Fendt-Caravan wagt mit der neuen Marke NEXT einen mutigen Schritt in eine neue Richtung. Die Marke soll junge Camper erreichen und sich damit von der Muttermarke Fendt deutlich abheben. Zumindest bei den zwei wichtigen Faktoren Preis (ab 18.900 Euro) und Gewicht (ab 1.000 Kilo zulässige Gesamtmasse) hält der NEXT 380, der gerade zu den aktuell 54 Händlern in Deutschland rollt, dieses Versprechen. Äußerlich weist nichts auf Herkunft aus dem Hause Fendt hin. Der Wohnwagen konzentriert sich auf das Wesentliche. Bei genauerem Hinschauen, bietet er dennoch den gewohnten Fendt-Komfort. Einen der ersten Next 380 durfte sich CARAVANING für diesen ersten Test in Mertingen abholen.
Man dürfe und könne den 380 nicht mit den angestammten Fendt-Baureihen vergleichen, bittet und erklärt Fendt-Chef Hans Frindte beim Gespräch am Abholtag. Weil es sich eben nicht um ein neues Fendt-Modell handle, sondern um ein eigenständiges Produkt einer eigenständigen Marke. Doch von ihren Grundsätzen abweichen wollen sie in Mertingen nicht. In einem Punkt sei der Vergleich mit Fendt nämlich ausdrücklich gestattet, so Frindte – bei der Verarbeitungsqualität.
Next 380
- Grundpreis ab: 18.900 Euro
- Gesamtlänge/Breite/Höhe: 5,88/2,19/2,59 m
- Zul. GesamtgewichT: 1.000–1.300 kg
- Schlafplätze: 2+1

Die Innenansicht des Next 380.
Effiziente Leichtbauweise
Beweisen muss sich der Next 380 noch am selben Tag auf dem Campingplatz Waldpark Hohenstadt. Es ist schon dunkel, als wir die Parzelle erreichen. Schon beim Platzieren fällt auf, wie sich der Next 380 auf seinen serienmäßigen, mit tragfähigen, jedoch billigen Reifen bestückten Alu-Felgen manövrieren lässt. Die Vermutung bestätigt sich später auf der Waage. Mit 795 Kilogramm ist er wirklich leicht – fünf Kilo leichter sogar als angegeben.
Obwohl beim Testwagen schon die beiden Ausstattungspakete "NXtec 1.3" und "NXcom" an Bord sind. Sie schlagen mit summiert 2.380 Euro und 47 Kilo zu Buche und beinhalten mit Warmwasserbereiter, Fliegenschutztür, Deichselfahrradträger, wahlweiser Auflastung auf 1,1 oder 1,3 Tonnen, sechs Filzboxen und zwei Zierkissen nicht nur sinnvolle, sondern schlicht alle Optionen, die es überhaupt ab Werk gibt. Mit der 1.300-Kilo-Achse bietet der Next 380 immense Zuladungsreserven, weswegen das NXtec-1.1-Paket mit 1100er-Achse locker genügt. Selbst mit der Ein-Tonnen-Serienachse bleiben Reserven für Gepäck.

Auf der Waage zeigt der Next 380 perfekte Balance und geringes Gewicht. Sogar mit 1000er-Serienachse bleibt genug Zuladung.
Nicht so leicht fällt es, erst recht bei Nacht, mit der Kurbel die vorne wie hinten recht weit unter dem Wagenboden montierten Stützen zu treffen. Und zwischen Stützradknauf und Handbremshebel ist weniger als eine Handbreit Platz, was beim engagierten Spindeln auch mal weh tun kann.
Gemütliches Ambiente
Nach dem Anschluss an den Landstrom versorgt der 340-Watt-Umformer eine quadratische Deckenlampe mit Haupt- und Ambientelicht, je einen LED-Leuchtstreifen in Küche, Toilettenraum und über dem Waschtisch mit 12 Volt. Zusätzlich montiert Next vier hochwertige, dimmbare Schwanenhalsleuchten an Bett und Dinette, in deren Sockel je zwei USB-C-Buchsen integriert sind. Sie sind die einzigen Stromquellen vorn und hinten – die vier 230-Volt-Steckdosen verteilt Next auf Küche (zwei Stück), Waschtisch und die Ablage über dem Kühlschrank. Während sich die Dinette mit der Deckenlampe in helles, fast grelles Licht tauchen lässt, bleibt es rund ums Längsbett im Bug ziemlich schummrig, selbst wenn das Licht am Waschtisch brennt.

Die Varioheat-Heizung ist in der rechten Sitztruhe abgetrennt vom Stauraum. Durch die straff sitzenden Polster ist der Zugang aber nicht so leicht.
Weil es kalt ist draußen, muss die Heizung ran. Die kompakte, 3,7 kW starke Truma Varioheat ist Serie im Next und teilt sich mit dem Herd den Inhalt der 5-Kilo-Flasche im kleinen seitlichen Gasfach unter dem Bett; weder hat der Next einen Bugkasten noch Platz für eine 11-Kilo-Pulle. Und so schränkt der Gasvorrat die Wintertauglichkeit empfindlicher ein als der 31 respektive 37 Millimeter dicke Wand- und Bodenaufbau. Für die kalte Nacht auf der Schwäbischen Alb reichte der Vorrat locker. Auch Heizleistung und Warmluftverteilung geben keinerlei Anlass zu Kritik.
Das vernehmlich arbeitende Gebläse der Varioheat lässt sich für die Nachtstunden auf akzeptables Niveau drosseln.Am Kühlschrank ist der Nachtmodus beinahe noch wichtiger. Denn das leistungsstarke Kompressorgerät von Dometic brummt, mutmaßlich verstärkt durch die Leichtbauhölzer, deutlich hörbar. Dafür ist es durch die erhöhte Einbauposition im Eingangsbereich und den beidseitigen Türanschlag von innen und außen bestens erreichbar.
Wohntauglichkeit
Weil das Bier auch draußen kalt wird, bleibt der Kühlschrank aus. Dem gemütlichen Feierabend in der Dinette steht nichts im Wege. Die exakt geschnittenen Polster sind straff, die sicher stehenden Rückenlehnen ausreichend hoch und der verschiebbare Einhängetisch stabil. Die aufgedoppelte Winterrückenlehne am Bug verkleidet Next mit Stoff, ihre breite Oberkante ist sogar weich gepolstert. Wohin man fasst, macht alles einen robusten, soliden Eindruck. An die Ablagen über den Sitzbänken könnten sich Kinder hängen. Da biegt sich nichts, obwohl Gewichtsparen höchste Priorität genießt.

Next hat zwar das Mobiliar aufs Wesentliche reduziert, nicht aber die Dinette: Die Polster sind straff und gut, der Einhängetisch ist stabil.
Die Tür zum Toilettenraum schließt satt und sitzt exakt, ebenso die Türen vor den Schränken. Freilich wirkt das Interieur durch viele offene Flächen und Regale statt umlaufender Dachstauschränke sowie sichtbare Möbelverbinder nicht übermäßig heimelig – aber auch nicht karg. Doch daran, dass dieser Vorserien-Next sehr gut verarbeitet ist, besteht kein Zweifel. Und wer sich auskennt, entdeckt in den Oberschränken doch eine Zutat aus dem Fendt-Regal: Die kräftigen Scharniere und Aufsteller mit ordentlicher Zuhaltekraft kommen bis hin zur Top-Baureihe Diamant zum Einsatz – und haben leichtes Spiel mit den Klappen.
Zeit fürs Bett. Die Rollos vor den Fenstern sind zu, die Raffvorhänge herabgelassen. Und schon beim Reinkrabbeln ins Bett fällt auf: An der Matratze wurde nicht gespart. 15 Zentimeter dicken 7-Zonen-Kaltschaum haben selbst Wagen in höheren Klassen nicht immer zu bieten. Entsprechend gut ist der Schlaf – zumindest allein. Zu zweit muss man sich schon lieb haben bei 1,33 Meter Bettbreite. Nach einem Meter ab Kopfende, also ungefähr auf Hüfthöhe, verjüngt sich die Matratze auf 94 Zentimeter.

Die Toilette reduziert die Bettbreite auf 1,33 Meter. Davon abgesehen gönnt Next Campern eine dicke Matratze.
Der Grund für das schmale Bett versteckt sich im rudimentär eingerichteten Separee hinter einer Tür, an deren Innenseite zwei Handtuchhaken montiert sind: Die Banktoilette beansprucht 67 von 206 Zentimeter Gesamt-Innenbreite. Vermutlich setzt Next auf das breiteste Toilettenmodell von Thetford, weil es mit 15 Litern den größten Spülwasservorrat hat. Der 25-Liter-Frischwassertank versorgt also nur das Waschbecken und die Spüle.
Letztere ist Teil des Zweiflammkochers, der ohne Piezo-Zünder auskommen muss. Mehr als das stört jedoch, dass der Next kein Küchenfenster hat. Die große Arbeitsfläche mit Platz und Anschlussmöglichkeit für eine Kaffeemaschine entschädigt dafür zum Teil. Stauraum gibt es in den zwei geschlossenen Oberschränken und zwei stabilen Schubladen mit Selbsteinzug. Die unterste Ebene im Küchenblock ist leer: Hier können Transportboxen als mobile Stauräume mit einem Band gesichert werden – doch nur die Laschen dafür sind ab Werk montiert. Die offenen Fächer Richtung Sitzgruppe indes sind nur am Platz nutzbar. Die kleineren Filzboxen aus dem NXcom-Paket passen hier zwar hinein, können aber nicht fixiert werden.

Arbeitsfläche und Stauraum zeichnen die Küche aus. Unten gibt es statt einer Schublade Platz für Boxen. Das Regal ist während der Fahrt tabu.
Schade, denn der Next ist flotter Gangart nicht abgeneigt. Obwohl es ab Werk keine Anti-Schlinger-Kupplung gibt, was im Testschema ebenso Abzug gibt wie die Abwesenheit selbstnachstellender Bremsen, erweist er sich als exzellenter Nachläufer. Eine Tempo-100-Zulassung bekommt er auch so: Verfügt das Zugfahrzeug über eine im Fahrzeugschein eingetragene Anhänger-Stabilisierung via ESP, dürfte es 1,3 Tonnen leicht sein und trotzdem 100 km/h fahren.
Mit der Frage nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis endet dieser Ausflug: Für einen Leichtcaravan ist der Next zwar nicht billig, angesichts der guten Verarbeitung und einer Grundausstattung, die bei ähnlichen Konzepten meist Aufpreis kostet, nicht zu teuer.
Daten und Messwerte
Karosserie
- Aufbau: Sandwichbauweise mit EPS-Schaum-Isolierung. Dach Alu-Glattblech (31 mm), Seitenwände Alu-Glattblech (31 mm), Bug/Heck Glattblech. Boden Sperrholz-Sandwich (37 mm). Einteilige Aufbautür 171 x 58 cm mit Fliegengitter, Einstiegshöhe 51 cm. Serviceklappe 100 x 42 cm. Gasfach hinter Seitenklappe für 5-kg-Flasche.
- Anbauteile: Einteiliger Heckleuchtenträger, aufgesetzte Rangiergriffe an Bug und Heck.
- Fenster/Hauben: 4 Ausstellfenster mit Rastaufstellern, gesicherten Fensterknebeln und Rastrollo-Verdunkelung, 1 Dachluke 40 x 40 cm. Pilzlüfter Toilettenraum.
Bordtechnik
- Gas/Heizung: Gasheizung Truma Varioheat Comfort (4,1 kW), 12-Volt-Gebläse, 6 Ausströmer (1 x Eingang, 2 x Sitzgruppe, 1 x Bettstaukasten,1 x Waschtisch, 1 x Toilettenraum). 5-kg-Gasflasche.
- Wasseranlage: 25-Liter-Frischwassertank, Tauchpumpe, Truma Therme.
- Elektrik: Umformer Dometic SMP 301-03, 340 W. 4 Steckdosen (2 x Küche, 1 x Waschtisch, 1 x über Kühlschrank). 8 USB-C-Anschlüsse (2 in jedem Schwanenhals-Spot).
- Beleuchtung: Zweistufige Deckenleuchte, 4 dimmbare Schwanenhals-Lesespots, je 1 Leuchtstab Küche, Toilettenraum und Waschtisch, Küchenarbeitslicht.
- Küchenausstattung: Zweiflammkocher ohne Zündhilfe, integrierte Rechteck-Spüle mit faltbarem Hebelmischer, Glasabdeckung. 12-V-Kompressorkühlschrank Dometic RC 10.4T.90 mit 90 Liter Nutzinhalt inkl. herausnehmbarem Gefrierfach.
- Sanitärbereich: Thetford-Banktoilette C-402 X mit separatem Spülwassertank 15 L. Rundwaschbecken mit Hebelmischer.
Preise und Ausstattung
Grundpreis: 18.900 Euro
TÜV/Zulassungsbescheinigung II 190 Euro
Testwagenpreis: 21.280 Euro
- Paket NXtec 1.1 inkl. Auflastung 1.100 kg, Fahrradträger, Therme, Außenstauklappe (33 kg) ✔ 1.390 Euro
- ✘ Paket NXtec 1.3 inkl. Auflastung 1.300 kg, Fahrradträger, Therme, Außenstauklappe (33 kg) ✔ 853 Euro
- ✘ Paket NXcom mit Fliegenschutztür, Truma Therme, 2 Kissen und 4 Filzkörbchen (14 kg) 990 Euro
✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert; notwendige Ausstattung
Das fiel uns auf
Die Dinette hat sehr gute Polster und lässt sich durch Füße am Tisch zu einem stabilen Zusatzbett umbauen.
Stabile Rahmen um Therme und Ablassventile im Bettstauraum – und hochgesetzte Warmluftleitungen.
Ein bisschen Fendt: Die hochwertigen Scharniere gibt’s auch im Diamant. Außerdem: top Verarbeitung.
15 Liter Spülwasser schonen die Wasserreserven. Zudem ist der Schacht sehr sauber ausgekleidet.
Der Kompressorkühlschrank ist von innen und außen zugänglich und kühlt kräftig – brummt aber auch so.
Der Next ist zwar kein Wintercaravan, hat aber Gasherd und -heizung. Da sind fünf Kilo Gas arg knapp.