Vor dem Kauf eines neuen Reisemobils steht üblicherweise der Vergleich mehrerer Kandidaten an: Neben Ausstattung, Design und Gewicht spielt der Preis meist die Hauptrolle bei der Entscheidung. Also heißt es Preislisten wälzen, Angebote und Pakete vergleichen und alles auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Ein oft mühsames Unterfangen, denn die Preispolitik vieler Reisemobilhersteller ist – gelinde gesagt – nicht immer leicht durchschaubar.
Es ist nicht damit getan, allein die Grundpreise und Mehrkosten für die Wunschausstattung der Kaufkandidaten zu vergleichen, denn was nachher auf der Rechnung steht, kann davon erheblich abweichen. Verantwortlich dafür sind Zusatzkosten, die man auf den ersten Blick nicht sieht.
Zulassungspapiere für die Anmeldung

Ein versteckter Posten, der sich oft im Kleingedruckten der Reisemobil-Preislisten verbirgt, sind beispielsweise die Zulassungspapiere, also alle notwendigen Dokumente, um das Fahrzeug problemlos anzumelden. Hinter diesem Betrag verbergen sich die Kosten für die Typprüfungen, Gasprüfung und die Erstellung der Zulassungsbescheinigung Teil 2 – des sogenannten Fahrzeugbriefs. Auch das „Certificate of Conformity“ (COC) gehört dazu. Es bescheinigt die europaweite Typgenehmigung, die besagt, dass das Reisemobil allen Anforderungen und Normen genügt.
Für Typgenehmigungen und die Umschreibung des COC in nationale Zulassungsdokumente liegen die Kosten für einen großen Caravan- und Reisemobilhersteller pro Jahr im sechsstelligen Bereich. So gut wie alle Hersteller geben diese Kosten an ihre Kunden weiter, rechnen sie aber aus dem Grundpreis heraus und verstecken sie im Kleingedruckten – Preiskosmetik also.
Frachtkosten – was zu beachten ist
Auch Frachtkosten müssen Käufer zusätzlich einkalkulieren. Man unterscheidet zwischen Fracht und Vorfracht. Letzteres sind die Kosten für den Transport des Chassis, im Fall des Fiat Ducato vom Fiat-Werk Sevel in Süditalien zum Herstellerbetrieb in Deutschland. Bis die Chassis in Deutschland ankommen, muss Zeit und vor allem Geld investiert werden. Hersteller von ausgebauten Kastenwagen wie Pössl geben diese Kosten an die Kunden weiter. Die Grundpreise aufgebauter Reisemobile von deutschen Herstellern gelten dagegen oft „ab Werk“. Das heißt, dass die Kosten für die Fracht zum Händler nicht im Grundpreis enthalten sind, die für die Vorfracht aber schon.

Je weiter der Handelsbetrieb vom Werk entfernt ist, desto höher sind die Frachtkosten. Bürstner gibt auf Nachfrage die durchschnittlichen Transportkosten für ein Reisemobil vom Herstellerwerk zum Händler vor Ort in Deutschland mit circa 790 Euro an. Ein weiteres Beispiel: Der Handelsbetrieb Erwin-Hymer-Zentrum Stuttgart berechnet 990 Euro für den Transport eines Dethleffs-Reisemobils von Isny nach Sindelfingen, für einen Hymer aus Bad Waldsee werden 695 Euro verlangt. In dieser Pauschale enthalten ist aber nicht nur der Transport, sondern auch eine mehrstündige Übernahmeinspektion. Beim Erwin-Hymer-Zentrum in Sindelfingen beinhaltet diese Inspektion unter anderem die Funktionsprüfung aller Fahrzeugsysteme, zum Beispiel der Wasserinstallationen, aber auch das Auspacken der noch eingeschweißten Polster sowie die Übergabe an den Käufer. Obwohl dieser Service nichts mit dem Transport des Fahrzeugs vom Hersteller zum Händler zu tun hat, wird er unter dem Kostenpunkt „Fracht“ subsumiert.
Wer die ausgezeichneten Frachtkosten reduzieren will, kann bei Dethleffs auch persönlich vorfahren und sein neues Fahrzeug abholen. Dann wird allerdings eine Übergabepauschale fällig, die bei etwa 535 Euro liegt. Darin enthalten sind die Vorbereitung des Fahrzeugs für den Käufer sowie die technische Abnahme der Gasanlage. Ein paar hundert Euro spart man sich durch die Selbstabholung am Werk aber dennoch.
Import bedeutet nicht gleich höhere Nebenkosten

Andere Hersteller bieten diese Option nicht, so liest man beispielsweise auf der Homepage von Knaus den knappen Vermerk: „Aus organisatorischen Gründen ist eine Abholung im Werk nicht möglich.“ Dasselbe zum Werksverkauf: „Wir arbeiten ausschließlich mit ausgewählten Fachbetrieben zusammen. [...] Ein Kauf ab Hersteller ist nicht möglich.“
Bei den Importmarken sind die Frachtkosten meist etwas höher, aber dafür übersichtlicher ausgezeichnet. Hersteller wie Adria, Kabe oder Chausson weisen sie im Kleingedruckten ihrer Preislisten aus. Von rund 1200 bis 1800 Euro reicht die Pauschale der ausländischen Hersteller für die Zulassungspapiere sowie den Transport zum Händler.
Der Eindruck, die Nebenkosten bei den Importmarken seien generell sehr viel höher, trügt also. Denn im Vergleich mit den individuellen Frachtkosten deutscher Hersteller relativiert sich dieser Posten wieder – und das, obwohl die importierten Reisemobile oft einen beträchtlich längeren Anfahrtsweg zum Handelsbetrieb in Deutschland haben.
Fazit
Klartext reden, bitte! Man hat sich als Reisemobilkäufer ja inzwischen daran gewöhnt, dass zum Grundpreis eines Fahrzeugs in den meisten Fällen noch Kosten für Ausstattungspakete kommen. Aber warum müssen die Kosten für etwas so zwingend Notwendiges wie Zulassungspapiere aus dem Listenpreis herausgerechnet werden? Die braucht schließlich jeder. In meinen Augen ist das reine Preislistenkosmetik – und es sorgt nicht gerade für Transparenz. Gerade für Reisemobil-Neulinge eine sehr unübersichtliche Situation.