Zum 40. Geburtstag bringt Wingamm eine 40th Anniversary Edition des Micros auf VW T6 auf den Markt. Die Firma Transcal war für das Design der Inneneinrichtung zuständig.
Zum 40. Geburtstag bringt Wingamm eine 40th Anniversary Edition des Micros auf VW T6 auf den Markt. Die Firma Transcal war für das Design der Inneneinrichtung zuständig.
Seit 40 Jahren baut Wingamm jetzt schon Wohnmobile. Die Marke ist vor allem für ihre Monocoque-Aufbauten bekannt. Insgesamt 14 Modelle bietet der Hersteller: vom schicken Teilintegrierten, über Campingbusse bis hin zu zum Wohnwagen lässt Wingamm kaum Wünsche offen.
Ein ganz besonderes Wohnmobil ist der Micros auf VW-T6-Basis. In der Monocoque-Kabine ist mehr Platz als in einem klassischen T6. Dank des Hubbetts wirkt der Wohn- und Essbereich darunter großzügig und gemütlich.
Obwohl der Wingamm Micros mittlerweile auf dem VW T6 basiert, hat sich seit dem T5-Aufbau nicht viel am Grundriss verändert. Die letzte Generation musste sich schon einem promobil-Test stellen (siehe unten) die aktuelle Generation hat passend zum Jubiläum noch ein Geburtstags-Update bekommen.
Transcal, bekannt aus der Automobilbranche, übernahm das Design für den Jubiläums Wingamm. Die Polster in grauem und weißem Wildleder wirken schick und modern. Die abgerundeten Hochglanz-weißen Möbelfronten komplimentieren den hellen und freundlichen Look. Im Heck des Mobils befindet sich ein großer Schrank und das Bad. Gegenüber der Küche ist längs eine Sitzbank angesiedelt. Auf dem Caravan Salon stand das Modell als Rechtslenker.
Für die perfekte Welt im Kleinen können sich nicht nur Fans von Modelleisenbahnen begeistern. Auch bei Reisemobilen träumt mancher mehr von „klein, aber fein“ als von viel Fahrzeuglänge für wenig Geld. Vom Sportwagen statt von der Limousine. Der Wingamm Micros ist so ein Fall, er sucht in der bewussten Reduktion die wahre Größe.
Wingamm, beheimatet in Norditalien, nahe Verona, baut bereits seit mehr als 20 Jahren Teilintegrierte mit Längshubbett. Wichtig ist der Marke stets ein schnittiges Design, weshalb man früh auf GfK-Monocoque-Kabinen setzte. Bei dieser aufwendigen Technik entsteht der komplette Aufbau in einem Stück innerhalb einer großen Form. Vorteile sind neben der Gestaltungsfreiheit die hohe Stabilität und die Dichtigkeit. Besonders wenn, siehe Wingamm, alle Durchbrüche für Fenster und Türen sowie der Gaskasten und die Staufächer bereits mit eingeformt sind. Somit ist die Isolierung aus PU-Schaum rundum von GfK eingeschlossen.
Der Perfektionismus der Wingamm-Konstrukteure zeigt sich auch daran, dass sie die Sicken der VW-Karosserie an den Aufbauwänden konsequent weiterführen, sie laufen selbst über Tür- und Klappenfelder hinweg.
Sehr dezente Schlösser verriegeln die Klappen, wobei die Gaskastentür sogar ganz ohne auszukommen scheint: Sie wird per Bowdenzug von innen entriegelt. Die Aufbautür nutzt als Griff und Schloss Originalteile von VW, sie ist in die Funk-Zentralverriegelung eingebunden. Mit flächigem Verkleben, Verspachteln, Schleifen und Lackieren erreicht Wingamm eine nahtlose Verschmelzung von Basis und Aufbau. Einzig der Boilerkamin links stört die Formgebung. Selbst der Heckstauraum ist innen mitlackiert. Hier zeigen Haarrisse im Lack am belasteten Boden die Tücken dieser Technik.
Der VW T5 als Basis von Reisemobilen ist eine Seltenheit – mit Ausnahme von Campingbussen. Grund: Der drahtige Transporter tut sich mit größeren Aufbauten schwer. Darum begnügt sich Wingamm auch mit nur einem, 5,30 Meter langen Modell. Trotz der hier serienmäßig verstärkten Federn darf er maximal nur 3200 Kilogramm wiegen. Dennoch erzielte der Testwagen mit 540 Kilogramm eine respektable Zuladung. Sie ist der anvisierten Besatzung von zwei bis drei Reisenden angemessen.
Die Stunde des VW schlägt beim Fahren. Hier überzeugt der T5 mit 140-PS-Motor besonders im Zusammenspiel mit dem DSG-Doppelkupplungsgetriebe: Es ist faszinierend zu beobachten, wie der Schaltautomat wieselflink ohne Unterbrechung der Zugkraft mit den sieben Gängen jongliert – erkennbar nur an der hüpfenden Nadel des Drehzahlmessers.
Die Effizienz dieser Technik zeigt sich im Verbrauch. 9,4 Liter pro 100 Kilometer auf der promobil-Verbrauchsrunde ist ein bislang selten erreichter Wert. Weniger Begeisterung können dagegen die Außenspiegel wecken. Wegen ihrer kurzen Arme ist das Stummelheck kaum abschätzbar.
Der Wohnraum des Micros überrascht durch seinen relativ großzügigen Raumeindruck und die moderne Gestaltung. Der klassische Grundriss mit Viererdinette und Küchenzeile gegenüber sowie Bad und Kleiderschrank im Heck wirkt hier noch lange nicht überholt.
Fast 1,80 Meter misst der Küchenblock und zeigt damit den Stellenwert des Themas in Italien. Die edle GfK-Spüle und die zwei Kochflammen nebst reichlich Arbeitsfläche und Stauraum machen Lust, den Kochlöffel zu schwingen. Gemessen daran erscheint der 60-Liter-Kühlschrank knapp.
Solide Schubladen mit Endeinzug und Klappen mit Gasdruckaufstellern prägen den Möbelbau. Die Fronten sind teils mit Echtholz furniert. Über der bequemen Sitzgruppe, die sich zum Gästebett wandeln lässt, schwingt das Hubbett mit einem Handgriff von der Decke herab. Längs schlafen ist keine schlechte Idee. Der klapprige Lattenrost und die dünne, fünffach geteilte Matratze lassen beim Schlafkomfort aber Luft nach oben. Auch ist die Liegelänge von zwei Metern wegen der flachen Dachlinie nicht voll nutzbar.
Aber angesichts des niedrigen Durchstiegs ins Fahrerhaus und der knappen Stehhöhe im Bad ist der Micros ohnehin nichts für Große. Ansonsten überrascht der Sanitärraum mit viel Ellenbogenfreiheit und einem üppigen GfK-Waschbecken. Auch in den Staufächern kommt – bis auf Sperrgepäck – mehr unter als gedacht. Der Micros hat eben seine eigene Definition von Größe.
Die Baureihe: Wingamm Micros
Preis: 67.759 Euro
Basis: VW T5
Länge: 5,30 m
Gesamtgewicht: 3200 kg
Modelle: Einziger Wingamm auf Basis VW T5. Weitere drei kompakte Teilintegrierte mit Längshubbett auf der Basis des Fiat Ducato mit Längen zwischen 5,25 und 5,89 Meter finden sich in der Brownie-Serie.
Der Micros ist ein Typ zum Verlieben. Wer etwas für Design übrig hat und ein sehr kompaktes Reisemobil mit agiler Basis sucht, sollte ihm tiefer in die Augen schauen. Kleinere Verarbeitungsschwächen muss man dem Liebhaberfahrzeug verzeihen. Anders bei den Außenspiegeln: Sie sollten schnell verbessert werden. Gemessen an der Größe ist der Preis des Micros zwar happig, dafür fährt das kleine Schmuckstück bereits serienmäßig gut ausgestattet vor.