Vier Reisende in einem geräumigen Alkovenmobil sind nichts Ungewöhnliches. Dass zwei davon schnurrende Vierbeiner sind, dagegen schon. Zwar sind Katzen die beliebtesten Haustiere der Deutschen, doch im Gegensatz zu Hunden sind sie nur selten beim Camping mit dabei. Ganz anders bei Dorothea und Peter.
Nachdem sie 2013 ihren Campingbus gegen einen geräumigen Concorde Charisma 850 getauscht hatten, zogen 2015 zwei Katzenkinder in ihre Wohnung, ihre Herzen und später auch in das Wohnmobil ein. Sina und Monti durften von klein auf mit Katzengeschirr und Leine nach draußen – zunächst am Heimatort, später auch auf dem Campingplatz.
Ein Ausbau für Katzen
Katzengerecht ausgestattet wurde der Concorde nach und nach. Da Katzen Aussichtsplätze lieben und Rückzugsmöglichkeiten brauchen, wurde das Alkovenbett zum Reich der Geschwister. Von dort aus lässt sich das Wohnmobilrevier gut überblicken. Kratzmatten und eine Kratzrolle aus Sisal für die Maniküre gibt es ebenso wie Spielmäuse fürs Jagdvergnügen. Sogar eine lässige Hängematte zum Schlafen hat dort Platz.
Doch Katzenhalter wissen: Die einnehmenden Stubentiger teilen auch "großzügig" die Plätze mit ihren Menschen, die eigentlich gar nicht für sie gedacht waren. Entsprechend okkupieren die zwei Katzendamen auch das Heckbett, die Sitzgruppe und bei Gelegenheit das Waschbecken. Gefahrenzonen, wie etwa das Fliegengitter an der Aufbautür, haben Dorothea und Peter vorsorglich durch eine maßgeschneiderte Kratzmatte ersetzt.

Ein ruhiger Platz für die Katzentoilette und eine von vielen Kratzmöglichkeiten finden sich unter dem Tisch.
Der Futterplatz ist in einer ruhigen Nische unter der Sitzbank eingerichtet. Mit einigem Abstand zu den Fressnäpfen steht die geschlossene Katzentoilette unter dem Tisch. Obwohl daneben noch ein Kratzbaum steht, finden in der geräumigen Sitzrunde trotzdem vier Personen Platz. Ganz ohne Geruchsbelästigung, denn auch die empfindlichen Katzennasen legen großen Wert auf eine stets saubere Einstreu, weshalb ihre Hinterlassenschaften regelmäßig aus dem Katzenklo in eine geruchsdichte Entsorgungsbox in der Heckgarage kommen.
Warum der Concorde Charisma 850?
Doch wie kamen Dorothea und Peter überhaupt dazu, das Wohnmobil katzentauglich zu machen? Der große Concorde war bei seiner Anschaffung zunächst besonders wegen seiner großen Heckgarage interessant. Mit einem ausgeklügelten System bringt Peter darin zwei Sport-Enduros unter.

Die verschmutzte Katzenstreu wird geruchslos im sogenannten Litter-Locker in der Heckgarage gesammelt.
Zwei große Touren-Motorräder nehmen die beiden außerdem im Anhänger mit. Das stattliche Reisemobil mit viel Wohnraum war also schon vorhanden, als die zwei Bengalkatzen zu Dorothea und Peter kamen.
"Letztlich war es schwieriger, einen Katzensitter zu finden, als Sina und Monti mitzunehmen", erklärt Dorothea. Seit ihrem Ruhestand sind Reisen über Wochen und Monate hinweg keine Seltenheit. An das Zuhause im Wohnmobil haben sich Sina und Monti schnell gewöhnt. Monti verdankt ihren Namen übrigens einer ehemaligen Montesa-Trialmaschine der beiden Motorrad-Enthusiasten.
Der ewige Zweikampf Hund gegen Katze
Begegnungen mit Hunden können beim Leinengang allerdings zum Problem werden. "Wir gehen deshalb aktiv auf Hundehalter auf dem Campingplatz zu und bitten sie, ihren Hund an die Leine zu nehmen", sagt Dorothea. Das Katzengeschirr ähnelt einem Mäntelchen und sitzt recht locker. In problematischen Situationen lassen sich die Katzen daran hochnehmen. Bei Gefahr schlüpfen sie aber auch mal aus dem Geschirr und sausen ins sichere Wohnmobil, dessen Tür darum immer offen steht.

Wenn Dorothea ruft, legen Peter und Sina zusammen einen Sprint bis zurück zum Wohnmobil hin.
So sind die beiden auch noch nie unterwegs weggelaufen. "Generell suchen wir weniger stark frequentierte Campingplätze auf und stellen uns nicht in die Nähe von Hundehaltern", sagt Peter. Die Anmeldung der Katzen in der Rezeption sorgt meist für Schmunzeln, abgewiesen wurden sie noch nie.
Neben der Leidenschaft fürs Motorradfahren nehmen sich die beiden viel Zeit für ihre Samtpfoten. Die Ausflüge an der Leine können schon mal zwei bis drei Stunden dauern. Und da Katzen gerne eine gefühlte Ewigkeit an einem Busch schnuppern, ist ein Klapphocker oft mit von der Partie.
Während der Motorradtouren bleiben Sina und Monti im Mobil. Da die Fenster zur Sicherheit der beiden geschlossen bleiben müssen, sorgt eine Klimaanlage für angenehme Raumtemperaturen.
Das ist die Katzen-Familie
Dorothea und Peter mit den Kätzinnen Sina und Monti (Geschwister, 10 Jahre alt, Bengalen).

Bengalen: Die auffällig gefleckten "Leopardetten" gelten als äußerst verspielt, aktiv und neugierig, aber auch anpassungsfähig, sofern ihnen ausreichend Beschäftigung geboten wird.
Mit der Katze in den Campingurlaub
Katzen sind Individualisten, bauen aber häufig eine starke Bindung zu ihren Menschen auf – und umgekehrt. Da fällt es vielen schwer, die Samtpfote im Urlaub daheim zurückzulassen. Ob sich eine Katze für eine Wohnmobilreise eignet, lässt sich nicht pauschal anhand der Rasse beantworten.
Viel mehr als von der Zuschreibung von Charaktereigenschaften hängt es von der individuellen Persönlichkeit der Katze ab, die von ihren Erfahrungen, Lernprozessen und Einflüssen geprägt ist. Wichtig dabei, dass die Katze generell entspannt ist und nicht zu ängstlich auf neue Situationen reagiert.
Ist die Katze aktiv, neugierig und eher an ihre Menschen als an ihre Umgebung gebunden, dann kann eine gemeinsame Reise eine Option sein. Damit das Wohnmobil zum neuen Zuhause für die Katze wird, muss es ausreichend Platz und Rückzugsmöglichkeiten sowie vertraute Gerüche bieten.
Auch Spiel- und Kratzmöglichkeiten und ruhige, möglichst weit voneinander entfernte Plätze für Futter, Wasser und die Katzentoilette müssen vorhanden sein. Bei Hauskatzen geht man in der Regel von einem Platzangebot von etwa 30 bis 40 Quadratmetern beziehungsweise mehreren Räumen aus.
Da die Katze im Wohnmobil mit einem deutlich eingeschränkteren Platzangebot auskommen muss, sollte man unbedingt dafür sorgen, dass bei der Katze keine Langeweile und in deren Folge Unruhe und Stress aufkommt.
Fahrt zum Urlaubsort
In der Straßenverkehrsordnung (StVO) gibt es keine spezielle Vorschrift für den Transport von Haustieren wie Hund oder Katze. Rechtlich gilt ein Tier als Ladung, die laut Paragraf 22 der StVO ausreichend gesichert werden muss. Eine Transportbox ist hier die beste Möglichkeit, die Katze während der Fahrt sicher unterzubringen. In der Sitzgruppe kann sie unter dem Tisch oder auf der Sitzbank jeweils mit Gurten gesichert platziert werden.

An die Transportbox/-tasche sollte die Katze von klein auf gewöhnt sein.
Eine vom TÜV Süd getestete Transportbox für kleine Hunde und Katzen bietet etwa der Schweizer Hundeboxen-Spezialist 4pets an. Sie lässt sich entweder über die Sicherheitsgurte oder die Isofix-kompatiblen Schnellverschlüsse befestigen. Eine gute Voraussetzung für die Fahrt im Reisemobil ist, wenn die Katze von kleinauf an die Transportbox und das Autofahren gewöhnt ist und damit nicht nur negative Erfahrungen wie den Tierarztbesuch verbindet.
Sicherheitsgeschirre für den Transport von Katzen im Auto werden zwar angeboten, allerdings gibt es derzeit keine von unabhängigen Prüforganisationen wie TÜV oder DEKRA-zertifizierten Sicherheitsgurtsysteme, die speziell auf die Anatomie von Katzen ausgelegt sind.
Gesundheitsvorsorge und Kennzeichnung
Für Reisen innerhalb der EU benötigen Katzen einen EU-Heimtierausweis. Er muss die Registernummer und einen Nachweis über die Tollwutimpfung dokumentieren. Seit 2011 ist dafür bei erstmaliger Kennzeichnung ein Mikrochip vorgeschrieben. Katzenbesitzerinnen und -besizer sollten sich mindestens vier Wochen vor der Reise von ihrem Tierarzt beraten lassen.
So treten etwa im Mittelmeerraum parasitäre Krankheiten wie die Leishmaniose auf, die vor allem durch den Stich infizierter Sandmücken übertragen wird. Auch sollte man sich rechtzeitig vor der Reise beim Auswärtigen Amt über besondere Einreisebestimmungen für Katzen informieren.












