Im Wohnmobil-Oldie Ford Transit durch Norwegen
Zwischen Fjorden, Seen und Bergen

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Mit 83 PS nach Norden: Ohne Hektik und ohne allzu feste Pläne gondeln wir mit unserem Wohnmobil- Oldie durch das südliche Norwegen. Eine zeitlose Reise entlang von Fjorden und Seen bis ins Gebirge.

Landschaft in Norwegen
Foto: Andreas Graf

Angekommen, endlich! Nach drei Wochen, in denen wir über 3.000 Kilometer gefahren sind, landen wir auf einem Campingplatz, den wir uns mehr als nur gewünscht haben. Alf, unser treuer Gefährte – ein Ford Transit mit Roller-Aufbau, Baujahr 1996 –, hat uns gut bis Leira in Norwegen gebracht. Die letzte Etappe treten wir in vier Tagen an, und sie wird uns nach Oslo führen, wo uns die Fähre wieder zurück nach Dänemark bringt und wir über Deutschland nach Hause in den Osten von Österreich fahren werden.

Ein Roller-Alkoven auf Basis eines Ford Transit
Andreas Graf
Alf heißt unser treuer Urlaubsgefährte, ein Roller-Alkoven auf Basis eines Ford Transit ohne Servolenkung oder Klimaanlage.

Bevor es aber so weit ist, tippe ich diese Zeilen, um voll von frischen Erinnerungen alles erzählen zu können, was uns hierher an diesen Platz gebracht hat. Zu viert starten wir in dieses kleine Abenteuer, das für uns „zeitlos Norwegen“ heißt. Die ersten Tage sind geprägt von langen Fahrten, das Ziel ist Hirtshals in Dänemark. Bis wir dorthin gelangen, müssen unsere Kinder Samuel (10) und Valentina (8) die Strapazen des heißen Sommers, so gut es geht, ertragen. Steigt die Temperatur aber über 32 Grad an, ist eines fix: Eine Pause im nächsten Schwimmbad. Und während die Kinder munter herumtollen, wir Pommes aus zu altem Fett essen und uns mit Eis bekleckern, wartet Alf genügsam am Parkplatz im Wissen, am Ende des Tages noch eine schöne Fahrzeit zu bekommen.

Norwegen in Sicht

So retten wir uns durch die erste Woche, haben genug Zeit für einen Tag im Legoland und kommen rechtzeitig am dänischen Hafen an. Die Überfahrt nach Norwegen ist angenehm – kaum vier Stunden benötigt die Fähre, wir verlassen alsbald den Riesen und lassen Kristiansand, obwohl es sicherlich einen Abstecher wert ist, links liegen. Fahren weiter nach Süden, um unseren ersten richtigen Stopp auf einem Campingplatz in Mandal einzulegen. Herrlich gelegen inmitten eines Waldgebiets, bietet er viel Platz, es gibt einen traumhaften Sandstrand und sogar ein Schwimmbad mit Rutschen für die Kids.

Küstengegend in Norwegen
Andreas Graf
Unzählige große und kleine Seen, Fjorde, Inseln und immer wieder rote Holzhäuser – in der Küstengegend des Südwestens sieht Norwegen oft aus wie im Bilderbuch.

Nach etwas Erholung zieht es uns weiter – ein heißer Sommertag begleitet uns vom südlichsten Zipfel Norwegens der Westküste entlang. Wir fahren auf der Hauptstraße, die wir aber schon in Flekkefjord verlassen, um auf die alte Küstenstraße zu kommen. Und hier bekommen wir einen Vorgeschmack auf das, was noch folgen wird: enge, kurvenreiche Straßen, die sich bergauf und talabwärts winden; kaum einsehbare Kurven, geringes Tempo und Natur pur, dass einem wahrhaftig der Mund offen bleibt. Unsere erste Pause legen wir an einem der unzähligen Seen ein. Wir haben keine Eile. Und so gondeln wir durch die Landschaft und lassen alles auf uns zukommen.

Am späten Nachmittag erreichen wir Stavanger und stehen vor der kleinen Fähre, die gerade angelegt hat und gleich wieder abfährt. Nichts wie rauf, und noch bevor ich den Motor abstelle, setzt sich das Ding auch schon in Bewegung. Es geht nach Tau und von dort weiter zum Preikestolen Camping. Wir ergattern einen der begehrten Plätze und sehen hinein in den Boknafjord. Unser erster Sonnenuntergang an einem Fjord, und es ist unbeschreiblich.

Wir wollen spontan bleiben

Den Preikestolen lassen wir aus – für die Kinder wäre es zu anstrengend. Es gibt ohnehin genügend Fotos vom berühmten Kanzelfelsen. Also machen wir uns wieder auf den Weg, immer weiter in Richtung Norden. Wir lassen uns treiben und von der Landschaft beeindrucken. Die Sonne strahlt vom Himmel und wir mit ihr. Einen genauen Plan gibt es nicht, aber Ideen. Es soll zumindest bis nach Bergen gehen, viel weiter werden wir nicht kommen.

Als wir am Abend unser Lager auf dem Campingplatz in Vikedal aufschlagen, fühlen wir uns, als wären wir bereits am Ziel. Das Meer ist ruhig und warm, die Kinder laufen und spielen, plantschen bis spät in den Abend hinein. Wir bleiben einen Tag, einen zweiten, wollen gar nicht weiter. Mich packt aber eine innere Unruhe – viel gibt es noch zu sehen, das Land ist so groß. Daher: Aufbruch am dritten Tag, ein wenig wehmütig. Diesen Platz hätten wir uns gerne für das Ende der Reise aufgehoben.

Die nächste Etappe führt uns ins Gebirge – die Landschaft ist zerfressen von Schneefeldern und Bergseen mit kleinen Hütten. Ein wenig erinnert uns alles an die Alpen. Wir machen einen Stopp, laufen zu einem Bergsee und kühlen uns im kalten Wasser ab. Und während meine Frau nach einer Runde im Wasser beginnt, ein Mittagessen zu kochen, klettere ich mit den Kindern ein wenig den Berg hoch, um einen Schneemann zu bauen. Auch das ist Sommerurlaub.

Die heimliche Hauptstadt Norwegens

Gässchen in einer norwegischen Stadt
Andreas Graf
In Bergen nehmen wir uns einen Tag Zeit, um zwischendurch mal wieder ins städtische Leben einzutauchen.

So geht es die nächsten beiden Tage weiter, und früher als gedacht erreichen wir Bergen, die heimliche Hauptstadt Norwegens. Wir nehmen uns die Zeit, einen Tag lang wieder einzutauchen in das städtische Leben, Touristen zu treffen, mit dem Strom zu schwimmen. Um glücklich am Abend wieder zurück zu Alf zu kommen mit dem Wissen: Bergen ist okay, aber wir sind im Campingmodus und wollen lieber weg von den viel zu vielen Menschen, die artig den Reiseführern hinterhertrotten.

Zeitlos den Urlaub genießen

Daher geht es einfach weiter nach Norden. Die Landschaft, das Wetter, die Menschen, alles hier lässt uns den Alltag zu Hause vergessen. Die Zeit bleibt stehen, die Tage haben keinen Namen mehr. Es ist auch völlig egal. Zeitlos ist es geworden, wir leben hinein in den Tag, kommen selten vor neun Uhr aus dem Bett, noch seltener vor Mitternacht wieder hinein. Die Kinder haben sich wunderbar darauf eingestellt, es ist auch schwer, nicht in diesen Flow zu kommen. Die Sonne verschwindet erst irgendwann nach 23 Uhr hinter dem Meer, wirklich dunkel wird es im Juli nicht. Unser Weg spült uns bis in die Nähe von Rutledal, wir campen wieder direkt am Meer, auf dem Botnen Campingplatz.

Sonnenuntergang auf dem Botnen Camping am Sognefjord
Andreas Graf
Sonnenuntergang auf dem Botnen Camping am Sognefjord, doch auch nach 23 Uhr wird es im Juli nicht dunkel.

Hier verweilen wir für zwei Nächte, nur eine Wetteränderung lässt uns am dritten Tag wieder aufbrechen. Die Straßen sind beinahe leergefegt und gemütlich schaukeln wir zurück nach Eidfjord und biegen ab auf die Straße 7. Sie führt hinauf in eine ganz wundervolle, beinahe menschenleere Hochebene. Ab und an sieht man ein verlorenes Zelt in der unendlich wirkenden Tiefe der Landschaft stehen. Überall wieder die kleinen und auch größeren Seen, und wir wie immer mittendrin. Die Sonne hat sich nur für wenige Stunden abgemeldet und kommt mit all ihrer Kraft wieder zurück. Weiterhin über 25 Grad, Mensch und Natur sind es nicht gewöhnt. Wir kühlen uns ab, schwimmen eine Runde, bevor es weitergeht, unserem letzten Ziel entgegen.

Und da sind wir jetzt, kurz vor Mitternacht. Die Kinder tollen herum, sind nicht ins Bett zu bekommen. Wir befinden uns vollkommen im Hier und Jetzt – genau so habe ich mir die letzten Tage erhofft. Ein kleiner und liebevoller Campingplatz, wir möchten nicht weg, kommen endgültig an. Vier Tage also, bevor wir nach Oslo fahren. Der Holmenkollen steht auf dem Plan, vielleicht einen Tag lang die Stadt erkunden, uns wieder ein wenig zurückholen in den Alltag. Aber noch ist es nicht so weit, noch haben wir Zeit. Ein wundervoller Urlaub geht dem Ende zu, aber schon jetzt ist klar: Die Reise wird weitergehen. Was mit einem Versuch im letzten Jahr in Schottland begonnen hat, das hat sich hier in Norwegen fortgesetzt. Wir sind Camper geworden, heimlich, still und leise. Und können uns nicht vorstellen, jemals wieder anders Urlaub zu machen.