Ein älterer Frankia sieht auf den ersten Blick vielleicht nicht so spektakulär aus. Dennoch hat man es fast immer mit einem besonderen Reisemobil zu tun. Seit Mitte der 1990er Jahre bewegt sich die fränkische Marke in der Nische zwischen Mittelklasseherstellern und Luxusmobilmanufakturen. Wie im Premiumsegment kann man bei den meisten gebrauchten Frankia mit einer aufwendigen Aufbaukonstruktion und großzügig gestalteten Grundrissen rechnen. Gleichzeitig bewegen sich die Preise eher auf dem Niveau der Mittelklasse.
Auch mit anderen Eigenheiten sorgt ein Frankia für Verblüffung. Die Tochtermarke der französischen Pilote-Gruppe überraschte früher zu jedem Saisonwechsel mit ungewöhnlichen Innovationen. Einige davon, wie das Klappbett an der Innenwand, eine Diesel-Heizung oder der Vario-Space genannte Slide-Out, konnten sich nicht durchsetzen. Andere Einfälle wie der Doppelboden, große Garagen und L-Sofas sowie das schon seit 2002 lieferbare Raumbad sind bis heute begehrt. Muss man bei Gebrauchten auch mit weniger positiven Überraschungen rechnen?
Auf- und Ausbau
Alle Stärken und Schwächen, die in diesem Gebrauchtcheck genannt werden, beziehen sich auf die Baujahre bis 2006 – damals fand wegen erneuerter Basisfahrzeuge ein umfassender Modellwechsel statt. Grundlage ist eine Befragung unter mehr als 100 Besitzern. 87 Prozent von ihnen würden sich das gleiche Modell jederzeit wieder kaufen, viele sind zu echten Frankia-Fans geworden. Sie begründen das oft mit Raumangebot und -aufteilung, aber auch dem guten Service. Vergleichsweise positiv wird ebenso die Ersatzteilversorgung für Auf- und Ausbau bewertet. Mehr als die Hälfte der Befragten äußert sich zufrieden über Verfügbarkeit, Lieferzeit und Preise. Erst bei über 20 Jahre alten Modellen wird es kritischer. Allerdings brauchte rund ein Drittel der Besitzer bislang keine Erfahrungen mit Ersatzteilen zu sammeln.

Das erklärt wohl auch, warum in den Anmerkungen zufriedener Frankia-Eigner häufig das Stichwort Qualität auftaucht. Für Käufer ist das erst einmal beruhigend. In der Gesamtbetrachtung nährt zumindest ein Balken dennoch Zweifel: Rund die Hälfte der Befragten hatten schon einmal Dichtigkeitsprobleme am Aufbau. Betroffen sind vor allem Alkovenmodelle, und zwar an der Aufbaunase selbst wie auch am Übergang zum Fahrerhaus. Seltener dringt am Bug von Integrierten Feuchtigkeit ins Innere. Im Lauf der Jahre hat Frankia den Aufbau stetig verbessert und von konventioneller Bauweise auf eine weitgehend holzfreie Konstruktion umgestellt.

Ab Baujahr 2000 kommt GfK statt Alu als Außenhaut zum Einsatz. Das wirkt bei den frühen Exemplaren zwar wellig, erweist sich aber als robuster. Dennoch kommt es bei vielen Modellen um Baujahr 2001 zu einem gravierenden Problem: Das Dach senkt sich in der Mitte ab. Weil Frankia den Mangel seinerzeit erkannte und viele Fahrzeuge im Werk reparierte, sollte der Dachärger bei Gebrauchten jedoch behoben sein. Mit steigendem Fahrzeugalter treten allerdings zunehmend Dichtigkeitsprobleme an Fensterrahmen, Dachluken und Panoramadachhauben auf. Nahezu alle anderen in der Umfrage genannten Mängel fallen in die Rubrik normale Alterung und Verschleiß. Dazu zählen etwa die vielen kaputten Tauchpumpen, hier und da defekte Wasserhähne, Ladegeräte und Hubbettdämpfer sowie poröse Schläuche der bei größeren Modellen verbauten Warmwasserheizung.
Basisfahrzeug
82 Prozent der Befragten fahren einen Frankia mit einem Fiat-Ducato-Chassis, 15 Prozent entfallen auf den Mercedes Sprinter, während die anderen verwendeten Basisfahrzeuge Exotenstatus haben. Wie so oft, wenn der damals verwendete Fiat Ducato große Reisemobile antreiben muss, häufen sich die Schäden an den vorderen Radlagern, den Antriebswellen und den Querlenkern. Bei älteren Alkovenmodellen wird Rost an Kotflügeln und Türen bemängelt. Ein Klassiker unter den Ducato-Defekten ist zudem die funktionslose, aber für eine erfolgreiche Hauptuntersuchung wichtige Leuchtweitenregulierung.
Der Mercedes Sprinter fällt hier einmal mehr durch Ärger mit dem optionalen Sprintshift-Getriebe auf. Unabhängig von der Basis kritisieren Besitzer bei größeren Modellen manchmal mangelnde Motorleistung und Gewichtsprobleme. Mal ist die Vorderachse von Integrierten zu stark belastet, mal die Gesamtzuladung zu knapp bemessen. Im Zweifel fährt man mit dem Gebrauchten also besser vor dem Kauf auf eine öffentliche Waage. Nicht selten treten bei den I-Modellen verstärkt Knarzgeräusche während der Fahrt auf. Weniger oft kommt es hier außerdem zur Rissbildung in der Frontscheibe.
Marktlage
48 Prozent Integrierte, 41 Prozent Alkoven und 11 Prozent Teilintegrierte – so verteilen sich die Aufbauformen in unserer Leserumfrage. Betrachtet man nun das aktuelle Gebrauchtwagenangebot der Frankia bis 2006, sieht die Verbreitung der A-, T- und I-Modelle ganz ähnlich aus.
Ein breites Spektrum eröffnet sich ebenso bei den Preisen. In der Schnäppchenkategorie rangieren die wenigen auf Nissan Trade aufgebauten Alkoven. Reparaturen am Basisfahrzeug erfordern hier aus Mangel spezialisierter Werkstätten und Ersatzteilen aber Improvisationstalent. Relativ günstig werden oft auch "Frankia Bavaria" angeboten. Allerdings handelt es sich hier aus technischer Sicht um Pilote-Modelle, die lediglich von Frankia vertrieben wurden.
Klassische Frankia findet man aber ebenfalls unterhalb 20.000 Euro. Zu ihnen zählt das hier gezeigte I-Modell, das nach 20 Jahren konzeptionell immer noch modern wirkt. Es beweist außerdem, dass die Kombination aus integriertem Aufbau, Mercedes-Chassis und Automatik nicht unbezahlbar sein muss. Mit einem Budget von rund 35.000 Euro eröffnet sich Käufern praktisch die ganze Bandbreite der bis zum Modellwechsel 2006 gebauten Frankia. Bleibt nur noch die Herausforderung, die individuell passende Ausführung zu finden.
Schritt für schritt nach oben

Beim Übergang vom Wohnwagenhersteller zur Reisemobilmarke etabliert sich Frankia zunächst in der Mittelklasse. Auffällig ist zu Beginn die Vielfalt der Basisfahrzeuge. Hier bekommt man den Ford Transit, dreiachsige Fiat Ducato oder einen Toyota Hilux, später auch den Nissan Trade. Zum Modelljahr 1995 führt Frankia einen durchgehenden Doppelboden ein, die Grundlage für den Aufstieg in höhere Klassen. Käufern bietet sich eine enorme Bandbreite zwischen kompakten Teilintegrierten und mächtigen Integrierten. Fast alle Modelle sind als A-, T- oder I-Modell zu haben – mit Fiat- oder Mercedes-Fahrgestell. Immer wieder machen die findigen Franken durch ungewöhnliche Ideen auf sich aufmerksam. Klappbetten, Längshubbetten, ausfahrbare Erker, Hubwaschbecken und ein Raumbad erlauben individuelle Grundrisse, die ihrer Zeit oft weit voraus sind.
Daten und Fakten
Baureihe
Frankia A, T, I (bis Baujahr 2006)
Basisfahrzeuge: Fiat Ducato, Mercedes Sprinter
Bauweise: Alkovenaufbau mit Alu- oder GfK-Außenhaut, Holz- oder Aluminiumverstärkungen, Styropor- oder Styrofoam-Isolierung
Sitz-/Schlafplätze: 2–6/2–6
Vorgestelltes Modell
Frankia I 6900
Erstzulassung: 5/1998
Kilometerstand laut Tacho: 116.000
Preis: 17.999 Euro
Zulässiges Gesamtgewicht: 3800 kg
Gesehen bei: Wohnmobil Center Wiesloch, 69168 Wiesloch
Darauf müssen Sie achten
Außenklappen
Kaum ein Reisemobil hat so viele Außenzugänge wie ein Frankia. Sehr praktisch – allerdings können sie eine Ursache für Undichtigkeiten sein. Oft streiken die Schlösser, in seltenen Fällen auch die Scharniere.
Heizung
In den meisten Frankia steckt die übliche Truma-Heizung. Manche Modelle wurden aber auch mit einer Alde-Warmwasserheizung oder einer speziellen Eberspächer-Dieselheizung ausgerüstet. Beide Systeme sind komplexer und deshalb auch anfälliger, insbesondere die Kraftstoffheizung.
Grundrisse
Die Variationsbreite der Einrichtungen ist enorm. Das liegt vor allem daran, dass ab Werk viele Sonderwünsche und Individualisierungen möglich waren. Große Stauräume haben fast alle Modelle, nicht aber in jedem Fall vier Gurte und Schlafplätze.
Undichtigkeiten
Trotz einer insgesamt soliden Aufbaukonstruktion dringt bei vielen Frankia Feuchtigkeit ins Innere. Besonders gefährdet sind die A-Modelle, wo rund um den Alkoven verstärkt Undichtigkeiten auftreten. Grundsätzlich gilt es, alle Außenkanten akribisch zu prüfen.
Basisfahrzeug
Schon vor vielen Jahren hatte man bei Frankia die Wahl zwischen einem Mercedes- und Fiat-Fahrgestell. Der Sprinter wurde sehr häufig wegen der optionalen Automatik geordert, der Ducato wegen des nur hier wirklich geräumigen und durchgehenden Doppelbodens.