Am Nordufer wächst der Wald bis ans Wasser heran, im Süden liegen wunderbare alte Villen aus dem frühen 20. Jahrhundert. Ein paar Meter vor uns steht ein stolz blickender Graureiher auf einem Baumstumpf. So lauschig und still ist es hier! Wir haben uns in Babelsberg ein Kanu geliehen und paddeln nun über den Griebnitzsee Richtung Glienicker Brücke – ohne festen Plan. Im „Bürgershof“ in Klein Glienicke könnten wir anlegen, einem Ausflugslokal an der Glienicker Lake, oder noch ein Stück weiterfahren bis zum Park Babelsberg, den einst die Gartenkünstler Lenné und Pückler-Muskau gestalteten. Dort gibt’s Strände und ein Café, das im Kleinen Schloss residiert. Schön, sich so treiben zu lassen.
Schnell aus Berlin nach Potsdam herauskommen, um sich Schloss und Park Sanssouci anzusehen, heißt: fast alles von Potsdam verpassen. Das merken wir bei unserem verlängerten Wochenende hier im Südwesten der Hauptstadt. Potsdam beherbergt mit seinen ausgedehnten Parks und den kleinen und großen Schlössern darin nicht nur das größte Welterbe-Ensemble Deutschlands. Hier gibt es auch an allen Ecken und Enden Seen – und natürlich die Havel.
Radeln, Baden und Villen entdecken
Nicht weit von Sanssouci und der Potsdamer Innenstadt steht das Reisemobil auf einem Stellplatz unweit des altehrwürdigen Kronguts Bornstedt. Mit unseren Rädern erkunden wir nicht nur die Schlösser des Parks Sanssouci lässig, sondern radeln gleich weiter zum Neuen Garten.
Auf den Wiesen haben es sich Pärchen und Familien gemütlich gemacht, es wird gelesen, Ball gespielt und gebadet (im Heiligen See, wo Jauch und Joop ihre Villen haben). Offiziell sind da zwar keine Badestellen, aber das interessiert die Potsdamer wirklich nicht sonderlich.
Weltgeschichte an jedem Platz, in jedem Gebäude
Wir stoppen am Schloss Cecilienhof, wo die Alliierten 1945 Europa neu ordneten – oder zumindest Deutschland. Und radeln auch einmal über die Glienicker Brücke, auf der zu DDR-Zeiten Spione ausgetauscht wurden. Einige Szenen in Steven Spielbergs Thriller „St. James Place“, der Ende 2015 in die Kinos kommt, spielen hier.

In der City wiederum bummeln wir durch das Holländische Viertel mit seinen Backstein-Giebelhäusern aus dem 18. Jahrhundert. Das unter Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. erbaute Viertel war in den 80er Jahren total marode, heute gehören die Straßenzüge nördlich des Bassinplatzes, auf dem übrigens jeden Tag außer sonntags Markt ist, zum Schönsten, was die Potsdamer City zu bieten hat. Viele besondere Läden, Cafés und Restaurants sind in die Häuschen mit den gemütlichen Hinterhöfen eingezogen. So bietet das Viertel einen guten Kontrast zu den barocken Altbauten rund um die Shoppingmeile der Brandenburgischen Straße.
Man könnte noch so viel hier machen – mit dem Reisemobil auf die Insel Werder fahren, die malerisch in der Havel liegt. Eine Schlösserrundfahrt mit dem Dampfschiff Gustav unternehmen. Oder zum Belvedere auf den Pfingstberg spazieren. Dort oben liegt einem Potsdam zu Füßen.
Der besondere Tipp
Russisch essen gehen. Die Russische Kolonie Alexandrowka ließ Friedrich Wilhelm III. 1826/27 für zwölf Sänger erbauen. Heute gehören die Holzhäuser zum Unesco-Welterbe. Im Haus 1 werden russische Spezialitäten serviert – von Borschtsch bis Boeuf Stroganoff. www.alexandrowka-haus1.de

Kontakt & Info: Potsdam Tourism Service, Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam, Telefon 0331/27558899, www.potsdam-tourism.comKanu- und Radverleih z. B. bei www.potsdam-per-pedales.de