Silber, Weiß, Blau. Ebendieses dreifarbige Design verlieh dem Bürstner Delfin schon im Jahr 2003 Wiedererkennungswert. Zur damaligen Zeit vorerst einzigartig in Deutschland war auch der Renault Master als Basisfahrzeug, den der Hersteller aus dem badischen Kehl erstmals für den Delfin einsetzte. Während die Dreifarbigkeit auch nach der Wiederbelebung des Klassikers erhalten blieb, fährt der Teilintegrierte heute serienmäßig auf dem Citroën-Jumper-Chassis. Von sieben Grundrissen reihen sich auch zwei mit Queensbett ein, der Delfin T 736 und der T 732.
Während in Deutschland vermehrt integrierte Reisemobile mit dem freistehenden Doppelbett zu finden sind, erfreut es sich im Nachbarland Frankreich auch in teilintegrierten Modellen bester Beliebtheit. Die Zugänglichkeit von beiden Seiten sowie die heimelige Schlafzimmer-Atmosphäre, die durch das Zentralbett – wie es immer häufiger genannt wird – entsteht, sind angenehme Vorteile. Gegner bemängeln häufig die ausladende Aufbaulänge des Fahrzeugs, die ein solcher Bettentyp benötigt. Mit dem Delfin T 732 bietet Bürstner allerdings ein Queensbett-Modell mit durchschnittlichen Außenmaßen für einen Mittelklasse-Teilintegrierten. Wie gut das funktioniert, zeigt sich im promobil-Supercheck.
Charakter: Insgesamt sieben Grundrisse umfasst die für die Saison 2021 neu aufgelegte Delfin-Baureihe. Neben den zwei Modellen mit Queensbett im Heck stehen drei Grundrisse mit Einzelbetten zur Verfügung, der knapp sieben Meter lange T 690 G sowie die 7,42 Meter langen T 726 G und T 727 G. Mit 6,95 Metern die kürzesten Modellvarianten der Delfin-Familie sind der T 660 und der T 680 G. Erstgenannter kommt mit französischem Bett, Letzterer verzichtet auf eine feste Schlafstätte und hat lediglich ein Hubbett über der Sitzgruppe an Bord.
Wohnen
Kaum harte Kanten, die Formgebung der Möbel weich und abgerundet. Betritt man den Wohnraum des 7,22 Meter langen Teilintegrierten, scheint der Name Delfin passend. Nicht zuletzt auch der tümmler- und wellenförmigen Stickereien wegen, die die Sitzpolster der Längsbanksitzgruppe zieren. Auf der in Fahrtrichtung linken Bank sitzt es sich auf einer Länge von 1,12 Metern gemütlich auch zu zweit. Gegenüber nimmt eine Person auf 67 Zentimetern Platz. Die schlechte Fixierung der Polster mittels Klettpunkten lässt hier jedoch zu wünschen übrig. Zentral platziert ist der wunderbar große, faltbare und horizontal in alle vier Richtungen verschiebbare Tisch. Nach oben und unten verstellen lässt er sich nicht. Zum Leidwesen derer, die beim Frühstück auf den höheren gedrehten Vordersitzen Platz nehmen.
Das Fahrerhaus ist mit einer Stufe vom Wohnraum getrennt, die mitunter auch die erhöhte Sitzposition verschuldet. Doch der Niveauunterschied hat auch sein Gutes. Trotz des optionalen elektrischen Hubbetts, das über der Dinette schwebt, beträgt die Stehhöhe noch angenehme 1,93 Meter. In Kombination mit dem Panoramafenster in der Fahrzeugstirn entsteht ein luftiger Eindruck im Wohnraum.

In der anschließenden Bordküche bringt es der Test-Delfin sogar auf eine beachtliche Stehhöhe von 2,13 Metern. Neben dem dreiflammigen Kocher mit elektrischer Zündung ist die fahrerseitige Küchenzeile mit einer ausreichend großen Spüle ausgestattet, in der sich auch mal die Pfanne säubern lässt. Gegenüber befindet sich der beinahe raumhohe 142-Liter-Absorberkühlschrank mit integriertem 15-Liter-Kühlfach. Lediglich mehr Arbeitsfläche wäre in der sonst gut ausgestatteten Küche wünschenswert.
Genug Platz gibt es in der Nasszelle und dem Toilettenraun
In das Raumbad gelangt man über eine weitere Stufe, die den gesamten Innenraum zugleich unterteilt. Auf der Seite des Fahrers liegt die separate Duschkabine mit Plexiglas-Faltwand, gegenüber das WC mit Kassettentoilette, einem festen Waschbecken und großer Spiegelfläche. Beide Räume verjüngen sich jeweils in Richtung des Fahrzeughecks. Dennoch: Sowohl die Nasszelle als auch der Toilettenraum sind gut dimensioniert und selbst für Menschen über 1,90 Meter prima nutzbar.

Zum Herzstück des Delfin T 732: dem Queensbett. Das verbirgt sich hinter einer geschmeidig laufenden Schiebetür, die Schlafbereich und Bad voneinander trennt. Kaum eine andere Grundrissvariante schafft es besser, das echte Schlafzimmer-Gefühl zu vermitteln, wie man es von zu Hause kennt. Größter Vorteil der frei stehenden Doppelbetten ist der Zugang von beiden Seiten. Der ist im Delfin zwar gegeben, doch vor allem Linksschläfer müssen mit sehr beengten Verhältnissen zurechtkommen. Der Gang zwischen Bett und Sanitärraumwand misst an der engsten Stelle überschaubare 26 Zentimeter.
Haben auch große Menschen genug Platz in den Betten?
Großgewachsene dürften auf der nur 1,80 Meter langen Liegefläche Platzprobleme bekommen. In Ordnung dagegen geht die Breite von 1,45 Metern. Typisch für diesen Bettentyp nimmt die Breite aber zum Fußende hin ab. Die eher weiche Kaltschaummatratze liegt auf einem Lattenrost. Dessen untere 45 Zentimeter sind allerdings mit einer Abdeckung aus Sperrholz verbaut, die ein Staufach an der Stelle abdeckt. Somit fällt der Komfort des Lattenrosts dort weg.
Zum Glück ist der Testwagen mit einem zweiten Doppelbett ausgestattet. Das optionale Hubbett über der Sitzgruppe, für das 1880 Euro extra fällig sind, fährt zügig und auf Knopfdruck hinunter. Zuvor muss man es lediglich mit einem Schlüssel entriegeln und die Rückenpolster der Sitzbänke nach vorn klappen. Über eine viersprossige Leiter klettert man sicher zum Hubbett hinaus. Das Dachfenster, das darüber zum Vorschein kommt, lässt sich wie alle anderen im Delfin verdunkeln.
Die Maße der Liegefläche gehen mit 1,97 mal 1,38 Meter an der breitesten Stelle in Ordnung; erst recht, wenn man bedenkt, dass es häufig von den Kindern oder den Enkeln genutzt wird. Ob Klein oder Groß, der Komfort eines Lattenrosts bleibt den Schläfern hier verwehrt. Ein zirka ein Zentimeter dickes Abstandsgewebe sorgt zwar für Luftzirkulation; bequemer wird es auf der zehn Zentimeter dicken Matratze dadurch nicht.
Theoretisch sind sogar fünf Schläfer im im Delfin T 732 möglich. Optional erhältlich ist das Umbaukit zur Liegefläche für die Sitzgruppe. Wie die folgende Kategorie des Superchecks zeigt, wird es dann allerdings an anderer Stelle eng.
Welche praktische Zusatzausstattung gibt es für den Delfin?
Wenig Kritik erntet der Aufbau. Lobenswert ist auch die serienmäßige XL-Aufbautür mit einer Durchgangsbreite von 62 Zentimetern und einer Höhe von 1,93 Metern. Über den in die Fahrzeugschürzen integrierten Coupé-Einstieg gelangt man bequem ins Innere. Zur Sicherheit trägt die Zwei-Punkt-Verriegelung bei. Das Öffnen und Verschließen der Tür klappt zuverlässig und bequem per Knopfdruck auf die Funkfernbedienung. Die Zentralverriegelung für die Aufbautür ist Teil des umfangreichen Harmony-Line-Pakets. Das ist mit knapp 7000 Euro zwar kein Schnäppchen, enthält aber eine lange Liste an brauchbarer Zusatzausstattung wie etwa die schicken Aluminium-Rahmenfenster, die sich geschmeidig und plan an die Fahrzeughülle fügen.
Technik
Mit ausreichend Druck befördert die Tauchpumpe das Frischwasser aus dem isolierten 115-Liter-Tank, dessen Weithalsstutzen ebenso wie das Bedienrad des Ablassventils von der Heckgarage aus gut erreichbar ist. Über insgesamt acht Ausströmer bläst die Truma Combi 6 zügig warme Luft ins Innere. Damit das funktioniert, muss zunächst ein Kippschalter umgelegt werden, der sich etwas fehl am Platz im Schlafbereich befindet. Besser platziert wäre er neben dem Bedienpanel oder in der Küche. Erst dann gilt Gas frei für Heizung und Warmwasserboiler, Kühlschrank und Kocher.

Vorbildlich ausgestattet fährt der Test-Delfin mit Gasumschaltanlage und Crash-Sensor. Der Aufpreis laut Liste liegt hierfür bei 360 Euro. Eine Investition, die sich lohnt. Ungünstig positioniert ist der Hebel zum Öffnen des Abwasserventils. Er sitzt unmittelbar neben dem Rohrende. Verschmutzte Hosenbeine sind quasi vorprogrammiert. Punktabzug gibt es außerdem für den nicht abgedichteten Toilettenschacht. Darüber hinaus befinden sich dort diverse Kabel und Schläuche. Im Falle einer undichten Fäkalkassette ist eine Reinigung unmöglich und die Technik könnte beschädigt werden. Bei der Aufbaubatterie setzt Bürstner auf einen Blei-AGM-Typ. Eine zweite Energiequelle sowie die Lithium-Variante ist gegen Aufpreis erhältlich.
Fahren

Flipper hätte sich wohlgefühlt. Denn ähnlich wie er auf hoher See bewegt sich der Delfin über die Autobahn. Auch bei mäßigem Wind und Reisegeschwindigkeiten unter 100 km/h drückt es merklich gegen die Seitenwände des T 732. Hinzu kommt die unpräzise Lenkung, die weder zum Komfort noch zur Fahrsicherheit beiträgt. Immerhin: Der 140 PS starke 2,2-Liter-Motor des Citroën Jumper kommt bestens mit dem 3,5-Tonner zurecht, schluckt aber nicht wenig (13,1 L/100 km), wie die Testrunde zeigt. Dennoch ist vor allem bei voller Besetzung das 140- dem 120-PS-Aggregatvorzuzuziehen. 152 km/h Höchstgeschwindigkeit erreicht der Delfin bei der Messung. Allerdings steigt mit der Geschwindigkeit auch der Geräuschpegel.
Welche Varianten gibt es beim Basisfahrzeug?
Wer lieber Fiat statt Citroën fährt, dem bietet Bürstner übrigens eine Auswahl an Ducato-Varianten von 120 bis 160 PS. Mit diesem Basisfahrzeug sind auch Schaltfaule besser bedient, da das Automatikgetriebe nur für den Ducato zu haben ist. Die Zusatzkosten liegen je nach Leistung und Getriebeart bei 1800 bis 9180 Euro. Die verlängerten Arme der Außenspiegel des Test-Delfin bieten eine gute Sicht nach hinten. Rangieren geht dank Rückfahrkamera ebenfalls leicht von der Hand. Größere Fahrer könnten sich am oberen Rahmen der Faltverdunkelung stören. Der begrenzt die Sicht nach vorn etwas und schränkt die Nutzung der Sonnenblenden ein.
Lichtcheck

Bestens ausgeleuchtet ist die Dinette mit einem Durchschnitt von 215 Lux. Prima auch der Maximalwert (255 Lux). Die Küche liegt auch im grünen Bereich: 345 Lux Spitze, im Schnitt 230 Lux. Strahlend helle 585 Lux erleuchten den Badezimmerspiegel. Auch die Werte in der Dusche stimmen mit durchschnittlich 228 Lux. Mit 79 Lux im Schnitt und maximalen 204 Lux bleibt es im Schlafzimmer etwas dunkler.
Preise

Für einen Teilintegrierten dieser Klasse kann sich der Grundpreis von 61.650 Euro durchaus sehen lassen. Um aus der Basisversion ein Vier-Personen-Mobil zu machen, sind allerdings einige Häkchen auf der Liste der Zusatzausstattung nötig. Die Kosten des Hubbetts kommen hinzu; das höhenverstellbare Queensbett für mehr Stauraum und der leistungsstärkere Motor sollten ebenfalls mit an Bord. Auch die Auflastung auf 3,65 Tonnen empfiehlt sich. Zudem ist viel Lobenswertes im Testwagen aufpreispflichtig wie die Zentralverriegelung der Aufbautür oder das stimmige Lichtkonzept.
Gurte/Schlafplätze: 4/4
Zul. Gesamtgewicht: 3.500 kg
Länge/Breite/Höhe: 7,22/2,33/2,90 m
Grundpreis: ab 61.360 Euro
(Citroën Jumper, Motor 88 kW/120 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II
Testwagenpreis: 74.430 Euro
Das fiel uns am Delfin auf
Große Spiegelfläche nicht nur im Bad. An dessen Tür ist sogar ein körpergroßer Spiegel angebracht.
Die beiden großen Klappen der Heckgarage sind bequem mit einer Hand zu öffnen.
Das höhenverstellbare Bett ist praktisch, parken Räder in der Garage, fällt der Zugang aber schwer.
Einer von vier Reisenden muss in den sauren Apfel beißen und die Fahrt rückwärts antreten.
Zu nahe liegen Rohr und Ventilhebel beieinander. Zudem ist die Öffnungsstellung nie erkennbar.
Nachgefragt
Zoran Župan, Produktmanagement Bürstner, nimmt Stellung...
... zum schwergängigen Kurbelbetrieb des höhenverstellbaren Queensbetts: Ein elektrischer Antrieb ist derzeit bereits in Prüfung.
... zum verbauten Lattenrost am Fußende des Queensbetts: Dies entspricht so nicht der Serienausführung und wurde bereits umgestellt.
... zur fehlenden Abdichtung des Toilettenschachts: Es gab bisher keine negativen Rückmeldungen aus dem Markt. Wir werden aber trotzdem im Rahmen einer Weiterentwicklung eine Abdichtung vorsehen.
... zum schlecht platzierten Schalter der Gasanlage: In der Tat besteht hier Verbesserungspotenzial. Wir nehmen diese Anregung in unsere Modellpflegemaßnahmen mit auf.
... zur Vierkantschlüssel-Lösung zum Öffnen des Grauwasserablassventils: Wir haben die Vierkantverriegelung bereits so angepasst, dass der Kunde auf den ersten Blick erkennen kann, in welcher Stellung das Ventil geöffnet oder geschlossen ist.
Konkurrenten
CHAUSSON 788
Grundpreis: 57.890 Euro
Basisfahrzeug: Ford Transit, 92 kW/130 PS
Länge/Breite/Höhe: 7.190/2.350/2.920 mm
Leer-*/zul. Gesamtgewicht: 3.040/3.500 kg
Besonderheiten:
(+ ) Günstiger Basispreis,
breites Queensbett mit 1,60 Meter
Heckgarage nicht über die volle Fahrzeugbreite nutzbar
KNAUS LIVE WAVE 700 MX
Grundpreis: 74690 Euro
Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 88 kW/120 PS
Länge/Breite/Höhe: 7.340/2.320/2.940 mm
Leer-*/zul. Gesamtgewicht: 2.930/3.500 kg
Hubbett über der Sitzgruppe bereits serienmäßig mit an Bord
Recht viel Zuladung
Hoher Basispreis
RAPIDO 686 F
Grundpreis: 63.200 Euro
Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 103 kW/140 PS
Länge/Breite/Höhe: 7.200/2.350/2.900 mm
Leer-*/zul. Gesamtgewicht: 3.020/3.500 kg
Queensbett elektrisch höhenverstellbar
gute Basismotorisierung
Recht schmale Sitzbänke in der Dinette
**Masse in fahrbereitem Zustand; alle Werte Werksangaben; die Fotos stehen beispielhaft für die jeweilige Baureihe. Grundpreis jeweils mit Vorfracht, TÜV und Zulassungsbescheinigung Teil II
Wertung
Bürstner Delfin | |
Grundpreis | 78.850,00 € |
Aufbau | Teilintegrierter |
Maße | 720 x 232 x 292 mm |
Leistung | 103 kW / 140 PS |
Leergewicht | 3.189 kg |
Zul. Gesamtgewicht | 3.500 kg |
Sitze mit Dreipunktgurt / Zweipunktgurt | 2 / – |
Anzahl Festbetten / Umbaubetten | 2 / 2 |
Beschleunigung 0-100 km/h | 22,6 s |