Eura Integra 700 EB im Supercheck: Mittelklasse-Integrierter

Eura Integra 700 EB im Supercheck
Das Comeback des Top-Modells

Zuletzt aktualisiert am 03.01.2018

Eine sportliche Optik scheint dieser Tage weit oben in den Lastenheften der Entwicklungsabteilungen zu stehen. In jüngster Vergangenheit setzten jedenfalls immer mehr Hersteller von aufgebauten Reisemobilen auf das gestalterische Lockmittel eines dynamischen Auftritts. Mit ihrer eigenständigen Bugmaske sind die Integrierten dafür natürlich am besten geeignet. Die Rückkehr des Integra ins Modellangebot und die damit verbundene Kompletterneuerung des Flaggschiffs hat auch Eura Mobil für eine gute Prise mehr Emotionalität genutzt. Im Vergleich zur Vorgänger-Baureihe mit dem eher knuffigen Antlitz oder dem unterhalb angesiedelten, mandeläugigen Integra Line wirkt der Neue nun deutlich schärfer und Pkw-orientierter, woran vor allem der breite Kühlergrill und die schräg angestellten Scheinwerfer den Löwenanteil ausmachen.

Selbstverständlich hat der Hersteller aus Sprendlingen auch technisch viel investiert: Neben LED-Scheinwerfern von Hella zählen dazu vor allem ein neues Fertigungsverfahren für eine akkuratere Montage der Außenbauteile, ein Modulbaukasten und hochwertigere Oberflächen für die Möbel, ein ansprechendes Beleuchtungskonzept im Innenraum und ein neuer, in der Höhe vergrößerter Doppelboden. Klingt nach einem tollen Mobil, oder?

Wohnen

Das kleinste und zunächst einzige verfügbare Integra-Modell auf zwei Achsen hat mit 7,15 Metern Länge ein eher ungewöhnliches Maß. Die meisten Integrierten in dieser Preisklasse übertreffen die Sieben-Meter-Marke deutlich. Raumgefühl und Platzangebot des 700 EB sind gut, verglichen mit größeren Konkurrenten an einigen Stellen aber mit Abstrichen verbunden. Keinen Anlass zur Kritik liefert der durchgehend stufenlose Boden und die dank Alko-Tiefrahmen für große Menschen ausreichende Stehhöhe von knapp zwei Metern – vom Bereich unter dem vorderen Hubbett einmal abgesehen.

Eura Integra 700 EB Einzelbetten
Ingolf Pompe

Über zwei Meter lang ist das linke der beiden Einzelbetten. Die einteiligen, von einem Lattenrost unterfederten Matratzen bieten einen hohen Liegekomfort und ihre Kopfenden lassen sich beinahe stufenlos aufstellen – optimal für eine bequemere Leseposition. Als weiteres Komfortextra gibt es Massagematratzen von Medicotherm. Sie stimulieren je nach Wahl pulsierend oder anhaltend in drei Stufen von zart bis fest sowie in fünf Zonen von Kopf bis Fuß. Das soll auch therapierend wirken und Gelenkschmerzen lindern, die Durchblutung fördern oder das Lymphsystem aktivieren, ist aber je nach Intensität selbst außerhalb des Fahrzeugs deutlich hörbar. Ein bequemes Nachtlager findet sich auch im Hubbett über der Sitzgruppe. Länge und Breite der unterfederten Liegefläche sind durchaus auch mal für zwei Erwachsene geeignet.

Größe und Ausstattung betreffend, weiß auch die Küche gut zu überzeugen. Echte Arbeitsfläche gibt es vor dem aufgesetzten Dreiflammkochfeld mit Elektrozündung. Eine weitere Nutzfläche schafft bei Bedarf die geteilte Abdeckung oder der als Schneidebrett nutzbare Spülendeckel. Die Dunstabzugshaube, der 160-Liter-Kühlschrank mit separatem Gefrierfach, sowie ein Backofen sind serienmäßig. Für weitere Küchengeräte stehen zwei 230-V-Steckdosen unter dem Hängeschrank bereit. Die daneben in einer Vitrine verstaute Kaffeemaschine (290 Euro) hebt und senkt sich elektrisch. Ihr Wasservorrat ist mit der Federarm-Armatur einfach aufgefüllt.

Mehr Platz wünscht man sich im Badezimmer. Das Schwenkwaschbecken schafft zwar maximal verfügbaren Raum für die integrierte Duschkabine mit festen Trennwänden, viel Bewegungsfreiheit gibt es beim Duschen und der Gesichtspflege aber nicht. Die Ausstattung mit großem Spiegel, Kleiderhaken und einigen Ablagemöglichkeiten stimmt versöhnlich.

Eura Integra 700 EB Sitzgruppe
Ingolf Pompe

Wie bei vielen Integrierten üblich, verfügt die Sitzgruppe über eine L-Sitzbank. Am Mitteltisch ist der Beifahrerplatz trotz fehlender Erweiterungsmöglichkeit gut eingebunden. Ein Zusatzsitz würde den Komfort für vier Personen erhöhen, kommt aber nicht mehr unter. Optisch reizvoll und solide verarbeitet, präsentiert sich der Möbelbau mit teils hochglanzlackierten Holzflächen und chromfarbenen Applikationen. Die Einrichtung ist elegant, steht damit aber im Kontrast zu der eher sportlich anmutenden Karosserie.

Beladen

Sowohl die Zuladungsreserven als auch die Beladungsmöglichkeiten sind beim 700 EB absolut praxistauglich. Die 1,25 Meter hohe Heckgarage bringt zwei Fahrräder locker unter, und in den praktischen Zusatzfächern der Wohnraum-zugewandten Innenwand ist noch Platz für allerlei Zubehör. Damit Unterlegkeile, Markisenkurbel, Hubbettleiter und Co. sicher verstaut sind, sollten aber noch 390 Euro in das Ordnungssystem fließen. Die fahrerseitige Zugangsklappe, ein 230-Volt-Stromanschluss und die herausnehmbare Beleuchtung im Taschenlampenformat sind serienmäßig.

Eura Integra 700 EB Kleiderschrank
Ingolf Pompe

Der raumhohe Kleiderschrank neben dem Küchenblock, sechs Hängeschränke über den Betten und die beiden Schränke unter den Fußenden stehen für Kleidung zur Verfügung. Zwei oder mehr Reisende sollten damit auch auf längeren Touren gut zurechtkommen. Damit alles ordentlich lagert, sind die Schränke mit zahlreichen Zwischenböden versehen.

Gute Verstaumöglichkeiten offeriert auch die Küche in Form eines Hängeschranks, mehrerer Schubladen, offener Ablagen und eines Apothekerauszugs. Die große Schublade unterhalb der Spüle eignet sich besonders für Pfannen und Töpfe, ist aber nicht gerade tief, sodass diese leicht herausfallen können. Weiteren Platz gibt es im knapp 20 Zentimeter hohen Kellerfach, das sich unter anderem zum Lagern von Vorräten eignet. Für den Zugriff muss allerdings zunächst der serienmäßige, großteilig ausgelegte Teppich beiseite geschafft werden, was sich etwas mühsam gestaltet. Die Sitztruhe wird vom Frischwassertank belegt, optional gibt es anstelle des Hubbetts weitere Oberschränke (990 Euro).

Das Alko-Tiefrahmen-Chassis mit einem Gesamtgewicht von 4,5 Tonnen verschafft dem Testwagen eine Zuladungsreserve von satten 900 kg. Viel Luft nach oben bleibt auch an den beiden Achsen, auf die sich das Gewicht beinahe gleichmäßig verteilt. Da Frischwasser- und Dieseltank aber linksseitig eingebaut sind, wird diese Seite stärker belastet. Höhere Zuladungskapazitäten sind erst bei den größeren Dreiachser-Modellen verfügbar.

Beladungstipps:

Eura Integra 700 EB Sikzze unten
Ingolf Pompe

Mit dem 4,5-t-Chassis bietet der Integra 700 EB ausreichend Zuladungsreserven, um auch noch zu viert entspannt auf Reisen gehen zu können – selbst mit der in der Summe knapp 200 Kilogramm schweren Zusatzausstattung des Testwagens. Eine Nutzung des 700ers als 3,5-Tonner wäre auch für zwei Personen kaum realisierbar, weshalb der Hersteller eine entsprechende Variante gar nicht erst auf den Markt bringt. Für das promobil-Leergewicht wurde das Testmobil mit 100% Kraftstoff, Frischwasser und Gas sowie Extras mit rund 193kg radweise gewogen.

Technik

Die Dichtigkeitsgarantie von zehn Jahren hat Eura Mobil bereits vor einiger Zeit eingeführt. Für den Aufbau verwendet der Hersteller sowohl an Dach und Boden als auch an den Seitenwänden GfK. Anstelle von Holz kommen Aluminiumprofile und PU-Verstrebungen als tragende Elemente zum Einsatz. Ein vollflächiges Klebeverfahren bei der Montage schützt vor eindringender Feuchtigkeit, reduziert Wärmebrücken und trägt zur Steifigkeit bei. Als Isoliermaterial wird XPS-Schaum verwendet. Der Eindruck des Aufbaus: hochwertig. Vor allem an den sauber eingefassten Scheinwerfern in der Bugmaske ist der Qualitätsanspruch deutlich erkennbar.

Eura Integra 700 EB Doppelboden
Ingolf Pompe

Fürs Reisen in den Wintermonaten ist der Integra bereits ab Werk ordentlich vorbereitet. Eine Alde-Warmwasserheizung ist stets an Bord, die Wasserinstallationen sind frostsicher im beheizten Doppelboden integriert. Da die Leitungen der Heizung unter der oberen Bodenfläche verlegt sind, wird auch die Lauffläche angenehm warm. Der Testwagen ist zusätzlich mit der Fußbodenheizung für das Fahrerhaus sowie einem Motor-Wärmetauscher ausgestattet (Aufpreis). Bessere Isoliereigenschaften schaffen gegen Aufpreis die doppelt verglasten Seitenscheiben und der elektrische Rollladen im Fahrerhaus.

Voll auf LED-Technik setzt Eura Mobil bei der Außenbeleuchtung, die vorne auch mit einem praktischen Abbiegelicht dient. Hochmodern wirkt die Richtungsanzeige am Heck, bei der die LEDs von innen nach außen aufleuchten. Die kleinen Dioden erhellen auch den Innenraum. In den Deckenlampen sorgen sie für Grundhelligkeit, als dimmbares Ambientelicht schaffen sie eine gemütliche Atmosphäre. Trotz der zahlreich vorhandenen Lampen bleibt die Ausleuchtung aber teils deutlich unter den empfohlenen Werten (siehe Lichtcheck). Viel hilft in diesem Fall also nicht viel.

Für die Stromversorgung steht eine AGM-Bordbatterie mit 80 Ah bereit, für längere Einsätze ohne Landstrom ist ein zweiter Akku (450 Euro) empfehlenswert, eventuell auch die Solar-Anlage mit 180 Watt (990 Euro). Vorbildlich dagegen: das intuitiv zu bedienende Kontrollbord und die Gasversorgung aus zwei 11-kg-Flaschen mit Duo-Control und Crashsensor.

Ein tolles Komfortextra ist die kameraunterstützte, elektrische Abwassertankentleerung vom Fahrersitz aus. Und sollte man doch einmal selbst Hand anlegen müssen, sind die Ventile im Doppelboden hinter der Serviceklappe bestens vor Verschmutzungen geschützt.

Lichtcheck

angelehnt an DIN EN 12464-1; Farbabstimmung auf zirka 4000 Kelvin

Eura Integra 700 EB Beleuchtung
Ingolf Pompe

Die Sitzgruppe wird im Mittel mit 127 Lux, maximal mit 164 Lux beleuchtet, was leider keine Top-Werte sind.
Mit 188 Lux erreicht die Küchenbeleuchtung nur durchschnittliche Werte. In der Spitze werde 404 Lux nicht überschritten.
71 Lux zeugen von ein paar eher schummrigen Ecken im Bad. Top-Wert aber vor dem Spiegel: über 1000 Lux.
Über 100 Lux an den Betten erfüllen den empfohlenen Wert. Die Lesespots mit 211 Lux könnten heller sein.

Fahren

Das Fahren mit einem 2,32 Meter breiten Integrierten verlangt gerade von Anfängern generell eine gewisse Eingewöhnung. Da der 700 EB die Sieben-Meter-Marke aber nicht allzu deutlich sprengt, bleibt er beim Rangieren noch gut zu überblicken. Hilfe leisten dabei die Weitwinkelspiegel und die Rückfahrkamera, die dank einer Doppellinse auch beim Vorwärtsfahren als Ersatz für einen Rückspiegel dient. Da das Armaturenbrett nach unten geneigt ist, genießt der Fahrer eine gute Sicht vor den Bug. Schwierig wird es beim Einblick in Abzweigungen oder Kreisverkehre. Den schränken die breiten Busspiegel und das relativ schmale Dreiecksfenster zwischen A- und B-Säule stark ein.

Die Sicherheitsausstattung ist mit serienmäßigem ESP und Airbags für Fahrer und Beifahrer tadellos. Mehr ist auch seitens des Basisfahrzeug-Herstellers nicht drin. Der Bremsweg ist für ein schweres Reisemobil lobenswert kurz. Antriebsseitig bringt den Testwagen die stärkste Fiat-Motorisierung (177 PS) nach vorne. Im Vergleich mit zuvor getesteten, ähnlich großen Integrierten bringt das Leistungsplus zur 150-PS-Variante keine messbaren Vorteile, gleichzeitig fällt aber auch der Verbrauch nicht aus dem Rahmen. Geht es in Richtung Autobahntempo, ist das Triebwerk akustisch sehr präsent. Für ein besseres Komfortempfinden wäre eine wirkungsvollere Motordämmung wünschenswert.

Preise

Das Komfortpaket ist in der Liste aufgeführt, da es bei den günstigeren Baureihen Aufpreis kostet, beim Integra aber bereits serienmäßig ist. Das gilt auch für Teile des Arctic-Pakets wie die Warmwasserheizung. Die Pakete Styling und Prestige werten das Flaggschiff optisch und technisch sinnvoll auf. Im Wettbewerbsumfeld ist der Integra eher günstig und schon zum Grundpreis umfangreich ausgestattet. Um für den Wintereinsatz noch besser als ohnehin gerüstet zu sein, sollten aber noch einige Euro einkalkuliert werden.

Grundpreis: 94.380 Euro
(Fiat Ducato, Motor 96 kW/130 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II
Testwagenpreis 114.110 Euro
✘ Turbodiesel 130 kW/177 PS (11 kg) 3990 Euro
✘ automatisiertes Schaltgetriebe (17 kg) 1990 Euro
✘ ABS/ASR/ESP ✔Serie/Serie/Serie
✘ Fahrer-/Beifahrer-Airbag ✔Serie/Serie
✘ Frontrollladen (14 kg)750 Euro
✘ Motorwärmetauscher/Fußbodenheizung im Fahrerhaus (5/4,4 kg) ✔950/890 Euro
✘ El. Abwassertankentleerung (3 kg) ✔790 Euro
✘ Komfortpaket: Fahrerhaus-Klimaautomatik, Tempomat, Lordosenstütze und Höhenverstellung für Pilotensitze, Moniceiver m. Rückfahrkamera u. a. Serie
✘ Prestigepaket: Klimaautomatik, Lenkrad mit Bedienelementen, Leder-Schaltknauf, Navigation und Doppelauge-Rückfahrkamera (30 kg) ✔ 1390 Euro
✘ Stylingpaket: 16’’-Leichtmetallfelgen, LED-Abbiegelicht, -Nebelscheinwerfer u. a. (4 kg) ✔ 1990 Euro

Kosten und Service
Kfz-Steuer (4,5 t zGG, S4)290 Euro
Haftpflicht/Vollkasko (500 Euro SB, Tarif Allianz)565/2661 Euro
Dichtigkeitsgarantie/Kontrolle120/12 Monate
Servicestellen in Deutschland/Europa45/101

✘ im Testwagen enthalten; ✔ empfehlenswert

Basisinfos zu, Eura Integra 700 EB

Gurte/Schlafplätze: 4/4
Zul. Gesamtgewicht: 4500 kg
Länge/Breite/Höhe: 7,15/2,32/2,92 m

Die Baureihe

Eura Mobile Integra

Preise: 93.990–104.990 Euro
Basis: Fiat Ducato
Länge: 7,15–8,99 m
Gesamtgewicht: 4500–5500 kg
Weitere Modelle: 2
Charakter: Neben dem "kurzen" 700 EB bietet Eura Mobil den Integra auch auf knapp neun Metern Länge mit drei Achsen und einem Gesamtgewicht von 5,5 Tonnen an. Zur Auswahl stehen ein Längsbetten- und ein Queensbettmodell. Die Schlafräume im Heck trennt ein quer eingebauter Sanitärraum mit separater Duschkabine vom restlichen Wohnraum. Die Küche fällt hier großzügiger aus, vorne gibt es mit der rechtsseitigen Zweierbank weitere Sitzmöglichkeiten am längs angeordneten Mitteltisch. Eine Queensbettvariante soll es künftig auch vom kurzen 700er noch geben.

Das fiel uns auf

+ Die Kaffeemaschine hat im Hängeschrank ihren festen Platz, hebt und senkt sich elektrisch auf Knopfdruck.
+ Fürs Laden von Smartphone und Co. stehen an den Betten und der Sitzgruppe USB-Buchsen bereit.
+ Die helle Beleuchtung in der Heckgarage lässt sich herausnehmen und als Taschenlampe nutzen.
+ Praktisch: Gegen Aufpreis werden Gas- und Wasseranschlüsse in die Außenhaut integriert.
-- Die schmale Motorraumöffnung erschwert das Nachfüllen von Öl und Kühlwasser enorm.
-- Die Lampen der Kleiderschränke sind nicht ans Bordnetz angeschlossen, sondern batteriebetrieben.

Technische Daten
Eura Mobil Integra
Grundpreis94.380,00 €
AufbauIntegrierter
Maße715 x 232 x 292 mm
Leistung130 kW / 177 PS bei 3500/min
Leergewicht3.600 kg
Zul. Gesamtgewicht4.500 kg
Sitze mit Dreipunktgurt / Zweipunktgurt4 / –
Anzahl Festbetten / Umbaubetten4 / –
Beschleunigung 0-100 km/h20,9 s
Kraftstoffverbrauch pro 100 km (promobil-Testrunde)12,40 l