Die Welt der Reisemobile hat er ganz schön umgekrempelt. Er ist der Verkaufsschlager des Hauses. Dennoch bleibt der Ixeo als Teilintegrierter mit Hubbett ein Kompromiss. Aber vielleicht ist gerade das sein Erfolgsrezept. Auch nach gut zwölf Monaten und 40.000 Kilometern im Redaktionseinsatz waren die Meinungen zum Ixeo gespalten. Paare störten sich nicht weiter am Hubbett, hätten aber etwas mehr Stehhöhe an der Sitzgruppe bevorzugt. Familien vermissten den festen Alkovenplatz für Bettzeug und den oft früher ermüdeten Nachwuchs.
Auf der anderen Seite wurde der Bürstner-Bestseller für seine flexiblen Einsatzmöglichkeiten geschätzt und wegen der guten Fahreigenschaften gerne genutzt. Darum: Einfach gut, dass es mit den Hubbett-TI noch mehr Auswahl gibt.
Gute Noten als Langstreckenläufer
Der Vier-Meter-Radstand, der Fiat-Flachrahmen mit breiter Hinterachsspur, das 16-Zoll-Fahrwerk und der geduckte Aufbau lassen den Bürstner Ixeo it 710 G ruhig seine Bahn ziehen. Mit dem 130-PS-Motor (Euro 4) ist man gut bedient. Nur bei steileren Bergaufpassagen geht ihm bei beladenem Reisemobil langsam die Puste aus. Der Diesel-Konsum auf den rund 40 000 Kilometern lag typischerweise zwischen zehn und 13 Litern pro 100 Kilometer, wobei Werte um 11,5 Liter ohne allzu viel Mühe erreichbar waren – ein bis zwei Liter weniger als etwa ein vergleichbares Alkovenmobil schluckt – ein Argument.
Ein anfangs auffälliges Lenkradzittern legte sich nach dem baldigen Wechsel auf Winterräder. Das Auswuchten der Aluminium-Räder vor dem Rücktausch im Frühjahr verhinderte eine Fortsetzung der Episode. Zum ersten Werkstattbesuch schickte die Redaktion den Ixeo, da eine Fiat-Serviceaktion anstand. Sechs Schrauben zwischen Motor und Getriebe mussten vorsorglich nachgezogen werden.
Viele tausend Kilometer spulte der Ducato dann ab, ohne mit der Wimper zu zucken – bis der Bordcomputer zur ersten Inspektion mahnte. Für 467 Euro wurden die turnusgemäßen Punkte erledigt, zusätzlich die Handbremse nachgestellt und eine Begrenzungslampe erneuert. Ein Loch im rechten Außenspiegel-Gehäuse und eine defekte Lampe im linken Abblendlicht machten gegen Testende einen weiteren Boxenstopp fällig. Das wars aber auch schon in Sachen Basisfahrzeug. Außer Verschleißteilen und Fremdeinwirkung keine Beschwerden.
Das Hubbett ist das zentrale Bauteil
Typisch für Bürstner bürgen Matratze und Unterfederung für ansprechenden Liegekomfort. Für zwei Erwachsene etwas knapp sind die Liegemaße. Den Aufstieg soll eine Klappleiter mit breiten Tritten erleichtern. Eine Stufe mehr wäre hier hilfreich. Zudem sollte sie sicherer stehen und die Badtür nicht blockieren. Leselampen sind im Oberstübchen vorhanden, Ablagen für Brille und Bettlektüre nur in der benachbarten Fahrerhaushaube. Eine Dachhaube würde besonders im Sommer die Klimatisierung erleichtern
Als größtes Manko stellte sich im Dauertest-Ixeo die Arretierung des Hubbetts heraus. Die filigrane Technik besteht aus einem Entriegelungsknopf, der über Bowdenzüge zwei Schnappschlösser links und rechts betätigt. Sie kapitulierte nach wenigen Monaten und rund 16 000 Kilometer Fahrleistung vor dem Gewicht und den Bewegungen, die das Hubbett unterwegs vollführte. Provisorisch angebrachte Spanngurte mussten verhindern, dass den Passagieren der Himmel auf den Kopf fällt.
Die Schlösser und Bowdenzüge wurden zwar beim Bürstner-Händler auf Gewährleistung getauscht. Rund 6000 km und zwei Monate später tauchte das gleiche Problem aber bereits wieder im Fahrtenbuch auf. Diesmal sollte eine Reparatur im Werk in Kehl für nachhaltigen Erfolg sorgen.
Doch auch danach dauerte es nur einige tausend Kilometer, bis die Spanngurte erneut zum Einsatz kamen. Offenbar ein häufiges Ixeo-Problem, wie Leserzuschriften zeigen. Bürstner hat gehandelt: In der aktuellen Ixeo-Generation kommt eine neue Arretierung zum Einsatz.
Die Winkelküche des Bürstner Ixeo it 710 G bewährte sich auch dann, wenn es vier Personen zu verköstigen galt. Praktisch ist die Abtropf- und Abstellfläche im Eck. Auf der Wunschliste stehen etwas mehr Arbeitsfläche und eine Elektrozündung für den Kocher. Mancher hätte gerne einen größeren Kühlschrank gehabt – gegen Aufpreis ebenso machbar wie ein Backofen oder ein Dunstabzug. Die Sitzgruppe mit Seitenbank gab wenig Anlass zu Kritik. Ob kuschelige Mikrofaser-bezüge oder aufwendig beflockte Wandverkleidungen mit Stofftaschen – Reisende fühlen sich behaglich. Auch das abgepolsterte Sidebord mit dem ausziehbaren Fernseher trägt dazu bei.
Der Tisch steht stabil und ist erweiterbar und so für Besuch gewappnet. An die eher knappe Stehhöhe unter dem Hubbett gewöhnt man sich schnell. Heckpassagiere stört aber das rutschende Sitzpolster. Um es wieder an Ort und Stelle zu rücken, müssen erst die störrischen Kopfstützen ausgezogen und dann das Lehnenpolster hochgeschoben werden. Ähnlich umständlich gestaltet sich das An- und Ablegen der Fahrerhausverdunkelungen.
Die schlaffen Faltplissees hängen teils an strammen Druckknöpfen, die beim Öffnen die A-Säulenverkleidung mit ablösen. Die komfortablere Faltverdunkelung von Remis kostet rund 500 Euro extra. Über die Testdistanz verstärkten sich im Ixeo die Nebengeräusche zuhörens – kein ungewöhnliches und kein unvermeidliches Phänomen vieler Reisemobile. Die Tür zum Bad trug ihren Teil dazu bei: Die Klinke löste sich immer wieder, klapperte oder fiel zu Boden.
Die Tür sprang zudem während der Fahrt auf, weil sich Bolzen und Schließblech zu wenig überlappten. Unisono fällt das Urteil der verschiedenen Testbesatzungen zum Sanitärraum wenig rosig aus.
Die an sich pfiffige Idee des schwenkbaren Waschbeckens bewährte sich in der Praxis nicht. Wer häufig duscht, freut sich zwar über den so geschaffenen Platz. Aber beim Händewaschen oder Zähneputzen wirkt das eigentlich große Bad eher beengt. Wenig hilfreich auch die Idee, die Duschbrause als Waschtischarmatur zu nutzen. Beim Abstellen läuft stets ein Rinnsal am Schlauch hinunter und sammelt sich auf dem Boden.
Stauraum
Konzeptbedingt gewähren die Hängeschränke unten am Hubbett nur begrenzten Unterschlupf für Ladegut. Drei große Fächer in der Fahrerhauskapuze bieten sich aber als naheliegende Alternativen an. Ein Fach und eine lange Schublade in der Treppe zum Heckbett sowie ein praktischer Wäscheschrank vis-à-vis vom Kleiderschrank stellen sicher, dass vier Reisende genug Stauraum für die große Fahrt vorfinden.
Dazu kommt noch die üppige Heckgarage, die mit zwei Seitentüren und Verzurrösen an Bodenschienen das Verladen von Sperrgepäck leicht macht. Zuverlässig verrichtete die Bordtechnik ihren Dienst. Für den Wechsel nicht ideal ist aber die Anordnung der Flaschen hintereinander im Gaskasten. Weniger tragisch, bestellt man den Toptron-Sicherheits-Gasdruckregler mit. Zu ihm gehört neben einer automatischen Flaschenumschaltung auch ein bequemer Gasfernschalter - kennt man erst den unbeschrifteten Kippschalter am Küchenblock.
Mit den Stromreserven der 90-Ah-Blei-Säure-Bordbatterie können Urlauber auskommen – zumindest im Sommerhalbjahr. Bei höherem Strombedarf findet sich in der Truhe der Seitenbank ein passender Platz für einen zweiten Akku.
Schneefans empfiehlt sich gleich das umfangreiche Winterpaket. Es enthält neben der Zweitbatterie einen isolierten und beheizten Abwassertank, eine Isoliermatte fürs Fahrerhaus und manches mehr. Zusammen mit der serienmäßigen 6000-Watt-Heizung ist damit der Skiurlaub gesichert.
Wintercamping ist nicht jedermanns Sache, ebenso wie der extrovertierte Auftritt des Testwagens im "Fire"-Design – es steht beim aktuellen Ixeo prompt nicht mehr zur Wahl. Dabei passt es gut zum Wegbereiter der Hubbett-Teilintegrierten, der dem Reisemobil-Markt kräftig eingeheizt hat.
Auf einen Blick: Bürstner Ixeo it 710 G
Preis: ab 53.830 Euro
Basis: Fiat Ducato, Flachrahmen, Frontantrieb, ab 85 kW/115 PS.
Gesamtgewicht: 3500 kg
Länge/Breite/Höhe: 7140/2300/2750 mm
Empfohlene Personenzahl: 2 – 4
Baureihe: Sechs Grundrisse stehen in der Ixeo-Reihe zur Wahl. Daneben gibt es noch sieben günstigere Ixeo-Time- und vier hochwertigere Ixeo-Plus-Modelle.
Info: Telefon 0 78 51/8 50,www.buerstner.com
Bürtner Ixeo: Erfahrungen von promobil-Lesern
Der Ixeo ist unser Traummobil, denn er erfüllt alle unsere Ansprüche. Einziges Manko ist die Arretierung des Hubbetts. Sind die Bowdenzüge nicht peinlichst genau eingestellt, so löst sich das Bett bei kleinsten Fahrbahnunebenheiten.
Susanne und Georg Schellhaas, per E-Mail
Nach wenigen Wochen ging die Sanitärraumtür während der Fahrt auf. Nach der Nachbesserung ging es bald wieder los. Habe die Tür dann mit Magnetverschlüssen verstärkt. Auch das Hubbett fing an zu klappern. Nachdem die linke Verankerung sogar abbrach, habe ich den Ixeo zurückgegeben.
Heiko Eickeler, Wedemark
Bei unserem Ixeo bildeten sich nach fünf Monaten Risse in den Kunststoff-
Teilen der Duschwände. Bei der kostenlosen Reparatur zeigte sich dann, dass die Paneele nicht mit Langlöchern vorgebohrt waren -
so wie dann bei den Ersatzteilen. Rate jedem Ixeo-Besitzer, dies vor Ablauf der Garantie zu kontrollieren. Wolfgang Jenker, Herdecke
Bis auf die Fehlkonstruktion der Hubbettverankerung sind wir mit unserem Ixeo sehr zufrieden. Da die Sicherheit unserer Kinder so nicht gewährleistet ist, sehen wir uns auch in Zukunft gezwungen, Spanngurte zur zusätzlichen Sicherung zu verwenden.
Claudia und Stefan Wirth, per E-Mail
Unser Bürstner-Händler bot uns beim zweiten Reparaturversuch den Austausch gegen das elektrische Hubbett zum Preis von 1000 Euro an. Bekomme ich nur einen sicheren Ixeo, wenn ich extra bezahle?
Werner Kornfeld, aus Österreich
In den vergangenen zwei Jahren sind wir rund 30.000 Kilometer mit unserem Ixeo gefahren, teils zu zweit, teils mit ein oder zwei unserer Kinder. Unsere Erwartungen und Ansprüche an ein Wohnmobil wurden dabei voll erfüllt. Einzige Probleme: ein defektes Gasventil am Kühlschrank und eine zerbrochene Glasabdeckung am Kocher.
Michael Burgart, Haltern am See
Nachgerüstetes Zubehör
Die Medicotherm-Massagematratze für das Heckbett machte sich besonders durch ihre Schaumqualität und den hohen Liegekomfort beliebt. Ob die aufwendige Massagefunktion den weiteren Aufpreis wert ist, darüber gingen die Meinungen der Testschläfer auseinander.
Die SOG-Toilettenentlüftung ist lange bekannt, doch wie bewährt sich die zweite Generation, die in den Testwagen eingebaut wurde? Sie verhindert Geruchsbildung noch zuverlässiger. Gegen Mief aus dem immer wieder leerlaufenden Duschwannen-Siphon kann aber auch sie nichts ausrichten.
Die Sat-TV-Anlage von Crystop Display sorgte für guten Fernsehempfang. Im Randbereich der Astra-Zone, etwa in Griechenland, wurde es allerdings auch mit ihr schwierig.
Fazit
Der Ixeo ist ein Erfolg, weil die Zeit für das Konzept reif war. Er ist schnittig gestylt, handlich, sparsam zu fahren und sehr flexibel einzusetzen. Genau richtig für die SUV- oder "Schön-zu-wissen-man-könnte"-Generation. Nimmt man den Ixeo als echtes Vier-Personen-Mobil ernst, zeigen sich in der Praxis aber auch die Grenzen des Konzepts. Im Dauereinsatz für promobil erwiesen sich zudem die Hubbettarretierung, die Badgestaltung und die Fahrerhausverdunkelung als Schwachstellen. Seine Küche und Sitzgruppe, sein Schlafkomfort und Stauraumangebot machten dem Bürstner Ixeo it 710 G dagegen viele Freunde.