Diese Fehler sollten Sie beim Camperkauf auf der Messe vermeiden

Wohnmobil-Kauftipps für die Messe + Checkliste
Diese Fehler sollten Sie beim Kauf auf der Messe vermeiden

Zuletzt aktualisiert am 15.01.2025

Messen sind eine gute Gelegenheit für den Wohnmobilkauf. Nirgendwo sonst kann man so viele Fahrzeuge direkt und live miteinander vergleichen – schon allein deshalb lohnt sich der Messebesuch für Kaufinteressierte. Besonders zum Modellwechsel beim Caravan Salon in Düsseldorf, in diesem Jahr von 30. August bis 8. September, kann man auf ein Messeschnäppchen hoffen. Dann sind für Auslaufmodelle hohe Rabatte möglich. Zudem haben die Händler aktuell wieder mehr Neufahrzeuge im Bestand und auch die Lieferzeiten für Bestellfahrzeuge sind deutlich kürzer geworden als in den Vorjahren. Messerabatte, Sondereditionen und Zusatzpakete sorgen zusätzlich für Kaufanreize.

Doch egal, wie günstig die Gelegenheit erscheint, sollte man nicht spontan zuschlagen, sondern sich vor dem Kauf eines Wohnmobils einige Grundfragen beantworten:

7 Fehler, die Sie vermeiden können

Welche Fehler könnten dem erfolgreichen Kauf des Wunschmobils im Weg stehen?

Fehler 1: Ohne Campingerfahrung loslegen

Völlig unbedarft ein Reisemobil zu kaufen, kann nach hinten losgehen. Camping-Neulinge sollten mindestens einmal einen "Testurlaub" im Mietmobil gemacht haben oder auf andere Art "Probe campen". So kann man seine Ansprüche an das erste eigene Fahrzeug kennenlernen. In der Praxis erfährt man schnell, was wichtig ist und worauf man verzichten kann. Helfen kann eine Checkliste. (siehe oben)

Fehler 2: Knappe Zuladungsreserven

In der 3,5-Tonnen-Klasse kommt man je nach Zahl der Mitreisenden schnell an die Grenzen der Zuladungsreserven. In der bei den technischen Daten angegebenen "Masse im fahrbereiten Zustand" ist beispielsweise nur der Fahrer mit pauschal 75 Kilogramm Gewicht eingerechnet. Hinzuaddieren muss man nicht nur das Körpergewicht der Passagiere, sondern auch mitbestellte Extras wie Markise oder Fahrradträger – und dann ist noch kein einziges Gepäckstück an Bord. Möglicherweise bleibt dann nur die Auflastung.

Fehler 3: Falscher Führerschein

Auf den ersten Blick ist oftmals nicht zu erkennen, ob ein Reisemobil ein 3,5-Tonner ist oder nicht. 3,5 Tonnen sind jedoch die Grenze für den B-Führerschein. Wer die Pkw-Fahrerlaubnis nach 1999 erworben hat, darf nur Fahrzeuge bis zu diesem Gewichtslimit bewegen. Ist das Wunschmobil schwerer, muss man mindestens noch den "kleinen Lkw-Führerschein" (Klasse C1) machen. Achtung: Mobile über 3,5 Tonnen dürfen in Deutschland auf der Autobahn maximal 100 km/h fahren. Auch in anderen Ländern gibt es Geschwindigkeitsbeschränkungen oder spezielle Mautregeln für schwerere Fahrzeuge. Alles zur 3,5-Tonnen-Grenze und aktuellen Entwicklungen zur Führerscheinrichtlinie finden Sie hier.

Fehler 4: Grundriss mit zu wenig Betten/Sitzen

Bei der Auswahl des eigenen Reisemobils ist eines der wichtigsten Kriterien, wieviel Personen maximal mit auf Reisen gehen sollen. Danach muss sich dann die Anzahl der Gurtplätze, der Sitzplätze am Tisch und natürlich auch die Zahl der Betten richten. Reicht Ihnen ein Fahrzeug mit der passenden Ausstattung für zwei Personen tatsächlich schon aus? Oder kommt es vor, dass Kinder, Enkel oder Freunde ab und an mitreisen oder Sie besuchen kommen? Dann sollte zumindest ein zusätzliches, umbaubares Bett vorhanden sein. Und auch an den Stauraum sollte man denken, denn mit steigender Passagierzahl steigt auch der Umfang des Gepäcks. Hier geht's zum Grundriss-1x1.

Fehler 5: Unnötige Pakete kaufen

Messepakete und Sondermodelle versprechen viel Ausstattung zu einem guten Preis. Die Frage ist nur: Braucht man diese zusätzliche Ausstattung wirklich? Wer auch mit der Basisversion eines Reisemobils zufrieden sein kann, zahlt bei Paketen nicht selten für Zubehör mit, das er gar nicht braucht – und das obendrein Zuladung raubt. Wer dagegen auf eine rundum komfortable Ausstattung Wert legt, kann mit Messepaketen und Sondermodellen ordentlich Geld sparen. Hier lohnt es sich, genau hinzuschauen: Was ist im Paket enthalten und wie hoch sind die Einzelpreise der Ausstattung? Tipp: Vor dem Messebesuch schon eine Liste der Wunschausstattung aufstellen.

Fehler 6: Zubehör nicht ab Werk bestellen

Ob Markise oder Insektenschutztür: Viele Extras lassen sich zwar noch nachrüsten, aber manches ist so nützlich, dass man es am besten von Anfang an mit dabeihat. Außerdem: Jedes im Nachhinein in die Außenhülle gebohrte Loch, etwa bei der Nachrüstung eines Fahrradträgers, einer Sat- oder Solaranlage, ist ein Risiko für die Dichtigkeit. Auch ein größerer Kühlschrank lässt sich schwer nachträglich einbauen. Besser also direkt ab Werk bestellen. Dann ist auch alles in der Werksgarantie des Fahrzeugs mit eingeschlossen. Mehr zum Thema Ausstattung ab Werk lesen Sie weiter unten.

Fehler 7: Rücktrittsrecht voraussetzen

Das Wunschmodell ist gefunden und es geht an den Vertragsabschluss. Dann unterschreibt der Käufer beim Messerverkäufer bzw. Händler die "verbindliche Bestellung". Was manche nicht wissen: Dieses Schriftstück ist die bindende Absichtserklärung des Käufers auf Abschluss eines Kaufvertrags. Nimmt der Verkäufer diese Bestellungsabsicht innerhalb der schriftlich festgehaltenen Frist an, ist der Kaufvertrag geschlossen. Gleiches gilt bei fristgerechter Lieferung des bestellten Wohnmobils. Ein 14-tägiges Widerrufsrecht wie etwa bei Online-Käufen gibt es bei einer derartigen verbindlichen Bestellung nicht.

Viele tolle Tipps zum Nachhören im Podcast

Ob Sie ein erfahrener Camper oder ein Neuling auf der Suche nach Ihrem ersten Wohnmobil sind, diese Episode des Clever Campen Podcasts bietet wertvolle Einblicke, um den Kaufprozess zu vereinfachen und kostspielige Fehler zu vermeiden. Unsere beiden Hosts Isabell Krautberger und Samira Matschinsky geben zusammen mit Irina Ziegler einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Aspekte, die es beim Messekauf zu beachten gibt. Jetzt reinhören oder auf Spotify für später merken!

Den Überblick in der Fülle der Angebote, Modelle und Messerabatte behalten

Der erste Eindruck ist nicht immer der beste und zielführende. Das gilt bei der Partnerwahl genauso wie beim Kauf eines Wohnmobils. Um die Entscheidung im Fall des Wohnmobils zu erleichtern, haben wir ein spezielles Bewertungssystem entworfen. Mit dessen Hilfe können Modelle, die in die engere Auswahl kommen, auf der Messe oder beim Händler individuell bewertet und anschließend in aller Ruhe analysiert werden. Auf diese Weise lassen sich anhand persönlicher Ansprüche Schwerpunkte setzen und Fahrzeuge ganz gezielt vergleichen.

Messekauf
Andreas Becker

Das Bewertungssystem umfasst 22 Bewertungskriterien mit denen detailliert der Aufbau des Wohnmobils, die Stauräume, die Bordtechnik, die Verarbeitung, Details zum Wohnen, Schlafen sowie zu Bad und Küche bewertet werden können. Je nach eigenen Ansprüchen können die Kriterien individuell gewichtet werden. Hobbyköche können zusätzlich beispielsweise die Bedeutung der Bordküche aufwerten, indem sie dort vorab schon einen Gewichtungsfaktor von 2, 3 oder gar noch höher eintragen. Mit diesem Faktor werden später die Punkte der individuellen Beurteilung multipliziert, dadurch bekommt das Ergebnis in der Gesamtpunktzahl einen höheren Einfluss. Wenn Sie in allen Kategorien die Gewichtung eingetragen haben, ist das die ideale Basis für Ihre persönliche Fahrzeugbewertung.

Gratis-Download Checkliste für Wohnmobile

Widmen Sie sich im Vorfeld in Ruhe dem Bewertungsbogen und halten Sie fest, auf welche Ausstattungsdetails Sie auf keinen Fall oder nur bedingt verzichten möchten. Die jeweils fünf wichtigsten tragen Sie in den Bereichen "Extraausstattungen" in die Liste ein. Umso besser, wenn sich dann im Gespräch mit dem Verkäufer ergibt, dass der eine oder andere Posten davon bereits serienmäßig oder in einem kostengünstigen Ausstattungspaket enthalten ist.

Die Smartphone-Kamera ist das perfekte Werkzeug, um die Eindrücke des Wohnmobils festzuhalten. Malen Sie dazu in das große Freifeld auf dem Bogen eine Zahl und fotografieren Sie diese ab, bevor Sie Bilder des jeweiligen Mobils machen. So können Sie die Fotos später zweifelsfrei zuordnen. Notieren Sie außerdem den Gesamtpreis des Fahrzeugs inklusive Extraausstattungen, Zulassungspapiere und Überführungskosten.

Einkauf
Messe Düsseldorf, DCHV, Archiv

Drucken Sie die Liste einfach mehrmals aus und füllen Sie für jeden möglichen Fahrzeug-Kandidaten die Checkliste aus. Das Punktesystem der Kaufanalyse kann dabei sehr aufschlussreich sein. Auf diese Weise lassen sich anhand persönlicher Ansprüche Schwerpunkte setzen und Fahrzeuge ganz gezielt miteinander vergleichen. Vor allem, wenn Sie hinterher die persönlichen Bewertungspunkte durch den ermittelten Gesamtpreis (Grundpreis plus Ausstattungsextras) teilen, bekommen Sie einen guten Überblick, wie viel Wunschmobil Sie tatsächlich für Ihr Geld bekommen.

10 Tipps für den Wohnmobil-Kauf

  1. Keine Spontankäufe: Auch die Details müssen stimmen, damit Sie auf lange Sicht zufrieden mit Ihrem Wohnmobil sind.
  2. Gewissenhaft vorbereiten: Erstellen Sie einen Anforderungskatalog für Ihr Wunschfahrzeug (siehe Kaufanalyse-Formular).
  3. Gut informieren: Messen sind die ideale Möglichkeit, um viele Wohnmobile in Augenschein zu nehmen – lassen Sie sich dabei genügend Zeit.
  4. Fragen stellen: Reden Sie mit den Verkäufern. Klären Sie zum Beispiel bei kleineren Herstellern ab, wie mit Gewährleistungsmängeln umgegangen wird: Müssen Sie zur Inspektion ins Werk fahren oder gibt es Partnerbetriebe?
  5. Den richtigen Händler wählen: Der Händler sollte bestenfalls in der Nähe des eigenen Wohnsitzes ansässig sein, damit man bei Problemen nicht erst durch die halbe Republik fahren muss.
  6. Nicht nur über den Preis reden: Lassen Sie sich zuerst in aller Ruhe das Fahrzeug erklären.
  7. Nicht blenden lassen: Überlegen Sie bei Lockangeboten mit umfangreichen Extras, ob Sie diese überhaupt benötigen.
  8. Nicht hetzen lassen: Lassen Sie sich nicht zu einem Vertragsabschluss verleiten, nur weil ein besonders hoher Rabatt lockt.
  9. Abmachungen festhalten: Lassen Sie sich alle Übereinkünfte schriftlich geben, nur dann haben Sie im Zweifelsfall etwas in der Hand.
  10. Beachten Sie: Für eine verbindliche Bestellung beim Händler gibt es kein generelles Rücktrittsrecht (Details siehe unten).

Wichtige Ausstattung ab Werk bestellen

Manches Zubehör ist so praktisch, dass man es bereits ab Werk mitbestellen sollte. Dazu zählt etwa eine Rückfahrkamera. Wer sich bisher nicht sicher ist, ob er tatsächlich eine braucht, sollte zumindest schon einmal die Kabel legen lassen, damit man später nicht unnötig Löcher bohren muss. Das gilt auch, wenn man für später Sat-, Klima- oder Solaranlage plant oder eine Anhängerkupplung nachrüsten will. Neben Markise und Fahrradträger ist auch eine zweite Tür für die Heckgarage sinnvoll. Wer Wert auf viel Licht legt, sollte zudem Dachfenster schon im Werk einbauen lassen, da die Nachrüstung einigen Aufwand bedeutet. Hat man bei der Größe des Dieseltanks die Wahl, dann besser den größeren mit mehr Volumen nehmen; ein zu kleiner Tank sorgt bei längeren Strecken für nervtötend viele Tankstopps.

Die Motorisierung spielt beim Reisemobil eine wichtige Rolle, auch wenn man bei Urlaubsfahrten keine Höchstgeschwindigkeiten erreichen will. Die Leistung sollte dem Gewicht des Mobils jedenfalls angemessen sein, sonst bleibt der Spaß spätestens dann auf der Strecke, wenn man bei Steigungen zum Verkehrshindernis wird. Beim beliebtesten Basisfahrzeug, dem Fiat Ducato, wird für Reisemobile unter anderem die Motorisierung mit 140 PS oder 180 PS angeboten. Für ein Reisemobil mit 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht sind 140 PS ausreichend. Für größere und schwerere Mobile sollte man die 180-PS-Variante in Erwägung ziehen.

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Andreas Becker

Die Ducato-Geschwister Citroën Jumper und Peugeot Boxter bekommen zum Modellwechsel 2024 ebenfalls den 2,2-Liter-Motor von Fiat mit denselben Leistungsstufen und denselben Assistenzsystemen. Als Alternative zum 6-Gang-Schaltgetriebe sind alle drei Stellantis-Transporter dann auch mit der neuen 8-Gang-Wandlerautomatik im Angebot. Sie ersetzt die 9-Gang-Automatik, die bisher nur für den Fiat optional verfügbar war. Auch die Wahl des Getriebes sollte man sich im Vorfeld gut überlegen. Mit einem Automatikgetriebe reist man im Wohnmobil entspannter und komfortabler, der Aufpreis dafür ist aber oftmals ziemlich happig.

Verbindliche Bestellung für Wohnmobile

Ist die Wahl auf ein Reisemobil gefallen, unterschreibt man beim Händler die verbindliche Bestellung. Eine Vorlage dafür stellt etwa der DCHV (Deutsche Caravaning Handelsverband) seinen Mitgliedsbetrieben zur Verfügung. Verwendet der Verkäufer diese Vorlage, dann können sich Käufer sicher sein, dass darin alle rechtlichen Vorgaben und Regeln zum Verbraucherschutz berücksichtigt sind. Anstelle von Papierformularen werden inzwischen meist digitale Vorlagen verwendet.

Nach der Unterschrift ist der Käufer in der Regel drei Wochen an die verbindliche Bestellung gebunden. Sofern das Fahrzeug bereits beim Händler steht, verkürzt sich die Frist auf zehn Tage. Innerhalb der jeweiligen Frist hat der Käufer kein generelles Rücktrittsrecht. Die verbindliche Bestellung wird zum Kaufvertrag, wenn der Händler die Bestellung innerhalb der vereinbarten Frist schriftlich bestätigt oder das Wohnmobil an den Käufer ausliefert.

Etwas anders sieht es bei einem Kauf mit Finanzierung aus. Wenn beim Händler auch gleich ein Kreditvertrag zur Finanzierung unterschrieben oder vermittelt wird, kann der Käufer von seinem 14-tägigen Widerrufsrecht für den Kreditvertrag Gebrauch machen. Dann wird auch der Kaufvertrag für das Fahrzeug automatisch hinfällig.