Panne im Wohnmobil: Zehn Tipps zur Selbsthilfe

Pannenhilfe fürs Wohnmobil
10 Tipps zur Selbsthilfe bei Wohnmobil-Pannen

Zuletzt aktualisiert am 23.07.2021

Panne Nr. 1: Das Frischwasser geht flöten

Das Frischwasser ist schon so mancher Camping-EinsteigerIn unverhofft aus dem Tank entwichen. Kein Wunder, denn im Wohnmobil gibt es gleich mehrere Ventile, die in geöffneter Stellung für trockene Hähne im und eine Riesenlache unter dem Fahrzeug sorgen. Sie sitzen in den Innereien des Mobils – meist nahe der Druckpumpe, der Heizung oder versteckt in einem Bodenfach.

Eigentlich sehr nützlich, für Neulinge aber tückisch ist der Frostwächter. Registriert dieses Ventil Temperaturen von unter vier Grad, leert es automatisch den Boiler und teils auch die Leitungen und schützt so die Wasseranlage vor Schäden. Erst wenn die Temperatur am Ventil mindestens sieben Grad beträgt, lässt es sich wieder schließen.

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Truma

Auch der Frischwassertank selbst beherbergt eine Möglichkeit, seinen Inhalt abzulassen. Häufig ist es ein schwarzes Drehventil, das man schließen, öffnen oder in Fahrstellung bringen kann. Bei Letzterer speichert der Tank aus Gewichtsgründen für die Fahrt nur ein kleineres Volumen und lässt den Rest rausplätschern. Übrigens: Manche Modelle haben eine im Tank versenkte Tauchpumpe. Fließt trotz vollen Speichers kein Wasser, kann leichtes Rütteln helfen, um das Pumpenrad wieder gängig zu machen.

Am besten machen Sie sich vor Ihrem Urlaub mit der Bordtechnik des Fahrzeugs vertraut. Wer weiß, wo Ventile und Bedienelemente sitzen, muss im Fall der Fälle nicht rätselnd suchen.

Panne Nr. 2:
Der Grauwassertank ist voll

Das Grauwasser, sprich das Abwasser aus Spüle, Waschbecken und Dusche, wird bei Reisemobilen in einem Tank gesammelt. Entleert wird er entweder auf dem Campingplatz oder an frei zugänglichen Entsorgungsstationen. Solche finden sich auf vielen Stellplätzen und teils auch an Raststätten. Wer sich im Voraus vergewissern will, der erkundigt sich darüber am besten per promobil-Stellplatz-App am Smartphone.

Am besten entsorgt man das Abwasser einfach bei jeder Gelegenheit – auch wenn laut Füllstandsanzeige am Bedienpanel noch weiteres Volumen zur Verfügung steht. Die Vorgehensweise ist einfach:

  • Das Reisemobil über den vorgesehenen Einlass fahren.
  • Das Ablassventil per Hebel im Fahrzeug oder am Unterboden öffnen und die Brühe ablaufen lassen.
  • Anschließend auch immer darauf achten, das Ventil wieder zu schließen, sonst sickert das nächste Abwasser, von der BenutzerIn unbemerkt, in den Boden – das gilt es zu verhindern.

Aber was, wenn eine blinkende LED am Bedienpanel tatsächlich vor drohendem Überlaufen warnt – einfache Kontrollbords zeigen den Füllstand nicht konkret an – und keine Entsorgungsstation in der Nähe ist? Keine Panik, zumindest einen Teil des Abwassers kann man auch dadurch loswerden, dass man ein paar Eimerfüllungen zu einer öffentlichen Toilette trägt. Das ist zwar kein Spaß, aber auch kein Tabubruch wie die "Tröpfchenentsorgung" mancher Zeitgenossen, die das Ventil während der Fahrt absichtlich ein Stück geöffnet lassen.

Panne Nr. 3:
Die Toiletten-Kassette ist voll

Jedes Wohnmobil und viele Campingbusse verfügen heute über eine Kassetten-Toilette. Das Gespülte landet in einem abgedichteten Behältnis. Man leert dieses besser rechtzeitig, denn ist es überfüllt, drückt der Inhalt, das Schwarzwasser, im schlimmsten Fall in den Toilettenschacht. Der Gang zur Entsorgungsstelle klingt nach "Walk of Shame", ist aber – beherzigt man ein paar Ratschläge – halb so wild.

Wie oft der Weg nötig ist, hängt von der Größe der Besatzung ab. Die Erfahrung sagt alle zwei bis vier Tage. BenutzerInnen von Sanitärzusätzen sollten sich des Kassetteninhalts übrigens nicht immer sofort entledigen, da das Mittel – es wird vorab eingefüllt und zersetzt die Fäkalien – einige Zeit einwirken muss.

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Tschovikov

Den Zugang zur Toilettenkassette verschafft man sich über eine Außenklappe am Fahrzeug. Per Hebel entriegelt, lässt sich die Kassette herausziehen. Viele Kassetten haben Räder und einen Ausziehgriff und können wie ein Trolley hinterhergezogen werden. Beim Ausschütten der Kassette am Entsorgungsschacht ist eines wichtig: Während des Auskippens muss die Entlüftungstaste an der Kassette durchgängig gedrückt werden, damit Luft nachströmen kann.

So kann der Inhalt zügig und gleichmäßig abfließen, ohne dass es zu übermäßigem Spritzen und Sauereien kommt. Eins noch: Vor dem Entnehmen der Kassette unbedingt die Mitcamper warnen. Sonst wird aus dem Walk of Shame die Schande der Rückkehr.

Panne Nr. 4:
Es riecht unangenehm aus den Abläufen

Der Stellplatz ist erreicht, die Pasta al dente und der Wein schon entkorkt – eigentlich stünde einem romantischen Camping-Dinner nichts im Weg. Würde sich da nur nicht so ein modernder Geruch bemerkbar machen. So kommen einem als AnfängerIn rasch Zweifel am Campingurlaub, aber keine Sorge: Meistens dringt der Gestank nur aus den Wasserabläufen. Warum? Nun, die Geruchsverschlüsse im Wohnmobil sind oft platzsparend klein dimensioniert, manchmal fehlt die Wassersperre auch ganz.

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Frank Eppler

Während der Fahrt schwappt das Nass dann aus dem Siphon oder verdunstet mit der Zeit. Trocknet das Reservoir aus, dringt der Müffelgeruch vom Abwassertank bis in den Innenraum. Der Grund: Geraten Nährstoffe in die Leitungen und in den Grauwassertank, wachsen Fäulnisbakterien und bilden sich Gase. Wenn möglich, tragen Sie Ihr Nudelkochwasser und Ähnliches daher lieber zur Toilette oder zum Spülstein auf dem Campingplatz, anstatt es im Wohnmobil wegzuschütten. Spezielle Mittel wie Grey-Water-Fresh von Thetford, die man in den Abguss kippt, können zusätzlich helfen, Ablagerungen in den Leitungen und im Tank zu vermeiden.

Auch den Grauwassertank sollte man, soweit möglich, einmal jährlich reinigen, damit sich an Wänden und Boden kein hartnäckiger Biofilm ansetzt. Tipp: Gibt man zum Beispiel Chlorreiniger in den Ablauf, kann er im Tank bei einer kleinen Spazierfahrt herumschwappen und vorwirken. Danach verschafft man sich mit Bürste Zugang ins Tankinnere.

Panne Nr. 5:
Verwechslungsgefahr beim Tanken

Diesel im Frischwassertank? Utopisch. Von wegen, das kann durchaus nicht nur Camping-AnfängerInnen passieren. Besonders bei integrierten Reisemobilen sehen sich die Klappen der jeweiligen Einfüllstutzen zum Verwechseln ähnlich und sitzen oft nicht weit voneinander entfernt.

Schwirren die Gedanken beim Tanken bereits um den ersten Köpfer in den Badesee, steckt die Zapfpistole schnell mal in der falschen Öffnung. Mustern Sie die Kennzeichnung der Klappen daher lieber zweimal. Und falls im Frischwassertank tatsächlich mal Treibstoff wabert? Bloß nicht die Wasserpumpe laufen lassen, sonst wird auch noch das Leitungssystem kontaminiert.

Die Plörre muss raus, möglichst noch an der Tankstelle. Also den Tankinhalt über einen Abfluss mit Ölabscheider ablassen. Dieselkraftstoff besteht aus verschiedenen chemischen Verbindungen wie Kohlenwasserstoffen, Tetranitromethan, Fettsäuremethylester usw. Sie dringen in die Kapillaren der Kunststoffwände eines Wassertanks ein. Gängige Lösungsmittel helfen da nicht mehr. Nur mit speziellen Produkten wie Diesolan von Dr. Keddo lässt sich der Tank eventuell noch säubern.

War der Diesel länger im Tank, ist er womöglich schon in den Kunststoff eingedrungen. Dann muss der Tank raus. Übrigens: Wasser im Dieseltank ist mindestens genauso schlimm. Motor keinesfalls mehr starten. Das Fahrzeug muss in die Werkstatt transportiert werden, um den Tank abzulassen und zu säubern.

Panne Nr. 6:
Heizung und Co. bekommen kein Gas

Die Heizung geht nicht, also ist das Gas alle. Typischer Anfängerirrtum. Oft ist nur die Zufuhr unterbrochen. Am besten geht man systematisch vor. Zunächst checken, ob tatsächlich noch Gas in der Flasche ist – etwa mit Hilfe eines Gasfüllstandsmessers, Wiegen der Flasche oder kurzem Aufdrehen des Ventils, so dass es kurz zischt. Dann den Gasschlauch anschließen und handfest zudrehen – Achtung! Linksgewinde.

Danach das Flaschenventil bis zum Ende aufdrehen und wieder eine halbe Umdrehung zurück. Das beugt einem Festsitzen des Ventils vor. Soll auch während der Fahrt Gas zur Verfügung stehen, ist ein Crashsensor an der Gasanlage inzwischen Pflicht. Dieser löst bei starken Erschütterungen aus und unterbricht sicherheitshalber den Gasfluss. Bevor wieder Gas strömt, muss der Mechanismus manuell per Knopfdruck entsperrt werden.

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Neben dem Flaschenventil finden sich innen im Wohnmobil auch noch Gasabsperrhähne für jedes Verbrauchgerät. Meist sitzen die roten Drehknöpfe in einem Fach in der Küchenzeile. Das Ventil ist dann geöffnet, wenn einer der beiden Pfeile in Richtung des jeweiligen Gasabgangs zeigt. Übrigens: Die Truma-Heizungen geben durch Fehlercodes Hinweise auf das jeweilige Problem.

Beim älteren manuellen Bedienteil sind dies morseartige Blinksignale, beim neueren digitalen Bedienpanel Codes aus Buchstaben und Zahlen. Bei der Interpretation der Codes hilft die Truma-App.

Panne Nr. 7:
Der Kühlschrank kühlt nicht richtig

Bei den Bordkühlschränken werden zwei verschiedene Techniken eingesetzt. Die einen funktionieren nach dem Kompressorprinzip wie zu Hause. Häufiger werden aber sogenannte Absorberkühlschränke verwendet.

Vorteil der Absorbergeräte: Sie arbeiten leise und lassen sich mit 12 Volt, 230 Volt und mit Gas betreiben. Bei einfachen oder älteren Modellen wählt man die Energieart manuell, moderne Geräte machen dies automatisch nach folgendem Schema: Während der Fahrt wird der 12-V-Strom der Lichtmaschine genutzt, im Stand auf Gasbetrieb umgeschaltet oder bei Landstromanschluss auf 230 V gewechselt. Im 12-V-Betrieb ist die Kühlleistung am geringsten.

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Deshalb kann es sinnvoll sein, etwa bei hohen Außentemperaturen, auch während der Fahrt manuell auf Gasbetrieb umzuschalten. Stellt man den Motor ab, sperrt das System allerdings die Gaszufuhr sicherheitshalber für 15 Minuten – da an Tankstellen keine offene Flamme erlaubt ist. Nach Tankstopps und Pausen muss der Kühlschrank dann wieder aktiviert werden.

Zu kämpfen hat der Kühlschrank auch bei Aufenthalten über 1.000 Meter Höhe oder wenn das Wohnmobil schräg steht – bereits ab mehr als 2,5 Grad Neigung. Auch wenn das Fahrzeug im Hochsommer sich in der Sonne aufheizt, lässt die Kühlwirkung deutlich nach.

Panne Nr. 8:
Kein Licht im Wohnmobil

Mehrere Lichtschalter ausprobiert, doch das Wohnmobil bleibt dunkel? Das muss nicht gleich mit schwerwiegenden Elektronikdefekten oder Batterieproblemen zusammenhängen. Meist reicht es, ein paar Taster und Schalter zu betätigen, damit einem ein Licht aufgeht – doch die richtigen zu finden, ist oft nicht leicht. Wichtiges Utensil dabei: eine Taschenlampe. Zuerst empfiehlt es sich, den Innenraum nach Hauptschaltern für die Beleuchtung abzusuchen. Meist finden sie sich direkt am Bedienpanel oder manchmal auch gesondert irgendwo im Eingangsbereich.

Bleibt es trotzdem dunkel, rücken die Sicherungen in den Fokus. Jeder Verbraucher oder Stromkreis ist per passender Flachsicherung separat abgesichert, um Schäden an den Geräten zu vermeiden. Am besten checkt man also erstmal den Sicherungskasten durch. Er steckt oft im Kleiderschrank, in einem Staukasten, unter dem Bett, in einer Sitztruhe oder -konsole.

Übrigens: Meist findet sich dort auch die Netzstromsicherung mit sogenanntem Fehlerstrom-Schutzschalter (FI-Schalter). Ist das Fahrzeug an Landstrom (230 V) gekoppelt, verhindert er lebensgefährliche Stromschläge. Hat der FI-Schalter ausgelöst, ist das 230-Volt-Bordnetz lahmgelegt – und die Lampen meistens auch, selbst wenn sie nur zwölf Volt benötigen.

Panne Nr. 9:
Probleme mit der Batterie

Elektrik ist immer so eine Sache – vor allem für Technikmuffel. Wer sich dazu zählt, aber trotzdem ein paar Grundlagen zu den Vor- und Nachteilen verschiedener Batteriearten wissen möchte, findet die passenden Informationen hier.

Generell gilt: Die beste Batteriepflege ist zunächst mal das regelmäßige Laden, und zwar mit 230-Volt-Landstromanschluss und möglichst über mindestens zwölf Stunden. Die Lichtmaschine bekommt die Aufbaubatterie während der Fahrt meist nur teilweise voll – selbst wenn ein sogenannter Booster (meist Zusatzausstattung) die Effizienz erhöht. Den vollen Ladezyklus durchläuft die Batterie so nicht.

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Wichtig: Hat das Wohnmobil selbst mal länger Urlaub, trennt man die Batterie am besten komplett vom Bordnetz. Am Bedienpanel lassen sich zwar alle elektrischen Verbrauchsgeräte deaktivieren. Trotzdem können durch stille Verbraucher weiter Kleinströme fließen, die den Stromspeicher auf Dauer bis in die schädliche Tiefentladung bringen.

Deshalb gibt es immer häufiger Batterietrennschalter, die den Akku direkt abkoppeln. Diese meist roten Drehschalter sind oft ganz in der Nähe der Batterieeinheit platziert, in einem Staufach oder auch an einer der Sitzkonsolen im Fahrerhaus. Wer die Batterie optimal überwintern möchte, kann sie ausbauen und in einem temperierten, belüfteten Raum an ein passendes Ladegerät mit Erhaltungsladung anschließen.

Panne Nr. 10:
Malheur mit der Markise

Markise rauskurbeln, Standfüße ausklappen und alles paletti? Denkste. Auch hier können EinsteigerInnen Fehler unterlaufen. Zunächst sollte man die Konstruktion nur etwa einen Meter weit ausfahren und dann bereits die Standfüße herunterklappen, um schon mal provisorisch abzustützen. Sonst beansprucht das Gewicht von Stoff und Stangen die Halteadapter am Fahrzeug unnötig stark.

Nach dem Ausfahren dann entspannen? Gerne, aber vorher noch abspannen: die Stützfüße mit Heringen fixieren und die Markise zusätzlich mit Spannbändern sichern. Wind ist der ärgste Feind der Markise. Ist sie nicht richtig gesichert, geht sie bei Böen auf Segeltörn. Wenn das Tuch samt Gestänge über das Wohnmobil kracht, ist nicht nur der Sonnenschutz kaputt.

Bei längerer Abwesenheit sollte die Markise darum grundsätzlich eingekurbelt werden. Ist der Stoff zuvor nass geworden, später unbedingt wieder ausfahren und trocknen lassen, um Schimmelbildung zu vermeiden. Fährt man die Markise unter Nadelbäumen aus, muss man mit Harzflecken rechnen, die oft nur mit Spezialreinigern zu entfernen sind.

Vor dem Einfahren sollte man Blätter, Ästchen oder Vogelkot entfernen. Hat das Tuch doch mal einen kleinen Riss bekommen, können Klebereparatursets für Abhilfe sorgen. Um die dickere Tuchstärke auszugleichen, auch auf der anderen Seite ein Pflaster anbringen, damit sich der Sonnenschutz gleichmäßig wieder einrollt.