Wohnmobil richtig nivellieren
Tipps zum Gerade-Stehen für Profis und Einsteiger

Im Gleichgewicht lebt es sich im Reisemobil besser. Deshalb ist es wichtig richtig nivellieren zu können, sowie die richtigen Hilfsmittel zu kennen für einen angenehmen und ebenen Stand auf dem Stellplatz.

Das Stopp-Signal sollte eindeutig festgelegt sein.
Foto: Karl-Heinz Augustin
In diesem Artikel:
  • 4 Praxis-Tipps zum Nivellieren mit Auffahrkeilen
  • Gefahr durch Bremskeile
  • Wasserwaage & Co: Hilfsmittel fürs Nivellieren
  • Wann steht das Fahrzeug gerade?
  • Alternativen zu Auffahrkeilen

Große Wohnmobile werden zwar gerne als Schiffe bezeichnet, richtiges Seefahrer-Gefühl mit Schieflage und Wanken will aber niemand auf dem Stellplatz. Nicht selten hat man jedoch genau damit zu kämpfen.

Nicht nur abseits von Stell- und Campingplätzen finden sich unebene Standflächen. Auf besonders schönen naturnahen Plätzen sind sie sogar die Regel. Mitunter genügen schon ein paar Zentimeter vor und zurück – und das Fahrzeug steht passabel gerade. Doch spätestens, wenn die Teller vom Tisch rutschen und die Getränke wie ein Schluck Wasser in der Kurve hängen, sind sich alle Reisenden einig: Das Fahrzeug muss nivelliert werden.

Von einem ausgeglichenen Stand profitiert übrigens nicht nur das eigene Wohlbefinden, auch der Absorberkühlschrank wird Ihnen den Ausgleich der Schräglage honorieren. Denn er kann nur bei geradem Stand seine volle Leistung entfalten. Mit den richtigen Tipps nehmen weder Reisende noch Wohnmobil Schaden beim Höhenausgleich.

4 Praxis-Tipps zum Nivellieren mit Auffahrkeilen

Mal eben schnell auf ein paar Keile aufzufahren, kann unter Umständen gefährlich sein. Doch mit Gefühl und Konzentration können Sie das Wohnmobil sicher in die gewünschte Position nivellieren. Das gelingt am besten in vier Schritten:

  1. Am einfachsten gelingt dies, wenn eine helfende Person außerhalb des Fahrzeugs die Ausgleichskeile ständig im Blick behält. Zudem sind beim Nivellieren ständiger Blickkontakt und eine eindeutige Kommunikation zwischen FahrerIn und HelferIn unverzichtbar. Deshalb: Fenster auf beiden Seiten im Cockpit öffnen!
  2. An der Stelle, an der das Fahrzeug am weitesten angehoben werden soll, legt der/die Helfende den ersten Auffahrkeil so an, dass er den Reifen berührt. Dann folgt der zweite Keil. Soll die betreffende Ecke des Wohnmobils später niedriger liegen als die erste, lässt man bei Nummer zwei etwas Abstand zwischen Reifen und Keil. Erst wenn alle Keile liegen, gibt der/die Helfende das Signal zur Auffahrt.
  3. Wichtig für den/die FahrerIn: Niemals am Lenkrad drehen. Auf Auffahrkeile immer gerade auffahren. Ob man vorwärts oder rückwärts auffährt, hängt von den Gegebenheiten des Standplatzes ab. Jetzt ist Augenmaß gefragt: Hat die außenstehende Person das Gefühl, dass das Fahrzeug gerade steht, signalisiert sie dem Fahrer anzuhalten. Klar erkennbar überkreuzt sie dabei ihre Arme und ruft deutlich "Stopp".
  4. Gut gesichert steht das Fahrzeug nur mit angezogener Feststellbremse. Diese greift übrigens besser in Fahrtrichtung. So kann es sein, dass das Wohnmobil beim Bremsen wieder ein paar Zentimeter an Höhe verliert. Tipp: Wenn man rückwärts auf die Keile rangiert, wird das Fahrzeug exakter fixiert.

Gefahr durch Bremskeile

Einige Schrägkeile werden zusammen mit Parkstoppern geliefert. Diese sollen verhindern, dass der Reifen ungewollt zurückrollt. Stopper, auch Bremskeile genannt, bergen jedoch ein nicht unerhebliches Sicherheitsrisiko. Denn nur mit Handarbeit und manchmal etwas Fummelei wird der Bremsstopper am Keil fixiert. Rutscht der Fahrer vom Pedal oder greift die Feststellbremse nicht vollständig, gerät das Wohnmobil ins Rollen. Aus Sicherheitsgründen sollte niemals im Bereich der Räder gearbeitet werden, sobald das Fahrzeug auf den Keilen steht.

promobil empfiehlt stattdessen die Verwendung von Stufenkeilen, welche sicheren Stand ohne Stopper ermöglichen. Auch Multifunktionsplatten und Luftkissen verringern das Verletzungsrisiko.

Wasserwaage & Co: Hilfsmittel fürs Nivellieren

Nicht zwingend müssen große Fahrzeuge ausschließlich mit großen Keilen nivelliert werden. Wie sich bei unseren Tests herausstellte, unterscheiden sich Auffahrkeile nicht nur in Form und Größe. Auch im Hinblick auf die Qualität gibt es im wahrsten Wortsinne einige Ausreißer. Zusätzlich zu den Auffahrkeilen haben wir fünf weitere Produkte, darunter Luftkissen und Multifunktionsplatten, auf ihren praktischen Nutzen bewertet. Jede dieser Produktgruppen beweist im Test ihre individuellen Stärken und Schwächen:

Einige Hersteller bieten für ihre Auffahrkeile zusätzliche Extras an. So sollen Bremskeile ein Zurückrollen des Reifens verhindern. Kleine Gummimatten dienen bei einigen Keilen als Auffahrhilfe.

Wann steht das Fahrzeug gerade?

Nur nach Gefühl zu nivellieren, ist nicht die genaueste Methode. Einen guten Anhaltspunkt vermitteln jedoch schon einfache Helfer, etwa ein halb gefülltes Wasserglas oder -flasche, die auf dem Tisch stehen, geben gute Hinweise. Wer's genau wissen will, nimmt eine Wasserwaage, die es im Campingfachhandel schon für wenige Euro gibt. Einige Ausführungen bestehen aus zwei Messröhren, um die Schräglage sowohl in Längs- als auch in Querrichtung überprüfen zu können. Einmal fest und exakt waagrecht im Cockpit montiert machen sie es dem Fahrer besonders leicht.

Auch mit dem Smartphone lässt sich die Neigung des Reisemobils genau messen. Dafür werden entsprechende Apps angeboten. Besitzer eines iPhones haben die Funktion bereits auf ihrem Gerät vorinstalliert. Sie versteckt sich in der App "Kompass" und wird durch einen Wisch mit dem Finger nach links aktiviert.

Alternativen zu Auffahrkeilen

Kurbelstützen sollen das Fahrzeug nicht anheben, sondern stützen.
Dieter S. Heinz, Karl-Heinz Augustin
Kurbelstützen wie diese dürfen das Wohnmobil tatsächlich nur stützen, auf keinen Fall anheben.

Auf Keilen steht das Wohnmobil zwar eben, aber nicht wackelfrei. Wer einen absolut ruhigen Stand erreichen möchte, muss sein Fahrzeug daher zusätzlich abstützen. Fest am Fahrzeug montierte Kurbelstützen dienen ausschließlich der Fixierung des Reisemobils. Sie sollten nicht zum Anheben des Fahrzeugs verwendet werden. Andernfalls können sich Fahrgestellrahmen und Stütze verbiegen. Die Stützen dürfen daher nur so weit gekurbelt werden, bis sie festen Kontakt zum Boden haben.

Für ganz genaues Austarieren des Wohnmobils reichen Plastikkeile und ähnliche Hilfsmittel nicht mehr aus. Nur mit Hubstützen steht das Fahrzeug wackelfrei und eben. Hydraulische Hubstützenanlagen haben ihre Vor- und Nachteile. Sie müssen abwägen, ob sich die kostspielige Anschaffung für Sie lohnt. Hier zeigen wir Ihnen, wie man hydraulische Hubstützen nachrüstet:

Sie spielen mit dem Gedanken, Vollluftfedern nachzurüsten? Dann können Sie unter Umständen auch diese zum Nivellieren nutzen. Hochwertige Luftfedern bieten in erster Linie mehr Fahrkomfort, gleichen aber auch Schräglagen im Stand aus.

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Promobil 06 / 2023

Erscheinungsdatum 03.05.2023

148 Seiten