Die spanische Provinz Almería zählt zu Europas sonnigsten Gegenden. Für eine Mobil-Tour ist sie ein reizvolles Ziel, gibt es doch tolle Strände und meist reichlich Platz. Außerdem locken Abstecher ins bizarre Landesinnere.
Die spanische Provinz Almería zählt zu Europas sonnigsten Gegenden. Für eine Mobil-Tour ist sie ein reizvolles Ziel, gibt es doch tolle Strände und meist reichlich Platz. Außerdem locken Abstecher ins bizarre Landesinnere.
Das Holzkohlefeuer knistert, es duftet nach gegrilltem Meeresgetier. Ein altes offenes Fischerboot wurde zum Open-Air-Grill umfunktioniert, in der zugehörigen rustikalen Strandbar serviert man nun unter Sonnensegeln und Strohschirmen knusprige Sardinen, Tintenfische und mehr. Leise rollen glitzernde Wellen an den langen, blitzsauberen Strand, das Thermometer kratzt jetzt im August an der 40-Grad-Marke. Über allem thront ein alter, längst verlassener Wachturm der Guardia Civil, von irgendwoher ertönt Reggae-Musik. Ein Hauch von Wildwest-Atmosphäre liegt in der Luft.
Das Reisemobil steht gleich nebenan auf dem staubigen, simplen Stellplatz von San Miguel de Cabo de Gata. Vom Bett ins Mittelmeer sind es nur wenige Schritte. Das kleine Dorf mit seinen kubischen weißen Häusern und Straßen im Schachbrettmuster ist wenig anheimelnd, das Highlight beginnt am südlichen Ortsausgang.
Kilometerweit erstreckt sich ein schnurgerades Asphaltsträßchen direkt am Meer entlang, und überall am Pistenrand gibt es selbst zur Hochsaison genug Raum zum Parken fürs Reisemobil – schnell Badesachen anziehen, über die flachen Dünen und den schmalen Strand spazieren und rein ins kristallklare Wasser, herrlich. Die blaue Flagge signalisiert, dass das Meer hier genauso sauber ist, wie es aussieht.
In engen Serpentinen steigt die Piste später steil an und endet am Faro del Cabo de Gata, davor gibt es einen großen Schotterparkplatz. Vor der Aussichtsplattform unterhalb des 1863 erbauten Leuchtturms ragen die spitzen Zacken der Felsformation "Las Sirenas" aus dem tiefblauen Wasser – früher lebten hier Robben, deren Laute man Sirenen, jenen Fabelwesen aus der griechischen Mythologie, zugeschrieben hat. Ein tolles Fotomotiv!
Die Region rund um das Cabo de Gata zählt zu den beliebtesten Zielen an der Costa de Almería, die mit 3.000 Sonnenstunden, extrem wenig Niederschlägen und Badetemperaturen rund ums Jahr Top-Bedingungen für Reisende bietet – und trotzdem als ruhigster Abschnitt der spanischen Südküste gilt.
Obwohl die touristische Infrastruktur langsam wächst, gibt es in jeder Saison an den langen Stränden noch reichlich Platz – ideal für einen Besuch per Reisemobil gerade auch zu Corona-Zeiten, selbst bei steigenden Zahlen wie zum Zeitpunkt der Recherche. "In Städten und Supermärkten war Maske zu tragen, sonst haben wir kaum Einschränkungen gespürt und uns stets sicher gefühlt", so ein mobiles Pärchen, das schon seit einigen Wochen unterwegs war.
Wer von Norden her in die Provinz Almería einreist, sollte die A 7 spätestens beim Dorf Turre verlassen und Richtung Küste fahren. Mit Mojácar wartet hier einer der schönsten Orte der Region auf Besucher. Das weitgehend autofreie Zentrum thront auf einer Bergkuppe ein Stückchen vom Meer entfernt. Die liebevoll geweißelten, quaderförmigen Häuschen schachteln sich eng an- und übereinander, durch Treppen und schmale Gassen verbunden. Bunte Modeboutiquen reihen sich an Ateliers und Cafés, das Ganze erinnert ein wenig an Ibiza oder Mykonos – man kann hier wunderbar bummeln und schauen.
Eine kurvige Panoramastraße führt dann südwärts mutig an schroffen Steilküsten entlang zum Nachbar-Badeort Carboneras mit seinen tollen Stränden. Kurz dahinter beginnt der Parque Natural Cabo de Gata, rund 34 000 Hektar groß und von der Unesco als Biosphärenreservat ausgewiesen. Das Schutzgebiet wird im Inland durch das schroffe Vulkangestein eines kargen, 30 Kilometer langen Gebirgszugs geprägt, an der Küste liegen kleine Badeorte. Agua Amarga, Las Negras, La Isleta, Los Escullos und San José bieten traumhafte Strandbuchten, im Winter verträumt, sommers auch schon mal gut von einheimischen Urlaubern besucht. Südliches Ende des Parks ist dann der XL-Strand der eingangs beschriebenen Ortschaft San Miguel de Cabo de Gata – da will man eigentlich gar nicht mehr weg.
Nur wenige Kilometer weiter westlich hat uns die Zivilisation wieder. In der Provinzhauptstadt Almería mit ihrer alten maurischen Festung Alcazaba tobt buntes Alltagsleben, gut zu erkunden etwa vom Parkplatz an der Muelle de Levante am Hafen. Ein simpler, schattenloser Stellplatz liegt im Vorort Roquetas de Mar direkt an der langen Strandpromenade. Und dann wird es Zeit für einen Abstecher ins Landesinnere.
Hat man einmal die endlosen Ebenen voll weißer Plastikplanen-Treibhäuser passiert, die unsere Supermärkte mit Obst und Gemüse versorgen, tut sich nach rund 40 Kilometern die einsame, karge Desierto de Tabernas auf. Die fast surreale Mondlandschaft gilt als einzige Wüste des europäischen Kontinents, und sie mag Kino-Fans seltsam bekannt vorkommen. Kein Wunder, Regisseure lieben diese bizarre Region. Sie war Schauplatz zahlreicher Filme – so wurden hier schon Szenen von Blockbustern wie "Lawrence von Arabien" oder "Indiana Jones" gedreht.
Der rund 6.500 Einwohner große Ort gliedert sich in zwei Hälften. Mojácar-Playa bietet eine Strandpromenade mit vielen Bars und Restaurants, Highlight aber ist die hoch gelegene Altstadt im Landesinneren. Bequem: Unweit vom Parkplatz am westlichen Ortsrand führt ein Fahrstuhl hinauf ins autofreie Zentrum.
Mit knapp 8000 Einwohnern größte Gemeinde dieser Küstenregion, wird das Städtchen am Beginn des Naturparks Cabo de Gata von einem Fischereihafen und (leider) einem großen Kraftwerk geprägt. Dafür gibt es ringsum tolle Naturstrände, etwa die Playa de los Muertos mit ihren markanten Felsen.
Reizvoller als das Dorf mit seinem kleinen Wochenmarkt ist der sich anschließende lange Strand, der bis zum Leuchtturm am Kap führt. Im Landesinneren breiten sich weite Salzwiesen eines Vogelschutzgebiets aus, die im Winter auch von rosa Flamingos bevölkert werden.
Die knapp 200 000 Einwohner große Provinzhauptstadt hat eine lange, schattige Promenade am großen Hafen und eine verschachtelte Altstadt voll sehenswerter Bauwerke, etwa die trutzige Kathedrale und das schöne Rathaus an der Plaza Vieja. Über allem thronen die Alcazaba und eine große Jesus-Statue.
Rund 20 Kilometer südwestlich von Almería hat sich diese Stadt vom Fischereihafen zum 80 000 Einwohner großen Vergnügungs- und Badeort entwickelt. Neben vielen Hotels und Supermärkten gibt es einen netten Yachthafen, eine Burg und die kilometerlange Strandpromenade.
Dieser rund 3500 Einwohner große Ort am Rand der Sierra Alhamilla wird von einem arabischen Fort aus dem 11. Jahrhundert überragt. Von oben hat man weite Blicke über Europas einzige Wüste, Schauplatz vieler Wildwest-Filme. In der Nähe liegt ein großes Forschungszentrum für Solar-Technologie.
Von der zentralen Plaza Vieja im Zentrum Almerías ist es nicht weit zur größten Sehenswürdigkeit der Hafenstadt. Auf einem Felsplateau thront die Alcazaba als eine der größten maurischen Festungen Spaniens rund 90 Meter hoch über der Metropole. Es gibt nur einen Zugang in Form einer breiten, serpentinenförmigen Treppensteige zu dem riesigen Komplex, der ab dem zehnten Jahrhundert unter Kalif Abd ar-Rahman III. (889–961) erbaut und später durch christliche Potentaten vollendet wurde. Die Alcazaba diente einst als luxuriöse Wohnstatt der Mächtigen, konnte tausenden Menschen Schutz bieten und wurde nach mehrfacher Zerstö-rung in weiten Teilen wieder aufgebaut. Heute kann die Anlage täglich außer montags besichtigt werden, der Eintritt ist frei.
Wildwest-Filmmusik dröhnt durch die sonnendurchglühte Steppe, eine Postkutsche stoppt in einer Staubwolke, Cowboys liefern sich ein Duell – die Western-Show von Oasys Mini Hollywood läuft mal wieder auf vollen Touren. Die Wildwest-Kulissen in der wüstenähnlichen Landschaft der Desierto de Tabernas unweit von Almería an der A 92 waren schon Schauplatz zahlreicher Filme wie "Für eine Handvoll Dollar" mit Clint Eastwood. Heute locken neben den Shows auch ein Film- und Kutschenmuseum, der Kaktusgarten, ein Bereich für Wildtiere und heiße Can-Can-Tänze im Saloon – ein beliebtes Ausflugsziel für große und kleine Fans des Wilden Westens.
Es kann passieren, dass man in dem schönen Geo-Museum La Casa de los Vulcanos und im benachbarten Besucherzentrum des Parque Natural Cabo de Gata der einzige Gast ist. Das kleine Dorf Rodalquilar versteckt sich eben ein wenig vom Meer entfernt im unwirtlichen Landesinneren. Einst war es allerdings ein bedeutender Minenort, hier wurden seit Urzeiten Gold und andere wertvolle Minerale und Gesteine abgebaut. Die alten Stollen und Förderanlagen bestehen noch heute, sind aber nicht zu besichtigen. Dafür gibt es neben dem Museum auch einen großen Botanischen Garten mit vielen heimischen Pflanzen.