Frischwasser-Befüllfilter im Test
So filtern Sie Trinkwasser fürs Wohnmobil

Aus zweifelhafter Brühe sauberes Trinkwasser machen? Geht das? Befüllfilter versprechen genau das.

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Foto: Ingolf Pompe
In diesem Artikel:
  • Reinigung während des Betankens
  • Wo und warum ist ein Befüllfilter zu empfehlen?
  • Drei Wasser-Befüllfilter im Test (2017)
  • Dr. Keddo Feststofffilter
  • TW-DES Befüllfilter Comfort
  • WM Aquatec Mobile Edition
  • Was bringen Befüllfilter fürs Frischwasser?
  • So benutzen Sie Befüllfilter richtig
  • Befüllfilter im Test: So haben wir getestet
  • Praxistipps zur Frischwasserhygiene im Wohnmobil
  • Fazit

Sich aus der Leitung im Reisemobil ein frisches Glas Wasser gegen den Durst zu gönnen, darauf sollte man eher verzichten. Das gilt vor allem bei Reisen in den Süden.

Doch obwohl die Wasserqualität hierzulande meist gut ist, können sich im Wasser, das am Ende aus dem Hahn im Reisemobil kommt, trotzdem Schmutzpartikel wie Rost oder Sand befinden.

Reinigung während des Betankens

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Der Einbau der meisten Filtermodelle geht recht schnell.

Befüllfilter reinigen es bereits während der Betankung, womit das Wasser zumindest näher an Trinkwasserqualität herankommt. TW-Des und Ae-Aqua liefern in ihren Koffersets gleich einen trinkwasserechten Schlauch mit. Das nur wenige Zentimeter lange Schlauchstück wird zwischen Filter und Einfüllstutzen platziert.

Alles über die Wasserversorgung an Bord

So fließt das gesäuberte Wasser nicht mehr durch einen herkömmlichen Schlauch. Der Anschluss der meisten Filter ist einfach und funktioniert via Schnellkupplung. Wer einen Befüllfilter verwendet, muss allerdings mit einer länger dauernden Betankung rechnen, da die Filtration die Durchflussmenge reduziert.

Diese ist stark von der Art des Filters abhängig. Die Kartuschen von Feststofffiltern wie dem Filter von TW-Des und dem günstigen Exemplar von WM Aquatec haben gröbere Poren und erbringen Durchflussleistungen von bis zu 20 Liter pro Minute. Feinfilter liefern Wasser in trinkbarer Qualität, schaffen mitunter aber gerade einmal fünf Liter pro Minute – das erfordert Geduld.

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Absperrventil und Wasserzähler sind im Koffer von TW-Des schon enthalten.

Die Hersteller setzen dabei auf verschiedene Methoden. Zu den rein mechanischen Feinfiltern gehören Keramik- und Hohlfaser-Membranfilter. Aktivkohlefilter entfernen teils sogar gelöste Stoffe wie Chemikalien. Eine recht neue Lösung zeigt Ae-Aqua. Hier handelt es sich um eine Patrone mit Membranfilter, die mit einem speziellen Metallgeflecht kombiniert ist. Dieses sogenannte AGXX-Gewebe erzeugt ein mikroelektrisches Feld, das zusätzlich Keime abtöten soll.

1. AE-Aqua Befüllfilter

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Das Set von AE-Aqua.

 Kommt in praktischem Koffer, mit Trinkwasserschlauch.
 Muss auch bei Nichtbenutzung mit Wasser gefüllt sein.

2. TW-Des Wasserkoffer

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TW-Des Wasserkoffer.

 Umfangreicher Lieferumfang samt Wasserzähler und Ventil.
 Recht hoher Preis für einen Feststofffilter.

Einen ausführlichen Test dieses Filter von 2017 lesen Sie unten.

3. WM Aquatec Wasserfilter-Set Mobile Edition

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WM Aquatech Wasserfilter-Set Mobile Edition.

 Preisgünstig, optional Festeinbau möglich.
 Keine Schnellkupplung, vergleichsweise groß und schwer.

Einen ausführlichen Test dieses Filters lesen Sie unten.

4. WM Aquatec FIE-100 Befüll- und Inlinefilter

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WM Aquatech FIE-100 Befüll- und Inlinefilter.

 Klein, leicht und einfach in der Bedienung.
 Feinfilter für Trinkwasserqualität, kommt ohne Schlauch.

Wo und warum ist ein Befüllfilter zu empfehlen?

Man darf getrost attestieren, dass das Trinkwasser, so wie es hierzulande, aber auch in den Alpenstaaten und in Skandinavien aus dem Hahn kommt, zu den best überwachten Lebensmitteln zählt und im Allgemeinen unbedenklich ist.

Ganz anders kann es jedoch in Südeuropa und im ferneren Ausland aussehen, wobei gilt: Je tropischer, desto kritischer. Aber selbst in eigentlich unkritischen Regionen kann Frischwasser an hygienisch nicht einwandfreien Zapfstellen verschmutzt und mit Keimen belastet sein. Etwas Vorsicht, ein kritischer Blick und womöglich eine Sicht- und Geruchsprobe vor dem Einfüllen sind daher nie fehl am Platz.

Drei Wasser-Befüllfilter im Test (2017)

promobil hat 2017 mehrere Filter genau unter die Lupe genommen. Welcher sorgt für das klarste Wasser mit neutralem Geschmack? Die Feststofffilter von Dr. Keddo, TW-DES, und WM Aquatec waren 2017 noch recht neu auf dem Markt – alle drei mit unterschiedlichen Ansätzen. Diese haben wir uns für Sie genauer angeschaut.

Dr. Keddo Feststofffilter

Feststofffilter im Test Dr. keddo
Andreas Becker

Der Zylinder wird über Gardena-Anschlüsse zwischen den Schlauch geschaltet. Aufbewahrt wird der Filter in einer verschließbaren Plastiktüte. Dr. Keddo bietet den Feststofffilter auch im Set in einem Alukoffer an. Der Aufpreis von 14 Euro lohnt sich.

 Verarbeitung macht hochwertigen Eindruck
 Gehäuse kann optional mit Aktivkohlefiltern bestückt werden
 Schnellkupplungen machen Anschluss leicht
 Durch massive Größe weniger handlich
 hoher Preis

TW-DES Befüllfilter Comfort

Feststofffilter im Test TW-DES
Andreas Becker

Für 124 Euro gibt es den Befüllfilter auch im Set mit diversen Adaptern und Zubehör wie Absperrhahn und Wasseruhr. Im Wasserkoffer ist der Filter ordentlich aufgeräumt.

 kompakte Größe
 Filter lässt sich leicht reinigen
 praktische Wasseruhr und Absperrhahn integriert
 Durchflussrichtung nicht eindeutig auf dem Gehäuse angegeben
 Kartusche nicht so fein wie bei den anderen Befüllfiltern

WM Aquatec Mobile Edition

Feststofffilter im Test WM Aquatec
Andreas Becker

Dank des transparenten Gehäuses sieht man sofort, wenn die Filterkartusche verschmutzt ist. Da das Gehäuse keine Schnellkupplungen besitzt, bleiben die Schläuche am besten dauerhaft verbunden.

 Kann optional auch fest eingebaut werden.
 Lässt sich mit Aktivkohlefilter bestücken.
 besonders günstiger Preis
 Gehäuseform etwas unhandlich
 Schlauchtüllen lassen sich nur umständlich vom Schlauch trennen

Was bringen Befüllfilter fürs Frischwasser?

Befüllfilter halten mittels Membranen oder Kartuschen feinste Stoffe zurück, wobei die Poren so klein sind, dass nicht nur unerwünschte Schwebstoffe, sondern auch Bakterien, Algen und Pilze keine Chance haben, durchzuschlüpfen.

Einsatztruppe: Keramik-Kartusche, Membran- und Aktivkohlefilter.

Beim Klassiker, der Katadyn-Patrone, wie sie beispielsweise auch im Water-Jack fresh Ceradyn verwendet wird, muss das Zulaufwasser von außen nach innen durch die feinporöse Keramikkartusche gepresst werden. Etwas weniger Widerstand setzen die neueren Hohlfaser-Membranfilter dem Wasserfluss entgegen. Beide Filtertypen halten alle Partikel zurück, die mindestens 0,2 µm groß sind, was zwei Zehntausendstel Millimeter entspricht.

Gelöste Stoffe wie etwa Chemikalien können diese rein mechanischen Filter aber nicht aufhalten. Das schaffen in gewissem Umfang nur die Systeme, die auf Aktivkohle setzen. An ihrer enorm großen Oberfläche lagern sich die unerwünschten Stoffe an und werden so dem Wasser entzogen. Allerdings ist die Aktivkohle irgendwann gesättigt, verliert ihre Filterwirkung und muss dann ausgetauscht werden.

Alles drin: Besonders praktisch sind Komplettsets. Hier die Version von Famous-Water für rund 480 Euro.

Auch die anderen Filter setzen sich bei der Benutzung zu – je stärker das Wasser verunreinigt ist, desto rascher. Herausgefilterte Keime können sich zudem im Filter weiter vermehren, weshalb es empfehlenswert ist, die Filter trocken zu schütteln und möglichst kühl zu lagern. Idealerweise eingetütet im Gemüsefach. Gegen Verkeimung des Filterelements hilft eingelagertes Silber, dessen Ionen die Vermehrung der Bakterien unterbinden. Ohne Abgabe von Ionen soll der für den Herbst angekündigte Befüllfilter von AE aqua funktionieren, dessen mikroelektrisches Feld die Keime abtötet. Er muss dazu allerdings auch bei Nichtgebrauch innen feucht bleiben.

So benutzen Sie Befüllfilter richtig

Befüllfilter sollten nur eine Saison (ca. sechs Monate) benutzt werden. Je nach Verschmutzung des Wassers ist die Wirkung auch schon früher erschöpft. Lediglich die Keramik-Patronen der Water-Jack-Filter können mit einem Spezialschwamm gereinigt und dadurch aufbereitet werden, was die Lebensdauer verlängert.

Um die Leistungsfähigkeit zu veranschaulichen, haben wir für alle derzeit verfügbaren Befüllfilter die Herstellerangaben sowie die technische Daten aufgelistet und sämtliche Produkte einem Praxistest unterzogen (siehe Bildergalerie).

Die Anwendung selbst ist recht simpel und die adaptierten Gardena-Anschlüsse erleichtern den Einsatz erheblich. Während die Filter von Dr. Keddo und WM aquatec ohne Zubehör geliefert werden, sind die Kandidaten von Aqua free im kleinen Set-Köfferchen zusammen mit Schlauchadaptern und Einfüllstutzen zu haben.

Richtig üppig kommt der Water-Jack fresh von Famous-Water mit diversem Zubehör vom Gardena Durchflussmengenmesser bis hin zum Wassertester (TDS-Messgerät) in seinem robusten Setkoffer für rund 480 Euro daher. Die Filter gibt es auch separat zu günstigeren Konditionen. Spezielle Tankdeckel mit Gardena-Anschlussstutzen, Sperrhahn und Winkelstück können zudem als Extra geordert werden.

Befüllfilter im Test: So haben wir getestet

Wichtigstes Kriterium unseres Praxistests ist die Durchflussmenge, denn sie entscheidet, wie schnell sich der Tank mit gefiltertem Wasser auffüllen lässt. Hier ergaben sich große Unterschiede zwischen den Filtervarianten. Patronenfilter reduzieren den Wasserfluss teils ganz erheblich, während die Hohlfaser-Membranfilter mehr durchlassen. Im Extremfall quälen sich statt der möglichen 15,8 Liter pro Minute,die der Wasserhahn im Testansatz maximal abgab, nur noch 2,1 Liter pro Minute durch die Reinigungsstufe, womit die Füllung eines 100-Liter-Tanks rund 48 Minuten dauern würde. Die Herstellerangaben wichen dabei teils stark von den gemessenen Werten ab.

Farbe
Fotos: Ingolf Pompe, Dieter S. Heinz, Archiv
Volle Bandbreite: Ganz links die unbehandelte Ausgangsmischung (P0) für den Praxisversuch. Daneben das Ergebnis (P1 bis P6, siehe Filterbilder), nachdem rund 3,5 Liter Testflüssigkeit durch den jeweiligen Filter gepumpt wurden.

Versuchsweise wollten wir uns auch von der Filterleistung überzeugen und setzten einen Spezial-Cocktail an: Wasser gemischt mit Kohlenwasserstoffen, Glykosiden, Farbpartikeln, Schwebstoffen und einzelligen Pilzen. Klingt für eine geschmackliche Beurteilung recht bedrohlich – ist es aber nicht. Denn es handelte sich um ein Hefeweizen-Mixgetränk mit Grapefruit-Geschmack (0,6 Liter), das kurzerhand mit drei Litern Wasser verdünnt als Testansatz mittels einer Tauchpumpe durch die Filter geschickt wurde. Die kamen angesichts der Konzentration ziemlich rasch an ihre Grenzen und setzten sich zu. Verdünnt auf 100 Liter würde sich das Ergebnis aber auch nicht ändern, denn die Schwebstofffracht bliebe die gleiche – es würde nur länger dauern.

Praxistipps zur Frischwasserhygiene im Wohnmobil

Sauberes und keimarmes Trinkwasser im Reisemobil erfordert konsequentes Vorgehen. Haben sich die Keime erst einmal im verschmutzten Leitungssystem eingenistet, wird man sie nicht mehr so leicht los. Hier die fünf wichtigsten Tipps:

  1. Generell sind dubiose Quellen möglichst zu meiden. Vorsicht an kombinierten Ver- und Entsorgungsstationen, wo nachlässige Camper schon mal die Toilettenkassette mit dem vorhandenen Frischwasserschlauch ausspülen.
  2. Am besten, man hat seinen eigenen Frischwasserschlauch aus lebensmittelechtem Kunststoff dabei, der nur fürs Zapfen verwendet wird. Diesen vor dem Auffüllen einige Zeit gut durchspülen.
  3. Schon eine einfache Geruchs- und Sichtprüfung mittels Wasserglas kann Aufschluss über die örtliche Qualität geben. Schlauch nach dem Befüllen komplett entleeren und mit offenen Enden austrocknen lassen. Im Zweifelsfall können Befüllfilter Keime und Verschmutzungen davon abhalten, überhaupt ins Bordsystem zu gelangen.
  4. Grundvoraussetzung für sauberes Wasser an Bord ist ein hygienisches Frischwassersystem. Daher regelmäßig Tank, Warmwasserbereiter und Leitungssystem mit speziellen Reinigungspräparaten behandeln. Im Zweifelsfall die Keimbelastung mit einem Wassertestset prüfen und im Labor auswerten lassen.
  5. Getanktes Frischwasser konservieren: Dafür gibt es Tankzusätze in flüssiger oder Pulverform sowie Konservierungs-Patronen zum Einhängen in den Tank. Achtung: Zusätze nicht überdosieren.

Fazit

Alle Filter lieferten eine klare Flüssigkeit, und selbst die Farbe wurde stark eliminiert. Geruch und Geschmack blieben in geringer Ausprägung mehr oder weniger erhalten, wobei die Aktivkohlefilter tatsächlich mehr herausfilterten. Wenn auch aus trüber Brühe kein klarer Bergquell wird – die Keimbelastung vermindern die Befüllfilter auf jeden Fall. Und das ist für die Gesundheit auf Reisen ein gutes Argument.

Praktisches Zubehör zum Befüllen des Frischwassertanks finden Sie hier.

Die aktuelle Ausgabe
Promobil 06 / 2023

Erscheinungsdatum 03.05.2023

148 Seiten