Hannes Camper Viica Van 64 (2024) im Test

Viica Van 64 im Test
Schicker Campingbus mit guter Ausstattung

Veröffentlicht am 27.07.2024

Im Jahr 2017 startete Hannes Camper als reine Fahrzeug-Vermietung mit einer kleinen Flotte von sechs Vans. Heute zählt das niedersächsische Unternehmen zwölf Vermietstationen in ganz Deutschland und eine in Österreich. Eigene Campingbusse vertreibt Hannes Camper seit 2023. Mit ihrem Debüt-Modell bewiesen sie bereits ein Händchen für modernes Innendesign. Nur ein Jahr später folgt nicht nur ein neues Fahrzeug-Modell, sondern damit zugleich die Einführung einer ganz neuen Marke.

Stylischer Campingbus

Bei den Viica Vans haben Käufer die Wahl zwischen den zwei klassischen Kastenwagen-Grundrissen: der 5,99 Meter lange Viica Van 60 mit Doppelbett und der 40 Zentimeter längere Viica Van 64 mit Längs-Einzelbetten, der zum promobil-Test antritt. Öffnet man die Schiebetür des Citroën-Jumper-Ausbaus, wird sofort klar, dass die Viica Vans ebenso hohe Designansprüche erfüllen sollen wie die Modelle der Schwestermarke. Gleichzeitig sollen sie aber funktionaler und robuster sein.

Deswegen sind die Möbel nicht wie im ersten Ausbau aus extraleichtem, recycelten PET-Material gefertigt, sondern aus stabilerem Pappel-Sperrholz. Optisch präsentiert sich das Interieur stylisch und modern. Die Kombination aus geschlossenen Hängeschränken und offenen Regalfächern schafft ein angenehm leichtes Raumgefühl. Obwohl dunkles Anthrazit im Testfahrzeug dominiert, entsteht kein Gefühl der Enge. Wer es dennoch heller bevorzugt, kann den Viica Van auch mit weißen Möbelfronten bestellen.

Viica Van 64

Hannes Camper Viica Van 64 (2024) f
promobil
  • Grundpreis ab: 75.900 Euro
  • Länge/Breite/Höhe: 6,36/2,05/2,65 m
  • Zul. GesamtgewichT: 3,5 t
  • Gurte/Schlafplätze: 4/2–5

Möbelbau: ein optisches Highlight

Hannes Camper Viica Van 64 (2024) f
Ingolf Pompe

Mit offenen Regalen in Freizeitfahrzeugen ist das so eine Sache – Einerseits verhelfen sie zu einem luftigeren Raumgefühl, andererseits fällt dort untergebrachtes Gepäck während der Fahrt schnell heraus. Im Testwagen schützen immerhin Rüttelkanten vor dem Herausfallen von Gegenständen. Allerdings sollten die Ablagen nur mit leichtem und nicht zu kleinteiligem Gepäck bestückt werden. Handtücher oder dicke Pullover eignen sich zum Beispiel gut. Kleinere Utensilien sind in den geschlossenen Hängeschränken gut aufgehoben. Die Klappen sind allesamt angeschrägt und fein abgerundet. Das beeinflusst zwar nicht deren Funktion, verleiht dem Interieur aber einen besonderen Look.

Nicht nur optisch hebt sich der Viica Van von der Konkurrenz ab, auch die Qualität des Möbelbaus überzeugt. Einheitliche Spaltmaße, solide Scharniere, Aufsteller und wertige Verschlüsse versprechen Langlebigkeit und schenken den Möbeln eine hochwertige Haptik. Ausgebaut wird beim Kooperationspartner Robeta in Slowenien. An serienmäßiger Ausstattung mangelt es dem Viica Van 64 nicht. So punktet die Küche mit einem cleveren Abfalltrennsystem.

Küche und Badezimmer

Hannes Camper Viica Van 64 (2024) f
Ingolf Pompe

In der Stirn der Küchenzeile befindet sich ein 70-Liter-Kompressorkühlschrank mit beidseitig angeschlagener Tür, gekocht wird auf einem Zwei-Flamm-Gaskocher. Anders als die Modelle der Schwestermarke ist der Viica Van funktionaler gedacht. Anstatt aufgesetzter Glas-Herdplatte und schnieker mattschwarzer Armatur ist eine leicht zu reinigende Herd-Spülen-Kombination aus Edelstahl in die Arbeitsfläche eingelassen. Davon ist im Viica Van 64 reichlich vorhanden.

Auch an Stauraum für Lebensmittelvorräte, Geschirr und Küchenutensilien mangelt es nicht. Gegenüber der Küchenzeile befindet sich das Bad. Sofort fällt die massive Badezimmertür mit innenliegenden Scharnieren und einer Drückergarnitur wie zu Hause auf. Das kleine Waschbecken reicht gerade noch für die morgendliche Katzenwäsche. Zum Duschen lässt es sich über die Banktoilette schwenken. Die tadellose Abdichtung der Nasszelle und die HPL-beschichteten Wände machen den lästigen Duschvorhang obsolet. Das heißt allerdings auch, dass nach dem Duschen alle Flächen wieder abgetrocknet werden müssen.

Lounge-Atmosphäre im Heck

Hannes Camper Viica Van 64 (2024) f
Ingolf Pompe

Die Längseinzelbetten im Heck des Viica Van 64 sind mit einer Länge von 1,87 Meter akzeptabel bemessen. Im Testwagen kommt die Liegefläche auf der Beifahrerseite dank optionaler Verlängerung sogar auf eine Länge von 2,05 Meter. Die gewonnenen 18 Zentimeter kosten aber ein praktisches, von oben zugängliches Staufach zwischen Küchenzeile und Bett. Eine Besonderheit ist der Lattenrost, der sich an beiden Enden aufstellen lässt. Öffnet man die Flügeltüren, kann man gemütlich im Bett sitzend den Blick nach draußen schweifen lassen.

Ein hochgeschätzter Vorteil von Wohnmobilen dieser Klasse ist der flexibel nutzbare Heckstauraum. Meist lässt sich die Liegefläche mit wenigen Handgriffen nach oben klappen und fixieren, so dass auch zwei Fahrräder Platz haben. Im Viica Van jedoch gibt es weder eine Arretierung noch eine Gasdruckfeder, die den Rost in aufrechter Position halten. Dass der Lattenrost nur lose auf dem Bettenunterbau liegt, kommt der Handhabung ebenso wenig zugute. Die verbesserungswürdige Konstruktion erschwert zudem den Zugang zu den eigentlich sehr praktischen Staufächern unterhalb der beiden Liegeflächen.

Hannes Camper Viica Van 64 (2024) f
Ingolf Pompe

Umfangreiche Serienausstattung

Der Blick auf die umfangreiche Ausstattungsliste tröstet über dieses Manko vielleicht hinweg. Ohne Aufpreis bereits mit an Bord sind zum Beispiel eine Thule-Markise, Dometic-Seitz-S4-Rahmenfenster, elektrische Wasserablassventile, eine Außendusche und ein komfortabler Schwerlastauszug für die beiden 11-Kilogramm-Flaschen, die unter anderem die 4-kW-Gasheizung von Dometic versorgen. Im Falle eines Unfalls gewährleistet ein Crash-Sensor Sicherheit.

Hannes Camper Viica Van 64 (2024) f
Ingolf Pompe

In Kombination mit dem Serienchassis, einem 140 PS starken Citroën Jumper, liegt der Grundpreis bei 75.900 Euro. Im Test kommt der Viica jedoch recht schwer in die Gänge, weshalb sich die 1.500 Euro Aufpreis für den leistungsstärkeren Motor mit 165 PS durchaus lohnen. Alternativ sind die Viica Vans auch auf Fiat-Ducato-Basis bestellbar. Die 140-PS-Variante kostet 8.900 Euro extra, die Top-Motorisierung mit 180 PS und Automatikgetriebe schlägt mit 11.900 Euro zu Buche. Immer mit dabei sind das Maxi-Chassis und die Anhängerkupplung.

Reisen zu viert sind möglich, wenn das Aufstelldach geordert wird. Spätestens dann wird es aber sehr knapp mit den Zuladungsreserven. Mehr Autarkie verschafft der Tausch der AGM-Bordbatterie gegen ein Lithium-Modell und das Solar- und Elektrikpaket inklusive Wechselrichter. Damit sind die vier 230-Volt-Steckdosen, die gleichmäßig im Wohnraum verteilt sind, überall nutzbar.

Daten und Messwerte

  • Auf- und Ausbau: Kastenwagen mit Blechhochdach, außen Stahl, innen textil-/kunstlederverkleidet, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden/Heck- u. Schiebetür 25 mm Armaflex EPE, 6 Kunststoff-Isolierfenster mit Privacy-Verglasung und Aluminium-Rahmen, 3 Dachhauben.
  • Bordtechnik: Gas-Gebläseheizung/Boiler Dometic Twin Boost 4000, 4 Ausströmer (1 x Sitzgruppe, Einstieg, Bad, Einzelbetten/Garage), Wasseranlage: Frischwasserschläuche, Abwasserrohre, Druckpumpe, elektrisches Frisch-/Grauwasserabl.ventil, Außendusche.
  • Basisfahrzeug: Citroën Jumper Blue 2,2 l HDi, Heavy/Maxi, Kastenwagen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2179 cm3, Leistung 103 kW/140 PS bei 3750/min, Drehmoment 350 Nm bei 1750/min, Sechsgang-Schaltgetriebe, Anhängerkupplung.
  • Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 5,4/12,8/22,9 s; Elastizität 60–80/100 km/h (4.//5. Gang) 8,2/18,2//19,3/29,7 s, Testverbrauch 10,2 L/100 km.

Preise und Ausstattung

Grundpreis: 75.900 Euro

(Citroën Jumper 35 L, Motor 103 kW/140 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II

Testwagenpreis: 82.200 Euro

  • ✘ 165-PS-Motor: ✔ 1.500 Euro
  • ✘ Solar- & Elektrikpaket: 130-WP-Solaranlage, Sinus-Wechselrichter 2.000 W (12 kg): 2.900 Euro
  • ✘ 2 x Hecktür Fenster Dometic Seitz S4 Privacy mit Verdunkelung und Fliegenschutz-Rollo: ✔ 800 Euro
  • ✘ Fenster Seitenwand Nasszelle: ✔ 400 Euro
  • Aufstelldach (95 kg): 7.950 Euro
  • Lithium-Batterie 100 Ah/200 Ah (12/25 kg): 1.400/2.800 Euro

✘ im Testwagen enthalten; ✔ empfehlenswert

Das fiel uns auf

 Durchdachte Details wie etwa das Müll-Trenn-System im Küchenblock zeichnen den Viica Van aus.
 So klappt der Einstieg ins Bett: In der Schottwand zwischen Heck und Wohnraum ist ein Tritt integriert.
 Der Gaskasten fasst zwei 11-Liter-Flaschen, die sich dank Lastenauszug bequem wechseln lassen.

  Aufstellbare Kopfteile im Bett sind fein, lassen aber keine durchgehende Matratze zu.

 Um an den Servicezugang des Wasserzugangs zu gelangen, muss erst der schwere Lattenrost weichen.
 Platz für die Fahrräder wäre da, doch nur Muskelkraft hält den Rost oben, eine Arretierung fehlt.

Wertung

maximal 5 Punkte möglich

Maßstab: Campingbusse mit Bad

  • Wohnen: 3,8 Punkte
  • Beladen: 2,9 Punkte
  • Technik: 3,6 Punkte
  • Fahren: 2,9 Punkte
  • Preise und Service: 3,7 Punkte