Wer nach einem ersten Testcamping, beispielsweise im Mietcaravan, Blut geleckt hat, denkt schnell über die Anschaffung des ersten eigenen Caravans nach.
Der erste eigene Caravan ist oft ein gebrauchter. Neben den Dingen, die auch für erfahrene KäuferInnen gelten, sollte man sich als Neuling noch über ein paar andere Dinge Gedanken machen. Für die Wahl des passenden Modells ist die Anzahl der Sitz- und Schlafplätze ausschlaggebend.
Eine umbaubare Sitzgruppe klingt zwar auf den ersten Blick praktisch, ist in der Praxis aber, was den Schlafkomfort angeht, nicht das Gelbe vom Ei. Besser sind ausreichend viele feste Betten für alle regelmäßigen UrlauberInnen. Sind Kinder dabei, die im Stockbett schlafen können, bevorzugt man Einzel- oder Doppelbetten?
Anhand dieser Kriterien lässt sich das Feld der möglichen Kandidaten bereits eingrenzen. Ebenfalls wichtig: der Führerschein. InhaberInnen des neuen Führerscheins dürfen schwere Caravans nicht mehr ziehen, denn das Zuggesamtgewicht darf die 3,5-Tonnen-Marke nicht übersteigen. Abhilfe schafft eventuell ein Upgrade auf den Führerschein B96, mit dem das Zuggesamtgewicht immerhin auf 4,25 Tonnen steigt.
Tochtermarken großer deutscher Hersteller sowie Importmarken bieten vollwertige Einsteigercaravans zwischen 10.000 und 15.000 Euro an. Wenn der Gedanke nicht stört, dass Bett und Bad schon benutzt wurden und man noch weniger Geld ausgeben möchte, ist ein Gebrauchtcaravan die Alternative zum Neuwagen. Die Nachfrage nach gebrauchten Caravans steigt, das belegen nicht zuletzt die jährlichen Zahlen für Besitzumschreibungen gebrauchte Freizeitfahrzeuge. Dabei ist die Tendenz steigend.
Wo findet man gebrauchte Caravans?
Ein gebrauchter Caravan markiert für viele Camping-Neulinge den Einstieg zum mobilen Reisen, aber auch alte Hasen greifen gerne immer wieder zu. Der erste Weg bei der Suche nach einem Gebrauchten sollte ins Internet führen, wo man sich bei den einschlägigen Online-Börsen einen Überblick verschaffen kann.

Eine gesunde Portion Skepsis ist bei Online-Inseraten natürlich angeraten, denn nicht selten klafft zwischen der schönen Bilderwelt und der schnöden Realität eine breite Lücke – oder man gerät gar an einen unseriösen Anbieter. Erfolgversprechend bei gebrauchten Caravans ist auch der Blick in regionale Zeitungen oder lokale Anzeigenbätter. Auch die Kleinanzeigen in Internetbörsen wie zum Beispiel Ebay können passende Treffer liefern.
Eine gute Adresse sind auch Handelsbetriebe aus der Umgebung. Diese haben in den meisten Fällen neben den Neufahrzeugen auch Gebrauchte im Angebot und ein reges Interesse daran, NeukundInnen zu gewinnen. Der Handelsbetrieb aus der Region ist in jedem Fall die bessere Wahl, als für ein Schnäppchen durch die halbe Republik zu fahren. Schließlich ist es mit dem Kauf manchmal nicht getan, denn wer einen gebrauchten Caravan von einem Handelsbetrieb erwirbt, hat Anspruch auf ein Jahr Gewährleistung, sollten Mängel auftreten. Da ist es natürlich hinderlich, wenn man für eine Reparatur erst eine lange Strecke fahren muss.
Eine Privatperson kann die Gewährleistung ausschließen, darüber sollte man sich im Klaren sein, bevor man sich für einen Wohnwagen entscheidet. Der Kauf von privat hat andererseits den Vorteil, dass man eher noch ein Schnäppchen machen kann und dass der Anhänger oft noch nicht viele VorbesitzerInnen hatte.
Merken Sie sich folgende einfache Faustregel: Ist ein Angebot zu schön, um wahr zu sein, dann ist es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Fake.
Vorsicht bei zu guten Kaufangeboten
Unsere Vorfahren haben gejagt und gesammlt. Bei manch einer treten diese Gene auch bei der Schnäppchenjagd zutage. Doch wenn es um relevante finanzielle Summen geht, wie das nun einmal beim Kauf eines gebrauchten Caravans der Fall ist, sollte man einen kühlen Kopf bewahren, anstatt sich zu einem Schnellschuss verleiten zu lassen. Im anonymen Internet tappt man besonders schnell in die Falle und lässt sich von einem scheinbaren Megaschnäppchen einen Bären aufbinden.

BetrügerInnen gehen dabei immer wieder mit den selben Methoden vor. Die wichtigste Regel ist: Überweisen Sie niemals Geld an unbekannte Personen, egal wie plausibel Ihnen die Begründung des Verkäufers oder Käufers auch vorkommen mag.
Bekannte Vorgehensweisen beim Caravan-Kauf-Betrug
Eine beliebte Masche ist beispielsweise: Der Caravan steht angeblich in einem anderen Land, und die KäuferIn soll für Speditionskosten in Vorkasse gehen. Auch Bargeldtransfers an eine andere Person als Nachweis Ihrer Zahlungsfähigkeit enden meist mit dem Verlust des Geldes.
Bei einer anderen Methode meldet sich nach einem erfolgtem Kauf die vermeintliche VerkäuferIn und behauptet, dass der Wohnwagen mit einem Schaden im Ausland festsitzen würde. Es wird um die Übernahme von einem Teil der anfallenden Transportkosten ersucht, massive Drohungen werden ausgesprochen und Einschüchterungsversuche unternommen.
Das sollten Sie bei einer Besichtigung beachten
Ob nun aber privat oder vom Profi: Eine Besichtigung samt Probefahrt ist in jedem Fall unumgänglich. Der TÜV Süd rät, vor der Besichtigung alle im Inserat gemachten Angaben zu hinterfragen. Wurden tatsächlich alle Dichtigkeitsprüfungen gemacht? Sicherheit bringt ein Blick ins Serviceheft. Nur was hier lückenlos nachgewiesen und dokumentiert ist, kann für bare Münze genommen werden.
Gut ist auch, wenn noch Rechnungen von Reparaturen und so weiter vorhanden sind, die die Eintragungen stützen. Werfen Sie auch einen Blick in den Prüfbericht der letzten Hauptuntersuchung, denn den brauchen Sie für die Zulassung ohnehin.
Beim Besichtigungstermin eines gebrauchten Caravans benötigen Sie vor allem eines: Zeit. Es hat keinen Wert, nur oberflächlich einen Blick zu riskieren und überstürzt eine Entscheidung zu fällen. Schauen Sie also genau hin, denn was Sie jetzt sehen, wird Sie später nicht mehr überraschen können. Fragen Sie nach Vorschäden oder Unfällen und lassen Sie die Unfallfreiheit explizit schriftlich im Vertrag festhalten.
Der Hinweis "ohne erkennbare Unfallschäden" ist zu schwammig, besser: "ohne Vorschäden durch Unfall und sonstige Beschädigungen". Weicht die VerkäuferIn beim Thema Unfallschaden aus, sollte man hellhörig werden und besser die Finger von dem Angebot lassen.

Besichtigen Sie den gebrauchten Caravan bei Tageslicht, unter freiem Himmel und möglichst nicht im Regen. Halten Sie nach Korrosion und Alufraß Ausschau. Schauen Sie sich auch die Reifen an, sie sollten nicht einseitig abgefahren oder älter als sechs Jahre sein.
Ganz wichtig: Die Dichtigkeit eines Wohnwagens
Ein neuralgischer Punkt in Caravans ist die Dichtigkeit. Tritt erst einmal Schimmel auf oder sind andere Anzeichen für einen Feuchteschaden, wie beispielsweise muffiger Geruch oder feuchte Stellen, festzustellen, heißt es Obacht. Kondenswasser durch mangelnde Lüftung oder kleine Undichtigkeiten können den Aufbau eines Wohnwagens mit den Jahren nachhaltig schädigen.

Prüfen Sie daher gründlich bei gebrauchten Caravans die Dichtungen um Fenster und Türen. Sollte es im Innenraum schon zu Schimmelbildung gekommen sein, ist eine Beseitigung der Schäden oftmals nur noch mit unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich. Prüfen Sie daher auch immer, ob die Dichtigkeitsinspektionen durchgeführt wurden.
Auch die Duschwanne im Bad sollte auf Risse und Beschädigungen untersucht werden. Durch sie kann Nässe an den Unterboden gelangen. Mit einem gründlichen Blick unter den Caravan wird der Holzboden auf seinen Zustand überprüft. Was dann noch bleibt, ist die Funktionsprüfung der elektrischen Installationen wie Kontrollbord, Lichter, TV etc. sowie der Gas- und Wasseranlage. Checken Sie auch die zahlreichen Scharniere, Auszüge und Schlösser an den Möbeln. Wer noch keine oder nur wenig Erfahrung im Umgang mit Caravans hat, sollte sich einen erfahrenen "zweiten Mann" mit zur Besichtigung nehmen.
Wieviel darf ein gebrauchter Caravan kosten?
Hat man sich nach eingehender Besichtigung letztlich für einen Caravan entschieden, geht es noch um den Preis. Einen Anhaltspunkt liefert die Schwacke-Liste für Caravans und Reisemobile, die zweimal im Jahr erscheint und Gebrauchtpreise von über 13.500 Modellen der letzten zwölf Jahre aufführt. Händler gewähren oftmals einen Einblick in das über 200 Euro teure Buch.

Auch wenn Caravans über eine hohe Wertstabilität verfügen, kann man davon ausgehen, dass die Sonderausstattung einem höheren Wertverlust unterliegt. Dennoch: Überlegen Sie sich, ob eine üppige Zusatzausstattung überhaupt benötigt wird oder nur unnötig den Preis in die Höhe treibt. Letztendlich gibt vor allem der Pflegezustand den Ausschlag, ob der aufgerufene Preis angemessen ist oder nicht. Wenn man zweifelt: weitersuchen. Der Markt ist groß genug.
Caravan kaufen: Ratenkredit als Alternative zum Barkauf
Der perfekte Caravan ist gefunden, ob nun neu oder gebraucht, doch der Kontostand reicht für die Anschaffung nicht aus. Was tun? Für junge Pärchen oder Familien wird die Finanzierung oftmals zur besten und auch einzigen Möglichkeit, einen eigenen Caravan ihr Eigen zu nennen. Grundsätzlich hat die KäuferIn die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten: Die Finanzierung bei der eigenen Bank oder bei der eines Handelsbetriebs.
Der Betrieb wickelt Finanzierungen entweder über seine Hausbank oder die Finanzierungsprogramme der Hersteller ab. Er berechnet je nach Kaufpreis, Laufzeit und Konditionen das passende Kreditmodell für die KundInnen. Je höher die Anzahlung, desto kleiner die monatliche Rate.
Checkliste für den Caravan-Kauf
Papiere
- Sind die Fahrzeugpapiere vollständig?
- Sind Sonderanbauten eingetragen?
- Wann steht die nächste Hauptuntersuchung an?
- Ist die Gasprüfung erledigt, eine Bescheinigung vorhanden?
- Wurden vorgeschriebene Dichtigkeitsinspektionen durchgeführt?
- Wie viele VorbesitzerInnen gab es? Sind Vermietungen darunter?
- Gibt es Bedienungsanleitungen und Garantieunterlagen für sämtliche Einbaugeräte?
Basis
- Nach Korrosion und Alufraß suchen.
- Sind der VorbesitzerIn Unfallschäden bekannt?
- Reifen auf Profiltiefe, gleichmäßiges Abnutzungsbild und Alter (möglichst nicht über sechs Jahre) untersuchen.
Aufbau
- Aufbauwände und Kantenleisten auf Beschädigungen untersuchen.
- Ist an Aluminium-Oberflächen Korrosion (Alufraß) zu erkennen, bilden GfK-Oberflächen Risse an Ecken und Kanten?
- Sind Hagelschäden am Dach zu sehen? Wurden diese bereits mit der Versicherung des Vorbesitzers abgerechnet?
- Decke im Bereich der Dachhauben, Wände unterhalb der Fenster auf Spuren von Feuchtigkeit kontrollieren.
- Zustand der Fenster und Dachhauben (Risse, matte Stellen) sowie Gummidichtungen checken.
- Unterboden überprüfen.
Ausbau
- Gibt es Gerüche, die auf Schimmel und Undichtigkeiten hindeuten? Ecken und Winkel überprüfen.
- Sind Stockflecken unter den Matratzen zu sehen?
- Gibt es Risse in der Duschwanne? Ist dort bereits Wasser in die Bodenplatte eingedrungen?
- Funktionen von Möbeln und Auszügen checken.
- Machen die Möbeloberflächen und-kanten einen übermäßig abgenutzten Eindruck?
- Gegebenenfalls die Möglichkeit der Montage eines Absturzschutzes für Kinder überprüfen.
- Sind der Frischwassertank und sichtbare Leitungen von innen sauber? Erzeugt die Wasserpumpe einen brauchbaren Druck?
- Zünden Heizung und Kühlschrank problemlos?
- Lampen und elektrische Einbauten (Kontrollbord, Sat-Anlage, TV etc.) ausprobieren.
- Wenn Sonderausstattung wie ein Vorzelt dabei ist, auch dieses prüfen und gegebenenfalls aufbauen.
CARAVANING-Serie Basiswissen: Schritt für Schritt zum Proficamper
- In Teil 1 erfahren Sie alles über das Thema "Welcher Caravan passt zu mir?"
- In Teil 2 erfahren Sie alles über das Thema "Richtig kaufen"
- In Teil 3 erfahren Sie alles über das Thema "Wohnwagen mieten"
- In Teil 4 erfahren Sie alles über das Thema "So funktioniert die Wohnwagen-Finanzierung"
- In Teil 5 erfahren Sie alles über das Thema Wohnwagen-Technik
- In Teil 6 erfahren Sie alles über das Thema Zubehör
- In Teil 7 erfahren Sie alles über das Thema "Richtig beladen und transportieren"
- In Teil 8 erfahren Sie alles über das Thema Gespannfahren