Integrierte Reisemobile gelten als Prestigeträger, sie bieten meist eine gute Wintertauglichkeit und heben sich im Design von der breiten Masse ab. Üblicherweise sind sie recht teuer, aber inzwischen gibt es auch zahlreiche Modelle für den schmaleren Geldbeutel. Die Hymer-Gruppe geht jetzt mit Etrusco, der dritten Einsteigermarke neben Carado und Sunlight, auf Kundenjagd. Als Logo trägt der I 7400 SB stolz das etruskische Pferd, eine antike Grabbeigabe, das auch die Verbundenheit zum Produktionsort in der Toskana zeigen soll.
Aufbau und Einrichtung
Ein Pferd auf einem italienischen Fahrzeug? Da denkt man doch unweigerlich an Ferrari. Designikonen mit Motorkunstwerken unter der Haube. Und dass Design auch das Steckenpferd des Etrusco ist, zeigt der erste Blick in den Innenraum. Durch die integrierte Trittstufe und die mit 52 Zentimetern schmale Aufbautüre geht es in den hellen Wohnraum mit cremeweiß gepolsterter Sitzgruppe.

Die bietet fünf Personen bequem Raum, und der flexibel verstellbare Tisch ist von allen Plätzen gut erreichbar. Beim Möbelbau dominiert ebenfalls die Farbe Weiß mit hellbraunen Kontrasten. Das sorgt für ein sehr luftiges Raumgefühl, zu dem auch die Stehhöhe von 1,93 bis 2,13 Meter beiträgt. Gewöhnungsbedürftig sind die beiden Absätze im Innenraum. Die größere Stufe von der Küche in das Bad stört dabei weniger als die kleinere neben der großen Sitzgruppe, denn die ist so platziert, dass man beim unachtsamen Herunterziehen des Hubbetts zwangsläufig hinunterstolpert. Das vordere Bett hat eine ausreichend große Matratze, die auf Tellerfedern gelagert ist. Zwei Personen finden hier einen bequemen Schlafplatz. Zumindest solange sich niemand bewegt, denn im Testwagen wackelte das Hubbett bei jeder Bewegung in Querrichtung.
Der Möbelbau sammelt wieder Pluspunkte. Die Schränke lassen sich einhändig leicht öffnen und schließen. Gegen knallende Schubladen und Klappen hat Etrusco serienmäßig gedämpfte Endeinzüge spendiert: ein Hauch von Luxus. Insgesamt laden sechs Hängeschränke zum Verstauen ein. In der Küche warten drei Schubladen und ein großer Schrank unter der Spüle bereitwillig auf Kochutensilien.
Dessen Türe hakt allerdings beim Öffnen, weil sich der integrierte Mülleimer an der Innenseite leicht verkantet. Der Herd mit drei Gasflammen hat keinen Zünder. Ein lästiges Zugeständnis an den günstigen Einstiegspreis. Gegenüber steht der große, allerdings aufpreispflichtige Kühlschrank mit 167 Liter Volumen. Die Investition von 699 Euro lohnt sich aber, denn in der Serie ist hier nur eine kleinere 113-Liter-Version vorgesehen. Über eine Stufe gelangt man ins Bad. Hier gibt es eine separate Dusche, die sich mit Kunststofftüren schließen lässt. Die Stehhöhe von über zwei Metern bietet auch für große Camper genug Platz. Mit knapp 50 Zentimetern fällt die Dusche allerdings recht schmal aus.

Eng geht es auch im gegenüberliegenden Waschraum zu – zumindest wenn er als abgetrenntes Zimmer verwendet wird. Alternativ ist der Sanitärtrakt aber auch als Raumbad nutzbar. Die Abtrennung erfolgt durch die Badtüre und einen halbhohen Vorhang im Heck. Als praktische Idee erweist sich der klappbare Bügel in der Dusche, der als Kleiderstange dient und zum Basic-Paket für 1999 Euro gehört. Das ist quasi eine Pflichtoption, da es auch Zwangspositionen wie Fahrertüre, Duschraumverkleidung oder die Steckdose in der Garage enthält.
Im Heck warten zwei Einzelbetten mit je 80 Zentimeter breiten Matratzen auf müde Camper. Die Schläfer dürfen auch gerne etwas größer sein, denn die Betten sind 2,03 und 2,08 Meter lang. Eine Besonderheit ist die Anordnung des Heizungsreglers. Der liegt unterhalb des linken Bettes. Einerseits ein guter Platz, denn die Temperatur ist vom Bett aus regelbar. Der Nachteil ist andererseits aber, dass dieser Heizungsregler beim Umbau zum Doppelbett unter dem Bettauszug verschwindet und so nur noch schlecht zu bedienen ist.
Stauraum
Unter den Betten befinden sich zwei tiefe Schränke, die viel Platz für Gepäck bieten. Der rechte dient als Kleiderschrank. Beide sind allerdings schwer zugänglich und fast nur kniend zu beladen.
Die große Heckgarage hat über 3.200 Liter Gesamtvolumen. Hier kann wirklich alles für den Wohnmobilurlaub mit auf Reisen gehen. Dabei sollte das Gewicht nicht komplett in Vergessenheit geraten, denn die Belastungsgrenze des Kofferraums liegt bei 150 Kilogramm. Mit 1,19 Metern Höhe passen auch Fahrräder gut in die Garage. Daneben kann in vier praktischen Wandfächern noch allerhand Kleinkram sicher mit auf die Reise gehen.
So fährt sich der Etrusco I 7400 SB

Unterwegs fällt schon nach kurzer Fahrt ein erster Negativpunkt auf, der sich deutlich bemerk- bzw. hörbar macht. Der Fiat-Diesel gibt laute Lebenszeichen von sich. Motorenlärm und Turbozischen untermalen die Fahrt. Italiener bauen ja nicht nur rassige Zwölf-Zylinder, die mit ihrem Klang die Ferraristi erfreuen, auch die Dieselmotoren können sich sehen lassen. Aber so präsent möchte man den, im Gegensatz zum Ferrari, dann im Mobil auch wieder nicht hören. Hier würde eine bessere Lärmdämmung den Ohren der Passagiere viel Freude bereiten. Mit den Hörorganen meint es der Testwagen ohnehin nicht so gut. Denn auch die Dämmung der Radhäuser ist zu schwach geraten und lässt Fahrbahngeräusche laut in den Innenraum. Das Hubbett arretierte im Testwagen auf der Fahrerseite nicht und sorgte so zusätzlich für Klappergeräusche. Und noch ein Wort zu den Außenspiegeln. Diese sind zwar vibrationsfrei angebracht, aber deutlich zu schmal. Auf der Autobahn verschwinden überho-lende Fahrzeuge schon mal eine ganze Sekunde lang im toten Winkel. Ein Weitwinkelspiegel würde hier sehr helfen. Auch bei Nässe, insbesondere nachts, ist die Rücksicht durch die Spiegel merklich eingeschränkt, da diese,genauso wie die Seitenscheiben, schnell verschmutzen.
Beiden Fahrleistungen liegt das Testmobil mit seinem optionalen 148-PS-Motor etwas unter dem Durchschnitt. Das mag unter anderem dem nagelneuen Motor geschuldet sein, der bei der Messung weniger als 400 Kilometer auf der Uhr hatte und deshalb eventuell noch nicht richtig eingefahren war. Der Testverbrauch lag bei klassenüblichen 12,1 Litern.
Insgesamt bietet der I 7400 SB sehr viel Reisemobil fürs Geld. Das Raumgefühl und die hellen Möbel gefallen. Zusammen mit den weitgehend baugleichen Modellen Sunlight I 68 und Carado I 447 ist er ein günstiger Einstieg in die Reisemobil-Königsklasse.
Etrusco I 7400 SB: Alle Infos
- Gurte/Schlafplätze: 4/4
- Zul. Gesamtgewicht: 3.495 kg
- Länge/Breite/Höhe: 7,42/2,33/2,94 m
- Grundpreis ab 55.999 Euro
Auf- und Ausbau
Sandwich-Bauweise, Holz-Verstärkungen, Seitenwände Alu, Dach/Heck GfK, Boden Holz, innen foliertes Sperrholz, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden EPS-Schaum, Wandstärke Wand/Dach/Boden 34/34/42 mm, kein Doppelboden, 4 vorgehängte Kunststoff-Isolierfenster, 5 Dachhauben, 1 Dachfenster.
Bordtechnik
Gas-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 6, 8 Ausströmer (2 x Fahrerhaus, Sitzgr., Einstieg, Küche, Bad, Schlafzimmer, Garage), Frisch- und Abwasserschläuche, Tauchpumpe.
Basisfahrzeug
Fiat Ducato, Flachrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2.287 cm3, Leistung 109 kW/148 PS bei 3.600/min, Drehmoment 380 Nm bei 1.500/min, Sechsganggetriebe.
Fahrleistungen
Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 6,5/14,5/22,7 s; Elastizität 60–80/100 km/h (4.//5. Gang) 6,6/15,5//10,8/ 22,3 s, Testverbrauch 12,1 L/100 km.
Beladungstipps: Für eine übliche Nutzung mit zwei Personen hält die 3,5-Tonnen-Variante ausreichend Nutzlastreserven bereit. Bei einer Verwendung zu viert kann es aber schon eng werden. Hier empfiehlt sich die Auflastung auf 3,85 Tonnen für 249 Euro Aufpreis. Ein Maxi-Chassis ist dagegen nicht erhältlich. Beim Beladen der großen Heckgarage gilt es die maximale Tragfähigkeit von 150 Kilogramm zu beachten.
Wertung
(maximal 5 Punkte möglich)
- Wohnen 3,4
- Beladen 2,9
- Technik 2,7
- Fahren 2,6
- Preis & Service 3,8
Fazit
„Deutsche Präzision trifft auf italienische Leidenschaft“, so verspricht es Etrusco auf der Homepage. Im Innenraum stimme ich da weitgehend zu. Beim Fahren überwiegt dann aber eher die Leidenschaft, die Leiden schafft. Eine bessere Schalldämmung und Justierung des Hubbettes, zumindest beim Testwagen, würden hier helfen.