Wingamm Brownie 5.8 GL (2019) im Test
Kompakte Maße und durchdachte Raumaufteilung

Seit über 40 Jahren baut Wingamm Reisemobile mit GfK-Aufbau. Besonderes Kennzeichen des kompakten, nur 5,89 Meter kurzen Brownie: die Monocoque-Bauweise, also ein Aufbau aus einem Guss.

Wingamm Brownie 5.8 GL
Foto: Andreas Becker

In strahlendem Weiß steht der Wingamm Brownie in der Sonne und wünscht uns auf Italienisch eine schöne Reise. Auch die italienischen Farben im Logo zeugen von seiner Herkunft. Eigentlich müsste er„bianco brillante“ heißen, doch der Name Brownie ergibt durchaus Sinn. Das beliebte Gebäck ist ein kleiner Happen mit leckerem Inhalt. Auch der Wingamm ist sehr übersichtlich, mit 5,89 Meter sogar kürzer als ein Campingbus der Sechs-Meter-Klasse. Sein Alko-Tiefrahmen und 3,64 Meter Radstand machen ihn extrem wendig; dank 2,19 Meter Breite braucht er auch engere Durchfahrten nicht zu fürchten. Der verlockende Inhalt ist geschmackvoll eingerichtet: Im GfK-Monocoque warten drei vollwertige Schlafplätze bei ausreichend Stauraum samt geräumiger Heckgarage.

Wingamm Brownie 5.8 GL
Andreas Becker
Der einteilige Aufbau erlaubt außergewöhnliche Designformen, wie die geschwungene Sicke in der Seitenwand und das dreidimensionale Heck.

Der Einstieg erfolgt über eine 54 Zentimeter breite Tür. Trotz der kompakten Innenmaße kommt keine Platzangst auf. Die gemütliche L-Sitzgruppe kostet allerdings 1071 Euro Aufpreis und ersetzt die serienmäßige Dinette. Das schafft ein luftiges Raumgefühl, weil in dieser Konfiguration auch das Fahrerhaus eingebunden wird. Für angenehme Temperaturen sorgt eine Truma Combi 4 mit fünf Ausströmern.

Kleine Küche, aber großes Bad

Ein erstes Zugeständnis an die Kürze des Fahrzeugs findet sich in der Küche: Zum Kochen steht nur ein Zwei-Flammen-Kocher samt elektrischer Zündung bereit. Darunter liegt ein 95-Liter-Absorberkühlschrank, der wegen seiner Position etwas umständlich zu beladen ist. Auch der Stauraum im Küchenblock ist mit einer Schublade und zwei Staufächern eher knapp bemessen. Der Rest des Kochgeschirrs muss in zwei Hängeschränke passen.

Wingamm Brownie 5.8 GL
Andreas Becker
Das schmale Hub-Längsdoppelbett faltet sich an vier massiven Gelenkarmen über die Dinette. Es kann bis zu 350 Kilogramm tragen.

Das Längshubbett schmiegt sich fast unbemerkt unter das Dach über der Sitzgruppe und schränkt die Stehhöhe von ansonsten 1,97 auf 1,83 Meter ein. Große Camper müssen also etwas den Kopf einziehen. Vier massive Arme schwenken das Bett nach unten und man kann es mit 350 Kilogramm belasten. Über eine eingehängte Leitererfolgt der Aufstieg komfortabel. Die Liegefläche mit 1,95 mal 1,35 Meter ist zwar nicht die größte, und auch die Kopffreiheit beträgt nur knappe 60 Zentimeter, aber auf der 130 Millimeter dicken Matratze liegt man sehr bequem.

Der Vorteil dieser Bettkonstruktion: Es bleibt Platz für ein größeres Bad. Das fällt für ein Fahrzeug dieser Größe schon fast üppig aus. Duschwanne mit Duschvorhang, ein Waschbecken mit viel Abstellfläche und ein Fenster für Licht und Lüftung sorgen für Pluspunkte, ebenso wie die komplette Ausstattung bis hin zum Klobürstenhalter. Eine Feuchtraum-230-Volt-Steckdose im Unterschrank kostet 240 Euro Aufpreis oder ist im 2900 Euro teuren Wingamm-Paket mit zahlreichen anderen Ausstattungsoptionen zu haben.

Gegenüber dem Badezimmer ist ein schmaler Kleiderschrank eingebaut, der für das Gepäck von zwei Personen ausreichend Platz bereithält. Darunter nehmen zwei Schubladen und eine Stauklappe weiteres Gepäck auf. Im Heck befindet sich ein hochgesetztes Einzelquerbett. Der Zustieg über eine Leiter fällt schmal aus. Auf der Matratze mit 67 bis 85 Zentimeter Breite kann man sich auf 2,03 Meter Länge ausstrecken.

Wingamm Brownie 5.8 GL
Andreas Becker
Die große Heckgarage mit Fenster hat zwei Außenklappen serienmäßig. Auch ein bequemer Zugang von innen ist möglich.

Unter dem Bett liegt eine große Garage, in der man Fahrräder transportieren kann. Sie ist auch vom Innenraum aus bequem zu erreichen. Den Brownie 5.8 gibt es mit zwei weiteren Heckvarianten. Eine hat ein zweites Einzelbett in der Garage. Die dritte Version verfügt über eine raumhohe Heckgarage ohne -betten. Der Zugang erfolgt dann über eine große Tür aus dem Innenraum. Von außen kommt man bei allen Varianten über die zwei serienmäßigen Stauraumklappen an die Ladung im Heck.

Zentralverriegelung für das komplette Wohnmobil

An allen Klappen und Türen fallen die massiven innenliegenden Scharniere auf. Im genannten Wingamm-Paket ist eine Zentralverriegelung für alle Zugänge enthalten – inklusive Warnton im Cockpit, wenn man mit geöffneter Klappe losfahren möchte. Einzig der Entsorgungsschacht der Toilettenkassette ist nicht an die Zentralverriegelung angeschlossen. Die Garagenklappen und der Gaskasten für eine Elf-Kilo-Flasche öffnen elektrisch nach einem Druck auf einen kleinen silbernen Schalter. Die Klappen schmiegen sich wie die serienmäßigen Rahmenfenster bündigan denfein modellierten, komplett kantenlosen GfK-Aufbau an. Das gibt dem Fahrtwind wenig Angriffsfläche und reduziert Luftverwirbelungen.

Die Geräuschkulisse unterwegs ist überhaupt sehr niedrig. Der solide, mit dem Aufbau verklebte Möbelbau samt wackelfreiem Hubbett spielt hier eine Rolle, aber auch die große Steifigkeit der Monocoque-Konstruktion. Der Testwagen mit dem optionalen 150-PS-Motor genehmigt sich im Testbetrieb 10,7 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Zu flotterer Gangart laden das wendige Fahrverhalten und das geringe Gewicht ein.

2900 Kilogramm bringt der Wingamm auf die promobil-Waage. Dafür, dass bei diesem Wert ein voller 120-Liter-Diesel- und ein 100-Liter-Wassertank ebenso mit an Bord sind wie eine Markise, Fahrradträger und Sat-Komplettanlage, ist das ein gutes Ergebnis. 600 Kilogramm Zuladung sollten für die volle Besatzung mit drei Personen reichen. Der kleine Brownie sammelt also viele Pluspunkte. Ganz billig ist der Wingamm gemessen an seiner Größe allerdings nicht. Der Testwagen landet am Ende bei rund 83.500 Euro. Dafür bekommt man ein Manufakturprodukt mit Charme undTradition aus dem Herzen Italiens.

Grundinformationen Wingamm Brownie 5.8 GL

Gurte/Schlafplätze: 4/3
Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg
Länge/Breite/Höhe: 5,89/2,19/2,75 m
Grundpreis ab: 70.450 Euro
Testwagenpreis: 83.577 Euro

Daten und Messwerte

Auf- und Ausbau
Monocoque-Sandwich-Bauweise, außen und innen GfK, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden PU, Wandstärke Wand/Dach/Boden 30/30/30 mm, kein Doppelboden, 5 Kunststoff-Isolierfenster mit Alu-Rahmen, 2 Dachhauben.

Bordtechnik
Gas-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 4, 5 Ausströmer (2 x Sitzgruppe, Einstieg, Bad, Garage), Wasseranlage: Frischwasserschläuche, Abwasserrohre, Druckpumpe.

Basisfahrzeug
Fiat Ducato, Alko-Tiefrahmen, Vorderradantrieb, Vier-Zylinder-Turbodiesel, Hubraum 2287 cm3, Leistung110 kW/150 PS bei 3600/min, Drehmoment 380 Nm bei 1500/min, Sechsgang-Schaltgetriebe.

Fahrleistungen
Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 6,2/12,8/21,5 s; Elastizität 60–80/100 km/h (4.//5. Ga.) 5,2/12,5//6,9/15,5 s, 80-100 km/h (6.Ga.) 13 s, Testverbrauch 10,7 L/100 km.

Wertung

Test Wertungen
Wohnen
Beladen
Technik
Fahren
Preise

Fazit

Der Brownie vereint kompakte Maße mit einer durchdachten Raumaufteilung. Der seltene Monocoque-Aufbau, den man sonst nur noch bei Wanner oder La Strada findet, überzeugt mit Stabilität und schützt vor Undichtigkeiten. Wenn der hohe Preis nicht stört, kann man den Aufkleber an der Seite wörtlich nehmen und sich selbst eine schöne Reise wünschen. „...è un viaggio bellissimo,...ciao!“

Technische Daten
Wingamm Brownie
Grundpreis71.540,00 €
AufbauTeilintegriert
Maße589 x 219 x 275 mm
Leistung96 kW / 130 PS
Leergewicht2.900 kg
Sitze mit Gurt4 bis 4
Schlafplätze3 bis 3