Prozent über dem des Vorjahres liegt.
Wem bei dieser Preisspirale leicht schwindelig wird, der sieht sich oft gleich nach Gebrauchten um. Doch das muss nicht sein. Allen Tendenzen zu höherer Ausstattung und Kosten zum Trotz entwickelt sich gleichzeitig ein starker Gegentrend. In der günstigsten Neuwagenklasse, den Wohnmobilen mit einem Grundpreis unter 40.000 Euro, schmilzt das Angebot nicht etwa – es wird aktuell wieder breiter. Das hat zunächst mit der guten Nachfrage zu tun. Vorreiter auf der Günstigschiene wie die Marken Sunlight und Carado haben gezeigt, dass dieses Marktsegment mehr als eine unbedeutende Nische darstellt.
Die aktuelle Angebotssituation kommt preisbewussten Käufern ebenfalls entgegen. In Italien, wo viele Reisemobilwerke auf große Stückzahlen ausgelegt sind, liegt der Heimatmarkt am Boden. Produktionskapazität gibt es mehr als genug. Bleibt als Ausweg ein verstärkter Export Richtung Norden, manchmal wohl um jeden Preis. Die aktuelle promobil-Recherche fördert in diesem Herbst sogar einen Teilintegrierten und ein Alkovenmodell italienischer Herkunft mit einem Listenpreis knapp unter 30.000 Euro zu Tage. Die Preisspirale dreht sich offenbar auch in die andere Richtung.
Welche Hersteller-Gruppen bieten welche günstigen Marken?
Zwischen 30.000 und 40.000 Euro stehen praktisch alle gängigen Wohnmobilkonzepte zur Auswahl. Nur auf Integrierte muss man verzichten. Was Einsteiger vielleicht eher irritiert, ist die fast völlige Abwesenheit bekannter Marken. Keinesfalls bedeutet das aber, dass die großen Herstellergruppen das unterste Preissegment links liegen lassen – ganz im Gegenteil.
Gerade die Konzerne rechnen sich durch rationalisierte Fertigung und gute Einkaufskonditionen bei ihren Zulieferern besonders gute Chancen aus. Beispiel Hymer-Gruppe: In diesem Verbund ist das Capron-Werk in Sachsen für die besonders günstigen Angebote zuständig. Hier laufen Modelle der Marken Carado und Sunlight vom Band.

Darüber hinaus ist man flexibel und baut auch für bestimmte Händler eigene Serien. Alkoven und Teilintegrierte namens Orangecamp und Glück’s Mobil entstehen ebenfalls bei Capron. Sie kosten größtenteils unter 40.000 Euro und sind technisch identisch mit den aufgelisteten Carado- und Sunlight-Varianten. Dann wären da noch die im Günstigsegment bestens etablierten Campingbusse von Pössl und Globecar. Diese Marken gehören zwar nicht zur Hymer-Gruppe. Alle hier aufgeführten Pössl und Globecar produziert jedoch das Dethleffs-Werk, das wiederum zu Hymer gehört.
Das Jonglieren mit Marken und Modellen beherrscht auch die Trigano-Gruppe perfekt. Günstige Campingbusse fertigt man zentral in einem süditalienischen Werk, die dann als Challenger, Chausson oder Roller Team zu uns kommen. Auch Karmann greift auf diese Produktion zurück, holt die Kampfpreismodelle Dexter Go aber wiederum aus Frankreich.
Der jüngste Trigano-Coup hört auf den vertraut klingenden Namen Forster. Den Ton gibt hier die Tochter Eura Mobil an, um die günstige Herstellung der Alkoven und Teilintegrierten kümmern sich italienische Werke des Konzerns.
In der Knaus-Tabbert-Gruppe ist Weinsberg der Spezialist für Sparmodelle. Gleichzeitig beliefert man nun Intercaraving-Händler mit dem neuen Van-Tourer, Herkunft: Ungarn.
Auch andere große Hersteller, die auf keinen Konzernverbund zurückgreifen können, rufen für das Niedrigpreissegment eigene Marken ins Leben. Adria baut parallel Sun-Living-Modelle. Carthago prescht aktuell mit dem eigenständigen Label Malibu in die 40.000-Euro-Klasse. Übrigens kommen alle Sun Living genau wie der Malibu aus Slowenien.

Das Gros der Günstigangebote hat dagegen italienische Wurzeln. Aus der Rimor-Halle fahren auch Wohnmobile mit Kentucky-Camp- oder X-Go-Aufklebern. PLA versorgt beispielsweise die Handelsmarken Bela und teilweise auch Ahorn Camp. In Italien produziert auch Giottiline. Nebenbei lohnt es sich, noch einen Blick auf Spezialfälle zu werfen: Der Pössl-Ableger Clever fertigt in einem eigenen ungarischen Werk. Dagegen hat die eigentlich spanische Marke Ilusion, überraschend eine deutsche Produktionsstätte gefunden.
Trotz aller Sparsamkeit: Marken spielen eine wichtige Rolle

Klingt kompliziert – dennoch ist Vertrauen in Hersteller und Marke eine ganz wichtige Voraussetzung beim Kauf eines Sparmobils. Schließlich geht es nach dem Kauf um eine problemlose Ersatzteilbeschaffung und irgendwann um einen guten Wiederverkaufswert.
Genauso braucht der Kunde einen guten Händler als direkten und verlässlichen Ansprechpartner. Längst nicht alle in den Tabellen aufgeführten Marken leisten sich ein halbwegs flächendeckendes Servicenetz. Sind weite Wege zur Werkstatt absehbar, bleibt auf Dauer viel Zeit und Geld auf der Strecke. Versteckte Kosten lauern aber schon beim Kauf.
Halten die günstigen Angebote, was sie versprechen? Eine ausführliche Erläuterung zu versteckten Kosten bei den günstigen Wohnmobilen lesen Sie auf der nächsten Seite.