In Bamberg angekommen, starten wir vom Stellplatz Heinrichsdamm unsere einwöchige Radtour durch Oberfranken. Die Welterbestadt präsentiert ihre historischen Gebäude beim Schein der Sonne in besonderem Glanz. Allen voran das alte barocke Rathaus inmitten der Regnitz mit einem Fachwerkvorbau, der wie ein Schwalbennest am Brückenkopf klebt. Wir schieben unsere Räder durch die engen Gassen, erhaschen noch einen Blick auf das malerische Flößer- und Fischerviertel "Klein Venedig" am gegenüberliegenden Ufer und verlassen dann die Stadt.
Immer entlang der alten Bahntrasse
Schon auf dem ersten Abschnitt unserer Tour begegnen wir besonderen Sehenswürdigkeiten längs einer gut ausgebauten Ex-Bahntrasse. Da ist zum einen die dreischiffige Hallenkirche St. Kilian in Hallstadt, die unsere Aufmerksamkeit erweckt, und weiter voran in Rattelsdorf die "Alte Schule" aus dem Jahre 1700. Barockliebhaber kommen mit Schloss und Kirche in Lahm auf ihre Kosten, und Freunde des Fachwerks sind sicherlich beim Anblick der schmucken Dorfkerne von Mürsbach und Untermerzbach entzückt.
Nach dem Mittag wird unsere Radetappe etwas anstrengender. Kleinere Anstiege und Abfahrten wechseln sich in schöner Regelmäßigkeit ab. Wir strampeln durch Heiligersdorf, einen Ort mit gleich zwei Schlössern, und kommen dann zum Highlight des Tages nach Seßlach. Umgeben von einem Mauerring mit drei Tortürmen, reiht sich innerhalb der Stadtmauer ein mittelalterliches Baudenkmal an das andere. Ein herrliches Stadtbild.
In der Ferne zeigt sich bereits die Silhouette der Veste Coburg auf einer Bergkuppe. Da müssen wir hin. Das Adelsgeschlecht von Sachsen-Coburg knüpfte einst durch taktisch geschickte Heiratspolitik Verbindungen zu vielen Königshäusern. Die bekannteste war die der britischen Queen Victoria mit Prinz Albert. Aber auch Martin Luther hat in Coburg gewirkt. Im Jahre 1530 verbrachte er fünf Monate auf der Veste und arbeitete an der Übersetzung der Bibel.

Bei Kaffee und leckerem Schmelzeplootz, einem Quark-Obstkuchen auf fränkische Art, machen wir Rast am wunderschönen Coburger Marktplatz, bevor wir mit dem Zug nach Bamberg zurückkehren. Unser Wohnmobil ist schnell zum Stellplatz Vesteblick in Coburg umgesetzt, sodass noch genügend Zeit für weiteres Sightseeing in der Stadt bleibt. Abends genießen wir in einem urigen Lokal fränkischen Sauerbraten mit dunklem Bier dazu.
Weiter auf historischen Pfaden
Gut genächtigt, folgen wir tags drauf mit unseren Velos dem Flüsschen Röden bis zur ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Nächstes Ziel: Mitwitz; hier gibt es ein herrschaftliches Renaissance-Wasserschloss, umgeben von einem blütenreichen Park. Ein herrliches Fleckchen. Noch sind einige Waldkilometer zu bewältigen, bis die wehrhafte Festung Rosenberg in Sichtweite ist. Diese Kronacher Burganlage konnte im Verlaufe der Geschichte niemals eingenommen werden.
Selbst die zehnfache Übermacht der belagernden Schweden im Dreißigjährigen Krieg hat nicht vermocht, dieses Bollwerk zu stürmen. Wir finden rasch den Bahnhof, fahren mit dem Zug nach Coburg und dann mit unserem Reisemobil nach Kronach. Auch das geht ziemlich fix. Der Stellplatz Hammermühle liegt am Rand der Stadt und bietet alles, was wir brauchen.
Zwischenstopp in der Brauerei
Auf unserer dritten Etappe kürzen wir ein gutes Stück von der Oberfranken-Radrunde ab. Dafür lernen wir Kulmbach kennen. Da unsere heutige Etappe über Unterrodach und Stadtsteinach recht kurz ist, kommen wir bereits nach gut zwei Stunden in Kulmbach an. Oberhalb des Ortes scheint die mächtige Plassenburg über Kulmbach zu wachen.
Die Zeit nachmittags nutzen wir für eine Führung im Brauerei-Museum der ehemaligen Mönchshof-Brauerei. Als frisch gebackene Bierexperten wollen wir danach den Praxistest machen und finden in unmittelbarer Nähe des Stellplatzes Schwedensteg mit der Hausbrauerei Kommunbräu, die seit den 1990er Jahren wieder ganz auf das traditionelle handwerkliche Brauen setzt, eine gute Gelegenheit dazu.

Kunst, Kultur und natürlich Natur
Am vierten Tag radeln wir zur Festspielstadt Bayreuth. Unser Weg führt uns am Weißen Main entlang Richtung Untersteinach, einem Ort mit alter Wehrkirche und historischer Steinbrücke. In der Nachbarschaft punktet Neuenmarkt mit dem einzigartigen Deutschen Dampflokomotiv-Museum.
In Bad Berneck, am Rande des Fichtelgebirges, vereinen wir uns wieder mit der Radrunde Oberfranken. Uns gefällt der Kurort, der vor fast 200 Jahren seinen Kurbetrieb aufnahm und uns mit seinem reizvollen Marktplatz, umrahmt von liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert, begeistert. Oberhalb der Altstadt halten die alten Burgruinen Stellung und gelten allesamt als Wahrzeichen des Bades. Wirklich ein romantischer Ort, dieses Bad Berneck.
Auf der weiteren Route nach Bayreuth sind noch einige kleinere Anstiege zu überwinden und dann kommen wir in der Festspielstadt an. Das Alte und das Neue Schloss und natürlich das üppig ausgestattete barocke Markgräfliche Opernhaus sind die architektonischen Prunkstücke der Stadt, die seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ganz im Zeichen von Richard Wagner steht, der den "Ring der Nibelungen" erstmalig 1876 bei den 1. Bayreuther Festspielen uraufgeführt hat.
Haus Wahnfried mit dem Richard-Wagner-Museum ist die richtige Adresse für all jene, die mehr über das Leben und Werk des Komponisten erfahren wollen.
Richard und Cosima Wagner sind im Garten des Hauses begraben. Cosima war die Tochter des ungarischen Komponisten Franz Liszt, dem am anderen Ende der Straße ein eigenes Museum gewidmet ist. Auch der Dichter Jean Paul verbrachte seine letzten 20 Jahre in Bayreuth. Wir übernachten etwas außerhalb von Bayreuth auf dem hervorragend ausgestatteten Stellplatz an der Lohengrin-Therme.
Ab ins Grüne
Nach so viel Kunst und Kultur folgen wir tags drauf der Ausschilderung Richtung Plankenfels in die grüne Provinz. Bei weiterhin prächtigem Wetter kurbeln wir durch das Tal der Truppach in die Fränkische Schweiz, wo die Dichte der Brauereien weltweit am höchsten ist. Teils auf Schotter holpern wir so bis nach Aufseß, seit dem Jahre 2000 im Guinness-Buch der Rekorde vertreten, denn mit einer Brauereidichte von vier Brauereien auf 1500 Einwohner ist die kleine Gemeinde Weltspitze.
Und auch der Nachbarort hält drei Brauereien parat. Eine von ihnen, die Brauerei Reichold in Aufseß-Hochstahl, bietet dazu noch einen schönen Stellplatz. Am liebsten würden wir an dieser Stelle unsere Etappe beenden, doch leider gibt es von hier aus keine Bahnverbindung zurück nach Bayreuth. Deswegen bleibt uns nichts anderes übrig, als nach Forchheim weiterzustrampeln.

Als wir Heiligenstadt erreichen, haben wir das "Härteste" geschafft. Nun können wir unsere Räder locker auf einer ehemaligen Bahntrasse durch das liebliche Leinleitertal laufen lassen und über Ebermannstadt nach Forchheim radeln, einer netten Stadt mit einer Kaiserpfalz, die den Karolingern als Krönungsort diente. Wenn’s um Bier geht, sind die über 20 Kellerwirtschaften im Bürgerwald am Stadtrand einmal mehr rekordverdächtig, denn sie verfügen insgesamt über 30 000 Sitzplätze und gelten damit wohl als größter zusammenhängender Biergarten der Welt.
In Forchheim nehmen wir den nächsten Zug, holen unser Reisemobil nach und fahren zum Stellplatz nach Aufseß-Hochstahl, den wir ja schon am Vormittag kennengelernt haben. Uns gefällt die Gegend sehr gut. Daher beschließen wir, zu pausieren und am nächsten Tag eine Wanderung auf dem bekannten Brauereipfad zu unternehmen.
Dieser Weg ist 14 Kilometer lang und verbindet die vier Aufseßer Brauereien, die süffiges Bier und deftige Speisen für uns bereithalten. Für den ganzen Weg gibt es einen Wanderpass, der dann jeweils von den Wirten abgestempelt wird. Wer alle Brauereien besucht, wird zum "Fränkischen Ehrenbiertrinker der Weltrekordgemeinde Aufseß" ernannt. Dieser Titel fehlte bislang noch in unserer Sammlung, und somit verbringen wir hier einen echt "sportlichen" Tag.
Kurz vor dem Ziel
Am nächsten Morgen machen wir unser Reisemobil startklar und fahren nach Bamberg zum Stellplatz Heinrichsdamm, den wir bereits vom ersten Tag her kennen. Bevor wir zur letzten Radetappe aufbrechen, müssen wir aber erst mit dem Zug nach Forchheim zurück. Das geht rasch, denn die Bahn braucht nur 15 Minuten. Danach wird angeradelt. Hinter Forchheim säumen schier endlose Obstbaumalleen unsere Strecke nach Buttenheim.

Hier kommt die Jeans ins Spiel, denn in Buttenheim steht das Geburtshaus von Levi Strauss. Der Sohn eines armen jüdischen Textilhändlers wanderte nach Amerika aus und kreierte in San Francisco mit dem Schneider Jacob Davis eine vernietete Arbeitshose, die fortan als besonders haltbar galt und aus echtem blauem Denim bestand. Darauf erhielt er 1873 ein Patent, welches ihm ein Vermögen einbrachte.
Wieder auf dem Rad, biegen wir bei Hirschaid ab und fahren entlang des Main-Donau-Kanals direkt nach Bamberg. Hier schließt sich unser Rundkurs durch Oberfranken. Nachmittags schauen wir uns noch die berühmte Statue des "Bamberger Reiters" im Dom und die Neue Residenz an.
Den Abend lassen wir in einer alten Brauereikneipe ausklingen, verspeisen Rostbratwürstchen mit Sauerkraut und tauschen uns dabei angeregt über die zurückliegende Radrunde in Oberfranken aus. Eine wirklich sehr empfehlenswerte Tour, die man gut mit dem Reisemobil kombinieren kann.
Infos zur Radrunde
Die Radrunde Oberfranken setzt sich aus bestehenden Radwegen zusammen und hat eine Länge von 552 Kilometern. Ehemalige Bahntrassen, Nebenstraßen oder Wirtschaftswege findet man ebenso vor wie geschotterte Waldpassagen. Beschildert ist sie mit dem einheitlichen Logo "Radrunde Oberfranken". Die Rundtour ist wellig und bergig, aber auch mit flachen Abschnitten dazwischen versehen. Es ist ratsam, für die Durchführung der Tour ein Trekking- oder Reiserad mit einer guten Schaltung zu nutzen. Wir haben die Oberfrankenrunde verkürzt und auf die östliche Spange durch die Porzellanregion und die westliche Schleife durch die Täler der Ebrach verzichtet. Dadurch ersparten wir uns längere "Bergetappen", unter anderem im Fichtelgebirge. Die verbliebene Variante (siehe unten) ist 308 Kilometer lang und weist zahlreiche ebene Abschnitte auf.
Unsere Etappenplanung
- Per Reisemobil nach Bamberg (Startpunkt); Stellplatz Heinrichsdamm
- 1.Tag: (mo) Bamberg-Coburg 60km per Fahrrad, (mi) Coburg-Bamberg per Bahn, (na) nach Coburg per Reisemobil; Stellplatz Vesteblick
- 2.Tag: (mo) Coburg-Kronach 53km per Fahrrad, (mi) Kronach-Coburg per Bahn, (na) nach Kronach per Reisemobil; Stellplatz Hammermühle
- 3.Tag: (mo) Kronach-Kulmbach 32 km per Fahrrad, (mi) Kulmbach-Kronach per Bahn, (na) Kulmbach per Reisemobil; Stellplatz Schwedensteg
- 4. Tag: (mo) Kulmbach-Bayreuth 48km per Fahrrad, (mi) Bayreuth-Kulmbach per Bahn, (na) Bayreuth per Reisemobil; Stellplatz Lohengrin-Therme
- 5.Tag: (mo) Bayreuth-Forchheim 75km per Fahrrad, (mi) Forchheim-Bayreuth per Bahn, (na) Aufseß per Reisemobil; Stellplatz Brauerei Reichhold
- 6. Tag: (ganztags) Wanderung Brauereienweg 14km; Stellplatz Brauerei Reichhold
- 7.Tag: (na) Forchheim-Bamberg 40km per Fahrrad, (mi) Bamberg-Forchheim per Bahn, (mo) Bamberg per Reisemobil; Stellplatz Heinrichsdamm
- Abreise von Bamberg mit dem Reisemobil
(mo) = morgens, (mi) = mittags, (na) = nachmittags oder abends