Hymer Venture S (2023)
Alle Infos und Video zum 225.000-Euro-Camper

Neuheiten 2023

Ein Offroad-Sprinter mit pneumatischem Dach und Sonnenterrasse – das klingt ganz schön luxuriös. Tatsächlich ist Hymers Campingbus-Innovation so teuer wie ein Luxusliner.

Messenachlese - Hymer Venture S
Foto: Bernd Thissen

Hymer scheint endlich aus dem Corona-Dornröschen-Schlaf erwacht zu sein. Seit der Übernahme durch US-Konzern Thor 2019 kamen keine komplett neuen Fahrzeuge und Baureihen von der Marke auf den Markt. Der Venture S bricht diesen Bann. Hymer plant, als erste Serie etwa 100 Fahrzeuge zu bauen.

Jetzt meldet sich Deutschlands wohl bekannteste Marke mit einem Paukenschlag zurück: Der Hymer Venture S setzt das in Serie um, was der Hersteller auf dem Caravan Salon 2019 noch als reine Studie präsentierte. Bestellbar: ab sofort. Mit einem Preis, der Interessierte mit den Ohren schlackern lässt. Was bietet der Venture S fürs Geld?

Wohnmobil-Neuheiten 2023

Einen Test des Fahrzeugs lesen Sie in der aktuellen promobil-Ausgabe 12/2022.

Zweistöckiger Grundriss mit Sonnendeck

Am Heck fällt die große Panorama-Fensterfront auf allen drei Seiten auf. Innen kann man von einer Hecksitzgruppe ein 180-Grad-Panorama durch die Echtglas-Fenster genießen. Bei schönem Wetter klappt das Heck auf und wird zu einer Sonnenterrasse mit Bambusboden im Yacht-Look. Bis zu 350 Kilo soll die Terrasse tragen. Optional ist an der Klappe auch ein Fahrradträger montierbar.

Hymer Venture S (2023)
Hymer
Die Hecksitzgruppe mit Terrasse ist bislang noch einmalig auf dem deutschen Markt.

Oben am Fahrzeug prangt ein außergewöhnliches Aufstelldach, das sich nach hinten öffnet. Es besteht aus einem Luftkammersystem, das so ähnlich bereits im Bürstner Lyseo Gallery in Serie bestellbar ist. Dort sorgt es für einen aufblasbaren Alkoven, im Hymer Venture stellt sich das Dach als sogenanntes "Instant Loft" nach oben auf. Auch die Matratze wird vom Kompressor mit Luft versorgt und kann via App in der Härte eingestellt werden. Gehalten wird das Aufstelldach von zwei Bügeln, die am Fahrerhaus ansetzen.

Hymer Venture S (2023)
Hymer
Das Bett im Aufstelldach: Den Härtegrad der Matratze soll man via App individuell einstellen können.

Im Innenraum entsteht so ein Schlafzimmer für Zwei im Oberstübchen, das sich via galanter Treppe erklimmen lässt, die gleichzeitig Stauraum bietet. Insgesamt ist das Fahrzeug für die Nutzung zu zweit ausgelegt. Zwar lässt sich die Hecksitzgruppe zu einem dritten Schlafplatz umbauen, die Zahl der Gurtsitzplätze ist aber auf die beiden Fahrersitze im Cockpit begrenzt.

Autarkie dank Solartechnik und Bad

Eine klassische Sitzgruppe vorne fehlt also. Dafür kann man den Beifahrersitz drehen und mit einer klappbaren Bambustischplatte zum mobilen Office machen. Leselicht, Stromanschluss und Stauraum – alles fürs Büro unterwegs ist hier vorhanden.

Hymer Venture S (2023)
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Ein mobiles Office mit integriertem Arbeitstisch bringt ein biegsames Oberlicht und USB-Steckdosen mit.

Für genügend Strom an Bord sorgt das Hymer Smart-Battery-System und 320-Ah-Lithiumbatterien. Damit soll der Venture S bis zu zehn Tage Autarkie ermöglichen. Zusätzlichen Strom können drei 115-Watt-Solarmodule auf dem Dach erzeugen.

Hinter dem Pilotensitz ist ein Vario-Bad untergebracht. Die Schwenkwand in Schieferoptik gibt entweder eine optionale Keramiktoilette und ein Waschbecken frei, oder eine bodentiefe Dusche.Zum Duschen lässt sich der Raum in den Flur hinein in eine großzügige Duschgelegenheit erweitern. Die Frischwasservorräte betragen 120 Liter.

Hymer Venture S (2023)
Hymer
Modern und vielleicht sogar seiner Zeit ein wenig vorraus: Der Innenraum des Hymer Venture mit Bambus, Wänden in Fliesen-Optik und Filz.

Gegenüber des Bads ist eine Küche angesiedelt. Spülbecken mit Wasserhahn in mattem Schwarz, Zweiflamm-Gaskocher und Induktionsfeld sind in eine supermatte Fenix-Küchenarbeitsplatte eingelassen. Reicht die Spülenabdeckung nicht zum Gemüseschnibbeln, lässt sich eine Zusatzarbeitsplatte aus einer Schublade ziehen.

Offroad und moderne Technik

Allrad- und Expeditions-Fahrzeuge haben ihren Preis. Die Basis des Venture S ist ein Mercedes-Sprinter-Triebkopf mit serienmäßigem Allradantrieb und Unterfahrschutz.

Hymer Venture S (2023)
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Im Aufstelldach schläft man laut Hymer dank Zwei-Kammern-System geschützt vor Geräuschen, Licht und Temperaturunterschieden.

Weitere Offroad-Eignung bieten die 18-Zoll-Stollenbereifung und eine LED-Leuchtleiste über der Windschutzscheibe. Letztere sorgen zusammen mit der Lackierung in Steingrau für einen außergewöhnlichen Look. Doch dazu trägt auch das ungewöhnliche Layout des Fahrzeugs bei.

Noch mehr Luxus

Für Fahrkomfort sorgt bereits in Serie das MBUX-System von Mercedes-Benz mit Rückfahrkamera. Weitere Systeme wie der aktive Abstands- und Spurhalter, Verkehrszeichen- und Aufmerksamkeitsassistent bringen noch mehr Sicherheit auf die Straße.

Zur Bordtechnik gehört ein Wasserfilter, eine Dieselheizung mit Boiler und eine vollautomatische Fahrerhaus-Klimaanlage. Optional dazu bestellbar sind unter anderem eine elektrische Markise, ein Beamer mit Leinwand und eine Unterflurklimaanlage von Truma.

Schnelle Serienfahrzeug-Entwicklung

Bei der ersten und Studienfahrzeug-Vorstellung 2019 gab Hymer noch an, dass das Konzept erst ab 2025 als marktreif sei. Nun schlägt der Venture S die eigenen Vorgaben – und setzt (bis auf eine) alle Ideen in Serie um.

So sah das Studienfahrzeug 2019 aus, dem Serienmodell doch schon sehr ähnlich:

Hymer Venture S (2023)

  • Basis: Mercedes Sprinter, Leiterrahmen, Allradantrieb, 140 kW/190 PS
  • Länge/Breite/Höhe: 6.460/2.160/3.070 mm
  • Baureihe: Den modern und mit innovativen Ideen und Materialien ausgebauten Venture S bietet Hymer in nur einer Grundrissvariante an – mit Hecksitzgruppe (und daher ohne Garage) und Bett im Aufstelldach. Die Stückzahl ist streng limitiert.
  • Empfohlene Personenzahl: 2
  • Gesamtgewicht: 3.800–4.100 kg
  • Preis: ab 225.000 Euro

Einen Test des Fahrzeugs lesen Sie in der aktuellen promobil-Ausgabe 12/2022.

Fazit

Die einzige Innovation, die dem Hymer Venture S fehlt, ist ein Elektroantrieb. Die Basis des Serien-Ventures ist ein herkömmlicher Sprinter mit Verbrennungsmotor. Dabei gibt's den Sprinter ja bereits E-Fahrzeug, genauso wie den EQV-Van oder den E-Actros-Lkw, die beide bis zu 400 Kilometer Reichweite mitbringen.

Ob das Thema E-Mobilität wohl die nächsten Herausforderungen für den Hymer-Erfindergeist sein wird? Ratsam wäre es, denn: Andere Firmen wie Tonke und Pössl legen auf diesem Feld schon mit Serienfahrzeugen vor. Hier gibt es mehr Elektro-Camper in der Übersicht.

Die aktuelle Ausgabe
Promobil 06 / 2023

Erscheinungsdatum 03.05.2023

148 Seiten