Mancher Reisemobilist klebt Sticker auf die Rückseite seines Fahrzeugs, um anderen seinen Blick auf die Welt kundzutun. Beim Camper von Willi und Katrin Mohler aus Gelterkinden in der Schweiz ist das anders: Jeder Aufkleber erzählt seine eigene Geschichte. "Ich liebe La Paz", steht auf einem. "Got lobstah?", fragt ein anderer, deraus Maine stammt. 40 Länder haben die beiden mit ihrer "Caracolita" (spanisch für Schneckenhäuschen) bereist, mehrere Monate im Jahr tourt das Paar durch die Welt. Der Name Caracolita könnte nicht passender gewählt sein: Die zweite Heimat der Mohlers ist ein Pick-up-Camper. Die Basis bildet ein Mazda BT 50. Auf seiner Ladefläche sitzt eine Kabine von Tischer.
Der Weg zum eigenen Pick-up-Camper ist lang: Fünf Jahre nimmt sich das Paar Zeit, um die richtige Reiseart herauszufinden. "Ursprünglich wollten wir das Winterhalbjahr in Venezuela verbringen – dort ist Willi geboren und aufgewachsen", sagt Katrin (57). Da die politische Lage aber immer schlechter wird, entschließen sich die Pensionisten, zunächst die Welt zu bereisen. Nach dem Besuch einiger Messen, entscheiden sie sich 2008 für das geländetaugliche Reisemobil.
Der Pick-up-Camper ist wie ein zweites Zuhause
Seither brechen Willi und Katrin immer wieder auf. Katrin: "Es ist ein gutes Gefühl, die Haustür zu schließen und unterwegs zu sein." Von ihrer bisher längsten Tour schwärmen Mohlers noch heute. In den Jahren 2013 und 2014 folgen sie neun Monate lang der Panamericana – vom äußersten Süden des amerikanischen Kontinents bis in die USA.
Von Buenos Aires aus fahren die beiden zuerst nach Ushuaia auf Feuerland – in die südlichste Stadt der Welt. Unterwegs treffen sie auf Guanacos, eine Lama-Art, und beobachten Wale. Immer wieder finden sie in den menschenleeren Landstrichen romantische Übernachtungsplätze direkt am Meer. Nach drei Tagen geht es über die Westküste nach Norden: Diesmal auf der Panamericana. Blau leuchtende Gletscher, spitze Felsnadeln, die sich von unten durch die Wolken bohren, Delfine: Hinter jeder Kurve wartet in Patagonien ein neues Postkartenmotiv. Im weiteren Tourverlauf fährt die Caracolita mit ihren Insassen unter anderem durch Bolivien, Peru, Ecuador, Panama, Belize und Mexiko – in Richtung USA. Die Reise widmen Mohlers dem Motto: "Das Leben wird nicht gemessen an der Zahl unserer Atemzüge, sondern an den Orten und Momenten, die uns den Atem rauben." Solche Gelegenheiten gibt es unterwegs viele.
Eine Weltreise birgt auch Gefahren
Auch Rückschläge müssen die beiden während ihrer Reisen verkraften: Ein Überfall in Montevideo ist ihnen "mächtig eingefahren". Willi: "Seither reisen wir in manche Gebiete nicht mehr alleine, sondern schließen uns mit anderen Reisemobilisten zusammen."
Auch als Teil einer Gruppe kann man exotische Gegenden erkunden: Gerade kommen Mohlers von einer dreimonatigen Tour durch die Türkei, Georgien, Armenien und Iran zurück. Willi: "Wir nehmen uns aber auch bei geführten Gruppenreisen die Zeit, um ein paar Tage alleine zu sein." Natürlich prägen solche Unternehmungen die Sicht auf die Welt: "Wir haben viele Vorurteile über Länder abgebaut", so Katrin. Was in den Medien gezeigt werde, sei oftmals nur das Negative. Passend dazu steht die Iran-Reise unter dem Leitsatz: "Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben." Auch neue Reiseziele stehen schon fest: Im Frühjahr planen die Pensionisten eine Tour durch das südliche Afrika. Dann erzählen wieder einige neue Aufkleber am Heck von weiteren Abenteuern.
Fernweh?
Folgende Tipps sollten Offroad-Aspiranten berücksichtigen:
Fahrzeug: Zeit lassen, um das richtige Fahrzeug zu finden und es ausführlich testen. Das Mobil sollte mehrere Tage lang autark sein.
Vorbereitung: Sprachkenntnisse erwerben, Reiseführer kaufen, GPS und Kartenmaterial studieren. Kurse belegen: Erste Hilfe, Geländefahren, GPS-Navigation, Buschmechanik.
Unterwegs: Sich respektvoll gegenüber Behörden und Menschen verhalten, bescheiden bleiben und auf keinen Fall nachts fahren.