Dreamer Cap Land vs. Westfalia Joker Urban – Camper im Vergleichstest

Zwei Camper, zwei Charaktere
Dreamer Cap Land vs. Westfalia Club Joker Urban

ArtikeldatumZuletzt aktualisiert am 16.11.2025
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Zwei Kumpels, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Oder wie Halbbrüder: dieselbe Mutter, anderer Vater. Der eine groß geraten und eher gemütlich, der andere kleiner und voller Elan im Alltag! Ja, so ähnlich schaut es hier aus. Die Marken Westfalia und Dreamer sind verwandt. Dieselbe Mutter. Doch während der Dreamer im französischen Benet entwickelt und im Werk von Fleurette zur Welt kommt, ist die Heimat des Westfalia immer noch der Stammsitz in Rheda-Wiedenbrück. Ihn gibt es ähnlich als Dreamer, da heißt er City, und hat statt Einzelsitzen eine Dreiersitzbank.

Der Club Joker Urban ist ein wichtiges Projekt für die Van-Sparte von Rapido. So war er als GP1 das erste gruppenweit entwickelte Reisemobil, das "Group Project 1". Da arbeiteten Ingenieure aus Mayenne (Rapido), Rheda-Wiedenbrück und Gotha, wo das wichtige Eigenmarkenwerk von Westfalia sitzt, zusammen. Und er trägt einen großen Namen. Der Club Joker war ein T4-Ausbau, aus dem sich der VW California entwickelte. Eine solche Historie hat der Dreamer nicht. Einen bauähnlichen Verwandten namens Westfalia Kelsey hat er immerhin.

Ford-Basis, unterschiedliche Konzepte

Beide Camper haben den aktuellen Ford Transit Custom als Basis. Der Dreamer den langen Transit mit 5,3 m Länge, der Westfalia hat den kurzen mit 5 m. Augenscheinlich: Ihre Aufstelldächer öffnen unterschiedlich. Beim Dreamer braucht man die Stehhöhe vor allem hinten, weil die Küche hinten rechts sitzt und man von hinten hochkrabbelt ins obere Bett, das hier das Hauptbett darstellt.

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Andreas Becker

Der Joker folgt dem Grundriss seines historischen Vorgängers, mit seitlicher Küche links und Hauptbetten unten und oben. Beim Dreamer ist das untere Bett eher ein Einzelbett oder für maximal zwei Kinder gedacht. Er hat dank seiner Länge eine feste Kassettentoilette mit an Bord und duschen lässt sich auch. Beides, was der eher für den Alltag ausgerichtete Joker so nicht mitbringt.

Kleines Reisemobil

Der hier getestete Cap Land ist ein Dauertester unserer Redaktion. Deswegen kennen wir ihn sehr gut. Und er polarisiert. Für viele ist er einfach zu klein. Aber für andere ist er ein veritables Reisemobil, nur eben in den Maßen eines kompakten Campers. Er hat so weit alles an Bord, was man zum Leben benötigt. Eine Küche mit Kompressorkühlschrank, Zweiflamm-Herd, Spüle. Durch die Kassettentoilette und die Möglichkeit, sich zu waschen und sogar duschen zu können, muss man den Van insoweit nie verlassen.

Dreamer Cap Land

  • Gurt/Schlafplätze: 4/3-4
  • Zul. Gesamtgewicht: 3225 kg
  • Länge: 5,45 m
  • Preis: ab 65.800 Euro

Theoretisch hat er vier Schlafplätze, man könnte ihn aber als echten Businesscamper bezeichnen, also für eine Person. Oder für ein Paar, das die Kompaktheit des Ford schätzt und alles an Bord haben möchte. Der Grundriss funktioniert. Durch den Mittelgang und die volle Stehhöhe im hinteren Bereich bei hochgeklapptem Dachbett entsteht ein gewisser Wohnraum. Selbst an der Küche kann man so stehend werkeln. Auch an den Kühlschrank kommt man gut heran. An der Küche findet sich eine gute Arbeitsfläche.

Die Besteckschublade im Kopfteil des Küchenmöbels ist zwar praktisch, aber die Verarbeitung entspricht nicht den Standards, die manche von Westfalia vielleicht erwarten würden. Die Langlöcher in den Winkelblechen machen die Front der Schublade anfällig und wackelig. Gepaart mit den ungewöhnlichen magnetischen und nur in der Theorie selbst zuschnappenden Schließen ist das eine etwas unglückliche Kombination. Diese Schließen funktionieren auch an den Schubladen nicht gut. Selbst wenn sie funktionieren, kommen die meisten nicht mit ihnen zurecht.

Zu wenig Stauraum für Großes

An Schubladen mangelt es nicht. Trotzdem: Das Thema Stauraum muss jeder beim Cap Land für seine Bedürfnisse genau prüfen. Wer mit wenig Sperrigem reist, findet auf jeden Fall genügend Schubladen und Fächer. Allerdings: Wohin zum Beispiel mit den Stühlen? Hier könnten sich die Franzosen von ihren deutschen Kollegen die Lösung mit der Aufbewahrung in der Heckklappe abschauen.

Stattdessen hängt hier ein zu schwerer Tisch in unterdimensionierten Aufhängungen, aus denen der Tisch auch schon mal raus plumpst. Wenn die Dreamer-Entwickler die Tisch- und Stuhlsituation für die kommende Generation lösen, wäre der Camper um Längen aufgewertet.

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Andreas Becker

Einfacher Schlafkomfort dank Elektromotor in der Sitzbank

Schlafen kann man unten und oben. Die untere Sitzbank mit zwei Gurtplätzen lässt sich bequem per Knopfdruck elektrisch ausfahren. Sie verfügt auch über seitliche Auszüge, in die man noch Zusatzpolster platzieren kann. Eine Schlafauflage, die die Konturen der Sitze ausbügelt, hilft. Dann schläft man hier auch gut. Wer allein unterwegs ist und das Aufstelldach unten lassen möchte, kommt hier prima klar. Und für Genießer: Bei geöffneter zweiter Schiebetür mit dem Blick in die Natur aufzuwachen, ist schon ein schwer romantischer Moment.

Auch das Übernachten oben ist ein Genuss. Der Autor hat das mal acht Nächte hintereinander gemacht. Blick in die Dünen, ein Glas Wein auf dem Kühlschrank abgestellt, auf dem Tablet noch mediale Berieselung, eine Lampe auf dem kleinen Kleiderschrank hinter der Sitzbank: Das waren schöne Abende.

Fazit: Der Cap Land ist ein Mini-Wohnmobil. Wer viel allein unterwegs ist, schnell und wendig und ein wenig unterm Radar reisen mag, für den ist es ein grandioses Fahrzeug. Es ist nicht für Familien gedacht. Denn: Wohin mit dem aufblasbaren Flamingo? Wohin mit den Stühlen, dem Vorzelt und dem Tretroller? Und: Die Schreiner müssen nochmal ran.

Das fiel uns auf

 Grundriss, der richtiges Wohnen auch über längeren Zeitraum ermöglicht.

 Gute Küche, die komfortable Essenszubereitung ermöglicht.

 Untere Schlafbank dank Motor ohne Kraftaufwand für jedermann leicht aufbaubar.

 Tischhalterung mangelhaft, keine praktische Möglichkeit für Transport von Stühlen und anderer sperriger Ladung.

 Verarbeitung der Möbel in Teilen mangelhaft.

Dreamer Cap Land: Daten und Preis

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Redaktion
  • Basisfahrzeug: Ford Transit Custom, 2.0 Diesel,170 PS, 8-Gang-Automatik-Getriebe, Frontantrieb
  • Leergewicht/Gesamtgewicht: 2755/3225 kg
  • Länge/Breite/Höhe: 5450/2280/2040 mm
  • Bettenmaße: unten: 1930 x 1240 mm, oben: 2085 x 1300 mm
  • Ausbau: Küche mit Zweiflammkocher, Spüle, Kompressorkühlschrank 51 L, Duschtasse mit Duschvorhang, Kassettentoilette 18 l
  • Aufbau: Stahlblechkarosserie mit GfK-Aufstelldach, Innenverkleidung mit Kunststoff, zwei Schiebetüren, original Schiebefenster, Verdunkelung mit Isoliermatten
  • Bordtechnik: Diesel-Heizung 2 kW, Gas-Warmwasserboiler, Frisch-/Abwassertank 50/50 Liter, Gasflasche 2,75 kg, 95 Ah
  • Preis: ab 65.800 Euro, Testwagenpreis 80.390 Euro

Der Alleskönner-König

Für Westfalia ist im Moment auch eine Zeit des Wandels, und man wäre nicht traurig, wenn das "GP1" wirtschaftlich in den Gefilden des VW California räubern könnte. Die Elemente hierfür: eine schmale Möbelzeile, ausgelegt auch für den Einsatz mit zweiter Schiebetür. Rausnehmbare Einzelsitze, ein ebenso rausnehmbares Bettsystem.

Westfalia Club Joker Urban

  • Gurt/Schlafplätze: 4/4
  • Zul. Gesamtgewicht: 3200 kg
  • Länge: 5,05 m
  • Preis: ab 66.700 Euro

Drei Tage und Nächte schlief der Autor hier im Club Joker Urban, diesem feinen Wolf im Schafspelz. Ganz schlicht im cremigen Weißton innen gibt er sich zurückhaltend und kann dann am Ende fast alles so, wie man es von einem Camper dieser Kategorie erwartet. Klar, er ist nicht wie der Cap Land ein Reisemobil in klein, er ist ein Bus, ein Bulli in modern.

Er bringt den Alltag, die Welt des Campens und des Unterwegsseins zusammen. Die Stühle sind im Heck aufgeräumt, auch wenn im Test der Reißverschluss riss, da wollen sie "nochmal ran". Der leichte, filigrane Tisch ist samt Fuß ordentlich in der rechten Schiebetür verstaut, und damit sind diese Dinge aus dem Weg, wenn man sie nicht braucht.

Das zentrale Element ist das linksseitige Möbel. Ganz anders als im Cap Land kommt hier kein Holz, sondern moderner Kunststoff zum Einsatz, leicht und dünn. Scharniere und Schließen funktionieren einwandfrei.

Weniger Stauraum im Schrank, mehr unter dem Bett

Hinten oben ist das Hauptfach für Kleidung. Groß ist es nicht. In Sachen Stauraum macht man bei den klassischen Bus-Grundrissen wie hier, mit einer zweiten Schiebetür, Abstriche, weil das Küchenmodul von vor der Sitzbank neben die Sitzbank wandert. Beim Thema "Stauraum im Schrank" schlägt der Cap Land den Joker klar. Hier sind bauartbedingt nur noch kleine Fächer vorhanden.

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Andreas Becker

Allerdings: Mit dem Stauraum unterm Bett gleicht der Joker das mehr als aus. Taschen, Boxen (und der aufblasbare Flamingo) haben hier genug Platz, weil sich die beiden Einzelsitze recht weit nach vorne schieben und auch ganz herausnehmen lassen. Übrigens: Auch wenn die Sitze draußen sind, kann man mit dem Bettsystem unten noch schlafen, die Matratze stützt sich nicht auf den umgelegten Sitzen ab, sie hat eigene Füße.

In der Möbelzeile findet sich vorne eine 26 Liter fassende Kompressor-Kühlbox. Sie lässt sich nach vorn herausziehen und auch herausnehmen am Campingplatz. Über ihr gibt es noch eine Besteckschublade und unter ihr eine geschickte Schublade für Lebensmittel. An der Stelle nutzt der Joker die zweite Schiebetür besser als der Cap Land, weil man von außen an die eben beschriebenen Dinge herankommt.

Begrenzte Kochmöglichkeiten

Dass der Herd in der Joker-Küche nur noch eine Flamme hat, ist verschmerzbar. Klar, der Cap Land ist mit zwei Flammen mehr Wohnmobil. Aber vielleicht hat man als Joker-Fahrer ohnehin noch einen externen Gaskocher dabei, um draußen kochen zu können. Und es braucht bei Bedarf auch noch ein kleines portables Klo, denn das ist hier nicht an Bord. So richtig Platz dafür ist aber keiner, eventuell zwischen den Einzelsitzen oder dahinter.

Zum Schlafen unten werden die Einzelsitze umgelegt und das Bett darüber. Was man nicht sieht, aber spürt: In den Matratzenteilen sind Tellerfedern eingearbeitet. Der Schlafkomfort unten ist im Joker hervorragend, das funktioniert auch ohne Auflage sehr gut.

Fazit: Der GP1 ist gelungen. Konstruktiv und handwerklich ist er im Vergleich zum Cap Land viel ausgefeilter. Der fehlende Stauraum für Klamotten & Co. macht ihn zu einem Camper für Kurztrips oder den Campingplatz. Trotzdem: So sehen moderne Bullis aus. The Joker is back.

Das fiel uns auf

 Hochwertige Verarbeitung der Möbel.

 Stühle in der Heckklappe, Tisch in der rechten Schiebetür.

 Hervorragender Schlafkomfort ohne Topper im unteren Bett.

 Viel Stauraum vorhanden.

 Im Vergleich zum Cap Land keine sanitären Einrichtungen wie Toilette oder ernsthafte Waschmöglichkeiten im Innenraum.

Westfalia Club Joker Urban: Daten und Preis

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Redaktion
  • Basisfahrzeug: Ford Transit Custom, 2.0 Diesel,170 PS, 8-Gang-Automatik-Getriebe, Allrad
  • Leergewicht/Gesamtgewicht: 2715/3200 kg
  • Länge/Breite/Höhe: 5050/2280/2050 mm
  • Bettenmaße: unten 1900 x 1120 mm, oben 2000 x 1270 mm
  • Ausbau: Küchenmodul mit Einflammkocher, Spüle, Kompressorkühlbox 25 Liter
  • Aufbau: Stahlblechkarosserie mit GfK-Aufstelldach, Innenverkleidung mit Kunststoff, zwei Schiebetüren, original Schiebefenster, Verdunkelung teils mit integrierten Rollos
  • Bordtechnik: Diesel-Gebläseheizung 2 kW, Frischwasser-/Abwassertank 25/15 Liter
  • Preis: ab 66.700 Euro, Testwagenpreis 79.990 Euro

Fazit