Notin Bilbao BCL im Test: Teilintegrierter mit Queensbett

Notin Bilbao BCL im Test
Dreiraum-Wohnmobil mit Queensbett

Veröffentlicht am 17.07.2023

Der französische Hersteller Notin blickt inzwischen auf eine 103-jährige Firmengeschichte zurück. Die Integrierten der Marke sind schon traditionell etwas extravagant gestylt. Neben den gehobenen Preisen ist das vielleicht mit ein Grund, warum die Marke in Deutschland eher ein Nischendasein führt.

La Marca in Landsberg am Lech möchte das ändern und die Traditionsmarke hierzulande bekannter machen. Vor allem auch mit den Teilintegrierten, die unter dem Baureihennamen Progress laufen. Die einzelnen Modelle sind nach spanischen Städten benannt und wecken schon damit Reiselust – Malaga, Almeria, Vera, Sevilla und eben Bilbao.

Die sechs verfügbaren Grundrisse haben Längen von 6,49 bis 7,49 Meter. Neben dem kurzen Vera mit Hubbett als Hauptbett gibt es zwei Einzelbettenwagen und drei mit Queensbett im Heck. Der ungewöhnlichste der drei Letztgenannten ist der Bilbao.

Notin Bilbao BCL (2023)

Notin Bilbao BCL, Grundriss
promobil
  • Länge/Breite/Höhe: 7,49/2,30/2,89 m
  • Zul. Gesamtgewicht: 3.500 kg
  • Gurte/Schlafplätze: 4/2–3
  • Grundpreis ab: 99.750 Euro

Queensbett und Querbad

Er verzichtet im Schlafraum auf die sonst üblichen Kleiderschränke links und rechts des Queensbetts. Die Abtrennung zum Querbad erfolgt über zwei Schiebetüren auf beiden Seiten eines feststehenden Raumteilers. Der Zugang zum Bett ist so unabhängig und komfortabel möglich. Die Matratze ist allerdings nur 1,88 Meter lang und bis zu 1,50 Meter breit. Da aber beidseitig des Betts Polster auf dem "Dach" der Heckgarage liegen, entsteht im Kopfbereich eine wagenbreite Liegefläche.

Notin Bilbao BCL im Test - Heckbett
Andreas Becker

Die fehlenden Schränke rechts und links kompensiert Notin durch einen großen Kleiderschrank unter dem aufstellbaren Bettrost. An zwei Stangen kann in dem 1,43 Meter breiten und 98 Zentimeter tiefen Abteil einiges an Jacken, Blusen und Hemden untergebracht werden. Kleidung, die auf den Boden hinunterfällt, ist allerdings nur mit langen Armen erreichbar. Deshalb reist serienmäßig eine Stange mit Haken im Schrank mit, die als "Angel" dienen kann. Zusätzlich nehmen vier Schubladen im Bettkasten und ein weiteres Staufach unter der Matratze manches an Klamotten auf.

Das Raumbad des Bilbao imponiert mit seinem freistehenden Waschtisch mit Echtglasschüssel in der Mitte – ein Badkonzept, das man sonst fast nur in großen Linern findet. Aber auch hier hat es seinen Reiz. Davon profitieren vor allem das Raumgefühl und die Beinfreiheit auf der Toilette. Der große, hinterleuchtete Spiegel über dem Waschtisch vergrößert das Bad optisch noch. Einzig bei der Dusche sind gewisse Abstriche nötig. Die rund 65 Zentimeter breite Kabine läuft seitlich sehr schmal zu. Dafür kann man ein Podest herausnehmen, das statt den ebenen Boden eine rund zehn Zentimeter tiefe Duschwanne freilegt. Damit steigert sich auch die Stehhöhe auf 2,02 Meter. Sanitärartikel haben in zwei Unter- und zwei Oberschränken reichlich Platz. Einen Klorollenhalter sucht man allerdings vergeblich. Man könnte allenfalls den Handtuchhaken neben der Toilette dafür zweckentfremden.

Küche: Viel Stauraum – wenig Arbeitsfläche

Über eine mit 23 Zentimetern recht hohe Stufe geht es vom Bad hinunter in die Küche. Die kann mit sehr viel Stauraum gefallen. Ein Hängeschrank und vier Schubladen sind auf der linken Seite eingebaut. Dazu noch ein Kaffeemaschinen-Lift. Die in einer Vitrine transportierte Kapselmaschine fährt auf Knopfdruck herunter. Auch Kapseln und Tassen haben auf dem Lift ihren festen Platz. In der größten Schublade ist ein Doppelmülleimer untergebracht. Flaschen und andere Lebensmittel können in einem Apothekerauszug mit vier Körben gegenüber gelagert werden. Direkt daneben ist der 147 Liter fassende Absorberkühlschrank zu finden.

Notin Bilbao BCL im Test - Küche
Andreas Becker

Neben all den Pluspunkten gibt es aber auch Kritik. So ist die echte, ständig verfügbare Küchenarbeitsfläche sehr klein. Das liegt auch am auftisch montierten Zweiflammkocher, der zwar schick aussieht, aber nutzbare Fläche kostet, weil er nicht abdeckbar ist. Praktisch ist dagegen, dass die Spülenabdeckung bündig auf die Besteckschublade gelegt werden kann und man so wiederum etwas Arbeitsfläche gewinnt.

Die L-Sitzgruppe mit Seitensitz sammelt Pluspunkte, denn die Polster sind bequem und die Einbeziehung der Vordersitze ist gut gelöst. Eine klasse Idee ist die Fixierung der Polster mittels Magnetbändern. So geht der Umbau der L-Sitzbank zu Fahrplätzen für zwei Mitreisende schnell von der Hand und schont die Polster. Der Tisch ist ausreichend groß und steht sehr stabil. Damit er auch von jedem Platz gut erreichbar ist, kann man ihn drehen und in alle Richtungen verschieben.

Notin Bilbao BCL im Test - Tisch
Andreas Becker

Über der Sitzgruppe hängt das optionale elektrische Hubbett für 1.715 Euro Aufpreis. Dadurch reduziert sich die Stehhöhe von 2,15 Meter im Küchenbereich auf immer noch ausreichende 1,90 Meter. Das Hubbett ist mit 187 mal 88 Zentimeter als Einzelbett ausgelegt und die Matratze liegt auf einem Lattenrost. Der Einstieg in das bequeme, 1,13 Meter hoch hängende Schlafmöbel erfolgt per Leiter, die bei Nichtgebrauch in einem Halter in der Heckgarage mitreist.

Der Möbelbau im Notin Bilbao wirkt solide und die Farbgebung in hellen Tönen mit den dunklen Kontrasten der Sitzpolster und der Küchenarbeitsplatte ist stimmig.

Die Technik im Bilbao

Unter dem Heckbett befindet sich eine große Garage mit zwei Zugängen serienmäßig. Mit 1,11 Meter Höhe und 1,09 Meter Breite passen gängige Fahrräder bequem in den Stauraum. Gesichert werden können die Räder – wie auch anderes Gepäck – allerdings nicht, denn es gibt keine Verzurrmöglichkeiten in der Garage. Die muss man noch nachrüsten lassen. Außerdem sollte man mit dem Gewicht der Ladung vorsichtig sein, denn der Testwagen bringt mit vollen Tanks bereits 3.250 Kilogramm auf die Waage. Reist man zu dritt, wird es damit schon sehr eng, sofern man die 3,5-Tonnen-Marke nicht reißen möchte.

Notin Bilbao BCL im Test - Ablassventile
Andreas Becker

Lob gibt es für die Lage der Ablassventile der Frischwasserleitungen und des Abwasserschiebers. Sie finden sich griffgünstig und schmutzgeschützt rechts an der vorderen Garagenwand. Das Frischwasservolumen beträgt 120 Liter, der isolierte und beheizte Abwassertank fasst 110 Liter. Kritik erntet dagegen die Einbaulage des Frostwächterventils. Es ist nur erreichbar, wenn man die untere Küchenschublade aushängt. Ähnliches gilt für die Gasabsperrhähne, die weit hinten im Küchenblock sitzen, so dass man selbst mit langen Armen kaum dran kommt.

Dafür ist eine Gasflaschenumschaltanlage mit Crashsensor bereits serienmäßig. Mit einfachem Zugang glänzt dagegen die Elektrozentrale hinter einer Außenklappe. Sicherungen, Ladebooster und die optionale 100-Ah-Lithium-Batterie sind hier ordentlich verkabelt untergebracht. Die Batterie ist neben vielem anderen Teil des Pakets Hommage für stattliche 12.174 Euro Aufpreis. Darin enthalten ist auch eine 360-Grad-Kamera mit Bird-view-Ansicht. Das System funktioniert sehr gut und hilft, den toten Winkel beim Abbiegen zu eliminieren. Setzt man den Blinker, sieht man sein Mobil und den gesamten Bereich drumherum aus zwei verschiedenen Blickwinkeln. Überhaupt ist das Fahren sehr entspannt. Die hintere Blattfeder ist nicht aus Stahl, sondern aus Composite-Kunststoff, was offenbar eine feinere Abstimmung ermöglicht. Der Testverbrauch von 10,1 Litern pro 100 Kilometer geht in Ordnung.

Das fiel uns auf

 Die optionale 360-Grad-Kamera funktioniert sehr gut und eliminiert den toten Winkel beim Abbiegen.
 Die Spülenabdeckung kann auf der Besteckschublade abgelegt werden und als Arbeitsfläche dienen.
 Die Polster halten mit Magnetbändern an der Wand und können so sehr leicht abgenommen werden.

 Die Gasabsperrhähne sind sehr tief im Küchenblock installiert und deshalb nur unbequem bedienbar.
 Ein sorgfältig abgedichteter Toilettenschacht ist keine Preisfrage – hier gibt es Verbesserungsbedarf.
 Die Stufe von der Küche ins Bad ist mit rund 23 cm unkomfortabel hoch und im Alltag eine Stolperfalle.

Messwerte Fahrleistung

Beschleunigung: 0–50/80/100 km/h 7,0/14,2/22,6 s

Elastizität:
60–80/100 km/h (4.//5. Gang) 7,0/14,7//12,7/29,0 s
80–100 km/h (6. Gang) 8,2 s

Testverbrauch: 10,1 L/100 km.

Daten und Preise

Auf- und Ausbau:
Sandwich-Bauweise, PU-Verstärkungen, außen und innen GfK, Isoliermaterial Wand/Dach/ Boden XPS, Wandstärke Wand/Dach/Boden 38/38/63 mm, 5 Kunststoff-Isolierfenster mit Alu-Rahmen, 3 Dachhauben, 1 Panorama-Dachfenster.

Bordtechnik:
Gas-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 6, 10 Ausströmer (4 x Sitzgruppe, Einstieg, 2 x Bad, 2 x Schlafzimmer, Garage), Wasseranlage: Frischwasserschläuche, Abwasserrohre, Druckpumpe.

Basisfahrzeug:
Fiat Ducato Light, Flachrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2.184 cm3, Leistung 118 kW/160 PS bei 3.600/min, Drehmoment 380 Nm bei 1.500/min, manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe.

Preis

Grundpreis: 99.750 Euro
Ausstattung des Testwagens (Auszug):
180-PS-Motor/4,4-t-Chassis (15/60 kg) 3.855/2.019 Euro nicht im Testwagen enthalten
Paket Hommage: 100-Ah-Lithium-Batterie, 360-Grad- Kamera, Außendusche, Frontrollo u. a. (39 kg) 12.174 Euro (empfohlen)
Elektrisches Hubbett (35 kg) 1.715 Euro
Elektrische Trittstufe (10 kg) 893 Euro (empfohlen)
Testwagenpreis: 119.821 Euro

Weitere Ausstattung:
Neungang-Automatik (35 kg) 4.048 Euro (nicht im Testwagen enthalten)
Markise mit LED-Beleuchtung (35 kg) 979 Euro (nicht im Testwagen enthalten)
Anhängerkupplung light/heavy (65/45 kg) 2.334/2.029 Euro (nicht im Testwagen enthalten)
Dach-Klimaanlage (35 kg) 2.993 Euro (nicht im Testwagen enthalten)

Wertung

maximal 5 Punkte möglich

  • Wohnen: 3,8
  • Beladen: 2,8
  • Technik: 3,6
  • Fahren: 3,2
  • Preis & Service: 2,5