Wer in seinem kompakten Campingbus kein fest eingebautes stilles Örtchen hat, für den ist die Toilettenfrage zentral. Welche mobilen Alternativen gibt es in Form von Chemie-, Trenn- oder Trockentoiletten?
Wer in seinem kompakten Campingbus kein fest eingebautes stilles Örtchen hat, für den ist die Toilettenfrage zentral. Welche mobilen Alternativen gibt es in Form von Chemie-, Trenn- oder Trockentoiletten?
Neben den Grundbedürfnissen Essen, Trinken und Schlafen ist der Toilettenbesuch ähnlich dringend wie unumgänglich. Gerade in kompakten Campern mit fünf bis fünfeinhalb Metern Länge auf Kleintransporter-Basis wie VW T6, Toyota Proace, Citroën Spacecamper oder Renault Trafic sucht man fest eingebaute Toiletten jedoch meist vergeblich. Geschlossene Badezimmer bleiben in der Regel den großen Campingbussen vorbehalten.
Irgendwo in der Natur lässt sich das Geschäft im Notfall zwar auch mal hinter einem Busch verrichten. Spätestens wenn man mit dem Campervan in der Stadt steht, wird das schwierig. Die naheliegendste Lösung: immer in Toilettennähe campen, sprich Campingplatz oder Stellplatz mit Sanitäranlagen aufsuchen. Oder man übernachtet im Campingbus unweit öffentlicher Toiletten oder Restaurants.
Vorteil der öffentlichen WCs: Man muss sich nicht um die Entsorgung kümmern. Klarer Nachteil: In der Praxis ist es oftmals gar nicht so einfach, wenn es mal dringend wird oder wenn nach der spätabendlichen Stellplatzsuche einfach kein zugängliches stilles Örtchen in der Nähe ist. Oder die nächstliegende Toilette entspricht den eigenen Hygieneanforderungen schlichtweg nicht.
Die Lösung kann eine mobile Campingtoilette sein. Da sie nicht fest eingebaut ist, kann man sie je nach Reiseart und -ziel mitnehmen oder zu Hause lassen – für den Alltag oftmals praktisch.
Wer allerdings zu zweit oder mehreren Personen im kompakten Camper verreist, sollte sich klarmachen: Mit einem mobilen Klo ohne räumliche Trennung bleibt von der Privatsphäre beim Toilettengang nicht mehr viel übrig. Selbst mit einem blickdichten Vorhang lassen sich Geräuschkulisse und Geruchsbildung nicht ganz abschotten. Dennoch können portable Toiletten die Unabhängigkeit auf reisen deutlich vergrößern.
Wir stellen die drei wichtigsten mobilen WCs für Campingbusse vor: Chemie-, Trocken- und Trenntoilette.
Der Klassiker und das am meisten verbreitete stille Örtchen im Camper ist die Kassettentoilette. Ihr bekanntester Vertreter in klein und mobil ist das Modell „Porta Potti“ von Thetford. Andere Anbieter bauähnlicher tragbarer Camping-WCs sind beispielsweise Dometic, Fritz Berger oder Enders.
Es gibt sie in verschiedenen Größen, Sitzhöhen, Tankkapazitäten und mit unterschiedlichen Spülsystemen. Ihre Funktionsweise ist der einer fest eingebauten Toilette mit Wasserspülung sehr ähnlich. Die kompaktesten Modelle starten preislich bereits bei 60 Euro, sind knapp über 30 Zentimeter hoch und haben eine Fäkaltank-Kapazität von rund 12 Litern. Komfortablere Modelle bieten größere Fäkaltanks, sind oftmals mit einer Füllstandsanzeige ausgestattet und haben bequemere Sitzhöhen. Die Größe des Spülwassertanks variiert ebenso.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal der Modelle ist das Spülsystem: Balgen-, Kolben- oder elektrische Pumpe. Balgen- und Kolbenpumpe sind händische Pumpen, die mittels Muskelkraft Spülwasser in den Toilettentrichter befördern. Die Balgenpumpe funktioniert wie ein Blasebalg: Beim Hochziehen wird Wasser aus dem Spülwassertank angesaugt, beim Runterdrücken wird es dann in die WC-Schüssel gespült. Ähnlich funktioniert die Kolbenpumpe. Aufgrund eines anderen Mechanismus mit Ventilen und Kolben ist das Spülen mit der Kolbenpumpe weniger kraftintensiv und der Spüleffekt stärker. Bei Modellen mit elektrischer Pumpe arbeitet die Wasserspülung batteriebetrieben auf Knopfdruck.
Der größte Nachteil der tragbaren Chemietoilette ist das kurze Entleerungsintervall. Je nach Temperatur, Fassungsvermögen des Tanks und Benutzung muss die Kassettentoilette spätestens alle drei Tage geleert werden.
Sanitärzusatz sollte immer mit an Bord sein, um ihn nach vorschriftsmäßiger Tankentleerung und -säuberung wieder nachfüllen zu können.
Chemische Zusätze sorgen dafür, dass der Stuhlgang zersetzt und Gerüche weitgehend gebunden werden. Die Verwendung ist nicht zwingend, wird von Herstellern aber empfohlen. Wer sie nutzt, darf den Fäkaltank nicht ins Abwasser schütten, Camper müssen dafür entsprechende Entsorgungsstationen anfahren.Bei Nichtbenutzung trennt ein Schieber im Toilettentrichter den Fäkalientank darunter nahezu vollkommen dicht ab. So kann nichts austreten. Allerdings lässt sich kaum vermeiden, dass ein leicht chemischer Geruch nach Sanitärflüssigkeit das mobile Klo umgibt.
Recht unabhängig sind Camper mit einer Trockentoilette oder, salopp, mit einem „Plumpsklo“ an Bord. Die einfachste und günstigste Alternative ist die Trockentoilette mit Preisen ab rund 15 Euro. Außerdem erfordert sie am wenigsten Aufwand. Sie funktioniert völlig ohne Spülung, und es gibt sie in zig Ausführungen.
Camping-Ausstatter Fritz Berger oder auch Reimo bieten beispielsweise verschiedene Eimertoiletten. Sie bestehen – wortwörtlich – aus einem Eimer mit Sitz. Noch kompakter sind Klapptoiletten, die aus aufklappbaren Schemelgestellen mit Toilettenbrillen bestehen, worunter ein Plastiksack eingehängt wird. VW-T6-Ausbauer, beispielsweise Spacecamper, bieten selbst entwickelte Lösungen wie etwa eine klappbare Trockentoiletten- Halterung, die unauffällig in der Innenverkleidung der Schiebetür integriert ist.
Ein Vorteil ist, dass keinerlei Chemie zum Einsatz kommt. Hinterlassenschaften können somit im normalen Restmüll – so wie Babywindeln auch – entsorgt werden.
Was vom Geschäft übrig bliebt, sollte aufgrund der Geruchsbildung nicht allzu lange gesammelt und mittransportiert werden.
Keine Lust auf Chemie- oder Plumsklo-Geruch? Dann ist folgende Weiterentwicklung der Trockentoilette eine Überlegung wert. Bei der sogenannten Trenntoilette wird Urin mittels eines Einsatzes vom festen Stuhl separiert. Flüssiges landet in einem Tank oder Kanister, der einfach in herkömmlichen Toiletten entleert werden kann.
Anbieter wie Separett bieten hierfür klappbare Trenntoiletten, die platzsparend sind und rund 90 Euro kosten. Der gewünschte „Kompostiereffekt“ stellt sich allerdings meist erst nach längerer Standzeit und Nutzung von geeignetem Einstreu ein. Nature’s Head dagegen hat komplette WCs samt Urinkanister und fest verschlossenem Komposteimer im Angebot. Eine eingebaute Kurbel zum Auflockern des Inhalts hilft bei der Zersetzung. (Hier haben wir Nature's Head ausführlich getestet.)
Durch diese Trennung von flüssigen und festen Bestandteilen hält sich die Geruchsbildung in Grenzen.
Um die Geruchsentwicklung in dem Sack noch weiter einzudämmen und den Kompostierprozess zu beschleunigen, kann Einstreu wie Sägespäne oder Kokosfasern zugesetzt werden.
Da der Urin im Gegensatz zum festen Bestandteil des Stuhlgangs den größeren Anteil ausmacht, ist die Entleerung des Kanisters öfter nötig als die des Auffangbeutels.
Das Hand-Bidet: Die mobile Po-Dusche der Marke Happy-Po funktioniert völlig ohne Strom. Sie ist mit einer Hand bedienbar. Hierzu wird das mobile Bidet mit Wasser befüllt. Per Handdruck können Nutzer die Intensität des Wasserstrahls zum Säubern des Allerwertesten selbst regulieren.Vorteil: Alles wird richtig sauber, und Happy-Po-Benutzer sparen außerdem Klopapier.
Das Frauen-Urinal: Bei vielen Festival-Besucherinnen und Weltreisenden ist das Frauen-Urinal oftmals schon ein fester Bestandteil des Reisegepäcks. Mit dem kompakten Urinal, etwa vom englischen Anbieter Shewee, gelingt der Toilettenbesuch auch Frauen im Stehen, insbesondere auf unhygienischen Toiletten. Und die Notlösung fürs kleine Geschäft des Mannes – die leere Getränkeflasche – kann die Frau ebenso nutzen.
Welches Sanitärsystem das richtige ist, muss jeder für sich entscheiden. Auch wenn das mobile Chemie-Camping-Klo – schon wegen der großen Marktpräsenz und Akzeptanz – als die naheliegendste Variante erscheint, muss sie noch lange nicht für jeden Nutzer und Einsatz die ideale Lösung sein.
Wer viel frei steht oder gerne in Gegenden mit fehlender Entsorgungsinfrastruktur reist, gerät mit dem Chemie-WC nach wenigen Tagen in die Bredouille. Gerade in kompakten Campingbussen, wo Stauraum begrenzt ist und eine räumliche Trennung fehlt, erscheint die klappbare Trockentoilette als praktikabelste Möglichkeit.