Bevor wir schauen, was alles neu und anders ist am facegelifteten VW Grand California, verbringen wir drei Nächte mit und in ihm. Es ist Freitagnacht. Mein Kopf liegt auf einem kleinen Brett. Geht doch, träume ich. Geht doch, da oben im Kinderbett, das man so rauszieht. Dann wach ich auf und will mich drehen, nein, ich wache auf, weil ich mich nicht drehen kann. Nach oben gibt es kaum Kopffreiheit. Im großen Bett, da liegt der Kumpel, ich bin zu alt, um mit dem Kumpel im Querbett zu schlafen.
Grand California ein einzigartiger Campingbus
Als VW diesen Crafter vorgestellt hat, war das ein Meilenstein bei den Basisfahrzeugen. Kurz nach der Einführung des Nutzfahrzeugs stellte VW auch einen großen California vor. Das Design war und bleibt auch einzigartig: Unter anderem die Form der Hängeschränke, die an Staufächer in Flugzeugen erinnern sollen. Ein Handgepäckkoffer passt zwar bei weitem in keines der Fächer, es geht aber viel hinein hinter die doppelten Schrankklappen mit ihren massiven Aufstellern.
In vielen Punkte ist der neue genauso wie der Alte Grand California anders als andere ausgebaute Kastenwagen. Er kommt von einem Konzern, von VW. Der Möbelbau ist einzigartig, die Formensprache, die Umsetzung. Und doch kämpft man mit denselben Themen wie alle Campingbusse. Es geht immer um das Zusammenspiel von Stauraum, Wohlfühlen (Ambiente), Praktikabilität und Design.
Das Leben darin funktioniert recht gut. Er ist schmaler als ein Fiat Ducato, ähnlich schmal wie ein Sprinter, und er ist als Grand California 600 knapp sechs Meter lang. Und er hat ein Hochdach, in dessen Nase eben das besagte Kinder-/ Notbett passt (Option). Ein klassischer Oberschrank über der Küche ist nicht vorhanden, da muss man den ersten über dem Bett dazunehmen. Im Küchenblock gibt es noch ein paar Fächer. Alles so ein wenig für Minimalisten. Und das ist auch die Geschichte des Grand California.
Der Heckstauraum ist knapp bemessen
Der Heckstauraum ist zum Beispiel nicht sehr groß. Meine superkurzen Race-Carver-Ski passen nicht rein, weder quer noch sonst wie, ohne die Schottbretter herauszunehmen. Und so stehen meine Latten und die Snowboards vom Kumpel nachts weit in den Gang. Auch die Heizung nervt uns, hier als Dieselheizung ausgelegt. Wir bekommen sie nicht unter 15 Grad. Das Truma-Bedienteil würde es mitmachen (kleinste Temperatur 5 Grad), aber das übergeordnete (neue) Panel von VW will nicht unter 15 Grad. So surrt der Lüfter laut, und es ist viel zu warm.
Wäre ich Single oder würde nur ab und an zu zweit wegfahren, müsste ich ernsthaft nachdenken über den Grand California. Der Crafter ist eine tolle Fahrmaschine. Jetzt noch mal angeschärft, mit Travel-Assist und damit schon einer gut funktionierenden Teilstufe des autonomen Fahrens.
Unterschiede zwischen den Modellgenerationen
Der VW Grand California wurde im Detail erneuert. Vor allem seine Basis, der Crafter, hat sich spürbar verändert. Etwas weniger Leistung, dafür moderne Assistenzsysteme. Es gibt keinen Schalthebel mehr in der Mittelkonsole, sondern wie beim ID.Buzz einen Wahlhebel hinterm Lenkrad. Beim Campingausbau hat sich nichts am Grundriss getan, aber Details wie das neue Bedienpanel sind essenziell neu. Das schaut aus wie ein Smartphone und lässt sich auch per Handy-App bedienen. Ansonsten hilft der Umstieg von Hand- auf elektrische Feststellbremse nicht nur beim Drehen der Sitze, sondern per Hold-Funktion im Stau. Der Grundpreis: 82 000 Euro.