Wenn man mit dem Forster unterwegs ist, werden Erinnerungen wach an alte Zeiten, als der Alkoven noch des Deutschen liebstes Wohnmobil war. Und an Urlaubsreisen mit Kind und Kegel und mit Freunden, als sich dann auch mal vier Kids in der gemütlichen Schlafnase zusammenkuschelten.
Doch die Wehmut ändert nichts daran, dass der Alkoven heute einen schweren Stand hat. Manche Argumente sind nachvollziehbar, andere weniger. Altbacken und nicht mehr zeitgemäß sei er, heißt es. Okay, etwas barock und zerklüftet wirkt die Form schon. Wie sich der Alkovenaufbau über das Fahrerhaus hermacht, als wollte er es auffressen.
Doch der Forster ist ein gutes Beispiel, wie moderne Materialien und Konzepte, gepaart mit den weiterhin gültigen prinzipiellen Vorteilen der Alkovenbauart, auch heute noch ein attraktives und vor allem preiswertes Modell ergeben.
Solider und stabiler Aufbau

Modern, das gilt beim Forster besonders für die Aufbaukonstruktion. Während früher ganze Baureihen mit Undichtigkeiten und schleichendem Stabilitätsverlust gerade im Alkovenbereich kämpften, zeigt sich der Forster mit holzfrei aufgebauter Kabine, geschlossenzelligem Isolierschaum und GfK rundum – außen wie innen – für jegliche Wetterkapriolen gut gewappnet. Dass Wände, Dach und Boden dabei zusammengeklebt und nicht mehr geschraubt werden, unterstreicht den fortschrittlichen Ansatz noch. Olfaktorischer Nachweis der kompletten GfK-Hülle ist allerdings auch ein intensiver Styrol-Geruch – viel Lüften ist beim Neufahrzeug nötig.
Die Seitz-Fenster mit PU-Schaumrahmen und die Mini- und Midi-Hekis im Dach aus gleichem Hause belegen ebenso, dass hier solide Grundlagen geschaffen wurden. Das gilt auch für die Ausstattung. Zwei Pakete mit Basics wie Klimaanlage, elektrischen Außenspiegeln, Beifahrer-Airbag und Tempomat müssen zwar für zusammen rund 2700 Euro dazugebucht werden. Manches andere, was es sonst teils nicht einmal gegen Aufpreis gibt, ist dagegen schon serienmäßig.
Zwei Plätze mit Isofix-Ösen für entsprechend vorbereitete Kindersitze sind generell mit an Bord – sehr lobenswert für ein Familienmobil. Auch die Beckengurte auf der Bank gegenüber kosten keinen Aufpreis, ebenso wie der Bettumbausatz für die Sitzgruppe. Der A 699 HB ist damit eines von ganz wenigen Modellen des Marktes, die bereits zum Grundpreis für sechs Personen ausgelegt sind. Freilich wird die Vollbesetzung nicht der Regelfall sein, denn zu sechst essen ist an der Dinette schwierig. Dafür sollte man noch ein, zwei Klapphocker mitnehmen.

Und auch mit der Zuladung wird es dann schnell eng, wenn man mit den 3,5 Tonnen serienmäßigem Gesamtgewicht auskommen möchte. Wer die Personen- und Stauraumkapazitäten öfter ausnutzen will, sollte besser gleich zu einer der drei Auflastungsstufen greifen, die ab Werk angeboten werden. So steigt das zulässige Gesamtgewicht auf bis zu 4,4 Tonnen, was dann weit über 1000 Kilo Zuladung bedeutet.
6 Schlafplätze mit kleinen Mankos
Ansonsten überzeugt die Sitzgruppe durch Großzügigkeit. Das breite Fenster und die üppige Stehhöhe tun ein Übriges. Der Tisch steht stabil und hat eine gute Größe – ist aber nicht erweiterbar. Zwiespältig ist der Eindruck der Kunstlederbezüge auf den Bänken. Einerseits zeigen sie sich erfreulich pflegeleicht, weil mit einem feuchten Lappen gut abwischbar – gerade mit Kindern ein Vorteil. Andererseits sind sie wenig kuschelig und anschmiegsam.

Um aus der Dinette ein passables Gästebett zu basteln, müssen die Lehnenpolster abgenommen, der Tisch abgesenkt, die Bankverbreiterungen ausgeklappt sowie zwei, relativ sperrige Matratzenstücke aufgelegt werden. Daneben bleibt noch etwas Gang übrig, auch um die Alkovenleiter aufzustellen. Das Mansardenbett kann mit den üppigsten Liegemaßen im ganzen Fahrzeug aufwarten. Die Matratze liegt auf einem Lattenrost. Zwei Leselampen stehen links an einem Wandpanel für kleine Bücherwürmer bereit. Auf dieser Seite mündet auch ein Heizungsausströmer. Zudem windet sich ein geschlitztes Warmluftrohr nach vorn in die Alkovenspitze. Damit sollte auch im Winter niemand in der Schlafhöhle frösteln. Reichlich Ablagemöglichkeiten finden sich auf beiden Seiten und auch vorne quer auf einem Brett.
Mama und Papa dürfen sich im Heckbett ausstrecken – ausbreiten eher nicht, denn die Matratze verschmälert sich am Fußende von 1,30 auf 1,18 Meter. Wenn sich das manuell höhenverstellbare Bett in unterster Position befindet, fällt das Einsteigen leicht. Weniger angenehm sind die dann offen liegenden Gurte der Hubmechanik und die Stauraumtürrahmen am Kopf- und Fußende. Ist das Bett in oberster Position, wächst die Einstiegshöhe um 37 Zentimeter auf 1,24 Meter – die dann nötige Aufstiegshilfe sucht man vergeblich.
Die Stauraumkapazität überzeugt

Zur Verköstigung von vier bis sechs Reisenden ist die Küche gut ausgerüstet. Zwischen dem Kocher mit Elektrozündung und der Spüle mit solider Armatur bleibt noch etwas echte Arbeitsfläche und auf dem angrenzenden, serienmäßigen 149-Liter-Kühlschrank finden sich zwei praktische Ablageboards. In den Hänge- und Unterschränken kommen die üblichen Vorräte und Kochgerätschaften gut unter. Fehlt nur noch ein Besteckeinsatz für die oberste Schublade.
Das Bad gegenüber zeigt sich praxisgerecht eingerichtet. Stauraum gibt es relativ reichlich in Hänge- und Unterschrank. Für den Blick in den Spiegel muss man sich allerdings ziemlich bücken. In die Duschkabine geht’s gleich nebenan. Der wuchtige Radkastenüberbau schränkt die Bewegungsfreiheit etwas ein. Mehr stört aber, dass es hier so finster ist. Ein Mini-Heki statt des simplen Pilzlüfters wäre eine feine Sache, ebenso wäre noch eine Kleiderstange nützlich.
Immerhin gibt es mit dem Kleiderschrank vorn rechts und sechs großen Hängeschränken ein ganz gutes Platzangebot. Die Sitztruhen sind zwar durch Bordtechnik belegt, aber für Sperriges gibt es ja noch den Heckstauraum, der mit angehobenem Bett zur großzügigen Fahrradgarage wird.
Das fiel uns auf
PU-Rahmenfenster als serienmäßige Ausstattung findet man in dieser Preisklasse eher selten.
Zum Familienfrieden im Urlaub können die Handy-Lademöglichkeiten nicht unerheblich beitragen.
Beim Beladen des Küchenunterschranks muss man auf die offenen Installationen Rücksicht nehmen.
Bei abgesenktem Heckbett liegen die Rahmen der Garagentüren offen. Hier fehlen Verkleidungen.
Bei angehobenem Bett ist es fast unmöglich hineinzukommen. Eine passende Leiter – Fehlanzeige.
Forster A 699 HB (2020) im Überblick

Gurte/Schlafplätze: 6/4-6
Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg
Länge/Breite/Höhe: 6,99/2,35/3,20 m
Grundpreis ab: 48.490 Euro
Fazit
Der A 699 HB überzeugt vor allem durch seine robuste Aufbautechnik und eine sinnvolle Grundausstattung – die beiden Basispakete mit eingerechnet. Familien freuen sich über die sechs Gurtplätze serienmäßig, zwei davon mit Isofix. Sechs Essplätze am Tisch gibt es allerdings nicht und auch das höhenverstellbare Heckbett muss Kritik einstecken. Das Preis-Leistungs-Verhältnis für das Gesamtpaket ist aber gut.
Forster A | |
Grundpreis | 48.490,00 € |
Aufbau | Alkoven |
Maße | 699 x 235 x 320 mm |
Leistung | 88 kW / 120 PS |
Motor | 140 Multijet |
Sitze mit Gurt | 6 bis 6 |
Schlafplätze | 6 bis 6 |