Die Campervermietungsbranche steckt im Umbruch. Während einige Anbieter expandieren und neue Märkte erschließen, kämpfen andere mit finanziellen Schwierigkeiten – einige mussten sogar Insolvenz anmelden. Doch wer sind die Gewinner und Verlierer dieses Wandels?
Was tun, wenn die Womo-Vermietung insolvent wird?
Sie haben eine Miete gebucht und eventuell schon Geld ausgegeben, um ein Mietfahrzeug zu reservieren? Plötzlich geht die Vermietung Bankrott. Welche Rechte Kundinnen und Kunden haben, zeigen wir hier am Beispiel von Roadfans.
1. Was bedeutet die Insolvenz von Roadfans für Kundinnen und Kunden?
Das Insolvenzeröffnungsverfahren hat Auswirkungen auf laufende Buchungen, bereits bezahlte Leistungen und zukünftige Ansprüche. Da vor dem Tag der Insolvenzantragsstellung (17.10.24) gezahlte Beträge wie Gutscheine, Kautionen und Mieten Teil der Insolvenzmasse sind, müssen betroffene Kunden ihre Forderungen im Rahmen des Insolvenzverfahrens anmelden. In der Zukunft liegende Buchungen werden voraussichtlich storniert. Ein Anspruch auf ein Mietmobil besteht dann nicht mehr. Kunden, die aktuell mit einem Mietfahrzeug unterwegs sind, können ihre Reise gemäß den Vereinbarungen im Mietvertrag beenden, wie Roadfans in der offiziellen Pressemitteilung schreibt.
2. Was passiert mit meiner laufenden Buchung?
Wenn Sie eine laufende Buchung haben, wird diese voraussichtlich storniert. Sie haben keinen Anspruch mehr auf die Nutzung des Wohnmobils, es sei denn, es wird eine besondere Regelung getroffen. Sollten Sie bereits eine Anzahlung oder den vollständigen Mietbetrag gezahlt haben, gehört diese Zahlung zur Insolvenzmasse. Sie können Ihre Forderung beim Insolvenzverwalter anmelden.
3. Bekomme ich mein Geld für eine stornierte Buchung zurück?
Gelder, die vor der Insolvenzanmeldung gezahlt wurden, sind Teil der Insolvenzmasse. Die Rückerstattung ist daher ungewiss und hängt vom Verlauf des Insolvenzverfahrens ab. Es ist ratsam, Ihre Forderung so früh wie möglich beim Insolvenzverwalter anzumelden.
4. Was passiert mit bereits bezahlten Gutscheinen?
Leider zählen auch Gutscheine als Teil der Insolvenzmasse. Wenn Sie einen Gutschein erworben haben, müssen Sie diesen als Forderung gegenüber der Insolvenzmasse anmelden. Eine Rückerstattung oder Nutzung des Gutscheins ist nur möglich, wenn der Insolvenzverwalter dies gestattet.
5. Was passiert mit meiner Kaution?
Falls Sie bereits eine Kaution gezahlt haben, wird auch diese Teil der Insolvenzmasse. In der Regel wird eine Kaution erst bei Abholung des Fahrzeugs belastet. Wenn dies jedoch bereits erfolgt ist, sollten Sie auch diesen Betrag als Forderung beim Insolvenzverwalter geltend machen. Konkret heißt es in der offiziellen Pressemitteilung von Roadfans: "Rückzahlungen von Kautionen, die bis zum 17.10.2024, dem Tag der Insolvenzantragstellung, von Kunden für die Anmietung gezahlt wurden, dürfen aus insolvenzrechtlichen Gründen nicht erfolgen."
6. Wie kann ich eine Forderung im Insolvenzverfahren anmelden?
Sie müssen Ihre Forderung direkt beim zuständigen Insolvenzverwalter anmelden. Dazu sollten Sie die offizielle Insolvenzbekanntmachung abwarten, die in der Regel auch Informationen zur Anmeldung von Forderungen enthält. Roadfans hat auf der offiziellen Webseite des Unternehmens bereits ein FAQ zu allem rund um die Insolvenz angekündigt. Es ist wichtig, alle Belege für gezahlte Beträge wie Rechnungen und Überweisungsbelege bereitzuhalten.
7. Kann ich noch ein Wohnmobil bei Roadfans kaufen oder mieten?
Es ist möglich, dass Roadfans weiterhin Fahrzeuge verkauft, insbesondere im Rahmen eines Insolvenzverkaufs. Diese Angebote können attraktiv sein, aber es ist wichtig, den Zustand der Fahrzeuge sorgfältig zu prüfen und sich über etwaige Gewährleistungen zu informieren.
Der Mietbetrieb wurde laut der offiziellen Pressemitteilung vorläufig eingestellt. Kunden, die derzeit noch mit angemieteten Wohnmobilen unterwegs sind, können die Nutzung vertragsgemäß fortsetzen und das Fahrzeug gemäß den Vereinbarungen im Vertrag zurückgeben. Rückzahlungen von Kautionen, die bis zum 17.10.2024, dem Tag der Insolvenzantragstellung, von Kunden für die Anmietung gezahlt wurden, dürfen jedoch aus insolvenzrechtlichen Gründen nicht erfolgen, heißt es in der Pressemitteilung ebenfalls.
8. Gibt es eine Chance, dass Roadfans den Betrieb wieder aufnimmt?
Dies hängt vom Verlauf des Insolvenzverfahrens und den Entscheidungen des Insolvenzverwalters ab. Manchmal kann ein Unternehmen während eines Insolvenzverfahrens restrukturiert werden, um den Betrieb fortzusetzen. In anderen Fällen wird das Unternehmen liquidiert, also alle verfügbaren Vermögenswerte zu Geld gemacht, um die Gläubiger bestmöglich auszuzahlen.
9. Kann ich ein bereits gebuchtes Wohnmobil dennoch abholen?
In der Regel dürfen Kunden während des Insolvenzverfahrens keine bereits gebuchten Wohnmobile abholen, da alle Vermögenswerte des Unternehmens gesichert und verwaltet werden müssen. Klären Sie dies direkt mit dem Insolvenzverwalter, falls besondere Regelungen möglich sind.
10. Wie erfahre ich, wer der Insolvenzverwalter ist und wie ich ihn kontaktieren kann?
Sobald das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet wurde, wird ein Insolvenzverwalter ernannt. Diese Informationen werden meist auf der offiziellen Webseite des Unternehmens oder durch öffentliche Bekanntmachungen verbreitet. In diesem Fall ist laut einer Ankündigung auf Roadfans.de der Rechtsanwalt Nikolaos Antoniadis als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt. Der Insolvenzverwalter ist Ihr Ansprechpartner für alle weiteren Schritte.
11. Gibt es eine Frist für die Anmeldung meiner Forderungen?
Ja, nach der offiziellen Eröffnung des Insolvenzverfahrens wird es eine Frist für die Anmeldung von Forderungen geben. Diese Fristen sind zwingend einzuhalten, um Ihre Ansprüche geltend zu machen.
Verlierer: Off und Roadfans – Von Start-up zum Scheitern
Im Herbst 2024 sorgten zwei große Insolvenzen für Schlagzeilen: Off, ehemals Camper Boys, sowie Roadfans meldeten fast zeitgleich ihre Zahlungsunfähigkeit an.
Off: Vom schnellen Wachstum zur Insolvenz
Das Münchner Unternehmen Off, gegründet 2016 als Camper Boys, war lange eine Erfolgsgeschichte. Mit einer Flotte von 1.200 Fahrzeugen an zehn Standorten schien das Start-up auf Wachstumskurs. Doch Ende Oktober 2024 meldete das Unternehmen Insolvenz an. Hintergrund war eine gescheiterte Finanzierungsrunde, die das Geschäft zum Stillstand brachte.
Off suchte aktiv nach Investoren, um das Unternehmen zu retten. Im Januar 2025 dann die Verkündung: Freeventure übernimmt mit Vanever Teile von Off. Der Standort in Hamburg und das Backoffice-Team konnten so erhalten bleiben. Die Off-Fahrzeuge hat Vanever nicht übernommen.
Roadfans: Von 7 auf 13 Standorte – dann das Aus
Ähnlich lief die Geschichte bei Roadfans aus Mönchengladbach – nur ohne Happy End und Übernahme. 2017 mit nur sieben Wohnmobilen gestartet, wuchs das Unternehmen rasant und war zuletzt an 13 Standorten in Deutschland vertreten. Roadfans hatte bis dato rund 1.100 Fahrzeuge und 185 Mitarbeitende. Erst im März 2024 eröffnete der Vermieter eine neue Filiale in Leipzig. Doch die Expansion war nicht nachhaltig genug, und Roadfans musste im Oktober 2024 Insolvenz anmelden.
Die Ursachen der Insolvenz führt das Unternehmen in der offiziellen Pressemitteilung auf eine Vielzahl von Faktoren zurück. Unter anderem bereiteten starke Schwankungen in der Nachfrage Roadfans große Probleme, auf Lieferengpässe während der Corona-Pandemie und des Krieges gegen die Ukraine folgte eine Überproduktion von Neufahrzeugen. Hinzu kamen gestiegene Zinsen, die den Preisdruck im Neu- und Gebrauchtwagenhandel erhöhten.
Man arbeite mit Hochdruck daran, mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und das Unternehmen für die Zukunft neu aufzustellen, so Roadfans. Je nach Ausgang des Insolvenzverfahrens und der Einschätzung des vorläufigen Insolvenzverwalters, des Rechtsanwalts Nikolaos Antoniadis, besteht also noch Hoffnung auf eine Zukunft für das Unternehmen.
Diese Nachricht kam für viele Kunden überraschend, insbesondere für jene, die bereits Wohnmobile für den Urlaub gebucht hatten. Sie mussten daraufhin ihre Ansprüche geltend machen, da bereits geleistete Zahlungen Teil der Insolvenzmasse sind. Laufende Buchungen wurden storniert und bereits gezahlte Beträge wie Mieten und Kautionen einbehalten. Betroffene müssen ihre Ansprüche daher gegenüber dem Insolvenzverwalter geltend machen. Dies betrifft auch die Frage, ob und in welcher Höhe Gutscheine oder Kautionen zurückerstattet werden können.
"Für die Unannehmlichkeiten und die entstandenen Unsicherheiten möchten wir uns aufrichtig entschuldigen," schreibt Roadfans auf der offiziellen Facebook-Seite. Ein FAQ soll die wichtigsten Fragen klären.
Gewinner: Roadsurfer und Indie Campers setzen auf Expansion
Während einige Vermieter ums Überleben kämpfen, treiben andere ihr Wachstum konsequent voran. Besonders Roadsurfer und Indie Campers setzen auf Expansion – und das nicht nur in Europa.
Roadsurfer: Wachstumspläne mit Nordamerika-Fokus
Das Münchner Unternehmen Roadsurfer sieht die Zukunft in der Internationalisierung. Schon jetzt hat der Vermieter Stationen in Los Angeles, Las Vegas und San Francisco. 2025 sollen vier neue Standorte in Seattle, Denver, Salt Lake City und Phoenix dazukommen. "Insbesondere der nordamerikanische Kontinent ist für europäische Kundinnen und Kunden ein beliebtes Reiseziel und zeigt starkes Wachstumspotenzial", erklärt Markus Dickhardt, Mitbegründer und CEO von Roadsurfer.
Aber auch in Europa geht es weiter: In Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich sollen neue Mietstationen entstehen. Ziel ist eine weltweite Flotte von 10.000 Fahrzeugen und eine Umsatzsteigerung von 30 Prozent.
Indie Campers: Neue Märkte im Visier
Auch der portugiesische Anbieter Indie Campers setzt auf Expansion. Mit 12 neuen Stationen in Europa, Nordamerika und Ozeanien will das Unternehmen weiter wachsen.
Besonders Deutschland bleibt im Fokus: Düsseldorf und München sollen neue Großdepots bekommen, die deutsche Flotte auf über 1.000 Fahrzeuge anwachsen. Gleichzeitig plant Indie Campers, den Umsatz gegenüber 2024 zu verdoppeln.