Campingbus Etrusco CV 600 DB Plus: Günstig und doch hochwertig

Etrusco CV 600 DB Plus (2025) im Test
Günstiger Einsteiger-Campingbus

Veröffentlicht am 26.01.2025

Sechs Meter lang, mit Querbett, drunter eine bewährte, weit gereiste Basis: die Zutaten für eines der erfolgreichsten Reisemobil-Rezepte und obendrein oft günstig. Wie der Etrusco 600 DB; ab 56.000 Euro wechselt der Bus den Besitzer. Doch da mancher sich in der Basic-Ausführung nicht wiederfindet und nach mehr Individualität verlangt, hat Etrusco seit dem Caravan Salon ein Upgrade im Programm. Die eigenständige Baureihe mit dem Beinamen Plus bringt für 2.500 Euro Aufpreis ein Sky View, ein Bad mit Schwenkwand und eine zusätzliche Stauablage im Heck über dem Bett mit.

Klassischer Grundriss

Klassentypisch raumökonomisch ist die Sitzgruppe konfiguriert. Drehbare Vordersitze integrieren das Fahrerhaus, wobei beim Wenden des Fahrerplatzes Ducato-üblich der Hebel der Handbremse gelöst sein muss – die elektrische Parkbremse wäre eine Option, ist aber nicht vorgesehen. Dafür spendiert Etrusco üppige Kopffreiheit, weil beim Plus-Modell statt des Staufachs ein großes Dachfenster eingebaut ist; das bringt nicht nur viel Licht ins Wohnzimmer, sondern erleichtert auch den Durchstieg. Wie oft haben wir uns da in anderen Bussen schon den Schädel angestoßen. Allerdings wirkt sich das natürlich aufs Stauraumangebot aus. Die straffe Rückbank bietet zwei Dreipunktgurte und serienmäßig Isofix für Kindersitze. Das übliche Manko: Wer hier Kinder platziert, muss den an der Seitenwand etwas zu lässig eingehängten Tisch abbauen und irgendwo verstauen.

Die Tischfläche ist für zwei Personen schon im Basisformat groß genug; zum Abstellen von Salatschüssel und Vino rosso nutzt man die Ausdrehplatte am besten mit. Ablagen rundum gibt es wenige. Pluspunkt: die gut erreichbare 230-Volt-Steckdose unter dem Tisch.

Etrusco CV 600 DB Plus (2025) Bett f
Karl-Heinz Augustin

Springen oder besser klettern wir gleich nach hinten ins Querbett, das mit 1,94 Meter Länge (minus 3 cm für das Fensterrollo links) überzeugt. Auch die Breite ist mit 1,56 Metern auf Schulterhöhe für einen Kasten in diesem Format großzügig; die Verjüngung am Fußende stört kaum. Drei Matratzenstücke einfacher Qualität ergeben eine durchschnittlich bequeme Liegefläche, die jedoch nur im mittleren Bereich Lattenrost-unterfedert ist. In und vor den Hecktüren gibt es mehrere Ablagen, die Leselampen lassen sich in Schienen über beiden Bettenden nach Bedarf positionieren. Was Querbett-typisch auf der Strecke bleibt, weil der hintere eben immer über den vorderen steigen muss, ist der Komfort beim Zugang. Etrusco sieht als Aufstiegshilfe zudem nur eine kleine Aussparung in der dünnen Schottwand vor – nicht eben ein Fußschmeichler.

Etrusco CV 600 DB Plus

Etrusco CV 600 DB Plus (2025) Grundriss f
promobil
  • Grundpreis ab: 58.768 Euro
  • Länge/Breite/Höhe: 5,99/2,05/2,70 m
  • Zul. Gesamtgewicht: 3.500 kg
  • Gurte/Schlafplätze: 4/2–4

Gewohnte Ausstattung in Bad und Küche

Anders als im Standardmodell macht sich im 600 DB Plus hinter der Rollotür ein Bad mit Schwenkwand breit. Dessen Vorzug: Dreht man die Spiegelwand samt Waschbecken nach links, ist die Dusche – ganz ohne Vorhang – bis auf die knappe Stehhöhe recht gut nutzbar. Ausziehbrause oben einhängen, den Holzrost rausnehmen – los geht’s. Obacht: In den zwei Abläufen bleibt immer ein kleiner Wasserrest stehen, deswegen öfter nachwischen. Feuchte Luft entweicht durch Fenster und Dachhaube.

Etrusco CV 600 DB Plus (2025) Bad f
Karl-Heinz Augustin

Im "Normalbetrieb" ist das Raumgefühl etwas gedrängt, da das Waschbecken weit vorragt. Nicht zu korpulente Zeitgenossen können die Toilette dennoch nutzen. Die Ausstattung (zwei Haken, WC-Rollenhalter, ein Becher) ist brauchbar, Stauraum aber Mangelware. Föhn und Handtücher müssen außerhalb unterkommen. Schminksachen und übliche Toilettenartikel passen ins Hängeschränkchen und drei Ablagen. Der Spiegel erfüllt, weil die Schwenkwand oben abknickt, seinen Zweck nur zur Hälfte; größere Herrschaften müssen in die Knie gehen, um die Rasur zu kontrollieren.

Die Küche punktet mit einer regelrecht begeisternden Arbeitsfläche. Auch die elektrische Kocherzündung ist in der Preisklasse nicht unbedingt üblich; der Platz für Töpfe und Pfannen auf dem Herd ist allerdings begrenzt. Die Spüle ist ausreichend groß. Die ganze Kombination lässt sich gut reinigen. Praktische Details: Haken für Geschirrtuch und Topflappen, eine Ablage mit Fangband an der Wand und mehrere Steckdosen (2 x 230 V, 2 x USB) sind vorhanden.

Etrusco CV 600 DB Plus (2025) Kueche f
Karl-Heinz Augustin

Der Thetford-Kompressorkühlschrank fasst ordentliche 84 Liter. Eine Beleuchtung fehlt jedoch unpraktischerweise, zumal man sich zum Kühlgut tief hinunterbücken muss. Stauraum ist in Summe genug vorhanden, Schubladen wären freilich zugänglicher als die tiefen Unterschränke.

Wenig Staufläche

Was uns zum Stauraum fürs übrige Gepäck bringt. Im Gegensatz zum "normalen" 600 DB gibt es im Plus keinen Kleiderschrank. Jacken wandern an die zwei Garderobenhaken im Gang oder an die Kleiderstange im Bad. Es bleiben fünf Hängeschränke, zwei größere Fächer unter dem Bett und zwei kleinere im Sitzgruppenpodest. Dankbar ist man für jedes, und das muss insbesondere derjenige bedenken, der auch mal länger verreisen will und dafür eben auch mehr Gepäck benötigt.

Etrusco CV 600 DB Plus (2025) Garage f
Karl-Heinz Augustin

Einen gewissen Ausgleich schafft der Heckstauraum, in dem neben Campingtisch und -stühlen mehrere Staukisten Platz finden. Wer sich Mühe gibt, bekommt auch mal Sperriges unter, doch das Herausheben und Verstauen der lose eingelegten Lattenroste ist eher umständlich. Die bessere Variante für Fahrräder ist ein Heckträger. Die Zuladung – immerhin 600 Kilo – ist absolut ausreichend; das Maxichassis kann man sich sparen, zumal damit ohnehin keine Erhöhung der zulässigen Gesamtmasse verbunden ist.

Bordtechnisch ist der Campingbus einfach, aber solide ausgestattet. Der Frischwassertank fasst 100 Liter, der nicht isolierte Abwassertank 90 Liter. Die Bordbatterie hat eine Kapazität von 95 Ah, eine zweite ist wegen des Kompressorkühlschranks empfehlenswert. Die Beleuchtung konzentriert sich auf das Wesentliche. Das Kontrollpanel zeigt die wichtigsten Informationen – bis auf den konkreten Abwasserfüllstand – an. Da man inzwischen das modernere CP-Plus-Panel zur Bedienung der Kombiheizung gewöhnt ist, muss man angesichts des schlichten, weniger funktionalen Drehreglers wieder umlernen. Wie vor 20 Jahren geht das auch heute noch, doch mit solchen Details bleibt der Etrusco erkennbar in der Einsteigerklasse hängen.

Etrusco CV 600 DB Plus (2025) Lattenrost f
Karl-Heinz Augustin

Man sehnt den Tag nicht herbei, aber irgendwann gehen Sicherungen und Glühlampen einfach mal kaputt. In dem Fall sollte man an beides gut herankommen. Das klappt hier nur bedingt. Sowohl die Steckplätze für die Sicherungen am Elektroblock als auch die Schrauben für die Rückleuchtenabdeckung, die man zum Lampentausch entfernen muss, erreicht man nur mühsam.

Einen glänzenden Auftritt legt der 600 DB Plus äußerlich hin. Mit den planen, hochwertigen Rahmenfenstern (Option) kommt er so gar nicht wie ein Einsteiger rüber. Was das Ducato-Fahren bisher schon ausmachte, gilt umso mehr für das neue Modell. Das Fahrwerk ist zwar straffer gefedert als etwa bei einem Mercedes Sprinter, aber das Fahrverhalten ist sicher und verbindlich. Für einen Fronttriebler ist die Traktion – bis auf sehr wenige Fahrsituationen – überraschend gut. Mit der leichtgängigen und direkten elektrischen Lenkung lässt sich der Campingbus einfach dirigieren. Die Sicht in den rechten Weitwinkelspiegel ist durch das seitliche Verdunklungsrollo allerdings merklich beschnitten. Dafür und für die wackeligen Kopfstützen an der Rückbank gibt’s Abzug bei der Sicherheit. Die Schaltung ist im Gegensatz zu früheren Ducato-Generationen geradezu knackig.

Der neue Fiat Ducato

Etrusco CV 600 DB Plus (2025) Heck f
Karl-Heinz Augustin

Nur selten, an schnell gefahrenen Autobahnsteigungen etwa, kommt der Wunsch nach mehr Leistung auf. Ansonsten genügen die 140 PS, die beim Etrusco bereits serienmäßig laufruhig unter der Haube werkeln, vollauf. Mit durchschnittlich 9,3 Liter Diesel ist man recht sparsam unterwegs.

Das alles summiert sich zu einer erfreulich guten Fahrbarkeit. Was während der Fahrt nervt, sind diverse Nebengeräusche aus dem Aufbau, insbesondere der rappelnde Kocher (Handtuch unterlegen). Ins noch immer etwas verspielte Cockpit sind bei gleicher Grundarchitektur schon mit der Ducato-Generation 8 ein paar zusätzliche Ablagen eingezogen, und endlich lässt sich auch der Flaschenhalter in der Türverkleidung wirklich nutzen.

Unterm Strich trotz Stauraummangel ein reelles, preislich attraktives Angebot, das es in ähnlicher Form auch bei den Etrusco-Schwestermarken Carado und Sunlight gibt.

Daten und Messwerte

  • Auf- und Ausbau: Stahlblechkarosserie, innen Kunststoffverkleidungen und foliertes Sperrholz, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden PE-/PE-/XPS-Schaum, Stärke Wand/Dach/Boden 5–20/16/12 mm, 6 Kunststoff-Isolierfenster mit Alu-Rahmen, 2 Dachhauben, 2 Panorama-Dachfenster.
  • Bordtechnik: Gas-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 4, 6 Ausströmer (2 x Sitzgruppe, 2 x vorderer Gang, Bad, Heckstauraum), Wasseranlage: Frischwasser-/ Abwasserrohre, Tauchpumpe.
  • Basisfahrzeug: Fiat Ducato, Kastenwagen L3H2, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2179 cm3, Leistung 103 kW/140 PS bei 3750/min, Drehmoment 340 Nm bei 1750/min, manuelles Sechsganggetriebe.

Preise und Ausstattung

Grundpreis: 58.768 Euro

(Fiat Ducato 35 L, Motor 103 kW/140 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II

Testwagenpreis: 66.756 Euro

  • 180-PS-Motor + 8-Gang-Automatik (60 kg): 8.199 Euro
  • 8-Gang-Automatik (60 kg): 3.999 Euro
  • ✘ Complete-Selection-Paket: Badfenster, Fahrerhausverdunkelung, el. Trittstufe, Fliegengittertür, Tischerweiterung, Vorzeltleuchte, Type-X-Außendekor, Multimedia-Paket, Rahmenfenster, Vorbereitung Solaranlage/Dachklimaanlage/Rückfahrkamera, Markise (80 kg): ✔ 6.999 Euro
  • ✘ Lackierung in Expedition Grey (0 kg): ✔ 659 Euro

✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert

Das fiel uns auf

 Die Leselampen über dem Heckbett lassen sich flexibel nach Bedarf an beiden Bettenden platzieren.
 Die Rahmenfenster sind Bestandteil der Complete Selection, sehen klasse aus und sind solide.

  Das Dachfenster ist gut für Licht und Kopffreiheit. Der fehlende Kasten limitiert aber den Stauraum.

 Spitz herausragende Schrauben zeugen von wenig Sorgfalt beim Möbelbau und bei der Endkontrolle.
 Die Sicherungen sind wegen der Einbauposition des Elektroblocks durch Kabel schlecht zugänglich.
 Auch an die Heckleuchten – etwa zum Glühlampentausch – kommt man nur erschwert heran.

Wertung

maximal 5 Punkte möglich

Maßstab: Campingbus mit Bad