Das Trentino vertreibt die Camper von den Dolomitenpässen. Jedenfalls solche, die mit ihrem Wohnmobil, Campervan, selbstausgebautem Kastenwagen oder Zelt an den Routen hinauf zum Sella- oder Pordoijoch illegal übernachtet haben. Auf den Parkplätzen entlang der Passstraßen soll in Zukunft – vermutlich schon im Verlauf des Jahres 2026 – höchstens zeitlich befristet mit Parkscheibe oder Parkschein geparkt werden dürfen. So hat es der Landtag der Provinz Trentino auf Antrag eines Abgeordneten beschlossen. Damit will die Region in Norditalien das unkontrollierte Dauerparken über Nacht, das viele Touristen zum wilden Campen ausnutzen, eindämmen. Orientieren sollen sich die Maßnahmen im Trentino laut der Beschlussvorlage an den Regelungen, die die nördliche Nachbarregion Südtirol für ihre Passstraßen schon vor einiger Zeit eingeführt hat.
Val di Fassa wird zum Hotspot der Wildcamper
Eingereicht hat den Antrag der Abgeordnete Luca Guglielmi aus dem Val di Fassa, wo die Passstraßen auf der Südseite des Sellastocks im Sommer 2025 förmlich übergequollen sein sollen. Laut der Tourismusagentur APT Val di Fassa gibt es dort insgesamt 2.389 Parkplätze (teilweise Notfallparkplätze) entlang des Sella-, Pordoi- oder Campolongopasses (Teil der Sellaronda).
Diese Plätze sind komfortabel, von wundervollen Bergen umrahmt und deshalb attraktiv für Wildcamper. Doch das illegale Camping hat fatale Folgen für Natur und Anwohner. "Es handelt sich um Gebiete ohne Ausstattungen, sanitäre Einrichtungen, Mülleimer oder Wasserquellen, die in der Hauptreisezeit regelrecht überrannt werden", erklärte Nicolò Weiss, Director der APT Val di Fassa gegenüber dem Fernsehsender RAI.
Hälfte der Parkplätze ist nachts belegt
In der Hochsaison seien die Plätze überfüllt, was zu Müllproblemen, Umweltverschmutzung und gesundheitlichen Risiken führe. Besonders kritisch sei die Lage auf der Straße, die Canazei mit dem Sellajoch verbindet. Hier, so Nicolò Weiss, waren in den zentralen Augustwochen mehr als 50 % der 283 Parkplätze nachts besetzt. Die Zahlen sind nicht aus der Luft gegriffen. Die Tourismusagentur hat die Wiesen und Parkplätze kartografiert und im Juli und August nachts bis 7 Uhr Inspektionen durchgeführt. Es reiche bis zu "illegalen Campingplätzen von Wohnmobilen an den Pässen und in Notfallparkplätzen", heißt es in Luca Guglielmis Antrag für den Landtag.

Auf der Südtiroler Seite der Passstraße zum Sellajoch, gibt es schon strengere Parkregeln. Wer von hier aus in Richtung Süden nach Canazei im Trentino weiterfuhr, fand im Hochsommer fast die Hälfte der Parkplätze entlang der Passstraße nachts belegt durch Dauercamper vor.
Dieses zunehmende Wildcamping hat Auswirkungen auf die gesamte Region. Die steigende Zahl an Wildcampenden verursacht nicht nur Umweltprobleme, sondern auch einen Übertourismus, den die Dörfer im Val di Fassa kaum noch stemmen können. Das steht im Widerspruch zum Ziel des nachhaltigen Tourismus, den das Trentino gemeinsam mit dem benachbarten Südtirol verfolgt. "Es ist eine respektlose Ausnutzung eines Systems, das gleichzeitig so fragil und schützenswert ist wie das der Dolomiten", kritisiert Provinzrat Luca Guglielmi gegenüber der Zeitung Il Dolomiti. Genau deshalb habe er seinen Antrag eingebracht. Aus dem Titel lassen sich die Einschränkungen für Autofahrende und Camper übrigens nicht herauslesen, denn er lautet schlicht: "Maßnahmen zum Schutz des UNESCO-Weltkulturerbes der Dolomiten"
Befristete Parkerlaubnis gegen Wildcamper
Vorgesehen ist die Einführung von Parkverboten und/oder zeitlich begrenzten Parkscheibenregelungen, sowohl auf den Pässen als auch in den Zugangsrouten zu diesen, insbesondere in den Abend- und Nachtstunden. Außerdem sollen Verkehrsdelikte von Motorrad- und Autofahrenden stärker bekämpft werden. Die Behörden wollen mit diesen Maßnahmen auch den nachhaltigen Tourismus fördern und verhindern, dass die Dolomiten weiter als "Wildcamping-Ziele" missbraucht werden.

Die Parkplätze direkt am Scheitelpunkt des Sellajoch sind im Sommer auch ohne Wohnmobile und Wohnwagen schon voll belegt. Die Dolomiten sind durch den Titel Unesco Kulturerbe zur überlaufenen Hotspot des Massentourismus geworden.
Mit dem Trentino nimmt schon die zweite Region, in der Teile des Welterbes Dolomiten liegen, den Kampf gegen ungeordneten Tourismusdruck durch Wildcamper auf. Im nördlich gelegenen Südtirol gelten an den Alpenässen schon länger härtere Parkregeln.
Wohnmobilparkverbot in Wolkenstein – Südtirol
Die Gemeinde Wolkenstein im Grödnertal hat schon ein nächtliches Parkverbot für Wohnmobile und Campingbusse auf öffentlichen Parkplätzen und an Straßen erlassen. Der Tourismusort ist die nördliche Nachbarkommune von Canazei. Grödner (Südtirol) und Fassatal (Trentino) sind an der Stelle nur vom Sellastock und der Langkofelgruppe getrennt. Wolkenstein schafft mit seinem Parkverbot einen Präzedenzfall für ganz Südtirol und vermutlich auch das Trentino. Zumindest sollen schon mehrere Kommunen Interesse an einer Übernahme der Regelung bekundet haben, sollte sie die Überprüfung durch italienische Gerichte überstehen.












