Da wird oft gemeckert, dass den Herstellern der Mut für Neues fehle, alles immer dasselbe sei und es fast nur noch Einzelbettengrundrisse gebe. Umso erfrischender, wenn sich ein Hersteller doch einmal etwas traut, auch wenn sich die Zielgruppe für manch innovative Aufteilung nicht immer gleich erschließt.
Der 649 HS von Forster ist so ein Fahrzeug. Er hat eine aktuell wieder mehr verbreitete Hecksitzgruppe, aber trotzdem – und das ist noch erstaunlicher – eine zweite Sitzgruppe vorn. Und das bei nur 6,49 Meter Gesamtlänge.
So ein neuer Grundriss als Versuchsballon darf bei einer budgetorientierten Marke wie Forster natürlich keine exorbitanten Entwicklungskosten verursachen. Blickt man in die Palette der Teilintegrierten, erkennt man auch rasch, dass der Grundriss des HS in puncto vordere Sitzgruppe, Bad und Küche mit dem gleich langen 649 EB identisch ist. Lediglich die Einzelbetten im Heck sind hier gegen die hintere Sitzgruppe und zwei sich anschließende Schränke getauscht.

Das spart Kosten und Entwicklungszeit. Vor allem sind in diesem Layout die zwei Gurtplätze vorne bereits erprobt und zugelassen – sogar inklusive serienmäßiger Ösen für Isofix-Kindersitze. So kann man sich die aufwendige Konstruktion von Gurtplätzen an der Hecksitzgruppe sparen, was neben dem Aufwand vermutlich auch Platz in dem ohnehin schon knappen Außenstauraum kosten würde.
Hubbett über Hecksitzgruppe
Über der Hecksitzgruppe hängt ein Doppelbett, über der vorderen ein Einzelbett. Beide können elektrisch bewegt werden. Auf den jeweils zehn Zentimeter dicken Matratzen liegt man dank einer Lattenrostunterkonstruktion bequem. Das Doppelbett ist mit maximal 1,88 mal 1,34 Meter allerdings nicht sehr groß. Das vordere Exemplar ist mit 1,91 mal 0,84 Meter immerhin ein wenig länger.
Als vierter Schlafplatz dient die Sitzgruppe vorn, die in wenigen Handgriffen mit Hilfe von Zusatzpolstern zum Bett umgebaut wird. Nutzt man beide vorderen Schlafgelegenheiten, ist der Ausgang durch die Aufbautür allerdings fast vollständig versperrt. Das sollte man bei der Betteneinteilung beachten und Langschläfer lieber hinten einquartieren.

Für gesellige Abende:
12 Sitzplätze an zwei Sitzgruppen
Treibt man es aufs Äußerste, finden an beiden Sitzgruppen sage und schreibe zwölf Personen Platz. Sechs hinten, zwei auf den gedrehten Fahrerhaussitzen, zwei auf der Rückbank, einer auf dem Seitensitz – und der zwölfte Camper findet seinen Platz vor der Aufbautür. Dort ist mittels eines Zusatzpolsters noch ein weiterer Sitzplatz möglich.
Im praktischen Reisealltag wird sich aber wohl eher ein Eltern- und ein Kinderbereich oder ein Frühaufsteher- und ein Nachteulen-Flügel herausbilden. Die Einsatzmöglichkeiten sind jedenfalls vielfältig – etwas Fantasie vorausgesetzt.
Klassischer Küchen- und Sanitärbereich
Der Einsatzbereich des Küchenblocks ist hingegen klar. Mit ausreichend Stauraum in drei Schubladen, einem Hänge- und einem Unterschrank können die üblichen Küchenutensilien gut verstaut werden. Praktisch ist der Auszug im unteren Teil des Küchenschranks. So kommt man leicht an Töpfe & Co., die darin Platz finden.

Das Spülbecken und der Dreiflammkocher sind klassenüblich. Was fehlt, ist echte Arbeitsfläche. Hier muss man sich mit der Abdeckung des Spülbeckens oder einem der beiden Sitzgruppentische aushelfen, denn eine Erweiterungsplatte für den Küchenblock ist nicht vorhanden. Der Absorberkühlschrank hält mit 142 Litern Volumen samt 15 Liter fassendem Gefrierfach reichlich Kühlraum für den Urlaub bereit.
Gegenüber der Küche befindet sich das Bad. Die Ausstattung ist praktisch und es gibt auch hier angemessen viele Staumöglichkeiten. Frische Luft und Licht strömen durch ein Fenster. Die Wasserversorgung erfolgt über eine Druckpumpe, die aus einem 115-Liter-Frischwassertank gespeist wird. Die integrierte Dusche kann einfach mit einer Plexiglaswand abgetrennt werden. Viel Platz hat man in der 59 mal 64 Zentimeter kleinen Kabine aber nicht. Dafür passt die Stehhöhe mit fast zwei Metern für die meisten Camper.
Knapp bemessener Stauraum, dafür durchdachte Technik
Das Stauraumangebot ist insgesamt etwas knapp bemessen. Besonders wenn man den 649 HS tatsächlich zu viert nutzen möchte. Denn dann müssen neben den Klamotten auch noch die Zusatzpolster für den Bettenbau vorn untergebracht werden. Auch bei der Zuladung wird es dann eng.
Zwei Personen kommen dagegen mit den 425 Kilogramm Reserve gut zurecht. Die Klamotten können im großen Kleiderschrank vor der Sitzgruppe und in diversen Hängeschränken leicht untergebracht werden.
Im Heckstauraum mit zwei kleinen, serienmäßigen Außenklappen finden Campingmöbel, eine Getränkekiste und etwas Zubehör Platz. Es erfordert eine gewisse Planung, wenn man alles sinnvoll in dem nicht so üppigen Stauabteil unterbringen möchte. Fahrräder müssen generell ans Heck. Immerhin gibt es dafür schon ab Werk die passenden Aufnahmen, so dass die Trägermontage kein Problem ist.

Bei der Bord- und Aufbautechnik kann der Forster Punkte sammeln. Dach, Wände und Boden sind aus einem holzfreien Sandwich aus GfK und XPS-Dämmung. Fünf Jahre Dichtigkeitsgarantie gibt es für den relativ hochwertigen Aufbau.
Der Toilettenschacht ist sehr gut abgedichtet, so dass beim Reinigen oder einer Fehlbedienung keine Flüssigkeiten in den Tiefen des Aufbaus verschwinden können. Der Gaskasten ist hoch über der Hinterachse eingebaut. Zusammen mit dem großzügigen Platz für zwei Elf-Kilo-Flaschen macht das das Hantieren an den Anschlüssen einfach. Allerdings muss man die schweren Gaszylinder weit nach oben wuchten und zudem stehen die Flaschen unpraktisch hintereinander.

Warmes Wasser und Luft zum Heizen erzeugt eine Truma Combi 4. Über acht Ausströmer bekommt man den Innenraum schnell warm. Besonderheit ist ein Warmluftauslass in der T-Haube über dem Cockpit, der vor allem dem Schläfer auf dem vorderen Hubbett zu Gute kommt und das prinzipbedingt schlecht isolierte Fahrerhaus ausgleicht. Die Heizung und das Frostwächterventil sind zur Bedienung und für Servicearbeiten ebenso gut zugänglich wie die Bordelektrik.
Kritik gibt es für die Aufbautür, denn die ist mit einer Durchgangsbreite von gut 50 Zentimetern etwas schmal. Dafür kann man sie mit der Zentralverriegelung des Basisfahrzeugs koppeln. Das kostet allerdings 190 Euro Aufpreis.
Die Serienausstattung ist ansonsten ziemlich vollständig, zumindest wenn man akzeptiert, dass zwei von drei angebotenen Paketen als Pflichtoption hinzukommen. Ohne das Sicherheitskomfortpaket für 690 Euro – mit dem Beifahrerairbag – und das Reisekomfortpaket (1990 Euro), das die Klimaanlage und die Radiovorbereitung einschließt, wird kaum ein 649 HS das Werk verlassen. Auch die Aufbaubatterie kostet extra: 450 Euro.
Apropos Preis: Mit 16 Prozent MwSt., die Forster aktuell an die Kunden weitergibt, reduziert sich der Basispreis auf 48.242 Euro. Maßgeblich für den Steuersatz und damit den günstigeren Preis ist allerdings das Auslieferungs- und nicht das Bestelldatum. Ab 2021 gelten dann wieder die im Test genannten Preise.
Das fiel uns auf
Der sehr gut abgedichtete Toilettenschacht hilft beim Reinigen und wenn mal was schiefgeht.
Die Isofix-Halterungen auf den Gurtplätzen der vorderen Querbank sind ohne Aufpreis mit an Bord.
Der Gaskasten ist großzügig bemessen. Das erleichtert den Flaschenwechsel. Störend: die hohe Ladekante.
Stauraum ist eher knapp. Durch die Hecksitzgruppe bleibt wenig Platz für sperriges Gepäck.
Das Klappbrett für den Bettumbau vorn ist nicht fixiert und erzeugt auf holpriger Straße manche Geräusche.
Forster T 649 HS (2021)

Länge/Breite/Höhe: 6,49/2,35/2,95 m
Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg
Gurte/Schlafplätze: 4/4
Grundpreis ab: 49.490 Euro
Testwagenpreis: 55.380 Euro
Wertung
Fazit
Zwei Sitzgruppen im Reisemobil? In den Forster T 649 HS muss man sich ein bisschen hineindenken, um die Vorzüge zu entdecken, die seine ungewöhnliche Aufteilung bei verschiedenen Einsatzszenarien hat. Der Heckstauraum und das Bad sind allerdings etwas zu klein geraten. Ohne die vordere Sitzgruppe und als reines Zwei-Personen-Mobil wäre der Grundriss für mich persönlich noch spannender.
Forster T | |
Grundpreis | 50.490,00 € |
Aufbau | Teilintegriert |
Maße | 649 x 235 x 295 mm |
Leistung | 89 kW / 120 PS |
Motor | 2,3 l Multijet |
Sitze mit Gurt | 4 bis 4 |
Schlafplätze | 4 bis 4 |