Was heizt besser: Luft- oder Wasserheizung? Und was gilt es zu beachten, damit auch beim Wintercamping ein angenehmes Klima im Reisemobil herrscht? promobil hat es für Sie getestet. Lesen Sie hier:
Was heizt besser: Luft- oder Wasserheizung? Und was gilt es zu beachten, damit auch beim Wintercamping ein angenehmes Klima im Reisemobil herrscht? promobil hat es für Sie getestet. Lesen Sie hier:
Vielleicht lesen Sie diese Zeilen, während Sie gemütlich im Wohnmobil sitzen und draußen die Schneeflocken tanzen – dann spüren Sie hautnah, wovon hier die Rede ist. Oder wir erwischen Sie zu Hause, und Sie denken: Wintercamping würde ich gerne mal machen, aber nur mit ähnlichem Heizkomfort wie daheim. Doch geht das? Mit dem richtigen Wissen und ein paar Tipps ganz bequem.
Zwei Heizsysteme buhlen auf dem Wohnmobilmarkt um die Gunst der Kunden. Die Warmwasserheizung von Alde, die bei Fahrzeugen der Oberklasse meist serienmäßig verwendet wird, arbeitet nach dem gleichen Prinzip wie die gas- oder ölbetriebene Zentralheizung zu Hause. Ein Brenner erhitzt das Systemwasser. Das Wasser wiederum transportiert die Wärme von einer Pumpe gefördert zu den Heizkörpern – hier Konvektoren genannt.
Häufiger verbreitet, vor allem in Einsteiger- und Mittelklasse-Fahrzeugen, ist die Warmluftheizung von Truma. Sie ist eher mit einem Kachelofen zu vergleichen. Die erwärmte Luft verteilt sich hier aber nicht von selbst langsam im Raum, sondern wird mit einem Gebläse gezielt im ganzen Fahrzeug verteilt.
Macht das einen Unterschied? Um fundierte Aussagen treffen zu können, schickte promobil zwei 7,44 Meter lange und bis auf die Heizung identische Integrierte in die Kältekammer.
Zwei Knaus Sky i 700 LEG traten zum Test an. Knaus bietet beide Systeme für dieses Wohmobil an. Zur aufpreispflichtigen Alde Compact 3010 gibt es sogar eine Fußbodenheizung, die im getesteten Fahrzeug allerdings nicht eingebaut war.
Der einziger Unterschied bei den zwei identischen Testfahrzeugen: das Heizungssystem. Ein Knaus Sky war mit der serienmäßigen Warmluftheizung Truma Combi 6 ausgerüstet, der andere mit der aufpreispflichtigen Warmwasserheizung Alde Compact 3010. Im Beisein von Christian Reisch von Alde Deutschland mussten die Probanden mehrere Testdurchläufe in den beiden Kältekammern von Truma in Putzbrunn bei München absolvieren, unter anderem den Normaufheizungstest nach DIN 1646-1. Außerdem wurde die Luftfeuchtigkeit gemessen und insbesondere die Veränderungen durch Wasserkochen und Lüften untersucht sowie mithilfe einer Thermografiekamera nach typischen Wärmebrücken gesucht.
Die Scheiben und Fußräume beider Fahrerhäuser wurden mit zusätzlichen Isoliermatten versehen. So vorbereitet kühlten die Testkandidaten in den Kältekammern über Stunden auf -15° C ab. Anschließend wurden Fenster und Türen geschlossen und die Heizungen gestartet. Geheizt wurde nur mit Gas. Die Elektropatrone der Alde Compact blieb ausgeschaltet, um „Waffengleichheit“ bei der Leistung herzustellen. Außerdem ist nicht überall ein 230-Volt-Anschluss verfügbar.
Nach Norm EN 1646-1 soll die Aufheizung so ablaufen, dass am Temperaturfühler in der Fahrzeugmitte innerhalb von vier Stunden die 20-Grad-Marke erreicht wird. Zusammen mit den vier weiteren Messstellen in den Fahrzeugecken darf der Unterschied zwischen kältester und wärmster Stelle maximal sieben Grad betragen. Mit den großzügigen Innenräumen der beiden Integrierten haben beide Heizungen kein leichtes Spiel.
Die Truma-Luftheizung schafft es aber, die Ziellinie knapp vor der geforderten Zeit zu überschreiten. In den hinteren Fahrzeugecken kommt die Wärme jedoch nur verzögert an. Die maximale Differenz zwischen den Messstellen liegt bei 7,5° C.
Die Alde-Wasserheizung arbeitet prinzipbedingt langsamer: Wasser nimmt die Wärme nicht so schnell auf wie Luft. Darum wird es in der Fahrzeugmitte des zweiten Testmobils erst nach rund sechs Stunden 20 Grad warm. Dafür heizt die Wasserheizung gleichmäßiger. Zwischen den fünf Messstellen liegt der maximale Unterschied bei nur drei Grad. Da die Konvektoren ihre Wärme zu einem Gutteil auf die Möbel und die Seitenwände übertragen, ergibt sich ein angenehmer Abstrahleffekt.
Die Luftheizung hat ihre Vorzüge also klar in der schnelleren Aufheizung. Aber auch durch eine einfachere Installationstechnik und den nicht zuletzt deshalb günstigeren Preis sowie ein insgesamt leichteres Systemgewicht kann die Truma Combi 6 punkten.
Die Wasserheizung besticht dagegen durch eine gleichmäßigere und angenehmere Wärmeabgabe. Zudem sind Zusatzfunktionen wie die Möglichkeit, mit Netzstrom zu heizen oder den Brenner zeitgesteuert zu starten und eine Nachtabsenkung zu programmieren, in der Regel mit inbegriffen.
Zum Raumklima im Wohnmobil gehört neben der Temperatur aber auch die Luftfeuchtigkeit. Allzu trockene Luft ist unangenehm für die Schleimhäute. Wenn sich mehrere Personen hingegen länger in einem geschlossenen Raum aufhalten, sind eher zu hohe Feuchtewerte die Folge. Das kann durch Schweißabgabe passieren und durch Duschen oder Kochen im Wohmobil. Die Luftfeuchte kann sich dann an kühlen Oberflächen als Schwitzwasser niederschlagen und im Extremfall zu muffiger Kleidung in den Schränken oder gar modrigen Holzteilen führen. Gezieltes Lüften soll dagegen helfen.
promobil wollte es genauer wissen und stellte eine typische Situation unter Laborbedingungen nach. Ein Topf mit einem Liter Wasser wurde dazu auf einer Elektrokochplatte im Fahrzeug erhitzt. Als das Wasser zu sieden begann, wurde der Deckel gelüftet. Nach 15 Minuten Kochen waren rund 550 Milliliter Wasser verdampft.
Anschließend wurden alle Fenster, Türen und Dachhauben geöffnet und der Topf aus dem Fahrzeug entfernt. Nach drei Minuten wurden auch die Klappen zweier Hängeschränke geöffnet, die mit kombinierten Temperatur-Feuchte-Messfühlern bestückt waren. Nach weiteren zwei Minuten wurden sämtliche Fenster, Türen und Klappen wieder geschlossen.
Die Wirkung des simulierten Lüftens nach dem Kochen ist klar zu erkennen. Der Messfühler in der Fahrzeugmitte zeigt, wie die Temperatur durch den Kochvorgang etwas ansteigt, viel mehr aber noch die Luftfeuchtigkeit nach oben klettert. Durch das fünfminütige Lüften sacken beide Werte deutlich in den Keller. Die Temperatur erreicht aber bereits 15 Minuten nach dem Lüften beinahe wieder Ausgangsniveau. Durch das kurzzeitige Stoßlüften geht also nur wenig Wärme aus dem Fahrzeug verloren.
Auch die relative Luftfeuchte steigt nach dem Schließen von Tür und Fenstern kurzfristig wieder an, da der Austausch mit der Kammerluft unterbunden wird und die kalte Luft im Zentrum des Fahrzeugs nicht so viel Feuchtigkeit aufnehmen kann. Mit der anschließenden Wiedererwärmung der Raumluft sinkt aber auch die relative Feuchte wieder auf das Ausgangsniveau. Die durchs Kochen eingetragene Feuchtigkeit wurde also weggelüftet.
Hinterlüftete Schränke sollen eine gleichmäßige Wärme- und Feuchteverteilung unterstützen. Um das zu überprüfen wurde für den Test bei einem von zwei Hängeschränken der Lüftungsschlitz zugeklebt und der Verlauf der Temperatur und Luftfeuchte gemessen.
Schon beim Aufheizen des Innenraums zeigen sich Unterschiede. Die Temperatur im hinterlüfteten Schrank steigt schneller an, die relative Luftfeuchtigkeit bleibt darum durchgängig niedriger. Beim Kochen schnellt der Feuchtegehalt dann in beiden Schränken in die Höhe. Nach dem Öffnen von Tür und Fenstern sinkt er aber nur im hinterlüfteten Schrank deutlich ab. Erst beim Öffnen der Klappen wird auch der Schrank mit blockiertem Lüftungsschlitz entfeuchtet. Übrigens kann man durch so einen Kochtest auch erkennen, wo kalte Stellen im Fahrzeug sind – ähnlich wie mit der Thermografie. Wo sich Schwitzwasser bildet, werden Wärmebrücken sichtbar. Dort sollte über Gegenmaßnahmen nachgedacht werden.
Die Messwerte zeigen deutlich, wie durch gezieltes Lüften die Feuchte reduziert wird, ohne viel Wärme zu verlieren. Und auch die Wirkung von hinterlüfteten Schränken ist erkennbar.
Die Truma-Heizung schafft es innerhalb der Normzeit von vier Stunden, den stattlichen Knaus-Integrierten auf 20 Grad zu erwärmen. Prinzipbedingt tut sich die Alde-Heizung damit etwas schwerer.