La Strada Nova EB (2020) im Test: TI ab 100.000 Euro

La Strada Nova EB (2020) im Test
Exklusiver Teilintegrierter ab 100.000 Euro

Veröffentlicht am 13.07.2020

Das ist mal ein Hingucker. Wenn nicht sogar der schickste Teilintegrierte überhaupt. Viele können dem Nova nicht das Wasser reichen. Der Smove von Niesmann + Bischoff vielleicht oder ein Wingamm Oasi, dessen Karosserie wie beim La Strada in Monocoque-Bauweise gefertigt ist. Dach, Heck- und Seitenwände werden aus einem Teil gebacken, ohne Verbindungskanten oder -nähte. Die Neuentwicklung hat den Nova weiter aufgewertet.

Die Oberflächengüte, Glanz und Glätte sind vorzüglich. Klappen und Türen sitzen jetzt plan in der Außenschale; Scharniere und Griffe verschwanden, um die Linienführung nicht zu beeinträchtigen– ein schöner Effekt, den die klobigen Magnetaufsteller aber teilweise wieder wettmachen. Alle Zugänge – abgesehen jedoch von der Aufbautür – werden fernentriegelt, teils elektrisch, teils via Bowdenzug. Aufwendige Lösungen und kostspielige dazu. Und weil beim Nova obendrein ein Mercedes Sprinter druntersteckt, landet man schnell in der Preisklasse eines größeren Carthago oder Hymer-Integrierten.

La Strada Nova EB (2020)
Karl-Heinz Augustin

Doch trotz entsprechendem Kontostand möchte mancher lieber ein kompakteres Reisemobil fahren, mit allem Pipapo einer modernen Basis wie Abstandsregeltempomat, sauber integriertem Infotainment mit Sprachsteuerung, womöglich Allradantrieb. Und mir nichts, dir nichts – steht der La Strada auf der Liste. Wobei "kompakt" eindeutig relativ ist. Der neue Nova EB ist zwar nur 2,15 Meter breit und damit klar unter der Norm, aber drei Meter hoch (mit Allrad noch höher) und ganze sieben Meter lang.

Luftiger Schlafbereich mit großem Heckfenster

Einen triftigen Grund gibt es dafür. La Strada hat die Neuentwicklung genutzt, um den bei deutschen Kunden so beliebten Einzelbetten-Grundriss in die schnittige Kabine zu implantieren. Der Aufwand hat sich gelohnt: Der Blick ins Schlafzimmer ist prächtig, was besonders an dem großen Heckfenster liegt, das das Fehlen seitlicher Öffnungen mehr als nur kompensiert. Baut man beide Liegeflächen nicht zum Querbett um, stehen rechts 2,0 Meter und links 1,9 Meter Liegelänge zur Verfügung, leicht eingeschränkt allerdings durch eine Kante am Kopfende sowie auf der rechten Seite. Der Liegekomfort gefällt. Von den aufstellbaren Kopfteilen über die Beleuchtung – dimmbare LED-Leisten unter den Schränken und zwei biegsame Leselampen im Technolook – bis hin zu Steckdosen und Ablagen für Smartphones passt auch die Ausstattung. Dank zwei großer Stufen findet man jederzeit sicher ins Reich der Träume.

La Strada Nova EB (2020)
Karl-Heinz Augustin

Am anderen Ende platziert man sich klar weniger freizügig. Eckbank und Vordersitze rücken nah an den Tisch heran; nachts schränkt zudem ein Vorhang das Raumgefühl und die Verstellbarkeit der Pilotensitze ein – Faltrollos zur Verdunklung wären besser. Zu zweit oder zu dritt findet man dennoch Platz. Wer’s gern großzügiger hätte, wählt anstelle des Sideboards einen vierten Sitz. Der Tisch lässt der Gesellschaft genug Beinfreiheit, steht aber nicht ganz erdbebensicher und wirkt besonders beim Verschieben der Platte etwas labil. Allerdings hat er während der Fahrt einen sicheren Platz über den Fahrersitzen – löblich.

Dem Bad mangelt es weder an Platz noch an Komfort. Nobel und stabil ist die dunkle Bodenwanne aus Kunststoff, jedoch bei Nässe etwas rutschig. Das gilt besonders barfuß beim Duschen. Die ausreichend große Kabine entsteht, wenn man das Waschbecken hochklappt. Türsegmente in Position falten, fertig. Nettes Extra: der Trennvorhang, der sich vorn am Bad über den Gang vorziehen lässt. So hat man blickgeschützt mehr Platz zum Umziehen.

Von allen Baugruppen im Nova ist die Küche am stärksten kompromissbehaftet. Verglichen mit anderen Teilintegrierten ist der Kühlschrank klein, 90 Liter Volumen sind das Maximum; außerdem sitzt er unbequem tief. Mit zwei Kochflammen kann man auskommen, zumal auch große Pfannen auf die Topfträger passen. Die Spüle rechts vom Herd ist flach. Freuen darf man sich über das große Klappbrett und die helle Beleuchtung.

La Strada Nova EB (2020)
Karl-Heinz Augustin

Noch mal zurück zum Anfang der Geschichte: Nach der Begeisterung über die schnittig gezeichnete Kabine, die sinnlichen Kurven und präzisen Kanten wirkt der Innenausbau eher emotionsarm. Mehr Farbe bringen die zahlreichen Polster- und Möbeldekore ins Spiel, doch das Interieurdesign ist geprägt von der Sachlichkeit planer Flächen, rechter Winkel und gerader Kanten. Trotz dieser Divergenz zwischen außen und innen darf man dem Ausbau hohe Funktionalität und unerschütterliche Solidität attestieren. Die Möbel sind robust und relativ "klapperarm", die Beschläge hochwertig, offene Verschraubungen selten; und stets findet sich da, wo man sie braucht, auch eine Ablage.

Großzügiger Stauraum & durchdachte Bordtechnik

Überhaupt hat’s La Strada gut gemeint mit Stauraum. Neben dem Kleiderschrank unter dem rechten Bett, groß und auch passabel zugänglich, stehen ganze zehn Hängeschränke zur Verfügung. Ein sicherheitsversessener Tester wünschte sich statt der Magnetverschlüsse an Hängeschränken und Badtür zwar lieber eine mechanische Lösung, doch ungewollt geöffnet hat sich beim Probecampen keine der Öffnungen.

La Strada Nova EB (2020)
Karl-Heinz Augustin

Die Heckgarage wird in der Nutzung durch ein massives Podest, mit dem der hintere Teil des Leiterrahmens überbaut ist, spürbar eingeschränkt. Die Höhe schrumpft so in einem großen Bereich auf 1,06 Meter, was für viele Fahrräder jedoch ausreicht. Darüber hinaus gefallen ein paar nette Details: ein Extrafach fürs Kabel, Zurrschienen an der Heckwand (für die Befestigung von Campingstühlen oder Haltebügeln für Fahrräder) und zwei Lampen mit zuvorkommenden Bewegungsmeldern.

Überhaupt ist die Bordtechnik des Nova eine sehr durchdachte und aufgeräumte Angelegenheit. Wählt man optional den Kompressorkühlschrank und die Dieselheizung, reichen die zwei 11-Kilo-Gasflaschen eine gefühlte Ewigkeit. Eine Servicekamera erleichtert die Abwasserentsorgung. Umständlicher gestaltet sich das Leeren des Frischwassertanks, weil man das ganze Sitzpolster abschrauben muss. Kommt ja zum Glück nicht so oft vor.

Und die Zuladung? In Summe bleiben völlig ausreichende 605 Kilo übrig, trotz knapper Vorderachsnutzlast und ungleichmäßiger Gewichtsverteilung. La Strada ist so vernünftig und bietet den schwergewichtigen Beau gleich serienmäßig mit 4,1 Tonnen Gesamtgewicht.

Viel Komfort fürs Fahrgefühl

La Strada Nova EB (2020)
Karl-Heinz Augustin

Was beim Fahren die entsprechenden Einschränkungen mit sich bringt: eine in Deutschland auf 100 km/h beschränkte Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen, bindende Ver- und Gebote für Lkw. Niemand wird den schlanken Teilintegrierten an den Straßenrand winken, weil er an einer Lasterkolonne vorbeizischt, nur so richtig legal wäre das auf manchen Etappen eben nicht. Noch ein Punkt macht hohe Geschwindigkeiten unattraktiv: die deutlich anschwellenden Windgeräusche von der Dachhaube.

Davon abgesehen fährt sich der Nova, um’s kurz zu machen, gut. Die Federung schluckt Fahrbahnschwächen mit großer Komfortkompetenz (während der Wassertank fröhlich vor sich hin gluckst). Das wegen der weichen Abstimmung besonders bei langsamem Geschwindigkeiten, z.B. beim Abbiegen ausgeprägte Schaukeln ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Prachtvoll schiebt der potente Sechszylinder-Diesel (4070 Euro) an. Derweil sortiert die geschmeidige Siebengang-Automatik (2595 Euro) so weich und treffsicher, dass man die Schaltwippen am Lenkrad schnell überflüssig findet. Die Thermotronic (2800 Euro) regelt das Klima, die MBUX-Einheit (2095 Euro) akzeptiert Ziele via Sprachbefehl und navigiert – allerdings ohne fahrzeugspezifische Daten zu berücksichtigen – zuverlässig dorthin. Die Ergonomie passt dank vielfach anschmiegbaren Leder-Luxus-Pilotensitzen (1995 Euro) und weit verstellbarem Lenkrad (Serie) überdurchschnittlich gut.

Haben Sie mitgerechnet? Ja, Mercedes-Extras sind teuer. Und nicht nur die. Doch dafür ist der Nova nicht nur ein kostspieliges Reisemobil, sondern auch ein richtig gutes.

Das fiel uns auf

 Die maßgefertigten Fenster, Türen und Klappen sitzen plan und rahmenlos in der GfK-Außenhaut.
 Ladegerät, Bordbatterie und Sicherungen finden sich aufgeräumt in der Heckgarage.
 Einfach und gut: Ersatzjacken können gleich an zwei Kleiderstangen in der Garage abhängen.
  Sitztiefe und Lehnenneigung der Rückbank sind verstellbar, die Sitzfläche liegt aber unbequem hoch.
 Der Tischfuß muss in eine kleine Öffnung im Boden eingedreht werden. Klappt selten auf Anhieb.
 Da muss La Strada noch mal ran. Risse am Hecktürscharnier passen nicht zu Anspruch und Preisklasse.

Grundinformationen La Strada Nova EB (2020)

La Strada Nova EB (2020)
Karl-Heinz Augustin

Gurte/Schlafplätze: 4/2
Zul. Gesamtgewicht: 4100 kg
Länge/Breite/Höhe: 6,99/2,15/2,99 m
Grundpreis ab: 100.930 Euro
Testwagenpreis: 140.967 Euro

Wertung

Technische Daten
La Strada Nova
Grundpreis97.430,00 €
AufbauCampervan
Maße699 x 215 x 299 mm
Leistung120 kW / 163 PS
Motor2,2 CDI
Sitze mit Gurt4 bis 4
Schlafplätze4 bis 4